Geschäftsmodelle und Prozesse

Die Top-10-Trends 2015 von Gartner

14.11.2014 von Christiane Pütter
Traditionelle Business-Jobs werden durch Digital Worker ersetzt. Gartner stellt zehn Prognosen für IT-Organisationen und Anwender für die kommenden Jahre vor.

Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine stellt der Marktforscher Gartner in den Mittelpunkt von zehn Aussagen über das Jahr 2015 und darüber hinaus. Glaubt man Daryl Plummer, Vice President und Distinguished Analyst, erhalten Roboter immer menschenähnlichere Züge. Die zehn Prognosen beziehen sich nicht nur im engen Sinne auf die Arbeitswelt, sondern auch auf das Alltagsleben.

Die zehn Punkte sind folgende:

Die Top 10 Trends 2015 von Gartner
Die Top 10 Trends 2015 von Gartner
Traditionelle Business-Jobs werden durch Digital Worker ersetzt. Gartner stellt zehn Prognosen für IT-Organisationen und Anwender für die kommenden Jahre vor. Die zehn Punkte sind folgende:
1. Punkt
2018 braucht die digitalisierte Arbeitswelt 50 Prozent weniger klassische Geschäftsprozess-Experten und dafür 500 Prozent mehr Kandidaten für digitale Schlüsselpositionen.
3. Punkt
Intelligente Maschinen und industrialisierte Services werden die Total Costs of Ownership geschäftlicher Abläufe bis 2018 um 30 Prozent senken.
4. Punkt
Bis 2020 steigern Wearable Devices zu Gesundheitsfragen die Lebenserwartung in den Industrienationen um weitere sechs Monate.
5. Punkt
Ende 2016 kaufen mobile digitale Assistenten für mehr als zwei Milliarden US-Dollar online ein.
6. Punkt
Die Hälfte des digitalen Handels wird in den USA 2017 mobil ablaufen.
7. Punkt
Erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle basieren 2017 zu 70 Prozent auf vorsätzlich instabilen Prozessen.
8. Punkt
Die Hälfte der Investitionen in Produkte bezieht sich 2017 auf Kundenerfahrungen mit bisherigen Produkten.
9. Punkt
Fast jeder fünfte Anbieter dauerhafter Güter stellt 2017 mit 3D-Druck personalisierte Waren her.
10. Punkt
2020 steigern Händler, die ihre Zielgruppenansprache mittels IPS (Internal Positioning Systems) verbessern, ihre Absätze um fünf Prozent.

1. 2018 braucht die digitalisierte Arbeitswelt 50 Prozent weniger klassische Geschäftsprozess-Experten und dafür 500 Prozent mehr Kandidaten für digitale Schlüsselpositionen. Zuerst kommt die Krise: Ende 2016 werden viele Unternehmen Marktanteile verloren haben, weil ihnen Skills für die digitale Transformation fehlen. Etwa zwei Jahre später dann haben sich die Kräfteverhältnisse zugunsten der Digital Worker so sehr verschoben, dass Expertise in herkömmlichem Business Process wenig gefragt ist.

Gartner glaubt, dass bereits in wenigen Jahren Kühlschränke eigenständig neues Gemüse bestellen. Drohnen liefern die Ware an die Haustür.

2. 2017 basieren neue Geschäftsmodelle vor allem auf Computer-Algorithmen. Aus der Kombination digitaler Märkte mit physischer Logistik erwachsen bereits jetzt die erfolgreichsten Geschäftsmodelle, die traditionellen Unternehmen Marktanteile wegnehmen. Konkrete Beispiele dafür sind Uber und Airbnb. Solche Dienste bringen das traditionelle Taxi- und Hotelgewerbe unter Zugzwang. Weil diese Felder stark reguliert sind, brauchen innovative neue Anbieter Advanced Analytics. Die pfiffige Idee alleine nützt nichts mehr.

3. Intelligente Maschinen und industrialisierte Services werden die Total Costs of Ownership geschäftlicher Abläufe bis 2018 um 30 Prozent senken. Intelligente Maschinen werden den Menschen nie komplett ersetzen können. Aber: Derzeit gilt das Paradigma "Labor-driven, technology-enabled" - noch. Künftig wird gelten "digital-driven, human-enabled." Roboter und Maschinen werden immer mehr Arbeit erledigen können, nicht nur in der Fabrik. Gartner rechnet aus, dass die Kosten pro betrieblichem Ablauf um bis zu 30 Prozent sinken können.

Accenture: Wie Konzerne von der Digitalisierung profitieren -
Wie Konzerne von der Digitalisierung profitieren
In der Studie "Technology Vision 2014 – from digitally disrupted to digital disrupter" erklärt Accenture, wie auch große Konzerne - und nicht nur innovative kleine Start-Ups - von der Digitalisierung profitieren. Die Analysten untermauern ihre These anhand von sechs Trends.
Trend 1: Internet der Dinge
Im Internet der Dinge kommunizieren Maschinen miteinander, Sensoren und Funkchips verbinden physische und virtuelle Welt. Beispiel eines Konzerns, der davon profitiert, ist Amazon. Pakete sollen künftig von einer Drohne ausgeliefert werden.
Trend 2: Kunden als Mitarbeiter
Crowdsourcing als neue Form der Mitarbeiterschaft: Unternehmen etablieren Plattformen, über die Kunden ihre eigenen Ideen für die Produktentwicklung einbringen können - und das auch noch kostenfrei.
Trend 3: Integration der Daten
Glaubt man Accenture, nutzen lassen viele Firmen Daten ungenutzt. Die Analysten empfehlen, Daten nach dem Modell einer Lieferkette zu organisieren, die das ganze Unternehmen durchzieht.
Trend 4: neuer Blick auf Hardware
Im Zuge der Digitalisierung könnten große Unternehmen die Vorteile ihrer Hardware ausschöpfen. Wer Energieverbrauch, Prozessoren und die Architektur seiner Infrastruktur intelligent manage, nutze Skalen-Effekte und senke Kosten.
Trend 5: Apps als Kernkompetenz
Zunehmend etablieren Unternehmen eigene App-Stores für Mitarbeiter und Kunden. Aufgabe von IT-Entscheidern ist, die Rollen bei der App-Entwicklung beziehungsweise den gesamten Entwicklungsprozess so zu gestalten, dass sie die Unternehmensziele unterstützen.
Trend 6: Resilienz statt Datenschutz
In Sachen Cyberkriminalität spricht Accenture nicht mehr nur von Datenschutz und Gefahrenabwehr. Das neue Schlagwort lautet Resilienz. Der CIO muss dafür sorgen, dass Cyber-Attacken an den Systemen quasi abprallen.

4. Bis 2020 steigern Wearable Devices zu Gesundheitsfragen die Lebenserwartung in den Industrienationen um weitere sechs Monate. Ein intelligentes Armband, das den Puls misst und die Körpertemperatur kontrolliert - solche tragbaren Geräte sorgen dafür, dass die Lebenserwartung in den Industrienationen um weitere sechs Monate steigt. Schon 2017 werden solche Geräte die Kosten für Diabetes um ein Zehntel gesenkt haben.

5. Ende 2016 kaufen mobile digitale Assistenten für mehr als zwei Milliarden US-Dollar online ein. Name, Adresse, Kreditkartennummer - solche Felder können beim Online-Shopping vom mobilen digitalen Assistenten ausgefüllt werden, das muss der Mensch nicht selbst machen. Künftig werden diese Assistenten auch komplexere Vorgänge erledigen, etwa zum Ferienende selbstständig Schulranzen, Stifte und Hefte bestellen. Außerdem können sie zum Geburtstag der Liebsten Kinokarten bestellen, einen Tisch im Restaurant für das anschließende Dinner reservieren und dafür sorgen, dass das Taxi rechtzeitig da ist.

6. Die Hälfte des digitalen Handels wird in den USA 2017 mobil ablaufen. Für künftige Generationen wird es alltäglich sein, Waren und Dienstleistungen via Smartphone oder Tablet zu bestellen. Weil die Hersteller kontinuierlich daran arbeiten, die Sicherheit beim Mobile Payment zu verbessern, erreicht Mobile Commerce zumindest in den USA schon 2017 die 50-Prozent-Marke beim gesamten digitalen Handel.

7. Erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle basieren 2017 zu 70 Prozent auf vorsätzlich instabilen Prozessen. Die Schlagworte von den sich schnell verändernden Märkten, dem launischen Konsumentenverhalten und den ständig notwendigen Innovationen bergen eine Kehrseite: umzusetzen sind sie nur mit vorsätzlich instabilen Prozessen.

Diese Prozesse bringen - eben wegen ihrer Agilität - Wettbewerbsvorteile und sind von der Konkurrenz schwer zu kopieren. Welche Nachteile oder auch "Herausforderungen" das für IT-Entscheider bedeutet, verrät Gartner in der Prognose nicht.

8. Die Hälfte der Investitionen in Produkte bezieht sich 2017 auf Kundenerfahrungen mit bisherigen Produkten. Markentreue nimmt ab, seit die Konsumenten im Internet Preise und Konditionen vergleichen, Produkte bewerten und Erfahrungen austauschen. Das Feedback der Kunden fließt künftig stärker als bisher in die Investitionen in neue - oder veränderte - Angebote ein. Marktführerschaften gelten für immer kürzere Fristen.

9. Fast jeder fünfte Anbieter dauerhafter Güter stellt 2017 mit 3D-Druck personalisierte Waren her. Gartner geht davon aus, dass sich 90 Prozent solcher Anbieter schon im kommenden Jahr nach passenden Partnern für 3D-Druck umsehen. Immer stärker fragen die Konsumenten Änderungen an bestimmten Produkten nach. Je früher Hersteller das Potenzial personalisierter Güter erkennen, umso besser können sie sich positionieren.

3d Dinge: 3D-Druck im Feinkostladen -

Was ein Feinkostladen mit 3D-Druck zu tun hat, erschließt sich nicht auf den ersten Blick.

Im Schaufenster fallen aber die 3D-Druckerzeugnisse zwischen den Marmeladengläser auf.

Thomas Berger, Inhaber des "Slow Shop" in der Münchener Heiliggeiststraße hat in seinem Feinkosttempel eine Ecke für die 3D-Druck-Enthusiasten eine Ecke freigeräumt.

Hier kann Nils Hitze von 3d Dinge seine Produkte präsentieren.

Spezielle Verbrauchsmaterialien führen zu Druckergebnissen mit unterschiedlichem Aussehen und unterschiedlichen Eigenschaften. Das Teil im Vordergrund wurde beispielsweise aus Supplies mit Holzanteil hergestellt.

Levin Brunner von 3d Dinge erklärt einem Besucher an einem Druckbeispiel die Materialeigenschaften von Verbrauchsmaterial mit Kreidebestandteilen.

3D-Druckinteressent Martin Altmann lässt sich von Nils Hitze die Details erläutern.

Zwischen Regalen mit Feinkost haben die 3D-Drucker ihre Ecke.

Zur Shop-Eröffnung sind einige 3D-Druck-Enthusiasten aber auch völlige Neulinge gekommen.

Praxis-Beispiel: Flasche mit Drehverschluss. Allerdings noch nicht ganz wasserdicht, wie die 3D-Druckeexperten einräumen.

Der Druckkopf des Ultimakers.

3D-Druck ist noch Handarbeit: Hier justiert Nils Hitze ein Gerät von Ultimaker.

Neu im 3dDinge-Porfolio: Die kompakte Makibox soll als Bausatz für nur 375 Euro zu haben sein. Voraussichtlicher Liefertermin: Mitte bis Ende September.

Auch das Verbrauchsmaterial mit Holzanteil hält der Shop bereit.

Mit dem passenden 3D-Scanner lassen sich Gegenstände erfassen und dann auf dem 3D-Drucker duplizieren.

Das Verbrauchsmaterial kann sowohl im Online-Shop als auch im Slow Shop gekauft werden.

Laybrick nennt der Hersteller das Druckmaterial, das sandseinartige Druckergebnisse ermöglicht.

Mit dem X400 gibt es auch einen etwas größeren 3D-Drucker von RepRap zu sehen.

Das Ultimaker-Gehäuse gibt es auch in einer schicken Holzversion.

Nicht ganz einfach ist das Drucken von Überhängen: Benchmark sind dabei die "Yoda-Ohren".

So wird das Druckmaterial von der Spindel zum Druckkopf transportiert.

Eine Vase als Druckbeispiel aus dem Ultimaker.

10. 2020 steigern Händler, die ihre Zielgruppenansprache mittels IPS (Internal Positioning Systems) verbessern, ihre Absätze um fünf Prozent. Werbung auf mobilen Endgeräten und Advanced Analytics zum besseren Kundenverständnis nutzt der Handel bereits. Dabei spielt es eine Rolle, was ein Kunde bisher gekauft hat, wo er wohnt und welche Interessen er pflegt.

Inmitten all dieser Daten muss der Händler verstehen, wo sich der Kunde in seinem Geschäft gerade aufhält. IPS (Internal Positioning Systems) arbeiten über Bluetooth und Wi-Fi. Sie können des Kunden aktuellen Standort bis auf Zentimeter genau angeben. Händler, die davon profitieren, werden ihre Absätze im Jahr 2020 um fünf Prozent steigern.