Härtetest für iPhone 3G

Demoliert und ins Säurebad geworfen

11.07.2008
Das Interesse am iPhone 3G ist riesig. In Großbritannien musste der Webshop von O2 schon gestern melden, dass er ausverkauft ist, obwohl der offizielle Verkauf in 22 Ländern erst heute beginnt. Die Hardcore-Technikfreaks unter den Apple-Fans sind vor allem neugierig auf das Innenleben des Smartphone und haben es deswegen sofort nach dem Kauf zerlegt.
Foto: Thomas Hafen

Heute ist der Tag des iPhone 2.0. Nach langem Warten kommt endlich ein Apple-Handy in die Läden, das ordentliche Übertragungsraten im Mobilfunk-Internet ermöglicht. Bis zu 7,2 Mbit pro Sekunde sollen durch den UMTS-Beschleuniger HSDPA auch unterwegs erreichbar sein. Das war eine der letzten Funktionen, die dem stilprägenden Smartphone von Apple bisher gefehlt hatten. Viel mehr ist deswegen auch nicht hinzugekommen in der neuen Hardware-Version. Lediglich der GPS-Empfänger ist ebenfalls neu, während der Prozessor wahrscheinlich immer noch derselbe ist, wie Geschwindigkeitsvergleiche mit der Vorgängerversion belegen. Der Verkauf startet in 22 Ländern gleichzeitig.

Sydney und Tokyo feiern iPhone 3G Verkaufsstart

Die ersten genauen technischen Details werden aus Neuseeland kommen. Dort haben Technikexperten das erste kurz nach Mitternacht gekauft, während es in Deutschland noch kurz nach 14 Uhr des Vortages war, und sofort in seine Einzelteile zerlegt. Seitdem berichten sie in einem Live-Blog über ihre Erkenntnisse. Erste Meldung: Die Batterie kann nach dem Öffnen leicht herausgenommen werden, während sie beim Vorgängermodell noch fest verlötet war. Das macht Hoffnung auf einen leichten Austausch ohne dass man das ganze Gerät zu Apple schicken muss.

Als nächstes wollen die US-Blogger von TechOnline nach dem Verkaufsstart in den Vereinigten Staaten die misteriösen Mikrochips mit der Apple-Beschriftung enttarnen, indem sie die Plastikhülle mit einem Säurebad entfernen und die Prozessoren danach röntgen, um mehr über ihre eigentlichen Hersteller und technischen Daten zu erfahren. Apple verfügt ja erst seit April durch den Kauf von P.A. Semi über eine eigene Chip-Produktion. Die iPhone-Prozessoren kamen bisher von Samsung, ARM und Infineon, doch Apple möchte künftig selbst für das iPhone und den iPod entwickeln.

Mit der neuen Hardware ändert sich auch das Vertriebsmodell. Anders als beim Vorgänger gibt es das neue iPhone nicht nur in den Shops von T-Mobile, auch der Apple-Händler Gravis und Elektronik-Kaufhäuser wie Saturn oder Mediamarkt haben das iPhone in Deutschland im Angebot. Zu Schlangen vor den Läden dürfte es aber nicht kommen. Zumindest würde sich das nicht lohnen, weil die ausgelieferten Stückzahlen zu gering sind. Die Filialen der Debitel-Tochter _dug sollen fünf Exemplare bekommen, in größeren Kaufhäusern sollen es höchstens 20 sein.

Zum Start heizen Apple und die Mobilfunk-Provider den Hype mit einer Mengenbegrenzung an, erst ab August soll das Gerät in ausreichender Anzahl verfügbar sein. Es kann sich aber auch um ernsthafte Lieferschwierigkeite handeln, weil der Nachschub aus China stockt. In Großbritannien musste der Apple-Partner o2 bereits die weiße Fahne hissen: Der Webshop verkündete schon am Morgen, dass die iPhones ausverkauft sind. Auch in den Filialen sehe es schlecht aus, denn Apple könne nur einen Bruchteil der Stückzahlen liefern, die O2 bestellt habe.

Von der ersten iPhone-Generation hatte Apple nach eigenen Angaben sechs Millionen Geräte verkauft und allein in diesem Jahr sollen weitere zehn Millionen über den Ladentisch gehen. Die Zahlen klingen eindrucksvoll, sind aber immer noch Peanuts im Vergleich mit der Gesamtbranche, die jedes Jahr mehr als eine Milliarde neue Handys verkauft.

Ein wichtiges Stimmungsbarometer dürfte heute T-Mobile sein. Der Bonner Mobilfunkanbieter steht unter Druck, weil das iPhone bisher in Deutschland kein Verkaufsschlager war. Im November zeigte ein interner Bericht, wie enttäuscht T-Mobile von den Verkäufen ist. Deutschland lag damals im internationalen Vergleich auf dem letzten Platz, denn es waren gerade mal 70.000 iPhones in elf Wochen verkauft worden. Aus Österreich kamen später sogar noch schlimmere Zahlen: 8.000 iPhones in sechs Monaten bei T-Mobile.

In Großbritannien wurden dagegen in den ersten elf Wochen 190.000 Einheiten verkauft und weltweit zählte Apple von Oktober bis Dezember 2,3 Millionen verkaufte iPhones. Beim Verkaufsstart des ersten iPhone hatte T-Mobile Deutschland schon am Nachmittag stolz verkündet, dass sie 10.000 iPhones mit Vertrag in wenigen Stunden an die Kunden gebracht haben. Falls es heute keine ähnliche Jubelmeldung gibt, kann das nur als Fehlstart gewertet werden.

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