Nur für Reseller

Der CP-Wahnsinn der Woche - Alkohol, Frauentage, Kopfnuss & Co.

11.03.2011 von Thomas Hafen
Diese Woche mit Rückblicken, Gedenktagen, neuen Urteilen und sinnlosen Pressemitteilungen.

Der "Rückblick der Woche" dreht sich natürlich um die "Messe der Woche" der letzten Woche. Wie Sie ja sicher mitbekommen haben, war diese ein Sensationserfolg. Besonders die große Resonanz bei den Fachbesuchern erfreute die Aussteller: "Nur der Alkoholanteil in den ausgeschenkten Getränken war noch höher, hicks", sagte uns einer, der nicht namentlich genannt werden will.

Allerdings gab es auch kritische Stimmen. Es sei eine Schnapsidee, ausgerechnet in Chabarowsk eine Gartenmesse zu veranstalten, maulte unser Russland-Korrespondent: "Bei uns liegt zehn Monate im Jahr Schnee und in der restlichen Zeit sind wir damit beschäftigt, die verseuchte Erde in den Amur zu schippen." Für Gartenarbeit bleibe da sehr wenig Zeit, so unser Korrespondent weiter, der nach dem Interview überraschend eine längere Tschetschenien-Reise antreten musste.

Totgeschwiegen wurde der große Erfolg der "My Garden is my Pride" leider von den hiesigen Branchenverbänden. Nicht einmal der Bitkom, der nun wirklich zu allem und jedem eine Pressemitteilung herausgibt, äußerte sich.

Finden die CeBIT prinzipiell gut: Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer (r.). und Ernst Raue (l.)

Vielleicht waren alle zu sehr damit beschäftigt, sich die CeBIT 2011 schön zu, also zu kommentieren. Bitkom-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer - nie um einen schrägen Vergleich verlegen - nannte die CeBIT gar das "Davos der Hightech-Branche". Weil die Hightech-Branche so abschüssig ist wie die Schweizer Berge? Oder weil die Hotelzimmer in Hannover zur CeBIT-Zeit so viel kosten wie ein ganzes Chalet im eidgenössischen Nobelort? Wir wissen es wieder einmal nicht.

Auch Ernst Raue freute sich natürlich über den Riesenerfolg der CeBIT. "Über 500 CIOs internationaler Konzerne mit jährlichem Einkaufsvolumen von mehr als 50 Milliarden Euro kamen nach Hannover - so viele wie noch nie", sagte der Messechef. Auch der Anteil der Fachbesucher fand sein Gefallen: "80 Prozent der Gäste kamen aus beruflichem Interesse nach Hannover". Leider versäumte es Raue, diese Angabe mit dem Alkoholanteil in den Messegetränken zu korrelieren. Bilder von der Veranstaltung legen allerdings den Schluss nahe, dass die Deutsche Messe AG auch in diesem Bereich eine deutliche Steigerung vorweisen konnte:

Ist das Messechef Ernst Raue? Wir sind uns nicht sicher.
"Arrogante Anzugträger" nennt die Süddeutsche Zeitung die Messebesucher - na ja.
Voll jeck, aber ohne Zähne.
Karneval kann auch ästhetisch ansprechend sein.
Ok, ich nehme das mit dem ästhetisch ansprechend zurück.
Wer behauptet, im öffentlichen Sektor würden vor allem Pappnasen arbeiten, wird hier eines Besseren belehrt.
War das Partnerland nicht Türkei? Haben die wirklich eine Königin?
Er hat ja doch Zähne.
Jetzt reicht es so langsam ...
... mit den Faschingsbildern.
Ah, besser ...
... viel besser ...
... noch besser!
Sage noch jemand, die CeBIT hätte ihren Reiz verloren.

Explosionen, Hartz IV und eine Kopfnuss

Warnen Sie Ihre Kunden: Explodierende Märkte können irreparable Schäden verursachen.

Wo Rauch ist, ist auch Feuer und wo ein Feuerwerk stattfindet, da gibt es - richtig: Explosionen. Die "Explosion der Woche" ereignete sich allerdings gar nicht in der Nähe eines Feuerwerks sondern im Smartphone-Markt Westeuropas. Da haben die Osteuropäer wieder einmal Glück gehabt, werden Sie jetzt sagen. Doch die haben noch schwer mit der Nachfrage nach jungen Frauen zu kämpfen, die gegen gute Bezahlung leichte Haushaltstätigkeiten im benachbarten westlichen Ausland ausführen möchten. Die soll nämlich auch explodiert sein. Ob beide Explosionen zusammenhängen - wir wissen es wieder einmal nicht.

Frauen, die Karriere machen wollen, wirken manchmal etwas unentspannt.
Foto: Christian Toepfer

Damit sind wir schon und quasi nahtlos beim "Gedenktag der Woche": Passend zur närrischen Jahreszeit und zeitgleich zum Tanz der Münchner Marktweiber fand am Faschingsdienstag der Weltfrauentag statt. Wir werden keinen der drei Witze machen, die es zu diesem Thema gibt, sondern betonen unsere Empörung, dass es mit der Frauenquote immer noch nicht klappt. So gibt es nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung auf der Welt nur 3.425.794.000 Frauen, was einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von nur 49,6 Prozent entspricht. Hundert Prozent Frauen finden Sie dagegen in unserer Bildergalerie, die wir exklusiv für Sie und den Weltfrauentag zusammengestellt haben:

Das "Urteil der Woche" ist genau genommen gar keines, sondern nur eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Köln. Anders als das Urteil der vorvergangenen Woche ist es leicht zu verstehen: Hartz-IV-Empfänger dürfen nicht mehr Lotto spielen, weil sie "Spieleinsätze riskieren, die in keinem Verhältnis zu ihrem Einkommen stehen". Wer in Nordrhein-Westfalen dabei erwischt wird, einem ALG-2-Kunden einen Wettschein zu verkaufen, dem droht ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro.

Wie die Lottoannahmestellen das kontrollieren sollen? Wir wissen es nicht, finden diese Regelung aber prinzipiell gut. Wenn Hartz-IV-Empfänger nicht mehr wetten dürfen, profitiert auch der Fachhandel. Es bleibt nämlich nicht nur mehr Geld für Alkohol und Zigaretten sondern auch für einen zweiten oder dritten 50-Zoll-Plasma-Fernseher.

Sportwetten mit Hartz-IV-Empfängern sind nach Angaben von Welt Online übrigens nach wie vor erlaubt.

Während uns die Interpretation der einstweiligen Verfügung aus dem Kölner Karneval vor lösbare intellektuelle Herausforderungen stellte, verpasste uns LSI die "Kopfnuss der Woche", an der wir noch heute zu knacken haben. Bei der schwer verdaulichen Schließfrucht handelt es sich um ein Zitat von Abhi Talwalkar, Präsident und CEO des Unternehmens, das dieser anlässlich des Verkaufs der Engenio-Sparte an NetApp verlauten ließ. Das Original lautet wie folgt:

Sagt irgend was von einer Pipeline, die er auf einer Rampe bauen will: Abhi Talwalkar, Präsident und CEO, LSI
Foto: LSI

"We […] are well positioned at the forefront of a strong pipeline of design win ramps that we expect to drive top line growth".

Wir fühlen uns außerstande, dieses Zitat zu übersetzen, und sind dringend auf Ihre Mithilfe angewiesen. Sachdienliche Hinweise, die uns helfen könnten, irgendeinen Sinn in diesem Satz zu finden, bitte an bullshit@channelpartner.de

Vergebliche Pressemitteilugen und echte Avatare

Muss man sich Sonderlocken etwa so vorstellen?

In unserer neuen Reihe "Pressemitteilungen der Woche, dies es leider nicht in den Newsletter geschafft haben", küren wir folgende Beiträge (wobei wir uns bewusst sind, dass sie es nun doch irgendwie in einen Newsletter geschafft haben):

"ERP-Contest: Sonderlocken - im Standard gelöst"

Wird sind in dem Thema nicht so drin und denken bei Sonderlocken, die sich im Standard auflösen, eher an "Germany’s Next Top Model". Leider hilft uns der Text der Pressemitteilung nicht die Bohne weiter:

"Der ERP Contest - veranstaltet von der GPS Gesellschaft zur Prüfung von Software mbH in Kooperation mit MQ result consulting AG - geht in die nächste Runde: Auch 2011 stellen sich wieder acht Enterprise Ressource Planning (ERP)-Systeme dem kritischen Urteil der Anwender. Jeder Anbieter muss innerhalb von drei Stunden das gleiche, praxisnahe Szenario an Geschäftsprozessen bestmöglich umsetzen und live präsentieren. Im Fokus stehen die gegenwärtig wichtigsten Anforderungen an ERP-Lösungen: die Anbindung von mobilen Endgeräten, die Flexibilität im Hinblick auf die Individualisierung der Prozesse sowie die Standardisierung für die Einbindung von Subsystemen. Die jeweiligen Vorraussetzungen basieren auf aktuellen Alltagssituationen in Unternehmen."

Hallo! Wieder aufwachen!!! So schlimm ist der Text nun auch wieder nicht.

Textlich einwandfrei, dafür sachlich haarscharf an der Relevanz vorbei, ist folgende Meldung:

"Barclay Technologies mit neuem Distributionspartner für Afrika"

Die Absenderin gibt selbst zu, dass das den Channel in Deutschland "nur indirekt" betrifft. Wir meinen: eher gar nicht.

Alles richtig gemacht hat dagegen dieser Versender:

"TRUBIQUITY EXPANDIERT IN JAPAN - PARTNERSCHAFTSVEREINBARUNG MIT SUMISHO COMPUTER SYSTEMS CORPORATION (SCS)"

Her stimmt nicht nur die Relevanz, auch die Darstellung ist auf der Höhe der Zeit. Die Betreff-Zeile von Pressemitteilungen MUSS NÄMLICH IMMER!!! IN VERSALIEN!!!! SEIN. Warum wir trotzdem nichts darüber geschrieben haben? Wir wissen es wieder einmal nicht.

Falls Sie selbst einmal eine Pressemitteilung planen, empfehlen wir Ihnen den Leitfaden von Dr. Michael Spehr. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Avatar oder echt? Wir wissen es nicht.

Nicht als Pressemitteilung erreichte uns die Nachricht über die "Forschung der Woche". Microsoft, so heißt es da, sei kurz davor, fotorealistische 3D-Avatare produzieren zu können. Der Anwender muss nur ein bisschen vor einer Webcam herumzappeln und schon erstellt das Programm ein digitales Abbild des echten Users.

Wir sehen diese Entwicklung mit großer Sorge. Wer, bitte schön, möchte in World of Warcraft statt edlen Feen, mächtigen Zauberern und tapferen Rittern, pickligen Nerds mit fettigen Haaren begegnen, die mit ihren schmächtigen Ärmchen kaum die Streitaxt halten können?

Wir finden, Microsoft sollte eher daran arbeiten, wie sich ein am Computer entworfener Avatar dem realen Nutzer überstülpen lässt. Dann könnten wir uns endlich auch bei Germany’s Next Top Model bewerben, statt immer nur bei Schwiegertochter gesucht mitmachen zu müssen.

Die ChannelPartner-Redaktion wünscht Ihnen ein schönes Wochenende. Lassen Sie die Finger von Sportwetten - das können Sie sich als Händler gar nicht leisten. Misten Sie lieber mal den Keller aus, Müll ist nämlich echt wertvoll! (haf)