Heimatmarkt bleibt Zugpferd

Deutsche Telekom wächst weiter

07.11.2013
Die Deutsche Telekom bleibt dank des Booms in den USA auf dem Wachstumspfad. Mit der Neuaufstellung ihrer amerikanischen Mobilfunktochter haben die Bonner den Weg dafür freigemacht.

"Nach dem ausgezeichneten zweiten Quartal sind diese Zahlen ein weiterer Beweis unserer Stärke", sagte der scheidende Unternehmenschef Rene Obermann. In den Vereinigten Staaten sei dem Konzern eine Trendwende gelungen.
Die Zahlen wurden am Markt positiv aufgenommen. Analysten hatten mit weniger Umsatz und operativem Gewinn gerechnet. Da die US-Tochter bereits am Dienstag ihre Zahlen vorgelegt habe, sei der Überraschungseffekt nun ausgeblieben, sagte ein Händler. Zum Börsenstart lagen die Aktien mit knapp 1,4 Prozent im Minus. Seit Anfang September hatte das Papier in der Spitze fast 25 Prozent zugelegt.

Im dritten Jahresviertel konnten die Bonner noch etwas mehr zulegen als im zweiten Quartal, in dem der Konzern nach jahrelangen Rückgängen die Wende zu Umsatzwachstum geschafft hatte. Die Erlöse kletterten um sechs Prozent auf 15,5 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Doch auch ohne die Einbeziehung der Übernahme in den USA oder Wechselkurseffekten stieg der Umsatz noch um 2,4 Prozent.

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank im Zeitraum von Juli bis September um 2,6 Prozent auf 4,659 Milliarden Euro, was vor allem an Investitionen in die Kundengewinnung lag. Der Trend zeigt hier auch nach oben, im Zeitraum April bis Juni war der Rückgang noch stärker. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 588 Millionen Euro nach einem Verlust von 7 Milliarden im Vorjahr aufgrund von hohen Abschreibungen auf die US-Tochter.

Die Zahlen legte die US-Tochter bereits am Dienstag vor. T-Mobile US steigerte im Lauf des dritten Quartals die Zahl der Kunden um mehr als eine Million auf gut 45 Millionen. Die Zahl der besonders einträglichen direkten Vertragskunden wuchs dabei um 648.000. Ihre Prognose für das Kundenwachstum erhöhten die Amerikaner.

T-Mobile US hatte sich im Mai mit dem Wettbewerber MetroPCS zusammengeschlossen, um Löcher im Netz zu stopfen und besser mit den größeren US-Mobilfunkanbietern konkurrieren zu können. Anschließend buhlte die Telekom-Tochter mit neuen, vereinfachten Tarifen aggressiv um Kunden. Das Unternehmen schaffte die sonst üblichen Zuschüsse beim Handykauf ab und senkte im Gegenzug die Gebühren im In- und Ausland. Zudem bietet T-Mobile US nun auch Apples iPhone an.

Deutsche Telekom
Skandale, Krisen und Höhepunkte. Die Geschichte der Deutschen Telekom im Zeitraffer.
Berlin: Erstes Telefon von Siemens (1877)
Im Herbst 1877 wird zum ersten Mal mit einem „Apparat für die telegraphische Übertragung von sprachlichen oder anderen Tönen“ von Alexander Graham Bell in Berlin telefoniert.
Erste Telefonzelle (1904)
Erste Telefonzelle in Deutschland von Wilhelm Quante in Berlin
Erstes Autotelefon (1958)
Die ersten Autotelefone waren unhandlich. Sie wogen 16 Kilogramm. Das Hauptgerät befand sich daher im Kofferraum. Telefoniert wurde im A-Netz bis 1977.
Early Bird (1965)
Der erste kommerzielle Nachrichtensatellit „Early Bird“ ermöglicht es zum ersten Mal von Deutschland in die USA im Selbstwahlverfahren anzurufen.
Fräulein vom Amt
Das „Fräulein vom Amt“ vermittelte von Hand Telefongespräche in Fernsprechämtern. Im Frühjahr 1966 schloss in Uetze bei Hannover die letzte Handvermittlung der Deutschen Bundespost.
Tim Berners-Lee
Anfang der 90er entwickelte Tim Berners-Lee an der Europäischen Organisation für Kernforschung CERN die Auszeichnungssprache HTML (Hypertext Markup Language). Berners-Lee macht das Internet massentauglich.
D1 kommt (1992)
Das D1-Mobilfunknetz soll nach eigenen Angaben der Deutschen Telekom „nahezu abhörsicher“ sein. Es basiert auf dem GSM (Global System for Mobile Communications)-Standard. 1994 telefonieren etwa eine halbe Million Teilnehmer im T-D1-Netz.
Deutsche Telekom
Hauptsitz der Deutschen Telekom in Bonn.
Erster Börsengang der Deutschen Telekom (1996)
Ron Sommer bringt am 18. November 1996 die Deutsche Telekom erstmalig an die Börse. 1,8 Millionen Privatanleger zeichneten die Aktien zu einem Emissionspreis von 28,50 DM (14,57 Euro).
Robert T-Online (1999)
Die Deutsche Telekom entwickelte mit der Werbeagentur Citigate SEA den Avatar Robert T-Online. Robert warb von 1999 bis 2003 im Auftrag des Magenta-farbenen Unternehmens erst für T-Online und später für T-Com.
Kai-Uwe Ricke (2002 – 2006)
Kai-Uwe Ricke tritt am 14. November 2002 die Nachfolge vom Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Dr. Helmut Sihler an und wird neuer Vorstandsvorsitzender. Sihler löste für eine kurzen Übergang Ron Sommer ab. Vier Jahre später, am 13. November 2006, wird Ricke von René Obermann abgesetzt.
René Obermann
René Obermann war von 2002 bis Dezember 2006 Vorstandsvorsitzender von T-Mobile International AG. Seit November 2006 nimmt er die Position des Vorsitzenden des Vorstandes der Deutschen Telekom AG ein.
Bundesnetzagentur (2005)
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) löst am 13.07.2005 die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) ab. Die BNetzA regelt den u.a. den Telekommunikations-Markt und schafft Chancengleichheit.
LKW-Maut (2005)
Ab 1. Januar 2005 gilt eine LKW-Maut für deutsche Autobahnen. Die Deutsche Telekom ist mit 45 Prozent als Gesellschafter von Toll Collect an der Umsetzung und dem Betrieb beteiligt.
Prof. Anja Feldmann Ph.D.
Prof. Anja Feldmann Ph.D. (v.l.) leitet den Lehrstuhl "Intelligent Networks" und "Management of Distributed Systems" an der "Telekom Innovation Laboratories" (T-Labs) seit 2006. Schwerpunkt ist die Erforschung des Aufbaus von verteilten Systemen für künftige Anforderungen der Kommunikation.
Friedrichshafen als T-City (2007)
Die Stadt Friedrichshafen gewann am 21. Februar 2007 den ausgeschriebenen Ideen-Wettbewerb zum Projekt T-City der Deutschen Telekom. Das Projekt läuft bis 2012. Ziel von T-City ist es, die Lebens- und Standortqualität mit modernen und innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien zu erhöhen. v.l. Josef Büchelmeier(Oberbürgermeister Friedrischshafen), Ferdinand Tempel (Leiter T-City Repräsentanz), Friedrich Fuß (Bereichsvorstand Technik T-Home) eröffnen T-City Friedrichshafen.
Manfred Balz (seit 2008)
Seit 22. Oktober 2008 ist Manfred Balz Vorstandsmitglied für das neue Ressort Datenschutz, Recht und Compliance bei der Deutschen Telekom.
LTE-Stick
LTE (Long-Term-Evolution) soll den Mobilfunkstandard UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) ablösen. Die Deutsche Telekom nahm am 30. August 2010 den ersten LTE-Sendemast in Kyritz/Brandenburg in Betrieb.
Deutsche Telekom bei Nacht
Hauptsitz der Deutschen Telekom in Bonn.

Mehr als die Hälfte des Gewinns in Deutschland erwirtschaftet

Im wichtigen Heimatgeschäft konnte die Telekom ihre starke Position verteidigen. Im dritten Quartal gewannen die Bonner 470.000 Vertragskunden hinzu. Die Anzahl ihrer Handy-Kunden legte bis Ende September im Jahresvergleich um knapp 2 Millionen auf 37,94 Millionen zu, der Löwenanteil davon sind wertvolle Vertragskunden. Umsatz und operativer Gewinn blieben mit einem Minus von rund einem Prozent jeweils praktisch stabil. Wie bisher erzielt die Telekom mit 2,38 Milliarden Euro etwas mehr als die Hälfte ihres operativen Gewinns im Heimatmarkt. Die EBITDA-Entwicklung habe sich im Vergleich zum ersten Halbjahr klar verbessert.

Europa-Geschäft schwächelt

Das Europageschäft war weiter rückläufig. Hier leidet der Konzern unter Regulierungsentscheidungen wie etwa niedrigere Entgelte für die Durchleitung von Verbindungen. Der Gewinn wird durch Investitionen und Preiskämpfen belastet. Die IT-Sparte legte beim Umsatz leicht zu und steigerte das EBITDA dank Einsparungen um gut neun Prozent. Der Auftragseingang wuchs hier um fast 12 Prozent. Wie von Experten erwartet, bestätigte die Telekom die im Sommer angepasste Jahresprognose. Weil die Bonner mehr Geld in die Kundengewinnung stecken, hatten sie ihre Ziele leicht gesenkt. (dpa/rb)