Gartner

Der Trend geht bald zu "Bring Your Own IT"

20.09.2012 von Thomas Cloer
Die Marktforschungs- und Beratungsfirma Gartner erwartet, dass "Bring Your Own Device" (BYOD) das Client-Computing in Unternehmen ähnlich revolutionär verändern wird wie einst die Einführung des PCs.

"Das macht nicht Halt bei 'Bring Deinen eigenen PC mit'", sagt der Gartner-Experte David Willis in einer Mitteilung. "Bring Deine eigene IT mit dämmert bereits am Horizont herauf. Sobald die neuen Geräte im Mix enthalten sind, werden die Mitarbeiter ihre eigenen Anwendungen, Collaboration-Systeme und sogar Sozialen Netzwerke mit in die Firma bringen." BYOIT als nächster Megatrend? Doch eine eher steile These angesichts dessen, was Gartner zuvor ausführt.

Zum Beispiel, dass BYOD-Programme für ein Unternehmen die Kosten senken können, dies üblicherweise aber nicht tun. Oder dass BYOD nicht für jede Firma oder jeden Mitarbeiter geeignet sei und sich abhängig von unter anderem Geographie, Branche und Unternehmenskultur höchst unterschiedlich über den Globus ausbreiten werde. Für die meisten Unternehmen sei es nicht möglich, ohne substanzielle finanzielle Investitionen und erhebliche Unterstützung aus den Chefetagen alle Mitarbeiter in ein BYO-Programm zu zwingen.

Gartner erwartet trotz dieser Hürden, dass wir in den nächsten Jahren wohl sehr erfolgreiche BYOD-Programme erleben werden (unter anderem schlicht der Tatsache geschuldet, dass die mobile Innovation aktuell im Consumer- und nicht im Business-Markt stattfindet). Viele Unternehmen würden BYO über die aktuellen Smartphones und Tablets hinaus auf PCs ausweiten. Und über den PC hinaus wiederum würden die Nutzer vermutlich neue Nutzungsszenarien für entstehende Gerätekategorien entdecken, die IT-Planer - genauso wie das beim iPad passiert ist - anfänglich nicht überreißen.

Die Zukunft der IT-Organisation
Mobility, ByoD, Big Data, Social Media und Cloud sind Paradigmen, die heute als Anforderungen aus dem Management und den Fachabteilungen auf IT-Organisationen einstürmen.
Milind Govekar, Gartner:
Manchmal werden IT-Verantwortliche sogar für die Kaffeemaschine verantwortlich gemacht.
Peter Burghardt TechConsult:
"IT-Verantwortliche haben sich durch ihre scheinbar einzigartige Kompetenz im Unternehmen eine Art ‚Unentbehrlichkeit‘ aufgebaut."
Rüdiger Gleba, Continental AG:
Rüdiger Gleba, Continental AG: und wie kriege ich jetzt die Verbindung hin zu den etablierten Lösungen?"
Matthias Ziegler von Accenture meint:
"Sobald Systeme integriert werden müssen, führt an der IT kein Weg vorbei."
Metasonic fragte ...
... im Auftrag der Software Initiative Deutschland e.V, warum Fachabteilungen sich an Cloud-Service-Provider wenden.
Andreas Zilch von Experton fühlt ...
... sich bei der Debatte um Fachabteilungen contra IT-Organisationen an frühere Zeiten erinnert: "Heutzutage passiert das, was ich Client-Server 2.0 nenne."
IDC fragte Unternehmen,
welche Vorkehrungen diese treffen, um Sicherheitsrisiken beim Einsatz von mobilen Geräten zu minimieren.
Bei der Frage,
wo eigentlich in Zeiten von Cloud die Firmendaten lagern, wurde in einer Varonis-Studie auch große Ahnungslosigkeit offenbar.
IDC befragte Unternehmen,
welche Strategie diese verfolgen, wenn sie sich dem Thema Cloud Computing widmen. Fazit: Cloud-Aktivitäten werden stark genutzt.
Matthias Kunisch,
Geschäftsführer des SaaS-Anbieters Forcont Business Technology GmbH, meint, die IT unterstütze das Business nicht nur, sie mache es in Teilen überhaupt erst möglich.
Axel Oppermann von Experton ...
... prägt den Begriff vom "disruptive Wettbewerbsfaktor des 21. Jahrhunderts". Disruptive Entwicklungen könnten bestehende Wertesysteme unterbrechen.
In einer Big-Data-Studie von BT ...
... wurde unter anderem erforscht, wie Massendaten entstehen und woher sie kommen. Zentrale Treiber für das Datenwachstum von außen sind: (siehe Grafik)
Auch in Unternehmen wachsen ...
... die Datenberge ständig. Grund hierfür sind: (siehe Grafik)
Carlo Velten, Senior Advisor bei der Experton Group:
"Die Herausforderungen des Datenwachstums müssen zuerst auf der Infrastrukturseite gemeistert werden."
Die BT-Studie ...
... zu Beweggründen, eine ByoD-Strategie zu verfolgen, ergibt deutliche Ergebnisse: Firmen versprechen sich u.a. Wettbewerbsvorteile, eine höhere Produktivität und eine verbesserte Flexibilität.
Erhard Klein, CIO von Winterhalter,
hat Bedenken wegen ByoD. Er sieht den "mündigen Mitarbeiter" noch nicht: ""Der User klickt doch auf alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist."
Social Media in deutschen Unternehmen:
Nach einer Bitkom-Untersuchung haben hierzulande vor allem kleine und mittelständische Unternehmen Nachholbedarf.
Udo Nadolski von Harvey Nash:
"Mobilität und Social Media zusammen sind Haupttreiber für die Umwälzungen von Organisationen."
Kaspersky Lab hat ...
... im Juli 2012 untersucht, welche Smartphone-Plattformen durch Malware am meisten gefährdet sind. Das Ergebnis ist eindeutig.
Bitkom-Vizepräsident Heinz-Paul Bonn meint,
dass kleine und mittelständische Unternehmen die Möglichkeiten von Social Media nicht konsequent nutzen.
Peter Ratzer, Deloitte:
"Mobility, Cloud, Social Media sind neue Anforderungen."
Arne Josefsberg, ServiceNow:
"CIOs von morgen sollten auch an den ganz großen Tischen im Unternehmen sitzen."

Zum jetzigen Zeitpunkt empfiehlt Gartner IT-Abteilungen jedenfalls, dem Aufkommen von BYOD zunächst mit einer Kombination aus Richtlinien, Software, Infrastruktur-Kontrollen und Weiterbildung und auf längere Sicht dann mit Application Management und passenden Cloud-Diensten zu begegnen. Policies müssten dabei mit der Rechts- und Personalabteilung abgestimmt werden angesichts ihrer möglichen Auswirkungen auf Steuern, Arbeit, unternehmerische Haftung und Mitarbeiter-Datenschutz. Gartner empfiehlt multinationalen Konzernen überdies, zunächst eine überall gültige Regelung zu finden und dann bei Bedarf wo nötig länderspezifisch anzupassen.