Diamonds Europachef Fichtner ist zuversichtlich

29.07.1999

STARNBERG: Mit der Übernahme von Diamond durch Chiphersteller S3 schreitet die Konsolidierung unter den Grafikkartenanbietern weiter fort. Diamond- Europa-Chef Franz Fichtner sprach mit ComputerPartner über die künftige Strategie des Unternehmens und kommende Markttrends.Franz Fichtner blickt nach der Übernahme durch S3 optimistisch in die Zukunft des neu entstandenen Gemeinschaftsunternehmens (siehe dazu auch ComputerPartner 25/99, Seite 8). Der Europachef sieht, wie es seine Position verlangt, in erster Linie die Vorteile des Merges zwischen dem Chiphersteller S3 und dem Grafikkartenanbieter Diamond: "Wir waren schon länger auf der Suche nach einer vertikalen Integration. Das heißt, vom Chip, Design und Manufacturing - alles aus der Hand eines Anbieters."

Für das dritte und vierte Quartal wird Diamond zwar auch noch Chips von Nvidea beziehen, aber danach wolle man sich auf S3-Lieferungen konzentrieren, so Fichtner. Vor drei Jahren hatten die beiden Unternehmen bereits exklusiv zusammengearbeitet.

Ein Grund für den Optimismus des Europachefs ist wohl auch seine Markteinschätzung: Dem deutschen Spielemarkt, Hauptabsatz-Segment der Grafikkartenanbieter, sagt er beispielsweise "eine anhaltende boomartige Entwicklung" voraus. "Wir schätzen die Zahl der Hardcore-Gamer hierzulande auf zirka 1,5 Millionen. Und diese Anwendergruppe zieht bei neuen Trends und technischen Innovationen mit", so Fichtner. Als Beleg für seine Prognose führt er an: "16 MB ist - anders als in den USA - für den deutschen Markt tot. Im vierten Quartal werden wir hier einen langsamen Übergang von 32 auf 64 MB haben. Schwerpunkt wird aber auch in Deutschland erst mal 32 MB bleiben."

Für 1998 verzeichnete Diamond nach eigenen Angaben eine Verdreifachung seines Stückzahlenabsatzes - 99 rechnet das Unternehmen wieder mit einer Absatz-Verdopplung. Konkrete Zahlen für Deutschland will Fichtner, wie es die amerikanische Politik des Mutterunternehmens vorschreibt, nicht nennen. Vor Intels Chipsatz "Whitney", der Grafikkarten überflüssig machen soll und vor allem das Low-End-Segment anspricht, fürchtet sich Diamond nicht: "Intel agiert hier im unteren Bereich, zum Beispiel dem Office-Sektor. Unsere Zielgruppe sind dagegen die Spieler: Damit bewegen wir uns mit unseren Produkten im mittleren und hochwertigen Markt", meint Fichtner.

Dennoch will auch Diamond eine neue Zielgruppe - neben seinen Kunden aus dem Retailkanal und der Distribution - für sich gewinnen: Künftig will das Unternehmen verstärkt OEM-Systemintegratoren, also PC-Assemblierer, ansprechen. Traditionell ein Segment, in dem Wettbewerber ATI stark vertreten ist. Als problematisch an der Übernahme bewertet der Diamond-Manager, daß der Fokus von S3 im OEM-Geschäft liegt. Mit dem Kauf von Diamond, was vor allem den Markennamen und die bestehenden Vertriebskanäle angeht, könnte S3 seine OEM-Kunden verärgern. "Langfristig wird sich diese schwierige Konstellation ändern müssen", sagt Fichtner voraus. An seiner Preispolitik will Diamond auch nach der Übernahme durch S3 nichts ändern: "Der Ertrag steht für uns im Vordergrund und nicht der Kampf um Marktanteile", hält Fichtner dann auch an der bisherigen Strategie fest.

Allgemein sieht der Diamond-Manager die Konsolidierungswelle bei den Grafikkartenanbieter und Chiphersteller noch nicht als beendet an:

"Als Gründe für eine fortschreitende Konsolidierung sprechen der zunehmende Margenverfall in unserem Segment und die immer kürzer werdenden Produktzyklen. Es tummeln sich zu viele Anbieter in diesem Markt." Obwohl S3 und Diamond kein glorreiches Geschäftsergebnis 1998 vorweisen konnten - beide Firmen schlossen das vierte Quartal mit Verlust ab -, meint Fichtner: "S3-Diamond steht auf einem gesunden Fundament. Wir sind jetzt eine Ein-Milliarden-Dollar-Company." (ch)

Blickt nach der Übernahme durch S3 lächelnd in die Zukunft: Diamond-

Europa-Chef Franz Fichtner.