IT-Budgets

Der Sparzwang regiert

19.11.2008 von Martin Bayer
Die Finanzkrise schlägt auf die IT-Abteilungen durch. Einer exklusiven Umfrage der COMPUTERWOCHE zufolge befürchtet über die Hälfte der IT-Verantwortlichen Budgetkürzungen.

Für die IT-Abteilungen brechen schwere Zeiten an. Die Finanzkrise und die daraus resultierende Unsicherheit macht den Firmen zunehmend zu schaffen. Den lahmenden Geschäften und drohenden Einbrüchen versuchen die Verantwortlichen durch Kostensenkungen zu begegnen. Auch die IT-Abteilungen werden ihren Teil zur Sparstrategie beitragen müssen, lautet die Prognose vieler Experten. Die COMPUTERWOCHE hat in einer exklusiven Befragung ihrer Leser erhoben, wie sie die Folgen der Finanzkrise für das eigene IT-Budget einschätzen. Das sind die Ergebnisse der Umfrage:

IT-Budgets - Zukunft ungewiss

In den IT-Abteilungen herrscht Unsicherheit, wie viel Geld künftig zur Verfügung stehen wird. Zwar stellt erst rund ein Viertel der befragten Unternehmen die IT-Budgets auf den Prüfstand. In 46 Prozent der Firmen steht diese Maßnahme noch nicht auf der Agenda. Der Rest der Befragten ist sich über die Folgen noch nicht sicher beziehungsweise hat keine Budgetverantwortung. Über die möglichen Folgen der Finanzkrise sind sich die IT-Leiter allerdings klar. 55 Prozent rechnen mit Kürzungen ihres Budgets, 44 Prozent gehen von einer Stagnation aus. Lediglich knapp ein Prozent der Antwortenden hofft infolge der Wirtschaftskrise auf steigende IT-Investitionen.

Kostenloser CW-Webcast: Tipps in der Krise

Angesichts der Finanzkrise wächst die Unsicherheit, wie viel Geld sich die Firmen für weitere IT-Investitionen noch leisten können. Analysten und Branchenbeobachter rechnen damit, dass die Sparmaßnahmen auch die IT-Abteilungen treffen werden. Gleichzeitig wachsen aber auch die Anforderungen an die IT, die Geschäftsprozesse in den Unternehmen besser zu unterstützen. Die meisten Abläufe sind heute ohne IT-Unterstützung kaum mehr denkbar. Um diesen Spagat zu schaffen, müssen die IT-Verantwortlichen ihren IT-Betrieb effizienter organisieren. Worauf es dabei ankommt, zeigt der kostenlose COMPUTERWOCHE-Webcast:

IT-Kosten in den Griff bekommen - so können Sie sparen und Ihren IT-Betrieb effizienter machen

Termin: Montag, 24. November 2008

Uhrzeit: 11:00 Uhr

Dauer: 1 Stunde

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Sparen - grundsätzlich möglich

Über die Hälfte der IT-Verantwortlichen rechnet damit, dass die Finanzkrise das eigene Budget schmälern wird.

Viele IT-Verantwortliche machen sich bereits Gedanken über die Folgen von Sparmaßnahmen. Über 60 Prozent der befragten Manager gaben an, ihre Systeme effizienter und kostengünstiger betreiben zu können. Knapp 28 Prozent der Antwortenden verneinten dies. Rund elf Prozent äußerten sich nicht dazu. Auch über die notwendigen Maßnahmen, wie sich IT-Kosten eindämmen lassen, gibt es bereits konkrete Vorstellungen. Favoriten sind die Konsolidierung der Hardwarelandschaft (56 Prozent) und die Optimierung des Softwarebetriebs beispielsweise durch den verstärkten Einsatz von Lizenz-Management-Tools (51 Prozent). Rund 30 Prozent der Befragten wollen Dienstleistungsverträge neu verhandeln. Andere Maßnahmen wie der Abschied von der eigenen IT stehen derzeit weniger zur Diskussion. Nur zehn Prozent der Manager denken daran, den IT-Betrieb ganz oder teilweise auszulagern, um Kosten zu sparen. Das IT-Personal zu reduzieren, um die Kosten zu senken, ziehen knapp 14 Prozent in Betracht.

Hausaufgaben für mehr Effizienz

Dabei werden die Anforderungen, die auf den IT-Abteilungen lasten, nicht leichter. Etwa 47 Prozent der IT-Manager zählen Produktivitätssteigerungen und Effizienzverbesserungen durch IT zu ihren größten Herausforderungen. Dazu müssen die Abteilungen auch an den eigenen Strukturen feilen. Über 42 Prozent der Befragten bezeichneten die Konsolidierung und Standardisierung der internen IT-Infrastruktur als eine der wichtigsten Aufgaben. Für 34 Prozent steht das Kosten-Management ganz oben auf der Agenda, und rund 30 Prozent nannten Virtualisierung als wichtiges Werkzeug für mehr Effizienz im eigenen Betrieb.

Die überwiegende Mehrheit der befragten IT-Manager gab an, die eigene IT effizienter betreiben zu können.

Mehr in die Zukunft gerichtete Überlegungen rücken dagegen in den Hintergrund. Für lediglich 15 Prozent der IT-Verantwortlichen stellen strategische Technologieentscheidungen derzeit eine große Herausforderung dar. Fast 58 Prozent wollen im Moment nicht über alternative IT-Konzepte wie Software a as Service oder Cloud Computing diskutieren.

Schlechte Aussichten für die IT-Budgets

Die Befürchtungen der von der COMPUTERWOCHE befragten IT-Verantwortlichen decken sich mit den Prognosen zahlreicher Analystenhäuser und Marktforschungsinstitute:

CIO Magazine (USA): In einer Umfrage Ende Oktober kündigten 40 Prozent der 243 interviewten CIOs an, im kommenden Jahr mit einem geringeren IT-Budget auskommen zu müssen. Im März lag diese Quote noch bei 17 Prozent, im Juli schon bei 26 Prozent. Weitere 34 Prozent der IT-Verantwortlichen gehen von einem gleich bleibenden IT-Budget aus. Auch dieser Anteil wuchs im Lauf des Jahres von 20 Prozent im März und 26 Prozent im Juli. Fast die Hälfte der CIOs hat bereits Projekte aufgeschoben, weitere 23 Prozent planen solche Maßnahmen. 64 Prozent der befragten Manager erklärten, sie hätten angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds jede Suche nach weiterem IT-Personal auf Eis gelegt. Andere 23 Prozent der Firmen hätten bereits begonnen, ihre Personaldecke im IT-Bereich auszudünnen. Der Anteil der CIOs, die einen Notfallplan in der Schublade haben beziehungsweise die daran arbeiten, falls sich die Situation weiter verschärfen sollte, erhöhte sich von 68 Prozent im Juli auf 77 Prozent im Oktober.

Datamonitor: Mehr als die Hälfte der weltweit rund 8000 befragten IT-Entscheider rechnet für 2009 mit einem im Vergleich zum laufenden Jahr stagnierenden IT-Budget. Rund 13 Prozent gehen davon aus, dass ihr Unternehmen weniger für IT ausgeben wird als noch 2008. Die Analysten registrieren damit bereits im vierten Jahr in Folge Kürzungen der Budgets. Dies deute darauf hin, dass die Bedenken im IT-Bereich weiter reichten als nur die jüngsten Probleme wegen der Finanzkrise. IT-Anbieter sollten sich hüten zu glauben, der Abwärtstrend sei nur eine Momentaufnahme.

Forrester Research: In einer weltweiten Umfrage unter 950 IT-Entscheidern gaben 43 Prozent an, sie hätten ihr IT-Budget angesichts der angespannten konjunkturellen Lage bereits gekürzt. Weitere 24 Prozent der befragten Manager äußerten, vorsichtig mit IT-Ausgaben umzugehen. Die Reaktionen auf die Finanzkrise fielen jedoch je nach Region und Branche sehr unterschiedlich aus, erläutert John McCarthy, Vice President von Forrester Research. Während in den USA 49 Prozent der Firmen planten, ihr IT-Budget zu kürzen, seien es in Europa nur 31 Prozent. Von der Krise profitieren könnten Forrester zufolge die Serviceanbieter. 45 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen erklärten, sie würden in Zukunft mehr Anwendungen auslagern. Allerdings würden die Firmen die damit verbundenen Kosten genauer prüfen, die Konditionen härter verhandeln und ihren Servicebedarf auf verschiedene Anbieter verteilen, um Abhängigkeiten zu vermeiden.

Auch Gartner kritisch

Mit der Finanzkrise wächst der Druck auf die IT-Abteilungen, ihre Kosten zu senken. Gleichzeitig sollen sie aber das Geschäft besser unterstützen. Gartner-Analyst Peter Wesche gibt Tipps, wie dieser Spagat zu meistern ist.

Gartner: Die Marktforscher haben ihre Prognose für die Entwicklung der weltweiten IT-Ausgaben im kommenden Jahr deutlich nach unten korrigiert. Ursprünglich waren sie davon ausgegangen, dass die weltweiten IT-Budgets 2009 gegenüber dem laufenden Jahr um 5,8 Prozent zulegen werden. Nun rechnen die Auguren bestenfalls noch mit einem Plus in Höhe von 2,3 Prozent. Im schlimmsten Fall schrumpfen die Ausgaben um 2,5 Prozent. Die Wachstumsprognosen differieren jedoch: Während die Spanne im europäischen IT-Markt von minus 0,8 bis plus 2,8 Prozent reicht, sagen die Auguren für Nordamerika ein Plus zwischen 3,4 und 5,3 Prozent voraus. Von einer Katastrophe wollen die Gartner-Analysten deshalb nicht sprechen. Es habe schon dramatischere Zeiten für die IT-Industrie gegeben, beispielsweise nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2001. Damals seien die IT-Ausgaben deutlich stärker eingebrochen.

Goldman Sachs: Anfang Oktober haben die Analysten ihre Wachstumserwartungen für die Entwicklung der US-amerikanischen IT-Ausgaben in diesem Jahr gesenkt. Auf Basis der vierteljährlichen Umfrage unter 100 IT-Entscheidern aus der Riege der Fortune-1000-Companies rechnet man nun im Vergleich zu 2007 mit einem Plus von vier Prozent für das laufende Jahr. Im Sommer lagen die Wachstumserwartungen noch bei sechs Prozent. 2007 hatten die IT-Budgets im Vergleich zum vorangegangenen Jahr noch um sechs Prozent zugelegt. Für 2009 rechnen die Experten mit einem weiteren Einbruch. Dann sollen die IT-Budgets im Vergleich zu 2008 um rund fünf Prozent gekürzt werden. Das wäre der stärkste Rückgang seit 2002. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase hatten die US-Anwender ihre IT-Ausgaben um neun Prozent zusammengestrichen. Weltweit sollen die IT-Ausgaben 2009 um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr schrumpfen.

IDC: Die Marktforscher von IDC haben ihre Wachstumsprognose für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) um die Hälfte gekappt. Nach einem Plus von sechs Prozent für das Jahr 2008 waren die Analysten ursprünglich auch für 2009 von einem Wachstum der IT-Ausgaben in Höhe von sechs Prozent ausgegangen. Nachdem die Auswirkungen der Finanzkrise immer weiter um sich griffen, hat IDC seine Prognose nun auf drei Prozent gesenkt. Vor allem die entwickelten Märkte in Westeuropa werde es treffen, hieß es. Hier taxieren die Experten das Wachstum auf nur noch ein Prozent, während die IT-Ausgaben in Zentral- und Osteuropa sowie im Nahen Osten und Afrika 2009 um neun Prozent im Vergleich zum laufenden Jahr zulegen sollen.

Fakten zur Umfrage

Die COMPUTERWOCHE wollte wissen, wie die IT-Verantwortlichen die Auswirkungen der Finanzkrise auf ihre IT-Budgets bewerten. An der Online-Befragung haben sich zwischen dem 5. und 12. November über 170 IT-Entscheider beteiligt.

  • Rund 60 Prozent stammen aus der IT-Abteilung.

  • 17 Prozent besetzen eine Position in der Geschäftsführung beziehungsweise dem Vorstand.

  • Elf Prozent kommen aus dem Vertrieb.

  • Die restlichen zwölf Prozent verteilen sich auf Positionen im Einkauf, dem Marketing und anderen Abteilungen.

  • Ein Viertel der Befragten arbeitet in Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten.

  • 13 Prozent sind in Firmen mit 500 bis 1000 Mitarbeitern beschäftigt.

  • Die übrigen befragten Manager verteilen sich zu gleichen Teilen auf Unternehmen mit 100 bis 500 Mitarbeitern sowie Firmen mit bis zu 100 Beschäftigten.

  • Knapp 46 Prozent der IT-Verantwortlichen bezeichneten den Stellenwert ihrer IT als strategisch. Projektbasiert nannten sie 25 Prozent, und knapp zehn Prozent identifizierten sich als Kostenstelle.