IBM und SAP

Die SAP Cloud gibt´s jetzt nicht mehr nur bei Mutti

16.10.2014 von Steve Janata
Die langjährigen engen Partner IBM und SAP haben sich darauf verständigt, dass die SAP Enterprise Cloud in Zukunft nicht nur in SAP Datacenter verfügbar sein wird, sondern auch aus den Rechenzentren der IBM. Ist das aus Sicht der Anwender in wichtiger Schritt, oder vollkommen belanglos?

SAP hat mittlerweile eine Cloud-Strategie, die sich durchaus auch als solche bezeichnen lässt. Allerdings betrifft dies vor allem zugekaufte Bereiche wie Successfactors, Ariba- oder zuletzt Concur. Was bisher, diplomatisch ausgedrückt, eher schleppend verlief, war das Geschäft mit der SAP Enterprise Cloud - geliefert aus den SAP Rechenzentren.

"Die Nachfrage nach SAP HANA und der SAP Business Suite, die auf SAP HANA in der Cloud läuft, ist gewaltig", so Bill McDermott, Vorstandssprecher der SAP SE. Diese Ansicht ist etwas verwegen. Das klingt gerade so, als ob SAP die Partnerschaft mit IBM suchen würde, um die eigenen Rechenzentren zu entlasten und man die Nachfrage nur noch mit Hilfe von Dritten stemmen könnte. Davon träumt der Vorstandssprecher der SAP wohl selbst in schwülen Sommernächten nicht.

Natürlich ist die Nachfrage nach der HANA-Technologie groß. Allerdings eben nicht nach dem Modell der SAP, in welchem das Ganze aus einem SAP-Rechenzentrum geliefert wird und den Kunden dort auf SAP-Workloads einschränkt.

Bilder von der Sapphire 2014
Auf den Kundenveranstaltung Sapphire ...
... in Orlando hat der seit kurzem allein agierende SAP-CEO Bill McDermott der grassierenden Komplexität in Unternehmen den Kampf angesagt.
Für sein neues Motto "Run simple" ...
... bringt der Manager vor allem seine Cloud-Lösungen ins Spiel, macht aber auch wie bei "Fiori" Zugeständnisse an seine Kunden.
Damit zielt der neue starke Mann bei SAP ...
... sowohl auf seine Kunden wie auch auf die eigene Organisation. "SAP verfolgt eine mutige Vision für das Geschäft der Zukunft - eine einfachere Welt, eine einfachere SAP und eine einfachere Kundenerfahrung", verkündete der US-amerikanische Manager in seiner Keynote zur Eröffnung der Kundenveranstaltung Sappire in Orlando, Florida.
McDermott geißelte vor 25.000 Zuhörern ...
... die immer stärker um sich greifende Komplexität als das größte Problem, mit dem sich Geschäftsführer heutzutage konfrontiert sähen. "Vielleicht ist sie nur heimtückisch und unsichtbar, aber niemand könne abstreiten, dass sie überall steckt."
An dieser Stelle will der SAP-CEO offenbar den Hebel ansetzen, ...
... um seinen Softwarelösungen auch in Zukunft einen Markt zu sichern. "Wir können und wir werden die Komplexität bekämpfen", versprach McDermott seinen Kunden.

Sinnvoll aus Kundensicht

Durch die Partnerschaft mit IBM löst sich dieser Stolperstein nun auf. IBM wird die SAP Enterprise Cloud nun weltweit in verschiedenen Modellen und auf verschiedenen Infrastrukturen, je nach Gusto des Kunden, betreiben und ausliefern. Macht das Sinn? Oh ja, denn die Unternehmenskunden leben mittlerweile schon oft in einer hybriden, beziehungsweise Multi-Cloud Welt. Der entscheidende Punkt dieser strategischen Partnerschaft ist für die Kunden also, dass sie bei der IBM die Möglichkeit haben werden, neben ihren SAP-Anwendungen auch andere Anwendungen auf der gleichen Cloud-Infrastruktur betreiben zu lassen. Und vor allem wo und wie sie das gerne möchten, also nach den eigenen Vorgaben. Das bedeutet eben auch, dass eigene Sicherheits- und Datenschutzvorgaben umgesetzt werden können.

SAP hat somit die Chance, dass Ihre Hana-Technologie eine deutlich weitere Verbreitung findet, als das bisher der Fall war. Und das ist wichtig, denn alleine aus zugekauften SaaS-Lösungen wird sich das angestrebte Cloud-Wachstum nur schwerlich realisieren lassen.

Wermutstropfen für IBM

Und IBM? Für IBM ist der Deal ebenfalls eine große Chance. Denn Kunden, die solche komplexen und meist auch hybriden Infrastrukturen durch IBM betreiben und integrieren lassen sind für IBM gute Kunden. Sie sind langfristig gebunden, haben einen hohen Consulting- und Integrationsbedarf und bieten ein großes Potential für Cross- und Upselling.

Also nur glückliche Gewinner? Nicht ganz, denn zum einen ist die Partnerschaft nicht exklusiv, IBM hat also lediglich einen Zeitvorsprung, den es unbedingt zu nutzen gilt.

Zum anderen sind dies keine guten Nachrichten für den SAP Lieblingsfeind Oracle. Denn wo HANA draufsteht ist bekanntlich kein Oracle drin. (bw)