Die 4. Mittelstandslösung von SAP

30.07.2007
Bisher gab es zwei verschiedene ERP-Lösungen von SAP für den Mittelstand: All-in-One und Business One. Anfang 2008 soll die On-demand-Software "A1S" dazu kommen. Und seit heute gibt es auch vorgefertigte Branchenlösungen.
So legt man einen neuen Terminauftrag in der neuen SAP All-in-One-Branchenkomplettlösung für Automobilzulieferer an.
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Bisher gab es zwei verschiedene ERP-Lösungen von SAP für den Mittelstand: All-in-One und Business One. Anfang 2008 soll die On-demand-Software "A1S" dazu kommen. Und seit heute gibt es auch vorgefertigte Branchenlösungen.

Diese basieren zwar auf dem All-in-One Mittelstandspaket, werden aber von SAP weitgehende vorgefertigt ausgeliefert, so dass deren Implementierungszeit sich auf bis zu zehen Wochen reduzieren lässt.

Das ganze basierte auf so genannten "best practices" für bestimmte Branchen und wurde gemeinsam mit den SAP-Partnern All-for-One, Applied International Informatics, Cogimo, Cubis, Itelligence, Sycor und T-Con vorkonfiguriert.

"Die Installation der Software ist in zwei Stunden erledigt", betont SAPs Mittelstandschef Andreas Naunin gegenüber ChannelPartner. Damit meint der Anfang Juli in die Geschäftsleitung der SAP Deutschland aufgerückte Manager natürlich nur das reine Aufspielen der Software, aber einzelne Module, etwa die Finanzbuchhaltung, könnten bereits nach zwei Wochen in Produktivbetrieb übergehen, derartiges ist SAP bereits in einer Pilotinstallation gelungen.

Vorerst gibt es die vorkonfigurierten All-in-One-Lösungen für die fünf Branchen Komponenten- und Kleinserienfertiger, Automobilzulieferer, Metall- und Kunststoffverarbeiter. Weitere "verticals" sollen noch im Laufe des Jahres dazu kommen.

Als Zielpublikum für diese vorgefertigten All-in-One-Branchenlösungen hat sich SAP Unternehmen mit 100 bis 500 Mitarbeitern und zehn bis 50 ERP-Anwendern ausgeguckt. Von diesen Firmen haben viele noch keine integrierte ERP-Lösung im Einsatz und besitzen oft auch keine eigenständige IT-Abteilung.

In den fünf genannten Segmenten sind in Deutschland laut SAP 7.000 Firmen tätig, die im Schnitt alle acht Jahre ein neues ERP-System benötigen. "Damit fallen hier jährlich über 800 Entscheidungen für eine neue betriebswirtschaftliche Software an", meint Naunin. "Das ist ein jährliches Lizenzpotential von 80 Millionen Euro, das es auszuschöpfen gilt."

ERP-Software zum Festpreis

SAPs neue All-in-one-Branchenlösungen sind so weit vorgefertigt und standardisiert, dass der Konzern sogar wagt, einen festen Preis für die Software samt Implementierung zu nennen: ab 90.000 Euro ist ein derartiges System zu haben für zehn SAP-User. Um diese Software in den Markt zu tragen benötigt die Walldorfer natürlich die tatkräftige Hilfe ihrer Vertriebspartner. Das könnten laut Naunin auch die bisherigen All-in-One-Reseller sein, die sich jedoch beim Verkauf der fünf neuen Branchenlösungen neu aufstellen müssten. Denn die Projektlaufzeiten sind hier viel kürzer als bei herkömmlichen All-in-one-Implementierungen, das heißt, um vergleichbare Umsätze und Profite zu erzielen, müssen diese SAP-Partner mehr Projekte an Land ziehen und dementsprechend ihren Vertrieb verstärken.

20 neue Partner sollen hinzu gewonnen werden

Doch das können nur wenige der derzeit 168 All-in-One Partner stemmen, deswegen sucht Naunin noch etwa 20 weitere Unternehmen, die sich für den Wiederverkauf der neuen Branchenlösungen begeistern. Bis zum heutigen Tag haben sich außer den am Anfang erwähnten sieben Partnern, die die "best practices" mitzuentwickeln halfen, folgende sechs Unternehmen dazu bekannt und auch schon qualifiziert, die fünf neuen All-in-One-Branchenkomplettlösungen zu vertreiben: C1, IBM, ITML, Kirbis, OSC und Steeb.

Bekannt wurden mittlerweile die Kosten der Hardware, die zum Betrieb der neuen SAP-Produkte notwendig ist. Ein entsprechend ausgestatteter Intel basierter Server dürfte um die 6.000 Euro kosten. SAP empfiehlt hier einen zweiten identischen Server, um einen reibungslosen Übergang vom Entwicklungs- zum Produktivsystem zu gewährleisten. Später könnten sich beide Systeme im Load-Balancing-Modus gegenseitig absichern.

Rüdiger Spies, Vice President Enterprise Applications beim Marktforscher IDC, zeigt sich zuversichtlich - was die Erfolgschancen der neuen SAP-Produkte betrifft: "Die Zukunft der ERP-Hersteller liegt im Mittelstand. Für Anbieter von Lösungen der Großkundenklasse wird dieser Erfolg dadurch bestimmt, inwieweit es ihnen gelingt, die Enterprise-Version auf mittelständische Erfordernisse herunterzuskalieren. SAP scheint das zusammen mit seinen Partnern in fünf weiteren Fällen gelungen zu sein." (rw)