Generative AI

Die besten KI-Suchmaschinen im Stil von ChatGPT

31.03.2023 von Steffen  Zellfelder
Hat Google bald ausgedient? Mit dem Erfolg von ChatGPT erheben sich aktuell eine ganze Reihe KI-befeuerter Suchmaschinen. Die besten stellen wir Ihnen hier vor.
Foto: PopTika - shutterstock.com

Spätestens seit dem spektakulären Release von ChatGPT ist Künstliche Intelligenz wieder in aller Munde. Mancher prophezeit schon das Ende von Google, wie wir es kennen. Ganz so weit würden wir zwar nicht gehen, denn Google ist nach wie vor der unbestrittene Branchenprimus.

Die Kalifornier arbeiten zudem längst am eigenen KI-Bot für menschliche Chats und bessere Websuchen. "Bard" nennt sich der Dienst, er basiert auf dem Sprachmodell LaMDA, welches in der Vergangenheit bereits für manchen Aufruhr sorgte.

Auch die neue Suchmaschine "Neeva" ist jüngst in Europa gestartet, sie will intelligente Suchen ohne Tracking oder Werbung ermöglichen. Solche smarten Suchmaschinen schießen derzeit aus dem Boden wie Unkraut. Kein Wunder: Sie versprechen spannende Treffer und schließen eine wichtige Lücke, an der das Wunderkind ChatGPT ja nach wie vor leidet.

Der intelligente Chatbot kann sich noch nicht mit dem Internet verbinden und Echtzeit-Suchen durchführen. Das KI-Modell bedient sich an einem großzügigen, aber im Kontext des Internets eigentlich schon veralteten Datenschatzes von rund 300 Milliarden Wörtern aus 570 GB Daten des Jahres 2021.

Heute setzt eine ganze Reihe von Unternehmen LLM-basierte Chatbots (Large Language Model) ein, um Suchmaschinen damit grundlegend aufzuwerten. Das hilft zum einen beim direkten Dialog mit dem Such-Bot, kann Treffer aber auch sinnvoll zusammenfassen, Quellen zitieren oder Referenzen herstellen.

Wir haben uns auf dem noch jungen Markt für smarte Suchmaschinen umgesehen und stellen Ihnen die aktuell vielversprechendsten Kandidaten vor. Und wer weiß, vielleicht ist der oft beschworene Google-Killer ja schon dabei.

Andi

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Die kostenlose Suchmaschine Andi verbindet klassische Web-Recherchen mit dem Interface eines Chatbots. Dabei müssen wir uns weder registrieren noch Werbung dulden, der KI-Bot stellt seine Dienste unkompliziert zur Verfügung. In vertikaler Teilung können wir auf der linken Seite der Homepage mit dem Chatbot Andi sprechen, Web-Ergebnisse zeigen sich dann in einer parallelen Spalte.

Den Chat kann man auch umgehen, wenn man den Service einfach wie eine klassische Suchmaschine nutzen möchte. Kommt man gerade von einer Sitzung mit ChatGPT, das muss man Andi leider attestieren, dann wirken die Antworten - des eigentlich ganz charmanten Chat-Automaten - manchmal unpassend und wenig komplex.

Auch Aufträge wie das Verfassen von E-Mails, Gedichten oder Geschichten kann Andi nicht liefern, stattdessen bemüht er sich um Definitionen von Schlagwörtern und ergänzt alle Antworten mit Websuchen. Was uns aber richtig gut gefällt, sind die Quellenangaben zu allen Ergebnissen, die Andi auch im Chatfenster zuverlässig anheftet.

Dabei antwortet der Bot zwar immer in englischer Sprache, er versteht aber auch Suchanfragen auf Deutsch und produziert dann auch zuverlässig Treffer aus dem deutschsprachigen Internet.

Bing AI

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Früher war Bing vor allem als Microsofts großes Sorgenkind bekannt. Was hat der Software-Konzern nicht alles versucht, um uns den Nachfolger seiner ebenfalls nicht besonders beliebten "Live Search" schmackhaft zu machen. Kooperationen mit Yahoo, Ecosia oder Baidu in China haben den großen Durchbruch aber ebenso wenig bewirkt, wie das aufdringliche Marketing für die mittelmäßige Websuche im eigenen Betriebssystem.

Zumindest eines muss man Microsoft aber lassen: Das Unternehmen gibt so schnell nicht auf. Erst kürzlich haben die Software-Tüftler aus Redmond bekannt gegeben, dass Bing mit eigener LLM-Technologie aufgewertet werden soll. Microsoft unterhält schon länger eine Partnerschaft mit OpenAI (dem Entwickler von ChatGPT) und hat das Unternehmen mit mehreren Milliarden Dollar unterstützt.

Womöglich bringt das nun endlich den gewünschten Durchbruch: Bing AI verfügt Dank GPT-3.5 über die Fähigkeit, Anfragen intelligent zusammenzufassen und die Interaktion mit Nutzern zu verbessern.

In den Bing-Apps für Android und für iOS ist die neue, KI-gestützte Suchfunktion bereits verfügbar. Auch auf eine Warteliste für das neue Bing kann man sich aktuell noch eintragen. Testweise steht die schlaue Suche auch auf der Homepage zur Verfügung, ist dort aber eingeschränkt.

Google Bard und neue Google Suche

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Viel besprochen, wenig nutzbar und direkt zum Start ins Fettnäpfchen getappt: Googles neue Chat-KI "Bard" hat zuletzt ebenfalls für viel Presse gesorgt, wenn auch nicht unbedingt für positive.

Ausgerechnet bei der Vorstellung der neuen KI passierte Bard nämlich ein peinlicher Patzer: Dem neuen James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) schrieb das "intelligente" Tool da einen Meilenstein zu, den das milliardenschwere Auge im All gar nicht für sich verbuchen konnte: Nämlich, das erste Foto eines Exoplaneten geschossen zu haben. Das war schon 2004 geschehen, als das JWST noch in Einzelteilen in den Werkstätten von NASA, ESA und Co. herumlag.

Nun gut, Irren ist ja bekanntlich besonders menschlich und von ChatGPT sind wir auch manche fehlerhaften Antworten gewohnt. Googles Bard sollte man also nicht gleich wieder abschreiben. Die Entwickler haben den KI-Bot mit einem LLM-Modell auf Basis des hauseigenen LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) ausgerüstet, ähnliche Algorithmen sollen auf kurz oder lang auch in Googles Standard-Suche zum Einsatz kommen.

Aktuell ist Bard allerdings noch nicht öffentlich nutzbar, das wird sich Insidern zufolge aber schon bald ändern.

Insgesamt will Google dann eigentlich gleich Dreierlei veröffentlichen: Den neuen Chatbot namens "Bard", der ähnliche Dialoge wie ChatGPT ermöglichen soll, eine KI-gestützte Suchfunktionen für die normale Google-Suche (etwa mit Zusammenfassungen) und Programmierschnittstellen (API) für KI-Entwickler.

Kagi

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Die Suchmaschine Kagi richtet sich vor allem an Nerds und versierte Internet-Surfer. Die Suche ist werbefrei und finanziert sich über optionale Premium-Konten. Kagi kann Treffer anhand der gefundenen Tracker sortieren (weniger Tracker bedeutet höheres Ranking) und reichert Ergebnisse mit relevanten Extras an.

Kurzantworten der Suchen können dabei manchmal sogar die Ergebnisse von Google übertreffen, kurze Latenzen versprechen eine angenehme Nutzererfahrung. Mit starker Privatsphäre und hohem Datenschutz wollen sich die Anbieter gar für ein "Internet der Kreativität und der Ideen" einsetzen.

Bevor wir Kagi auf die Suche ins WWW schicken, müssen wir dort einen Account einrichten. Das geht auch kostenlos, die verfügbaren Suchanfragen sind dann aber limitiert, aktuell stehen Gratis-Nutzern davon 50 pro Monat zur Verfügung. Bei Kagi dürfen wir Optik und Ergebnisse flexibel anpassen, das ist vielleicht die größte Stärke des Tools.

So lassen sich Domains bei nachfolgenden Suchen blockieren oder neu ranken. Bilder, Videos, Sofortantworten oder News können wir individuell deaktivieren und Suchergebnisse dürfen präzise gefiltert werden. Zum Beispiel anhand von Regionen, Dateitypen oder abhängig von Veröffentlichungsdaten. Treffer stammen hier aus einem eigenen Index, werden aber auch von anderen Suchmaschinen bezogen.

Kagi gibt es bereits als Add-On für einige Browser wie Firefox, Chrome oder Safari. Mit dem Entwickler kann man sich auch im eigenen Reddit-Thread austauschen.

Neeva

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Neeva entstammt den Händen ehemaliger Google-Entwickler, die wohl mit der vielen Werbung nicht einverstanden waren, die Nutzer in Anfragen beim Branchenprimus erwartet. Doch nicht nur Google wollen die Entwickler übertreffen, auch auf ChatGPT haben sie es abgesehen, besonders auf die größte Schwäche des smarten Chatbots - nämlich seinen Mangel an Echtzeitdaten.

Neeva durchsucht daher das Echtzeit-Internet, bietet Zusammenfassungen von Suchergebnissen und listetet Referenzen sowie relevante Links in Bezug auf die verwendeten Schlüsselwörter auf.

Neeva nutzt einen eigenen Webrcawler und erstellt damit seinen eigenen Index, aus dem bei Anfragen dann synthetische Antworten generiert werden. Die KI soll hier vor allem bewirken, dass Nutzer unvoreingenommene, also objektive und aktuelle sowie relevante Ergebnisse erhalten. Eine spannende Besonderheit von Neeva sind sogenannte Zitierkarten, die Top-Ergebnisse bündeln und sich komfortabel durchblättern lassen. Auch für neue Suchvorschläge wird die KI eingesetzt.

Perplexity AI

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Auch bei Perplexitiy AI können wir Anfragen über ein Interface mit Chatbot-Charakter stellen, das ebenfalls ein Sprachmodell (LLM) nutzt. Anders als bei ChatGPT, nutzt Perplexity AI aber aktuelle Daten und zeichnet solche Quellen auch mit Fußnoten und entsprechenden Links aus.

Auch auf komplexe Fragen wollen die Entwickler schnelle und exakte Antworten liefern. Dafür können wir wahlweise Schlüsselwörter oder ausformulierte Fragestellungen eingeben. Bei Perplexity stehen also exakte Antworten mit nachvollziehbaren Quellen im Vordergrund, während es bei ChatGPT ja eher um möglichst menschliche Konversationen geht.

Klasse: Bei zweifelhaften Ergebnissen warnt Perplexity davor, dass Antworten möglicherweise Fehler enthalten - wenn man diese Funktion bloß bei Googles Bard integriert hätte…

You.com / YouChat

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Die Websuche You.com bietet eine KI-verstärkte Websuche und stellt in einer zweiten Registerkarte einen intelligenten Chatbot zur Verfügung. Die KI-Suchmaschine gibt es seit Ende letzten Jahres, öffentlich verfügbar ist sie aber erst seit ganz kurzer Zeit.

Sie produziert verlässliche, schnelle und dynamische Ergebnisse, auch für komplexe Anfragen. Die Kombination mit Quellen, Links und Web-Ergebnissen liefern dabei jede Menge Kontext und wecken Vertrauen in den Wahrheitsgehalt von Recherchen bei dem Dienst. Gleichzeitig versprechen die Anbieter, auf Tracking zu verzichten, keine Nutzerdaten zu verkaufen und keine zielgerichtete Werbung zu zeigen.

Anstatt Treffer wie gewohnt zu ranken, liefert You.com Ergebnisse, die nach Quellen und Themen kategorisiert werden. Nutzer dürfen solche Treffer dann mit einem einfachen Rating-System als relevant oder weniger relevant kennzeichnen, was wiederum künftige Suchen beeinflusst. Klassische Web-Treffer listet You.com vertikal auf, für Suchanfragen werden aber auch rund 150 Apps konsultiert.

In horizontaler Auflistung erscheinen dann etwa Codeschnipsel von Stack Overflow, Twitter-Nutzer oder Reddit-Threads. Auch über das Bewerten solcher Apps können Nutzer Suchergebnisse anpassen. Eine Übersicht der bisher integrierten Apps finden Sie hier. Der Sprachbot YouChat nutzt C-A-L, ein besonders großes Sprachmodell, das offene Dialoge und menschliche Konversationen gestatten soll. Für die Nutzung des Chats ist eine Registrierung nötig.

(PC-Welt)