Mehr Leistung pro Watt

Die effizientesten Server mit Xeon- und Opteron-CPUs

29.06.2010 von Christian Vilsbeck
Die Zeiten in denen reine Leistung zählte, sind vorbei. Lesen Sie, welche Rack Server mit Opteron- und Xeon-CPUs nicht nur leistungsstark sind, sondern auch effizient arbeiten und helfen Energiekosten zu senken.

Während Hersteller beim Thema Green IT gerne den Umweltaspekt hervorheben, zählen für IT-Entscheider harte Fakten. Was hier zählt ist eine möglichst große Rechenleistung bei möglichst geringem Energieverbrauch. Nur so lässt sich der Kostenfaktor Strom auf Dauer senken. Außerdem bietet die mögliche Kostensenkung durch effiziente Server eine hervorragende Argumentationsgrundlage wenn es um die Neuanschaffung von Hardwarekomponenten geht.

Steht ein neues Server-System auf der Wunschliste, bieten sich die beliebten Zwei-Sockel-Modelle an. Laut einer Erhebung von IDC sind etwa 70 Prozent der x86-Server mit zwei CPUs bestückt. Betrachtet man nun die Auswahl an Serversystemen unter dem Aspekt Energieeffizienz bieten sich im wesentlichen Server-Modelle mit Intels Xeon 5600 CPUs beziehungsweise AMDs Opteron 6100 CPUs an.

Betrachtet man zwei identisch ausgestattete Server, dann ist die Frage ob AMD- oder Xeon CPUs energieeffizienter arbeiten schnell geklärt. Lesen Sie hierzu auch den Artikel „Test - Xeon L5630 vs. Opteron 4162 EE“ von unseren Kollegen vom TecChannel.

Natürlich existieren solch ideale Vergleichbedingungen in der Praxis eher selten und so unterscheiden sich die Server-Modelle von HP, Dell, Fujitsu, IBM und Co. In der Komponentenauswahl doch beträchtlich. Daher ist es in der Praxis schwer nur an Hand der verwendeten Prozessoren auf die Energieeffizienz eines Servers zu schließen.

Hier setzt der SPECpower_ssj2008-Benchmark des Benchmark-Kosortiums SPEC an. Dank des standardisierten Testverfahrens lassen sich verschiedenste Server in Punkto Energieeffizienz zuverlässig miteinander vergleichen und so die Server mit der besten Leistung pro Watt ermitteln.

Lesen Sie auf den nächsten Seiten, welche Server mit zwei Prozessorsockeln über die beste Energieeffizienz verfügen, wie es um deren Performance bestellt ist und wie sich deren Energieverbrauch in Leerlauf und unter Volllast verhält.

Standardisierter Benchmark für Energieeffizienz

SPECpower_ssj2008 wurde vom Benchmark-Konsortium SPEC gemeinsam mit AMD, Dell, Fujitsu-Siemens (dem heutigen FTS), Hewlett-Packard, Intel und Sun (Oracle) entwickelt. SPECpower_ssj2008 simuliert Lastzustände von 0 bis 100 Prozent in Zehn-Prozent-Schritten. Dabei ermittelt der Benchmark sowohl die Performance als auch den dazugehörigen Energieverbrauch des Systems.

SPECpower_ssj2008 basiert auf dem Java-Server-Benchmark SPECjbb2005 von SPEC. Somit wird der Workload des Energieeffizienztests über eine typische Client-Server-Anwendung emuliert. Die Server-Leistung mit Java ermittelt der Benchmark über XML-Processing sowie aufwendige Dezimalberechnungen. SPECpower_ssj2008 unterstützt Multithreading und skaliert sehr gut mit der Anzahl der Prozessoren in einem Server. Für die Performance bei SPECpower_ssj2008 sind neben den CPUs und deren Caches die Speicherhierarchie und das Bus-System zwischen den Prozessoren verantwortlich. Die Leistungsfähigkeit des Storage-Subsystems fließt in die Performance des Benchmarks nicht mit ein.

SPECpower_ssj2008: Der Benchmark kontrolliert über einen Controller-PC den Java-Workload auf dem Testsystem (SUT = System under Test). Der Workload lastet das System von 0 bis 100 Prozent stufenweise aus. Der Controller sammelt die Performance-Werte sowie die zugehörigen Energieverbräuche und ermittelt daraus die Energieeffizienz des Testsystems. (Quelle: SPEC)

Entscheidend für die erreichbare Leistung mit SPECpower_ssj2008 ist die Wahl der installierten Java-VM. Hier liegt auch der Nachteil des SPEC-Benchmarks. Die am weitesten verbreitete JVM stammt zwar von Oracle (Sun), sie wird aber bei SPECpower_ssj2008 kaum verwendet. Stattdessen basieren fast alle bei der SPEC gemeldeten SPECpower_ssj2008-Ergebnisse auf der JVM JRockit von Oracle/Bea oder bei neueren Veröffentlichungen auf der IBM J9 VM. JRockit und insbesondere J9 VM zeichnen sich bei diesem Benchmark durch eine sehr hohe Java-Performance aus. Die Java-Engines lassen sich zudem durch eine Vielzahl von Parametern feintunen. Erlaubt ist dabei alles, solange es dokumentiert ist.

Als Ergebnis gibt SPECpower_ssj2008 eine lastabhängige Performance/Watt-Kurve aus. Für jeden Lastzustand (Zehn-Prozent-Schritte) gibt es die ssj_ops als Leistungs-Angabe sowie den zugehörigen Energieverbrauch des Systems. Zusätzlich generiert SPECpower_ssj2008 einen gemittelten Gesamtwert, mit dem die Energieeffizienz eines Systems zum Ausdruck gebracht werden soll.

Energieeffizienz Performance/Watt

Der Gesamtwert von SPECpower_ssj2008 steht für die Energieeffizienz des Systems. Der Benchmark gibt die gemittelte Rechenleistung pro Watt an, die über alle Lastzustände von 10 bis 100 Prozent gemessen wird.

Die CPU-Energiesparoptionen SpeedStep (Intel) und PowerNow! (AMD) zum dynamischen Regeln von Taktfrequenz und Core-Spannung je nach CPU-Auslastung sind bei den SPECpower-Benchmark aktiv.

Im folgenden Diagramm zeigen wir die von den Server-Herstellern jeweils effizientesten Zwei-Sockel-Systeme:

Alle aufgeführten Server sind auf einen geringen Energieverbrauch optimiert und verfügen über die Grundausstattung. Entsprechend sind die Modelle nicht mit Vollbestückung bezüglich DIMMs, Festplatten oder einem optionalen zweiten Netzteil ausgerüstet.

Welchen Einfluss Low-Voltage-CPUs auf die Energieeffizienz haben, zeigt der Vergleich des HP ProLiant DL380 G7 mit Xeon L5640 (2,26 GHz / 60 Watt TDP) und dem DL380 G7 mit Xeon X5675 (3,06 GHz / 95 Watt TDP). Trotz 19 Prozent geringerer Performance besitzt der Server mit dem Xeon L5640 eine fünf Prozent geringere Effizienz. Der große Unterschied ist in der maximalen Leistungsaufnahme: Der DL380 G7 benötigt unter Volllast mit den Xeon-L5640-CPUs 172 Watt, mit den X5675-Modellen 222 Watt.

Wie sehr die verbaute Hardware bei identischen Prozessoren Einfluss auf die Effizienz hat, zeigt sich am Beispiel des Hitachi HA8000/RS220. Das System bietet mit den Xeon X5670 die Performance anderer X5670-basierender Server, benötigt aber deutlich mehr Energie.

Minimaler Energieverbrauch

SPECpower_ssj2008 führt neben den Lasttests zusätzlich Kalibrierungsmessungen über den Energieverbrauch im Leerlauf durch. Dabei wird der minimale Energiebedarf des Systems ermittelt.

Im folgenden Diagramm zeigen wir den minimalen Energieverbrauch der effizientesten Zwei-Sockel-Systeme der Server-Hersteller. Die Prozessoren nutzen ihre Power-Management-Features SpeedStep (Intel) und PowerNow! (AMD) aus:

Maximaler Energieverbrauch

SPECpower_ssj2008 ringt dem Testsystem im Lastzustand 100 Prozent den maximalen Energieverbrauch ab. Alle Kerne der Prozessoren sind voll ausgelastet. Die aktiven JVMs fordern zusätzlich den Arbeitsspeicher der Systeme.

Maximale Java-Performance

SPECpower_ssj2008 ermittelt bei 100 Prozent Prozessorauslastung die maximale Java-Leistung des Systems. Die Java-Engine lässt sich frei wählen. Fast alle Server-Hersteller verwenden bei aktuellen SPECpower_ssj2008 die Java-Engine IBM J9 JVM. Die 64-Bit-Java-Engine zeichnet sich unter Windows Server 2008 durch ihre hohe Java-Performance aus.

Durch die Multi-Thread-Fähigkeit der Java-Engines werden bei den Zwei-Sockel-Servern alle vorhandenen Kerne voll ausgenutzt.

Alle Testdaten der Server

Das Benchmark-Konsortium SPEC verlangt bei jedem veröffentlichten Ergebnis von SPECpower_ssj2008 eine genaue Beschreibung des Testsystems und der Umgebung. Außerdem muss der getestete Server zum Veröffentlichungszeitpunkt auf dem Markt verfügbar sein.

Nachfolgend finden Sie die Testprotokolle der in unseren Balkendiagrammen enthaltenen Zwei-Sockel-Rack-Server:

Fazit

Wer einen besonders effizienten neuen Server sucht, kommt an Modellen mit Intels Xeon-5600-Prozessoren nicht vorbei. Die Kombination der hohen Performance bei moderatem Energiekonsum macht die 32-nm-Hexa-Core-Xeons derzeit zur ersten Wahl bei Zwei-Sockel-Servern. Einzig Server mit AMDs Zwölfkern-CPU Opteron 6100 sind eine Alternative, allerdings bereits mit merklichen Abstand.

Steht nicht höchste Rechenleistung im Fokus, sondern ein möglichst geringer Energiebedarf, so empfiehlt sich ein Server mit einem Low Power Xeon. Mit den 60-Watt-CPUs (TDP) agieren die Server besonders unter Volllast sehr sparsam mit der Energie. Einzig Server mit AMDs Opteron-4100-Serie sind ebenfalls sehr sparsam, aber liefern deutlich weniger Performance.

Die Überprüfung der Energieeffizienz macht bei fast allen Servern eines sehr deutlich: Höhere Taktfrequenzen sorgen nicht für eine entsprechend höhere Performance pro Watt. Wenn somit nicht das letzte Quäntchen Leistung benötigt wird, sollten zugunsten besserer Performance/Watt-Werte energiesparende Xeons oder Opterons zum Einsatz kommen.

Die höchste Performance pro Watt bieten die Server allerdings unter Volllast, wie die Ergebnisse von SPECpower_ssj2008 bei allen Modellen deutlich zeigen. Deshalb sollten schon aus Gründen der Energieeffizienzsteigerung unausgelastete Server durch parallel arbeitende virtuelle Maschinen mehr Arbeit bekommen. (cvi)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.