Die Mini-Playback-Show: Mit MP3-Player auf der Erfolgsspur

15.06.2006
Hand aufs Herz: Hätten Sie jemals geglaubt, dass MP3-Player über Jahre hinweg zu den absoluten Verkaufsschlagern im Handel gehören würden?

VON ULRIKE GORESSEN

Hand aufs Herz: Hätten Sie jemals geglaubt, dass MP3-Player über Jahre hinweg zu den absoluten Verkaufsschlagern im Handel gehören würden?

Im Jahr 2005 wurden allein in Deutschland rund 8,4 Millionen der portablen Abspielgeräte verkauft. Der Umsatz lag bei knapp 680 Millionen Euro. Auch für die kommenden Jahre sagen die Marktforscher eine ungebrochen hohe Nachfrage nach MP3-Playern voraus. Wen wundert es da, dass mittlerweile mehr als 1.000 verschiedene Geräte-Typen im Handel angeboten werden.

Die Speicherrange reicht von 128 MB bis hin zu 100 GB. Im unteren Kapazitätsbereich werden Flash-Speicher verbaut, ab einem GB kommen vermehrt Festplatten zum Einsatz. Derzeit konkurrieren die beiden Formfaktoren ein Zoll und 1,8 Zoll um die Gunst der Hersteller und Kunden.

Auch bei Größe, Gewicht, Design und Funktionsumfang zeigt sich eine unglaubliche Vielfalt. Und erst recht bei den Anbietern. Neben etablierten A-Brands tummeln sich vermehrt B- und C-Brands und absolute No-Names im Markt.

Welcher MP3-Player passt zu wem?

Als Fachhändler kann und muss man nicht alle Marken vertreiben. Wichtig ist nur, passend zur Kundschaft die richtigen Produkte im Sortiment zu haben.

Der Einsteiger: Im Preissegment unter 50 Euro gibt es bereits eine Vielzahl an einfachen USB-Stick-MP3-Playern mit bis zu 256 MB Speicherplatz. Einige verfügten schon in dieser Preisklasse über ein integriertes Radio.

Vorsicht: Die Verschlusskappe über dem USB-Anschluss kann bei häufigem Gebrauch ausleiern und verloren gehen.

Der Sportler: Wer beispielsweise beim Joggen musikalische Motivation benötigt, sollte ein Flash-basiertes Modell kaufen, da es selbst die massivsten Stöße klaglos hinnimmt. Diese Player sind entweder selber Spritzwasser geschützt oder werden mit entsprechenden Schutztaschen angeboten. Grundsätzlich sollte ein Sport-Player leicht sein und am Arm befestigt werden können.

Von Apple (iPod Shuffle), Creative (MuVo C100 Sport), Trekstor (iBeat Organix) oder Maxfield (G-Flash Metal) und Thomson (Lyra Sport) gibt es unter anderem solche robusten Player oder zumindest die entsprechenden Schutztaschen.

Der Design-Verliebte: Diese Kundenkategorie ist vielfältig. Da sind zum einen die Jugendlichen, denen es nicht bunt und glitzernd genug sein kann. Die Range der Produkte reicht von knallbunten Flash-Playern, etwa von Apple, iRiver, Creative und Sony bis hin zu glitzernden Schmuckstücken von Tatung.

Dann sind da die Kunden, die Player suchen, die zu ihren Designer-Klamotten passen. Attraktive "Handschmeichler" gibt es beispielsweise von LG Electronics, Grundig, Sony, Samsung, Panasonic oder Philips. Diese Player bestechen durch amorphe Formen, edle Gehäuse und versteckte Displays.

Und da gibt es die Puristen, die minimalistisches Design lieben. Der iPod war der Vorreiter in diesem gehobenen Segment. Aber auch andere Hersteller wie Kenwood, iRiver, Thomson, Samsung, Sony, Panasonic, sowie Xonio (Bang & Olufsen) und Philips bieten hochwertige Produkte im zurückhaltenden Edel-Design.

Der Hochleistungsfan: Mit Halbheiten und Kleinigkeiten gibt sich der "Ich-will-alles-im-Überfluss"-Kunde nicht ab. Der Player muss über eine stattliche Speicherkapazität, integriertes Radio, Diktierfunktion und großes Farbdisplay verfügen. Und er sollte neben Sounds auch Videos und Fotos abspielen können. Damit sind wir im Preissegment oberhalb der 250 Euro und im Reich der Festplatten-Player angekommen.

Zu den beliebtesten Playern gehören neben den verschiedenen iPod-Varianten die Zen-Produkte von Creative. Super Sound, beste Ausstattung und höchste Qualität bieten aber auch die iAudio-Player von Cowon. Weitere Anbieter von leistungsstarken Playern sind: Philips, Thomson, NTP, Archos, Samsung, Sony, Olympus, Maxfield, Kenwood, MPIO und Teac.

Der Literat: Im Zuge der Marktdurchdringung wurden MP3-Player auch ein Objekt der Begierde für "ältere" Kundengruppen, also Käufer deutlich über 30 Jahre. Diese Konsumenten legen nicht nur hohen Wert auf komfortable Bedienung, attraktives Äußeres und beste Klangqualität. Sie nutzen den MP3-Player auch um Hörbücher zu konsumieren. Der Marktführer in diesem Segment ist Audible. Und nur Player, die audible-kompatibel sind, haben bei diesen Kunden eine reelle Chance. Neben den iPods von Apple unterstützen einige Modelle folgender Hersteller den Audible-Standard: iRiver, Casio, Creative Labs, Philips, Samsung, Sandisk, Sony, Thomson und Toshiba. Mit entsprechendem Upgrade werden auch die neueren iAudio-Serien von Cowon zu digitalen Vorlesern.

Die Geschichte des MP3-Players

Ende 1998 begann der Siegeszug der MP3-Player in Deutschland. Den Anfang machte der "Rio PMP300" von Diamond Multimedia. Der Winzling kostete stattliche 400 Mark und verfügte über 32 MB Speicher. Was aus heutiger Sicht speichertechnisch nicht sonderlich spektakulär klingt. Aber dank des vom Fraunhofer Institut entwickelten Kompressionsverfahren MPEG Layer 3 (MP3) konnte man erstmals mit leichtem Qualitätsverlust den Speicherbedarf digitaler Musikdaten massiv verkleinern (Faktor 1:12). Ein Beispiel: ein dreiminütiges Musikstück verschlingt rund 40 MB Speicher. Dank MP3 reduziert sich der Platzbedarf auf drei MB. Somit passte auf den Ur-MP3-Player rund eine Stunde Musik in "CD-ähnlicher" Qualität.

Einer der ersten MP3-Player mit Festplatte war die "Nomad Jukebox" von Creative, die im September 2000 auf den Markt kam und revolutionäre 6 GB Daten speichern konnte. Das Gerät war für heutige Verhältnisse enorm groß und schwer (vergleichbar mit einem portablen CD-Spieler) und mit einem Startpreis von 1.600 Mark auch sehr teuer.

Aus dem digitalen Spielzeug für IT-Fans wurde erst mit dem iPod von Apple (Verkaufsstart Ende 2001) ein massenmarktfähiges "Haben-will-Produkt". Dank der einfachen Handhabung (auch der Software), des edlen Designs und der rasant wachsenden Anzahl legaler Musikangebote im Web ebnete der iPod auch den Weg für zahlreiche Wettbewerber aus der UE- und IT-Branche.

Walkman-Erfinder Sony kam jedoch erst Ende 2004 mit einem eigenen MP3-Player auf den Markt. Erst zu diesem späten Zeitpunkt gab Sony Music seinen Segen zu den digitalen Abspielgeräten. Die Musikkonzerne hatten in der Zeit vor DRM (Digital Rights Management) zu Recht Angst, Raubkopierern Tür und Tor zu öffnen.

Heute bescheren Musikportale (wie etwa iTunes oder musicload.de) der Musikindustrie satte Umsätze. Denn das Gros der MP3-Nutzer ist gerne bereit, für aktuelle Songs, gepflegte Musiksortimente und komfortable Nutzung gutes Geld zu zahlen.

Meinung der Redakteurin

Egal, wie preissensitiv sich die deutschen Konsumenten auch geben, sobald sie etwas wirklich haben wollen, sind sie auch bereit, dafür viel Geld auszugeben. Und der MP3-Player in all seinen Ausrichtungen gehört nun mal eindeutig zu den Top-Sellern. Nutzen Sie diese Chance.