Der erste iPhone-Test

06.07.2007 von Sebastian Hirsch
Unsere Schwesterpublikation Macwelt konnte das iPhone bereits im Januar 2007 auf der Macworld Expo in San Francisco testen. Hier die Zusammenfassung der ersten Eindrücke.
Foto: Apple

Hält man das iPhone zum ersten Mal in der Hand, beschleicht einen das Gefühl, etwas zu halten, das ein Besucher aus der Zukunft versehentlich hat liegen lassen. Es ist ähnlich fremd wie ein Faustkeil aus der Steinzeit – beides gehört eigentlich nicht in diese Zeit. Beim iPhone liegt das an der völligen Reduktion auf das Wesentliche: Ein Knopf und ein Bildschirm – nichts deutet auf die Funktion des Gerätes hin. Während andere Geräte ihre Funktion in ihrem Äußeren widerspiegeln, sei es durch Lautsprecher und Mikrofon, durch Tastatur oder Zahlenblock, verrät das iPhone nicht, was es ist. Ähnlich den magischen Gegenständen aus Science-Fiction- und Fantasy-Filmen offenbart das iPhone seine Natur erst, wenn man es zum Leben erweckt. Dann beginnt der Bildschirm zu leuchten und, nach dem Freischalten, das Innere des iPhone preiszugeben.

Eingabegerät: Finger

Schon beim Freischalten bedient man sich des einzigen Eingabegerätes, das das iPhone akzeptiert – des Fingers. Keine Tastatur, kein Stift, kein Scrollrad. Da alle Eingabeelemente per Software auf den Bildschirm gebracht werden, kann man sich stets mit einem Finger behelfen, was auch ganz erstaunlich gut funktioniert.

Zum Freischalten erscheint auf dem Bildschirm ein Schieberegler, den man von links nach rechts bewegt. Erst jetzt kann man das iPhone bedienen, was vor versehentlichem Einschalten schützt. Dank Schattenwurf und 3D-Effekten erschließt sich beim Schieberegler auch sofort, was zu tun ist. Obwohl er nur „virtuell“ auf dem Bildschirm erscheint, lässt er sich bedienen wie ein „echter“. Und während man mit dem Finger an dem Schieberegler „zieht“, ahnt man schon, warum Apple nach eigenen Angaben über 200 Patente auf iPhone-Technologien angemeldet hat. Der Regler folgt den Fingerbewegungen so exakt und ohne Zeitverzögerung, dass man schon hier den Apple-Ingenieuren den hohen Entwicklungsaufwand glaubt.

Techie war gestern

Gleich nach dem Einschalten zeigt das iPhone, dass es mehr sein will als ein schnödes Mobiltelefon. Wo Handys im besten Falle mit einem Hintergrundbild, einigen fitzeligen Icons und grauer Schrift auf bläulichem Hintergrund aufwarten, glänzen beim iPhone von Mac-OS X bekannte bunte Icons auf schwarzem Hintergrund. Am unteren Rand des Bildschirms finden sich die vier Hauptfunktionen Telefon, Mail, Internet und iPod, darüber weitere wie SMS, Kalender, Notizbuch, Kamera und so fort.

Das iPhone als MP3-Player: Ende des Scroll-Rades

Es hat den iPod berühmt gemacht, nun schicken es die Apple-Entwickler aufs Altenteil. Das Scroll-Rad, mit dem man in Sekunden selbst umfangreichste Musikbibliotheken durchforstet, ist beim iPhone Geschichte. Doch Apple wäre nicht Apple, hätte man nicht einen Ersatz parat. Im iPhone kann man seine Listen (neben Musik auch Adressen, Termine und ähnliches) mit dem Finger nach oben und unten schieben, was an sich nichts Ungewöhnliches ist. Wischt man aber mit dem Finger von oben nach unten oder von unten nach oben über das Display, dann gewinnt jede Liste ein Eigenleben und läuft in der Richtung nach wie die Oberfläche eines Schwungrades. So können lange Listen mit mehreren Schwüngen durchlaufen werden, was erstaunlich schnell vonstatten geht. Ist man ungefähr im richtigen Bereich angelangt, stoppt man die Bewegung mit dem Finger, zieht noch etwas nach, und landet so sehr einfach und schnell beim gesuchten Titel. Ein Tippen mit dem Finger öffnet das Album oder spielt den Song ab.

Überblick: Dank des großen Displays zeigt das iPhone Inhalte einer Liste sehr übersichtlich an.
Foto: Apple

Visuelle Feinheiten

Benötigt man für einen MP3-Player wirklich einen 3,5-Zoll-Bildschirm? Vielleicht nicht unbedingt – aber Apple zeigt, dass es schön ist, einen zu haben. Die Listen sind wesentlich besser zu lesen als an bisherigen iPods, über Navigationsknöpfe unterhalb der Listen wechselt man schnell zwischen Wiedergabelisten, Künstlern, Songs und Videos. Das geht angenehm schnell, ist aber noch nicht alles.

Cover-Flow: Im Querformat zeigt das iPhone CD-Cover wie iTunes an. Cooler blättert man in keinem MP3-Player durch seine Musik.
Foto: Apple

Spielt man ein Lied ab, erhält man das Album-Cover in extra großer Ansicht, was auch nett ist. Richtig cool wird es aber, wenn man das iPhone einmal um 90 Grad dreht, also in die Queransicht versetzt. Dann schaltet das Display automatisch um und liefert eine Ansicht aller Alben, wie man sie von Cover-Flow aus iTunes kennt. Spätestens hier stellt sich wieder die Magie des iPhone ein: Mit dem Finger flippt man durch die Alben, lässt sie von links nach rechts oder umgekehrt an sich vorbei laufen, sucht eines aus, tippt es an und wählt ein Lied daraus aus. So lässig hat man noch nie auf einem MP3-Player Musik ausgewählt.

Video-Player: Zwar begrenzen Speicherplatz und Akku-Laufzeit das TV-Vergnügen – für die Serienfolge in der U-Bahn reicht es aber.
Foto: Apple

Der „echte“ Video-iPod

Lange gefordert, nun (fast) Realität – der erste „echte“ Video-iPod von Apple ist das iPhone. Echt zumindest insofern, als das iPhone ein großes Display hat und Videos so im Querformat in halbwegs angenehmer Größe abspielt. Wer schon jetzt Videos am iPod betrachtet, wird das neue Display riesig finden. Wer lieber Mac oder TV verwendet, wird es immer noch für viel zu klein halten. Zumal das iPhone, entgegen Apples Bezeichnung als „Widescreen iPod“, kein echtes Widescreen-Format bietet. Dieses trägt nämlich ein Seitenverhältnis von 16:9, das iPhone verfügt aber über ein Verhältnis 15:10. Das bedeutet, dass man bei Spielfilmen entweder rechts und links etwas abschneiden oder oben und unten mit schwarzen Rändern leben muss. Ein weiteres Problem ist der für Videos recht magere Speicher. Beim „kleineren“ Modell müssen sich die Filme 4 GB Speicher mit Betriebssystem, Musik und allen anderen Daten teilen – für mehr als einen Spielfilm oder zwei TV-Serienfolgen wird es da kaum reichen. Und noch ein limitierender Faktor kommt hinzu. Für 7 Stunden Video soll der Akku des iPhone laut Apple reichen, erste Anwender in den USA berichten bereits über kürzere Laufzeiten. Möchte man nicht ohne Telefon dastehen, sollte man nicht zu viele Spielfilme hintereinander ansehen.

So eignet sich das iPhone zwar nicht als vollwertiger Video-Player, für die TV-Serienfolge in der U-Bahn ist er aber allemal gut. Wer mehr möchte, muss wohl auf die nächste Generation festplatten-basierender iPods warten.

Mehr als ein Telefon

Um mit dem iPhone einen Anruf zu tätigen, benötigt man meist nur wenige „Klicks“ mit der Fingerspitze. Einmal auf den Telefonknopf tippen, aus der Kontaktliste den gewünschten Partner aussuchen, auf das Feld mit der gewünschten Nummer tippen, und das wars auch schon. Dank des großen Displays geht dies in Sekundenschnelle, entnervtes x-maliges Betätigen einer Pfeiltaste auf der Handy-Tastatur ist Vergangenheit. Wer sein Adressbuch am Mac gut führt, wird auch am iPhone seine Freude haben, denn es werden sämtliche Kontaktdaten samt Bildern übernommen und sehr übersichtlich am iPhone dargestellt. Ist einmal eine Nummer nicht eingespeichert, kann man sich auch einen Ziffernblock einblenden lassen und so „per Hand“ wählen.

Alles parat: Während eines Telefonats zeigt das iPhone verschiedene Zusatzfunktionen an.
Foto: Apple

Ist der Kontakt zustandegekommen, erscheint auf dem Display ein Kontextmenü, optisch erinnernd an ein Widget aus Mac-OS X 10.4, in dem man Freisprechen aktivieren, einen zweiten Anruf tätigen, den Anrufer in die Warteschleife schicken und zwei Anrufer zu einer Konferenz zusammenschalten kann.

Damit man mit dem iPhone auch ganz normal telefonieren, sprich, es ans Ohr halten kann, hat Apple einen Mechanismus eingebaut, der das Display ausschaltet, sobald man es ans Ohr hält. Das iPhone enthält einen Bewegungssensor, mit dem es die horizontale beziehungsweise vertikale Ausrichtung bestimmt, und einen Lichtsensor, mit dem es die eigene Display-Helligkeit ans Außenlicht anpasst. Aus der Kombination von Bewegung und Verdunklung bemerkt es das iPhone, wenn man es ans Ohr hält.

Voicemail und SMS

Zur Standardausstattung eines Mobiltelefons gehört neben dem Telefonieren auch die SMS- und Voicemail-Funktion. Bei letzterem hat Apple zusammen mit AT&T eine spezielle Funktion erdacht. AT&T liefert Voicemails in den USA als einzelne Informationen aus, sprich, man erhält eine Nachricht, dass eine Voicemail vorliegt, von wem sie ist und wann man sie erhalten hat. Voicemails lassen sich einzeln abrufen, man muss also nicht mehr seine komplette Sprachbox abhören, wenn nur Anruf Nummer fünf interessiert. Wenn das iPhone nach Europa kommt, wird sich zeigen, ob es Apple auch hier gelingt, passende Anbieter mit dieser Technik zu finden.

Um eine Sprachnachricht abzurufen, tippt man im iPhone nur auf das Telefon-Icon, das die Anzahl der neuen Nachrichten mit einem kleinen Zusatz-Icon anzeigt. Es erscheint eine Liste mit den Nachrichten, man tippt auf eine, und das iPhone spielt die betreffende Nachricht ab – so einfach kann Voicemail sein.

In punkto SMS hat sich Apple der Tatsache angenommen, dass Handy-Kurznachrichten immer mehr für kleine Unterhaltungen genutzt werden. Konsequenterweise werden SMS-Nachrichten im iPhone als Sprechblasen angezeigt, vergleichbar den Chat-Boxen in iChat. Und wie es sich für ein Apple-Telefon gehört, sind die Nachrichten auch nicht grau in grau, sondern schwarz auf poppig-bunt, eben wie in iChat.

Pseudo-Chat: Sieht aus wie iChat, ist aber die Form, wie man am iPhone per SMS kommuniziert.
Foto: Apple

Sehr präzise Texteingabe

Wer es auf einem Handy-Zahlenblock schon zu wahren SMS-Tipprekorden gebracht hat, wird am iPhone wenig Gefallen finden. Wer hingegen immer noch seine Schwierigkeiten mit dem SMSen hat und eine Tastatur bevorzugt, für den wird sich mit dem iPhone die Welt der Handy-Kurznachrichten endlich öffnen. Da auch am iPhone der Platz für eine Tastatur sehr begrenzt ist und Apple es den Anwendern nicht zumuten möchte, das iPhone beim Tippen ins Querformat zu drehen, haben sich die Ingenieure etwas Besonderes einfallen lassen.

Am Bildschirm des iPhone erscheint eine normale Schreibmaschinentastatur, wenn man Text eingeben will. Hier sind die Tasten entsprechend klein, aber noch gut zu erkennen. Bewegt man nun seinen Finger über einen Buchstaben, dann vergrößert sich dieser in Sekundenbruchteilen noch bevor man tatsächlich den Bildschirm berührt hat. Die Größe des Buchstaben entspricht dann in etwa der Größe der Fingerkuppe, so dass man nicht mehr daneben tippen kann. Da zudem das Touchscreen sehr genau arbeitet, gelingt es in kürzester Zeit, fast fehlerlos und halbwegs schnell zu tippen.

Texteingabe: Bewegt man einen Finger über die Screen-Tastatur, vergrößern sich die Buchstaben automatisch.
Foto: Apple

Wer nicht jeden Buchstaben eines Wortes eingeben mag, für den hält Apple noch eine dritte Technik bereit. Alle Texteingaben werden automatisch mit einem Wörterbuch abgeglichen. Dieses macht während der Eingabe Vorschläge aus dem Wörterbuch, die man nur per Tastendruck bestätigen muss. In unserem Selbstversuch jedenfalls gelingt uns die Eingabe sofort und fast fehlerfrei – und das, ohne vorher auch nur einmal geübt zu haben.

Fehlende Standards

Adressen verwalten, telefonieren, makeln, Kurznachrichten verschicken, Mailbox abhören – das alles funktioniert mit dem iPhone in bisher nicht gekannter Einfachheit. Ein Blick unter die Haube offenbart allerdings ein paar Schwachpunkte. Der größte mag sein, dass Apple mit dem iPhone keine Sprachdienste über eine Datenleitung zulässt. Zwar unterstützt das iPhone den WiFi-Standard 802.11g, allerdings nur, um Daten zu übertragen. Das hat zur Folge, dass man für Gespräche immer die Telefondienste des Anbieters in Anspruch nehmen muss. Da es technisch kein Problem wäre, Sprachdienste (VoIP) über WiFi zuzulassen, steckt in den USA sicher der Vertrag mit dem Anbieter AT&T dahinter, der nicht möchte, dass man an einem WiFi-Hotspot gratis über VoIP telefoniert (wie dies andere Mobiltelefone bereits können).

Eine weitere Schwäche besteht darin, dass das iPhone lediglich die Mobilfunkstandards GSM und Edge unterstützt. Dass das iPhone hierzulande auch UMTS beherrschen wird, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Und noch ein Manko besitzt das iPhone. So soll es nicht möglich sein, das iPhone über Bluetooth als Modem zu nutzen – bei moderneren Mobiltelefonen eigentlich eine Standardfunktion.

Freie Provider-Wahl?

Heikel ist auch die Frage, wie es Apple mit den Mobilfunkbetreibern halten wird. In den USA wird das iPhone exklusiv über den Provider AT&T zu haben sein, und das auch nur bei Abschluss eines 2-Jahres-Vertrags. Dies ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass Cingular einigen Entwicklungsaufwand für iPhone-Dienste getrieben hat. Wie das in Europa aussehen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Hier gibt es keinen einzelnen Partner, der ganz Europa abdecken kann, Apple muss sich mit mehreren regionalen Anbietern zusammensetzen. Nach aktuellen Informationen der Financial Times überlegt Apple, mit den Marktführern in den jeweiligen Ländern zusammenzuarbeiten. Das ist in Deutschland T-Mobile, in Frankreich hat Orange und in Großbritannien die Telefonica-Tochter O2 die meisten Kunden. Mit wem sich Cupertino in ein Boot setzt und wie die Bedingungen dann aussehen werden, ist derzeit jedoch noch offen.

Internet, E-Mail und mehr

Auf keinem anderen Gebiet sind selbst modernste und teuerste Mobiltelefone so unterbelichtet wie beim Thema Internet und Kommunikation. Grauslige, textbasierte WAP-Dienste werden als High-Tech-Internet-Zugang verkauft, Mails kommen, wenn überhaupt, als zerhackte Hieroglyphen-Fragmente an, und wehe, man versucht, selber eine Mail zu verschicken. Mit dem iPhone will Apple das alles viel besser machen – und macht es auch.

Browser: Ein auf Safari beruhender Webbrowser ist im iPhone eingebaut. Er zeigt ganz normale Webseiten an.
Foto: Apple

Echtes Surfen

Milliarden haben Mobilfunkbetreiber hierzulande in den UMTS-Ausbau gesteckt – und wundern sich immer noch, warum das schnelle Mobilfunknetz kaum jemanden interessiert. Mit dem iPhone dürfte es ihnen klar werden. Auf einem herkömmlichen Telefon ist im Internet nämlich nicht viel zu holen. Zu klein das Display, zu langsam die Prozessoren – für mehr als textbasierte WAP-Dienste taugt bislang kein Handy.

Unterwegs seine Lieblingswebseiten anzusurfen, auch ohne dass diese einen WAP-Dienst anbieten, ist mit dem iPhone dagegen kein Problem. Ein vollständiger Internet-Browser, beruhend auf Safari, verrichtet im iPhone seinen Dienst, und das vergleichsweise große Display zusammen mit speziellen Vergrößerungstechniken machen es möglich, dass praktisch alle gängigen Websites auf dem iPhone dargestellt werden.

Der Weg ins Internet ist am iPhone schnell bereit. Man tippt lediglich auf das Internet-Icon am unteren Bildschirmrand, und schon baut das iPhone die Verbindung zur eingestellten Homepage auf. Zwar darf man sich keine Geschwindigkeitswunder erwarten, doch der Aufbau der Apple-Seite klappt in unseren Versuchen recht fix. Und auch sonst geht es fast wie gewohnt weiter. Tippt man auf eine Stelle der Seite, vergrößert sich der entsprechende Seitenausschnitt. Tippt man in der Vergrößerung auf einen Link, lädt sich die entsprechende Seite. Dank des 160-ppi-Bildschirms kann man auch normale Schrift gut erkennen, zum Lesen empfiehlt sich aber die Vergrößerung. Der Browser versteht sich auf Hoch- und Querformat, so dass man bei breiteren Texten das iPhone nur quer halten muss, um alles erkennen zu können.

Unterhalb des Browserfensters gibt es eine Leiste, in der Knöpfe für vorwärts und zurück und für Lesezeichen untergebracht sind. Eine gut geführte Link-Liste erleichtert das Leben, ansonsten muss man, nach einem Tippen auf das Adressfeld im Browser, die gewünschte Seitenadresse per Hand eingeben.

Unterstützte Standards

Das iPhone stellt PDF-Dokumente dar und kann mit Bildern in den Formaten JPEG, GIF sowie TIFF umgehen. Zudem liest das Handy Word- und Excel-Dokumente. Änderungen an den Dokumenten sind aber nicht möglich. Die meisten Internetseiten betrachtet man dank der mobilen Safari-Variante wie gewohnt, Probleme machen nur Inhalte, die auf Java oder Flash basieren: Beides unterstützt das Apple-Handy derzeit nicht, wenn auch Apple bereits an einem Flash-Plugin für den iPhone-Browser arbeiten soll.

Mobile Mails

Sie sind derzeit Managers Liebling: Blackberrys, die mobilen Telefone des kanadischen Herstellers Research in Motion (RIM), erfreuen sich größter Beliebtheit, sind sie doch in der Lage, E-Mails ohne aufwendigen Serverabgleich direkt auf dem Endgerät zu empfangen. Push-Mail nennt sich der Service, da Mails nicht extra geholt sondern zum Handy geschickt werden. Blackberrys verfügen über kleine Tastaturen und ähneln traditionell eher einem Taschenrechner als einem Telefon.

Mail: Fast wie das Mail-Programm von Mac-OS X: Bilder zeigt das iPhone in der Mail an..
Foto: Apple

Mit dem iPhone bietet Apple nun zusammen mit Yahoo ebenfalls einen Push-Service an und will die Technologie so in den Massenmarkt bringen. Das Ergebnis ist, dass es sich recht komfortabel mit dem iPhone mailen lässt. Mails kommen direkt auf das iPhone, man muss sich nicht an einem Server anmelden oder ähnliches. Ein kleines Zusatz-Icon am Mail-Symbol zeigt an, wie viele Mails man bekommen hat, mit zweimaligem Tippen hat man die Mail zum Lesen geöffnet.

Eine Mail zu verschicken ist ähnlich einfach: Es genügt schon, aus dem Adressbuch den Adressaten herauszusuchen und auf die Mail-Adresse zu tippen, schon legt das iPhone eine Mail an den Adressaten an. Man gibt Betreff und Text ein, verschickt die Mail, und fertig.

Da Mail auf die HTML-Engine von Safari zugreift, ist es mit dem iPhone auch möglich, HTML-Mails zu empfangen und korrekt angezeigt zu bekommen. Ebenso zeigt das iPhone Anhänge wie Bilder korrekt an und verschickt Bilder auch. Zumindest vorerst ist die Push-Mail-Funktion auf den Mail-Service von Yahoo beschränkt. Ob sich der Service später einmal mit anderen Diensten wird nutzen lassen, ist zwar zu vermuten, anfangs muss man sich aber zusammen mit seinem iPhone auch eine Mail-Adresse bei Yahoo zulegen.

Straßenkarten: Zwar fehlt ein GPS-Modul, die Straßenkarten von Google Maps gibt es aber im iPhone.
Foto: Apple

Orientierung: Straßenkarten und Stadtpläne

Apple kooperiert nicht nur mit Yahoo beim Push-Mail-Service, auch Yahoos ärgster Konkurrent Google sitzt mit im iPhone-Boot. Die Google-Suche ist wie bei der Mac-Version im iPhone-Browser integriert, auch Google Maps und Google Earth wird es in einer iPhone-Variante geben. So ist es möglich, sich am iPhone Straßenkarten seiner Umgebung anzeigen zu lassen, nachdem man seinen Standort angegeben hat. Ein GPS-Modul, das den eigenen Standort automatisch bestimmt, enthält das iPhone nicht. Dennoch – wer unterwegs ist und Straßenschilder lesen kann, ist mit den Karten von Google schon gut bedient.

Interessant für den Globetrotter ist auch die Option, sich Geschäfte, Sehenswürdigkeiten und ähnliches auf den Bildschirm zu holen. Das nächste Kaffeehaus ist damit schnell gefunden, ebenso die U-Bahn-Haltestelle oder der Apple-Store. Und wer sich seine Umgebung lieber erst einmal aus der Vogelperspektive anschauen will, der erhält auf Knopfdruck ein Satellitenbild des aktuellen Kartenausschnitts.

Widgets für das Internet

Neben den Straßenkarten hat das iPhone noch zwei andere nützliche Internet-Funktionen eingebaut. Zum einen ist dies das von Mac-OS X bekannt Wetter-Widget, das auf Knopfdruck die Wettervorhersage für fast jeden Ort der Erde liefert. Schon jetzt erfreut es sich am Mac größter Beliebtheit, am iPhone ist es natürlich ebenso gut zu gebrauchen. Wer sein Aktien-Portfolio ständig im Blick haben möchte, wird sich auch über das Modul freuen, das ausgewählte Aktienkurse anzeigt. Auch hier genügt ein Fingertippen auf das Aktien-Icon, um die eingestellten Kurse abzufragen.

Zahlreiche Widgets sind in Zunkunft zu erwarten, erste Anwendungen für das iPhone gibt es bereits wie das Überwachungs-Tool für Administratoren von Ruon.

Digitale Bilder

Was wäre ein Handy ohne Kamerafunktion? Wohl unverzichtbar ist die Möglichkeit, mit seinem Mobiltelefon auch Bilder knipsen zu können – auch wenn die Qualität meist zu wünschen übrig lässt. Da gefällt uns die Verwaltung digitaler Bilder im iPhone schon wesentlich besser.

Vorsicht Kamera

Um es gleich vorwegzunehmen – sonderlich viel Mühe mit dem Kameramodul hat sich Apple beim iPhone nicht gegeben. Das Handy produziert bei unserem Test in einem abgedunkelten Raum ohne Tageslicht nur wackelige Bilder, wie man sie von Mobiltelefonen gewohnt ist. Allerdings fragt man sich auch, ob man wirklich mit einem Handy fotografieren muss. Die Mehrheit der Anwender findet das, und so hat Apple dem iPhone eine 2-Megapixel-Kamera spendiert, die nicht gerade durch modernste Technik besticht. Einen Blitz sucht man vergeblich, ebenso die Möglichkeit, Videos aufzunehmen – beides inzwischen selbst bei einfachen Mobiltelefonen zu haben. Hier hat sich wohl die Apple-Prämisse „Entweder gut oder gar nicht“ den Anforderungen der Marketing-Abteilung gebeugt. Auch die Kollegen der Macworld bemängeln die Fotoqualität des iPhone.

Trotz der Beschränkungen – ein technisches Highlight haben die Apple-Entwickler der Kamera spendiert. Dank des Bewegungssensors erkennt nämlich das iPhone, ob es im Quer- oder im Hochformat gehalten wird. Entsprechend kann es auch die mit der Kamera gemachten Bilder als Hoch- oder Querformat abspeichern. Lästiges Bilderdrehen, bei Digitalkameras üblich, entfällt.

Und noch eine Funktion lässt das Kameramodul des iPhone nützlich erscheinen. Hat man ein Bild aufgenommen, lässt es sich mit wenigen Finger-Klicks als Mail verschicken. Bild auswählen, aus dem Kontextmenü „Mail“ auswählen, den Adressaten aus dem Adressbuch raussuchen und schon ist das Bild per regulärer Mail auf dem Weg.

Mobile Fotoshow

Diashow: Ganz neu ist das Gefühl, am iPhone Bilder zu betrachten. Der im Vergleich zum iPod sehr große Bildschirm und die hohe Auflösung zeigen Fotos in ihrem besten Licht.
Foto: Apple

Auch wer sein iPhone nicht als Kamera verwendet – für die Fotofunktion wird sich wohl jeder schnell begeistern. Tippt man im iPhone auf den Button „Photos“, gelangt man zu seiner Liste der Fotoalben aus iPhoto. Wieder eine Auswahl weiter befindet man sich in der Fotoübersicht, aus der man einzelne Fotos auswählt oder sich die Liste als Diashow anzeigen lässt.

Man blättert durch ein Fotoalbum, indem man ein Foto mit dem Finger nach links oder rechts verschiebt. Einen besonderen Clou hat Apple für die Vergrößerung von Fotos eingebaut. Hier verwendet man zwei Finger beziehungsweise Daumen und Zeigefinger, die man auf das Bild legt und dann voneinander wegbewegt, so, als würde man an zwei Anfassern ziehen. Das Foto vergrößert sich und lässt sich, wiederum mit einem Finger, positionieren. Um das Bild zu verkleinern, schiebt man die beiden Finger einfach wieder zusammen.

Apple verwendet im iPhone erstmals eine neue Technologie namens Multitouch-Panel. Das ist ein berührungsempfindlicher Bildschirm, der mit mehreren Berührungen gleichzeitig zurecht kommt. Auch mehrere gleichzeitige Bewegungen kann das Display interpretieren, so dass es bei zwei Fingern anders reagiert als bei einem. Das Ergebnis ist so erstaunlich, dass man sich am iPhone erst einmal daran gewöhnen muss.

Tatsächlich ist das Aufziehen von Bildern die einzig wirklich erklärungsbedürftige Funktion am iPhone. Man kommt einfach nicht auf die Idee, zwei Finger zu verwenden, wenn man es nicht vorher gesehen hat. Hat man den Dreh raus, funktioniert es aber hervorragend. Wunderbar geeignet ist für das Betrachten von Fotos auch der Bewegungssensor. Er stellt Fotos immer richtig dar, egal, ob man das iPhone hoch oder quer hält. So kann man durch Wechseln der Ausrichtung Fotos immer bildschirmfüllend betrachten, was bei dem großen Display und der hohen Auflösung ein echter Genuss ist.

Telefon mit Zukunft

Das iPhone ist einfach und intuitiv zu bedienen, selbst vermeintlich komplizierte Funktionen gehen leicht von der Hand, und hat man einmal angefangen, mit Fingerschubsern durch Listen zu scrollen, mag man gar nicht mehr damit aufhören.

Natürlich hat das iPhone auch Limitierungen, bei der Technik (UMTS, VoIP), bei der Software (Chat, Videochat, Internet-Telefonbuch) und bei der Art, wie Software von Drittherstellern unterstützt wird. Auch mag man sich die Frage stellen, ob vier oder acht Gigabyte Speicher nicht zu knapp sind und die Akkulaufzeit wirklich für alle die schönen Funktionen ausreicht, die man unterwegs auch wird nutzen wollen. Dass Push-Mail nur mit Yahoo und nicht beispielsweise für Firmenaccounts genutzt werden kann, wird ebenfalls einige abschrecken, ebenso die Bindung an einen bestimmten Mobilfunkbetreiber. Und nicht zuletzt der hohe Preis mag selbst manch eingefleischtem Macianer Kopfschmerzen bereiten.

Das iPhone im Stresstest. Klick auf das Bild startet Video.

Was am iPhone aber so bestechend ist, ist das Konzept, das dem MP3-Video-Telefon-Internet-Mail-Gerät zugrunde liegt. Die Konzentration auf die Software, die alles möglich macht, was sich auf einem 3,5-Zoll-Bildschirm irgendwie abbilden lässt. Die einfache Benutzerführung erzeugt Lust statt Frust und zeigt endlich, warum man doch eines Tages UMTS wird nutzen wollen. Die Eleganz der Oberfläche, die beweist, dass smarte Phones nicht automatisch grau und hässlich sein müssen. All das erzeugt Lust auf mehr, und betrachtet man die Entwicklung des iPod, dann ist klar, dass das iPhone nur der Anfang ist. Viele Unzulänglichkeiten werden mit der Zeit abgestellt sein, viel Software wird hinzukommen, Akkus werden leistungsfähiger und Speicherbausteine mit höherer Kapazität lassen auch nicht mehr ewig auf sich warten.

iPhone – Ausstattung

Das iPhone im Überblick

Betriebssystem: OS X

Speicherplatz: 4 oder 8 GB

GSM-Standards: Quad-Band (850, 900, 1800, 1900 MHz)

Datenübertragung: WiFi (802.11b/g), EDGE, Bluetooth 2.0

Display-Größe: 3,5 Zoll, 8,89 Zentimeter diagonal

Auflösung: 320 mal 480 Pixel, 160 ppi (Punkte pro Zoll)

Kamera: 2 Megapixel

Anschlüsse: 3,5 mm Cinch, iPod-Connector

Akku: Bis 8 Stunden Sprechen / bis 6 Stunden Internet, bis 7 Stunden Video, bis 24 Stunden Audio (Angaben von Apple)

Größe: 115 x 61 x 11,6 mm

Gewicht: 135 Gramm

US-Preis: 499/599 US-Dollar für die 4-/8-GB-Version (bei 2-Jahres-Vertrag)

Verfügbarkeit: USA: seit 29. 6. 2007, Europa: Herbst 2007, Asien: Anfang 2008