Application Performance Management in Hybrid Clouds

Die Leistungsfähigkeit von Anwendungen sicherstellen

17.11.2015 von Christian Bülles
Hybrid Cloud-Umgebungen werden immer beliebter. Doch es nicht einfach, Daten und Anwendungen in der gewünschten Qualität über solche komplexen IT-Infrastrukturen zu transportieren. Abhilfe schaffen Lösungen, mit denen sich die Performance von Anwendungen erfassen und optimieren lässt.

Cloud Computing erfreut sich bei Unternehmen wachsender Beliebtheit. Das gilt vor allem für hybride Cloud-Umgebungen. Dies sind Kombinationen aus einer Private Cloud im Unternehmensrechenzentrum und Public-Cloud-Diensten, die von einem Anbieter bereitgestellt werden.

Nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft Gartner gehen 75 Prozent der Unternehmen davon aus, dass sie im Jahr 2017 eine Hybrid Cloud nutzen werden. Im Durchschnitt wird dann jedes Unternehmen mehr als 540 Cloud-Dienste im Einsatz haben.

Für Deutschland prognostiziert die Beratungsgesellschaft IDC eine ähnliche Entwicklung. Laut einer Studie von IDC Deutschland nutzten im Jahr 2014 rund 15 Prozent der deutschen Unternehmen eine Hybrid Cloud. Weitere 54 Prozent wollen bis Mitte 2016 ein solches Modell einführen.

Damit sind Hybrid Clouds deutlich beliebter als Public-Cloud-Modelle. Diese sind erst bei 24 Prozent der deutschen Firmen im Einsatz. Allerdings wollen 32 Prozent der Unternehmen bis zum Herbst 2016 solche Services verwenden, beispielsweise Software-as-a-Service-Angebote (SaaS).

Cloud-Nutzung Studie von IDC: Hybrid Cloud ist im Kommen
Foto: IDC

Diese Zahlen unterstreichen, dass sich die Cloud für Unternehmen jeder Größe zu einer Standard-IT-Technik entwickelt. Allerdings machen speziell Hybrid Clouds die an sich schon komplexen IT-Umgebungen noch unübersichtlicher.

Vorteile von Hybrid Cloud

Eine Hybrid Cloud bietet eine Reihe von Vorteilen. Dazu zählen niedrigere Kosten und eine höhere Agilität der IT-Umgebung. Der Studie von IDC zufolge erhoffen sich denn auch 51 Prozent der deutschen IT-Fachleute vom Einsatz einer Hybrid Cloud in erster Linie Kosteneinsparungen, 40 Prozent schnellere und flexiblere Geschäftsabläufe.

Doch dieses Cloud-Modell bringt Herausforderungen mit sich, etwa in Bezug auf die Sicherheit und die Transparenz von IT-Services und der entsprechenden Ressourcen. Sie resultieren aus der Tatsache, dass eine wachsende Zahl von Applikationen vorhanden ist, die über unterschiedliche IT-Infrastrukturen an unterschiedlichen Orten bereitgestellt werden.

IDC Cloud Studie März 2011 - Großkunden
Unternehmen nutzen vermehrt Private Cloud-Services
Großkunden glauben, dass sich Cloud Computing bis 2015 durchsetzen wird
85% der Großkunden beschäftigen sich bereits mit der Cloud
Groupware eignet sich am besten für den Einsatz in der Cloud
Sicherheitsbedenken überwiegen auch in der Cloud
Das neueste sofort nutzen - deshalb setzen Großkunden auf die Cloud
Public Cloud gewinnt an Bedeutung
Lynn-Kristin Thorenz, IDC: "Sicherheitsbedenken als Hindernis bei der Nutzung der Public Cloud"
Thomas Schröder, Microsoft: "Gewaltiges wirtschaftliches Potenzial in der Cloud"

Cloud-Services zu verwalten, unterscheidet sich aus Sicht der IT-Abteilung eines Unternehmens in erheblichem Maße von der Aufgabe, IT-Dienste über das Unternehmens-Rechenzentrum bereitzustellen. Eine zentrale Herausforderung für IT-Fachleute besteht somit darin, den Übergang zu einer Hybrid Cloud zu bewältigen, gleichzeitig aber die Kontrolle über Workloads sicherzustellen und eine hohe Performance der Anwendungen zu garantieren.

Problemfaktor: Große Distanzen zwischen Rechenzentren und Nutzern

Wesentliche Anforderungen an Workloads sind eine hohe Verfügbarkeit, Sicherheit und Robustheit. Sind diese Faktoren nicht gegeben, kann dies die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens nachhaltig beeinträchtigen. Unternehmen müssen daher eine nahtlose Anbindung an Cloud-Services sicherstellen. Das schließt Vorkehrungen gegen zu hohe Latenzzeiten mit ein, die bei großen Distanzen zwischen Rechenzentren auftreten können.

Das wiederum erfordert den Einsatz neuer Technologien. Sie sind der Garant für eine optimale IT-Service-Qualität und zufriedene User. Solche Technologien sind aber noch aus einem weiteren Grund wichtig: Sie ermöglichen es Unternehmen, sich gegen die wachsende Zahl von Mitbewerbern zu behaupten und wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Firmen und Organisationen sollten daher sicherstellen, dass die IT-Infrastruktur die Geschäftsziele unterstützt.

Performance von Cloud-Anwendungen erfassen und optimieren

Eine zentrale Rolle bei Anwendungen, die über eine Cloud-Infrastruktur bereitgestellt werden, spielt die Performance. Um sie zu ermitteln und zu verbessern, sind folgende Kernfaktoren wichtig:

1. Fakten statt Vermutungen für höhere Zuverlässigkeit und Fehlerredundanz

Wenn Unternehmen Anwendungen in die Cloud verlagern, wissen sie in der Regel nicht, über welche Rechenzentren und an welchen Orten diese Dienste bereitgestellt werden. Dies kann ein Datacenter in Irland sein, aber auch eines in Skandinavien oder in Deutschland.

Einige SaaS-Dienste können sogar zwischen mehreren Rechenzentren und Service-Providern "hin und her wandern". Für die Nutzer solcher Dienste bedeutet dies, dass sie keine Einschätzungen über die Verfügbarkeit der Applikationen und die Latenzzeiten treffen können.

Allerdings sind Technologien verfügbar, welche die Performance von SaaS-Anwendungen optimieren. Mit ihrer Hilfe lassen sich solche Applikationen in durchgängig hoher Qualität bereitstellen. Dies gilt unabhängig vom Standort der Rechenzentren und der Nutzer dieser Services sowie den Cloud-Umgebungen.

Cloud Service Provider können ihre Kunden dabei unterstützen, die Zuverlässigkeit einer Hybrid-Cloud-Infrastruktur zu verbessern. Ein Mittel ist, Warteschlangen zwischen den Elementen einer Workload zu platzieren. Das erhöht die Verfügbarkeit und Performance von Applikationen. Gleichzeitig können die Workloads größere Informationsmengen verarbeiten.

2. Transparenz und Sichtbarkeit als Schlüssel zum Erfolg

Verlagert ein Unternehmen Workloads in eine Cloud, profitiert es von einer höheren Flexibilität, niedrigeren Kosten und einer größeren Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern. Das setzt jedoch voraus, dass der IT-Abteilung valide Daten über das Verhalten und die Performance der Anwendungen vorliegen.

Eine Option ist der Einsatz von Software für das Application Performance Management (APM). Viele dieser Tools stellen umfassende Details über das Verhalten von Anwendungen bereit, inklusive ausführlichen Berichten und Verbesserungsvorschlägen. APM kann zudem Prozesse optimieren. Das wiederum ermöglicht es Unternehmen und deren IT-Abteilungen, sich auf strategisch wichtige Aufgaben zu konzentrieren, statt den "Babysitter" für Anwendungen zu spielen.

Dank APM basiert die Überprüfung des Verhaltens von Applikationen nicht nur auf Netzwerkanalysewerkzeugen. APM Tools binden beispielsweise JavaScript-Code in Anwendungen ein. Dieser erfasst den Traffic von Browsern. Rendert der Browser eine Webseite, ermittelt JavaScript beispielsweise die Round-Trip Time (RTT, Paketumlaufzeit), also die Zeit, die Datenpakete beim Transport über das Netzwerk vom Quellsystem zum Zielrechner und zurück benötigen. Außerdem lässt sich die Zeit erfassen, bis eine Transaktion abgeschlossen ist.

Auf Basis dieser Daten lässt sich die Performance von Transaktionen, das Verhalten von Anwendungen und die "End-User Experience" ermitteln. Unternehmen erhalten so aussagekräftige Informationen darüber, wo Probleme bestehen oder sich Engpässe entwickeln könnten. Sie haben dann die Möglichkeit, Optimierungstechniken zu implementieren, die den Nutzern von Cloud-Diensten eine konsistente und berechenbaren User Experience bieten. Und dies ist letztlich der entscheidende Punkt, denn nur zufriedene Nutzer sind auch produktiv.

3. Fehlfunktionen einkalkulieren

Jedes Unternehmen muss dafür gerüstet sein, dass Anwendungen ausfallen, gleich, ob sie über das hausinterne Rechenzentrum oder die Cloud bereitgestellt werden. Bei einer Hybrid Cloud ist ein Teil der Cloud-Infrastruktur außerhalb des Einflussbereichs des Unternehmens angesiedelt und entzieht sich somit dessen Kontrolle. Daher können Ausfälle in diesem Bereich extrem negative Folgen haben und höchst frustrierend sein.

Doch haben Nutzer von Hybrid Cloud durchaus die Möglichkeit, die Verfügbarkeit von Cloud-Anwendungen zu erhöhen, etwa indem sie "Single Points of Failure" in ihrer Netzwerk-Infrastruktur vermeiden. Zudem können Cloud-Service-Provider ihren Kunden anbieten, Workloads über mehrere Standorte zu verteilen. Sollte ein Standort nicht erreichbar sein oder es dort zu Problemen mit IT-Systemen kommen, springt ein anderer ein.

Hybrid Cloud ohne "blinde Flecken"

Eine Hybrid Cloud-Infrastruktur kann sich für ein Unternehmen durchaus rechnen. Ein Grund ist, dass weniger hauseigene IT-Ressourcen erforderlich sind. Hinzu kommt, dass sich Daten und Anwendungen flexibel dort zur Verfügung stellen lassen, wo sie benötigt werden. Dennoch besteht die Gefahr, dass insbesondere die Arbeit der IT-Abteilung durch "blinde Flecken" beeinträchtigt wird, wenn es um das Bereitstellen von Applikationen geht.

Das muss jedoch nicht sein. Neue Technologien erlauben, von einer Performance-Management-Plattform aus Anwendungen und deren Performance zu erfassen und zu steuern. Selbst in komplexen Hybrid IT-Infrastrukturen mit unterschiedlichen Standorten lassen sich dadurch Anwendungen und Daten auf sichere Weise den Nutzern zur Verfügung stellen.

Für die Zukunft gerüstet sein

Für IT-Fachleute ist es unverzichtbar, dass sie jederzeit im Detail nachvollziehen können, was in der IT-Umgebung des Unternehmens vor sich geht, sei es in einer Cloud-Infrastruktur, auf den IT-Systemen in Niederlassungen oder "Ende-zu-Ende" in der gesamten IT-Umgebung. Die Grundlage dafür bilden die passenden Daten und Management Tools. Erst sie ermöglichen es, Kennwerte zu erfassen und zu überprüfen, die für die Bereitstellung von Anwendungen wichtig sind - und gleichzeitig Faktoren zu berücksichtigen, die sich negativ auf die Geschäftstätigkeit auswirken könnten.

IDC-Studie "Hybrid Cloud in Deutschland 2014"
IDC-Analyse über Cloud Computing
Für die Studie „Hybrid Cloud in Deutschland 2014“ hat der Marktforscher IDC IT-Chefs aus rund 200 Unternehmen befragt.
Kostensenken wird wichtiger
Als eine der wichtigsten Anforderungen an die IT gilt das Senken von Kosten. 48 Prozent der Befragten nennen diesen Punkt, in der Vorjahresstudie waren es mit 38 Prozent deutlich weniger. IDC spricht denn auch vom „zunehmenden Druck auf die IT-Budgets“.
Status Quo der Cloud-Nutzung
Nach den Zahlen der Studie nutzt gut jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) Cloud Services, weitere 18 Prozent führen sie im Moment ein. 19 Prozent schließen die Cloud-Nutzung aus oder haben sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt.
Externe Herausforderungen
Größte externe Herausforderungen beim Management einer hybriden Cloud sind Fragen der Sicherheit (65 Prozent) und Compliance (41 Prozent).
Interne Herausforderungen
Als größte interne Herausforderungen betrachten die IT-Chefs das Anpassen der Geschäftsprozesse (36 Prozent) und die steigende Komplexität der IT-Umgebungen (35 Prozent) sowie die aufwändige Integration der hauseigenen IT-Umgebung an die Cloud-Services (32 Prozent).
Software-Defined Datacenter
Als Brücke zwischen interner (physischer und virtualisierter) IT-Umgebung und externen Hosted oder Public Cloud Services sieht IDC ein Software-definiertes Datencenter (SDDC). Darin bündeln und automatisieren gekoppelte Software-Komponenten das Rechenzentrums-Provisioning.

Um an solche Informationen zu gelangen, ist es in einer Hybrid IT-Infrastruktur erforderlich, eine Kombination von Agents sowie passiven und aktiven Datenerfassungs-Tools einzusetzen. Solche Werkzeuge machen die Vorgänge in einer IT-Umgebung transparent, indem sie in Echtzeit Informationen bereitstellen. Diese Daten können Administratoren speichern und anderen IT-Fachleuten zugänglich machen. Mithilfe dieser Tools lässt sich außerdem das Verhalten von Anwendungen aus Sicht der Nutzer überprüfen, auch dies "Ende-zu-Ende" über die gesamte IT-Infrastruktur hinweg. Beide Faktoren bilden für ein Unternehmen und dessen IT-Abteilung die Grundlage für zukunftsorientierte Planung. (rw)