Kindermann-Manager Dorn

"Die Prognosen waren völlig unrealistisch"

20.09.2011 von Armin Weiler
Norbert Dorn, Marketing Manager bei Projektionsspezialist Kindermann, hält nicht viel von allzu optimistischen Marktprognosen. So geht er mit den Analysten und ihren Vorhersagen hart ins Gericht.
"Analysten sind viel zu wenig an der Front, um den Markt realistisch einzuschätzen", meint Norbert Dorn, Marketing Manager bei der Kindermann GmbH.

Norbert Dorn, Marketing Manager bei Projektionsspezialist Kindermann hält nicht viel von allzu optimistischen Marktprognosen. So geht er mit den Analysten und ihren Vorhersagen hart ins Gericht.

Kindermann hat sich ja aus der Produktion mit einer eigenen Projektorenlinie zurückgezogen. Warum hat sich das Geschäft nicht mehr gelohnt?

Norbert Dorn: Es kann sich heute kein Hersteller, egal welcher Größe, mehr leisten, einen Projektor in Deutschland zu produzieren. Wir lassen unsere eigene Projektorlinie, wie die meisten anderen Anbieter auch, in Asien produzieren. Die Qualität ist hervorragend und die Produktionskosten betragen nur einen Bruchteil von dem, was man in Deutschland dafür bezahlen müsste.

Warum konnte der Projektorenmarkt nicht die Zuwachsraten verbuchen, die optimistische Analysten noch vor wenigen Jahren vorhergesagt haben?

Dorn: Die Frage muss doch lauten, warum wurden die Prognosen so hoch angesetzt? Meines Erachtens haben sich hier Hersteller und Distributoren gegenseitig getrieben und dann entstehen Zahlen, die völlig unrealistisch sind. Analysten sind doch viel zu wenig an der Front, um den Markt realistisch einzuschätzen, es werden einfach Zahlen abgefragt und jeder schraubt die theoretischen Zuwachsraten fürs nächste Jahr noch weiter in die Höhe.

Wie wird sich dann Ihrer Meinung nach der Markt weiter entwickeln?

Dorn: Wir sehen für Short-Throw- und Großprojektoren noch etwas Wachstum. Der Markt für herkömmliche Businessprojektoren wird sich rückläufig entwickeln - hier sind Displays auf dem Vormarsch.

Und der Preis für Projektoren in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Kann man als Händler mit diesen Produkten überhaupt noch Geld verdienen?

Dorn: Durch die Überproduktion von Projektoren, die man auf die euphorischen Zuwachsraten zurückführen kann, sind natürlich die Preise gefallen. Die Zeiten, in denen man mit Projektoren Geld verdient konnte, sind lange vorbei, das müsste mittlerweile auch bei den Boxmovern angekommen sein. Wer über zu geringe Margen bei Projektoren klagt hat noch nicht erkannt, dass der Beamer nur Mittel zum Zweck ist, nicht mehr und nicht weniger.

Durch das lukrative Geschäft mit Zubehör. Lösungen und Service konnte Kindermann im vergangenen Jahr den Grundstein für einen neuen Firmensitz legen.

Wo liegen denn im Beamer-Geschäft noch lukrative Verdienstmöglichkeiten?

Dorn: Das Geld wird nicht mit dem Beamer verdient, sondern mit der Lösung und dem Service außen herum. Der Projektor kann der Türöffner sein, heute ist im Besprechungsraum aber weit mehr gefragt, als ein Beamer und eine Leinwand. Ein guter Händler erkennt das Potenzial sehr schnell und das reicht von der Halterung über die Anschlussmöglichkeiten auf dem Konferenztisch bis hin zur Mediensteuerung - hier wird das Geld verdient. Damit zeigt er Kompetenz und kann sich über einen zufriedenen Kunden freuen.

Welche vertikalen Märkte sollten die Händler dabei im Auge behalten?

Dorn: Wenn es überhaupt bei Projektoren einen vertikalen Markt gibt, den Händler im Auge behalten sollten, dann sind es Schulen, Universitäten und Bildungseinrichtungen - hier ist der Bedarf an Short-Throw und interaktiven Projektoren noch sehr groß. Doch wie zuvor schon erwähnt, wenn der Händler das Lösungsgeschäft begreift, kann er in jedem Markt tätig werden.

Welche technischen Trends sehen Sie?

Dorn: Wir werden kurz- und mittelfristig keine revolutionären technischen Neuheiten bei Projektoren sehen. Die Entwicklung ist ausgereift, ob LED, Short-Thow oder Interaktivität genauso wie die lange Lebensdauer der Lampen. Den großen Aha-Effekt würden erst wieder Projektoren mit holografischer Darstellung bieten, aber bis dahin ist noch ein langer Weg. (awe)