Die Zukunft der Xeron nach dem Eigentümerwechsel

06.05.2005
Der Verkauf des Freisinger Notebook-Herstellers Xeron GmbH kam für die Mitarbeiter und Kunden überraschend. ComputerPartner-Redakteurin Beate Wöhe sprach mit dem neuen Inhaber und Geschäftsführer Wieland Heß nicht nur über seine Pläne für die Xeron, sondern auch über seine Vergangenheit.

Wieland Heß, der neue Inhaber und Geschäftsführer des Freisinger Notebook-Herstellers Xeron GmbH sprach mit ComputerPartner über seine Ziele und Strategien.

Herr Heß, Ihr Name ist in der Notebook-Branche unbekannt. Was haben sie bisher gemacht?

Heß: Nach dem Studium in München habe ich mehrere Stationen in der Entwicklung und im Product Management bei Unternehmen wie Messerschmitt Bölkow Blohm und Philips durchlaufen. Ab 1983 habe ich bei Nixdorf das Telekommunikationsgeschäft mit aufgebaut und ging dann zu Alcatel. Dann war ich in einer kleineren Gesellschaft damit beschäftigt, Telekommunikations- und IT-Netze zu produzieren, entwickeln und zu vermarkten. das Unternehmen zum Verkauf vorzubereiten. Dort kam ich zum zweiten Mal in Berührung mit der IT-Branche und habe festgestellt, dass mir die Arbeitsweise im Mittelstand viel besser gefällt. Zu diesem Zeitpunkt, vor etwa zwei Jahren, habe mir geschworen: Wenn Du es irgendwie schaffst, wirst du auch einmal Mittelständler. Vergangenes Jahr begann ich dann, mich auf die Suche nach einem geeigneten Objekt zu machen.

Wie sind sie auf die Xeron GmbH gestoßen? IT-Unternehmen findet man nicht in der Kurz&Fündig-Sparte einer Tageszeitung.

Heß: Ich habe nach vielen vergeblichen Versuchen bei einem in Bayern ansässigen M&A-Berater (Anm. d. Redaktion: Merger und Akquisition) angerufen. Dadurch kam ich zur Xeron.

Das heißt, die Xeron wurde schon zum Verkauf angeboten?

Heß: Ja, die ehemaligen Inhaber, Gerd und Anja Hirsch, waren an den M&A-Berater herangetreten und hatten ihn gebeten zu testen, ob ein Verkauf möglich sei. Die beiden Vorbesitzer wollen in eine völlig andere Branche einsteigen.

Ist es nicht ungewöhnlich, dass Firmeninhaber, die noch relativ jung sind ein gutlaufendes Unternehmen verkaufen, um in einer anderen Branche ihr Glück zu versuchen?

Heß: Darüber habe ich natürlich auch mit den ehemaligen Inhabern gesprochen. Sie haben Zäsur gemacht und es gibt wohl mehrere nachvollziehbare Gründe dafür.

Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich einig wurden?

Heß: Dieser Prozess hat ein dreiviertel Jahr gedauert. Das lag aber nicht an unflexiblen Käufern und Verkäufern, sondern am Umfeld, wie zum Beispiel an der Finanzierungsthematik. Obwohl es heißt: Wir brauchen in Deutschland mehr und risikofreudige Unternehmer, werden solche Menschen total alleine gelassen.

Jetzt ist der Deal aber abgeschlossen und die Xeron gehört Ihnen seit vier Wochen.

Heß: Ja, und es macht mir unheimlich viel Spaß. Aber es gab auch den erwarteten Anfangsrumpler.

Was meinen Sie damit?

Heß: Wir müssen uns jetzt erst einmal zusammenraufen, da der Verkauf für die Mitarbeiter sehr überraschend kam.

Somit kamen wohl auch die neuen Ziele für die Mitarbeiter überraschend: In der Pressemitteilung stand, dass Xerox als Premiumanbieter individuelle Notebooks im mittleren und oberen Preissegment anbieten will. Außerdem möchten Sie neue Kundenkreise in Deutschland und in selektierten europäischen Märkten erschließen. Was wird sich an den Notebooks ändern, und wo gibt es noch neue Kundenkreise?

Heß: Es gibt im gehobenen Segment sicher kaum neue Kunden, die Laptops kaufen. Aber auf jeden Fall gibt es neue Kunden für die Xeron. Das europäische Ausland zum Beispiel. In ausgewählten Beitrittsländern der EU wächst eine Schicht von neuen Managern heran, die den modernen Kommunikationsmethoden gegenüber sehr aufgeschlossen ist und dafur auch Geld investiert. Oder nehmen Sie die Italiener. Die Italiener laufen mit je einem Handy rechts und links am Ohr durch die Gegend - möglichst neu und chic müssen sie natürlich sein. Mit Notebooks im entsprechenden Design sehe ich in Italien die Chance für einen Markteinstieg.

Sie möchten das Design der Xeron-Notebooks verändern?

Heß: Ja, ich plane den Geräten mittelfristig ein exklusiveres und individuelleres Aussehen zu verpassen. Für eine Veränderung an den sichtbaren - und für den Italiener zum Beispiel interessanten - Stellen sind wir gerade dabei, eine Lösung zu suchen. Mehr will ich dazu noch nicht sagen, da ich mir diese Lösung schützen lassen möchte.

Die Xeron will expandieren. Wird es in der Zusammenarbeit mit dem Fachhandel Veränderungen geben?

Heß: Wir sind in Aufräum- und Aufbruchstimmung und wollen uns bei den Themen Qualität, schnelle Reaktionsfähigkeit und engere Zusammenarbeit gezielter aufstellen. Veränderungen sind zum Beispiel bei der Produktqualität geplant. Wir werden in Zukunft eine Datenbank im Service etablieren, um auf häufig auftretende Fehler entsprechend reagieren zu können. Das soll dazu führen, dass wir unseren Fachhändlern zusagen werden: Du schickst uns eine defektes Notebook und in spätestens einer Woche erhältst Du es zurück. Das möchte ich garantieren und wir werden unsere Ersatzteilbevorratung entsprechend darauf ausrichten.

Wie lange waren die Reparaturzeiten bei der Xeron bisher?

Heß: Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich möchte über bisher nicht reden, ich weiß nicht wie es bisher gemacht wurde und ich war für bisher nicht verantwortlich. Ich möchte es jetzt nur so machen und es wird so kommen. Eines war bisher jedenfalls nicht so: Man hat sich nicht getraut, dem Fachhandel zu sagen, dass er das Gerät innerhalb von einer Woche zurückerhält.

Planen Sie auch Veränderungen an der Produktstrategie?

Heß: Ja. Wir wollen uns aus dem Low-End-Bereich und damit aus der Aldi- und Lidl-Umklammerung befreien.

Sind die Xeron-Notebooks denn jetzt in diesem Segment angesiedelt?

Heß: Ja. Die ehemaligen Besitzer haben schon versucht, sich dort herauszubegeben. Ich muss gestehen, dass es auch bei mir ein paar Rückfälle gibt, wenn ich ein tolles Angebot sehe, mit dem man Geld machen kann. Aber eigentlich möchte ich die Notebooks mehr im mittleren und oberen Bereich ansiedeln. Dazu werde ich ein Konzept auf dem Tisch legen, das ich aber noch nicht komplett vorstellen kann. Es geht um Added Values: Was mich bei den Laptops immer gestört hat, sind die unterschiedlichen Prozeduren, wenn ich das Gerät zum Kommuzieren bringen will. Hier möchten wir den Kunden die Einrichtung der verschiedenen Kommunikationsmöglichkeiten wesentlich erleichtern.

Ihre Ziele für die Xeron GmbH sind mit vielen Veränderungen und neuen Strategien verbunden. Sie haben sich einiges vorgenommen.

Heß: Ja, das habe ich. Aber ich bin bemüht, dass die Fachhändler im Tagesgeschäft davon nichts oder nur wenig merken. Sie sollen in Zukunft nur erkennen, dass unsere Zusammenarbeit noch besser geworden ist.
(bw)