Die wichtigste Führungs- und Verkäuferaufgabe

Persönlichkeitstypen verstehen und respektieren

24.05.2007 von Andreas Dolle
Es gibt viele Wege, die zu mehr persönlicher Klarheit und Kompetenz führen.
Es gibt viele Wege, die zu mehr persönlicher Klarheit und Kompetenz führen.
Foto: KravOK - shutterstock.com

Eine der wichtigsten Aufgaben, die Unternehmer, Führungsmitarbeiter und auch Vertriebler haben, ist die Entwicklung von Kompetenzen, die über reine fachliche und sachliche Qualifikationen hinausgehen: Sozial- und Kommunikationskompetenzen sind gefragt. Der Schlüssel dazu sind Selbstbewusstsein und Fremdverständnis.

Der Mitarbeiter, der fähig und bereit ist, über eine begrenzte Aufgabenerfüllung hinaus zu denken und neben seiner fachlichen begründeten Kompetenz soziale Fähigkeiten entwickelt, der wird in der Lage sein, nach innen wie nach außen erfolgreicherer zu kommunizieren.

Werner G. Faix, Professor für Unternehmensführung und Direktor an der Steinbeis-Hochschule Berlin, spricht davon, dass die wesentlichen Kennzeichen des sozialkompetenten Menschen im Umgang mit anderen "Kommunikations-, Integrations-, Kompromissfähigkeit, Toleranz, Achtung vor anderen, Verständnisbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Offenheit und Fairness" sind. Aber, wie entwickelt man Verständnis für andere und Offenheit?

Wenn wir mit anderen Menschen zusammenarbeiten, ist es entscheidend, sich bewusst zu machen, dass wir alle unterschiedlich sind. Die Entwicklung der Menschheit hat gleichzeitig gezeigt, dass derjenige dauerhaft am erfolgreichsten sein wird, dem es gelingt, in Übereinstimmung und Harmonie mit seiner Umwelt zu leben.

Wenn Mitarbeiter in der Lage sind auf die Bedürfnisse der Kollegen, Mitarbeiter, Chefs, Kunden und Partner richtig einzugehen, so verbessern sich automatisch die sozialen Beziehungen und die damit verbundenen gemeinsamen Erfolgschancen. Sich an das Verhalten anderer anzupassen ist aber nicht unbedingt immer eine natürliche Gabe, sondern auch eine erlernbare Fähigkeit. Eine entscheidende Frage dabei ist: Wie entwickelt, erlernt oder fördert man diese Kompetenzen?

Eine Möglichkeit zur Förderung der "sozialen Kompetenzen" unterstützen verhaltenstypologische Modelle, die unter Namen wie "MBTI", Insights oder DISG bekannt geworden sind. Das verhaltens-typologische Modell "Insights Discovery" beispielsweise ermöglicht einige "Aha-Erlebnisse" zur eigenen Persönlichkeit sowie zu Persönlichkeits-, Verhaltens- und Motivationsstrukturen von Kunden und Mitarbeitern.

So ermöglicht es das Modell, das auf der Basis der Psychologie von C.G. Jung entwickelt wurde, menschliches Verhalten vereinfacht und gut verständlich nachvollziehen zu können. Denn das Modell der "psychologischen Typen" macht Verhaltensmuster kenntlich, die aussagen, auf welche Art und Weise Menschen bevorzugt Informationen aufnehmen - und wie sie aufgrund dieser Informationen ihre Entscheidungen treffen.

Analyse der Persönlichkeit

Dieses Modell oder Modelle ähnlicher Art, die oft auch als Selbstanalyse genutzt werden, ermöglichen die Erkenntnis, mit welchem (Verhaltens-) Anteil die einzelnen Persönlichkeiten gekennzeichnet sind, welche Persönlichkeits-, Verhaltens- und Motivationsstrukturen damit verbunden sind. So ist die Grundlage für Motivationsfähigkeit eng verbunden mit der Einsicht über die Andersartigkeit von Menschen:

Es sind ja oft nicht die sachlichen Unterschiede, die das Leben so schwer machen, sondern die menschlichen.

So lassen sich extrovertierte und introvertierte Typen sowie aufgaben- und personenorientierte Verhaltensstile festmachen. Wenn, zum Beispiel, im Büro ein extrovertierter Typ, gut gelaunt mit einem "Guten Morgen" auf den Lippen hereinkommt und sein Kollege überhaupt nicht reagiert, sollte er nicht direkt daraus schließen, dass dieser arrogant oder schlecht gelaunt ist. Vielleicht ist es nur ein eher introvertierter, aufgabenorientierter Mitarbeiter, der gerade ganz in seine Arbeit vertieft ist.

Ein anderes Beispiel: Mit den Teilnehmern meiner Seminare gehe ich gerne auf die Cart-Bahn, um das Thema verschiedener Verhaltenstypen zu erläutern. Hier werden Tendenzen und Schwerpunkte beim Fahren aber auch im ganzen Kontext sehr schnell ablesbar.

Da gibt es auch die sehr dominanten (Fahr-)Stile, diejenigen die gerne rasen und für die nur das Ergebnis zählt. Diese "roten" Typen fahren mit dem Gedanken "Gewinnen ist nicht alles, Gewinnen ist das einzige was zählt". Dabei wirkt das Gesicht oft verkniffen und angespannt. Dann gibt es den Initiativen, den im Typen-Farbschema als gelb gekennzeichneten Typen, für den es wichtig ist, Spaß zu haben und dabei noch gut auszusehen. Fröhlich winkend fährt dieser an den Zuschauertribünen vorbei.

Der Grüne, der beziehungsorientierte Unterstützer ist sehr bemüht niemanden zu behindern. Er nimmt Rücksicht und hat nicht die Absicht zu gewinnen. Im Gegenteil, es ist verblüffend zu beobachten, wie er dezent zur Seite fährt um den schnelleren nicht den Sieg zu vermasseln. Dabei geht es ihm nicht schlecht. Denn im Wettbewerb sieht er sich nicht.

Etwas anders ist es bei dem introvertierten Denker (blauer Typ). Der fährt die Ideallinie. Vor allem aber achtet er die Regeln. Drängeln und touchieren gibt es bei ihm nicht. Es ist nicht erlaubt, also drängelt er nicht, er beugt sich aber auch keinem Drängler.

Alle diese Rennfahrer und ihre Verhaltensprofile im Rennen können allerdings von ihren eigentlichen Profilen abweichen. Wer sich wie zeigt, entscheidet das Umfeld und die Rolle. Die "Diagnosen" über ein Verhaltensprofil bieten also keine endgültige Aussage über eine Person. Die Facetten einer Persönlichkeit lassen sich nicht in ein Profil drängen.

Verhaltensprofile, wie DISG oder das Insights Discovery Profil, sind aber wirkungsvolle Orientierungshilfen bei der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit im Umgang mit anderen oder Andersartigkeit. Das Modell ist ein Baustein von verschiedenen wirkungsvollen Bausteinen und Konzepten, die Mitarbeitern helfen, Ihr Tagesgeschäft mit Freude und Erfolg zu gestalten. Motivationsfähigkeit und Kundenorientierung kann dann optimiert werden, wenn Mitarbeitern für ihre Beziehungen - nach innen wie nach außen - klar wird, wer durch welches Verhalten motiviert ist. (rw)