"Dieses Wachstum bringt Arbeitsplätze und Stabilität"

24.02.2000
Reinhard Wieczorek ist Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München. Mit ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok sprach er über die Bedeutung der High-Tech-Branche für München und den Reiz der Stadt als Standort für Jungunternehmer.

München wird gern als "Isar Valley" bezeichnet. Was macht den besonderen Reiz der Stadt für die zahlreichen High-Tech-Unternehmen aus, die sich in dieser Region angesiedelt haben?

Wieczorek: Wir freuen uns, dass München mittlerweile international als "Isar Valley" bekannt ist. Erst im November konnte man in einem Artikel der "Financial Times" lesen, dass München als das unstrittige Silicon Valley Europas und somit als die europäische High-Tech-Hauptstadt bezeichnet wird. Und wo gute Leute und gute Unternehmen sind, kommen immer weitere dazu. Und wenn Sie nach "Reiz" fragen: München bietet nicht nur ein gutes Arbeitsumfeld, sondern auch gute Lebensqualität. Nicht umsonst genießt München den Ruf als "nördlichste Stadt Italiens".

Was tut die Stadt München, um die Wirtschaftsregion für Start-Up-Unternehmen interessant zu machen?

Wieczorek: Wir haben 1998 gemeinsam mit der Industie- und Handelskammer das "Münchener Existenzgründungsbüro" gegründet. Das schlug ein wie eine Bombe: Innerhalb eines Jahres nach der Eröffnung wurden dort etwa 14.000 Anrufe bearbeitet, 2.200 Besucher informiert und 1.100 vertiefte Beratungen durchgeführt. Zudem ist die Landeshauptstadt München Partner des "Münchener Business Plan Wettbewerbs", bei dem in diesem Jahr 204 Gründerteams ihre Geschäftsideen eingereicht haben. Das sind 87 mehr als im Vorjahr.

Welche Branchenzweige sind hier am häufigsten vertreten?

Wieczorek: Knapp die Hälfte der Business-Pläne kommt aus dem Bereich IT, Kommunikation und Internet. Rund 20 Prozent sind der Medizin, den Life Sciences und der Biotechnologie zuzuordnen.

Wie sieht es mit der anschließenden Förderung der Jungunternehmer aus?

Wieczorek: Wir haben beispielsweise am 26. Januar das "Zweite Münchener Coach Forum" veranstaltet. Auf diesem Marktplatz für Gründer präsentierten sich ausgewählte Coaches von Unternehmerverbänden, Fachberatern und Kapitalgebern den Gründern, um sie in Fragen der Businessplan-Erstellung und Unternehmensgründung zu beraten. Im Münchener Technologiezentrum (MTZ) bieten wir Start-Ups aus dem High-Tech-Bereich die Räumlichkeiten, die sie brauchen. Wir nennen das MTZ auch scherzhaft "schneller Brüter", denn dort wachsen die jungen Unternehmen so schnell, dass sie aus Platzgründen oft bald wieder ausziehen. Rund 11.000 Quadratmeter Büro-, Labor- und Produktionsflächen stehen dort zur Verfügung. Für Unternehmensgründer in den ersten vier Jahren gibt es langfristige Mietverträge mit Mietvergünstigungen.

Warum sind diese Unternehmen von so großer Bedeutung für die Zukunft der bayerischen Hauptstadt?

Wieczorek: Kaum eine andere Branche wächst zur Zeit so schnell. Dieses Wachstum bringt Arbeitsplätze, Stabilität und Geld in die städtischen Kassen. Und für Stabilität sorgt dieser Sektor deshalb, weil es sich um viele kleine Unternehmen handelt, die sich sehr flexibel dem Markt anpassen können.

Welche Rolle wird München langfristig für die Branche spielen?

Wieczorek: München rangiert als High-Tech-Standort international an der Spitze. Und wir legen uns gemeinsam mit dem Freistaat und den Kammern ins Zeug, damit dies nicht nur so bleibt, sondern wir den Vorsprung noch weiter ausbauen.