Heimautomatisierung

Distributoren beklagen fehlende Standards

02.10.2014 von Armin Weiler
Die Broadliner sehen in der Heimvernetzung und Heimautomatisierung gute Geschäftschancen für den Handel. Doch es gibt auch Hindernisse wie fehlende Standards oder mangelhafte Netzinfrastruktur.
'Besonders das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis der Menschen bietet viel Potenzial für SmartHome Anwendungen', Jörg Richter, Business Unit Manager Cisco/Networking bei Tech Data.
Foto: Tech Data

Die großen Distributoren sind sich einig: Beim Thema Heimvernetzung und Heimautomatisierung ist Musik drin, und damit ist sicher nicht nur der Zugriff auf Multimedia-Inhalte im Heimnetzwerk gemeint. Vielmehr erhoffen sich die Broadliner ein lukratives Geschäftsfeld für den Fachhandel. "Der Bereich Heimvernetzung und Automatisierung entwickelt sich seit Jahren, aber gerade in letzter Zeit hat dieses Thema eine erhöhte Aufmerksamkeit im deutschen Markt bekommen", bestätigt Jörg Richter, Business Unit Manager Cisco/Networking bei Tech Data.

Auch Jens Dreising, Head of BU Consumer/Festnetz bei Also, hofft auf noch "viele erfolgreichen Jahren mit Smart-Home-Produkten". Man wolle der "ideale Partner" an der Seite der Fachhändler sein, wenn es um Lösungen rund um das vernetzte Haus geht. "Wir betreiben dieses mittlerweile im fünften Jahr und können mit der Entwicklung durchaus zufrieden sein", erklärt Dreising. "Vor allem im Consumer-Bereich wird der Markt weiter wachsen", prognostiziert Klaus Donath, Senior Director Value Business DACHH bei Ingram Micro. Donath sieht aber auch "viele potenzielle Einsatzmöglichkeiten" auch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen.

Das Geschäft läuft allerdings nicht von alleine. "Der Fachhändler, der den Consumer-Bereich bedient, muss in der ersten Linie einen guten Überblick über aktuell verfügbare Produkte und der Möglichkeit haben", fordert Tech-Data-Manager Richter. Zudem seien Kenntnisse in Netzwerktechnik und Gebäudeinfrastruktur wichtig. "Da nicht jeder Hersteller alle Anforderungen in dem Bereich der Heimvernetzung und Automatisierung abdecken kann, ist eine gewisse Offenheit im Produktportfolio erforderlich", ergänzt er. Für Also-Spezialist Dreising gibt es für Händler im Consumer-Segment vor allem zwei Betätigungsmöglichkeiten: "Erstens, der Fachhändler kann im Laden beraten und die entsprechend Hardware verkaufen - hier ergeben sich gute Cross-Selling Möglichkeiten. Mit entsprechenden Dienstleistungen wie Installation und Einrichtung des Heimnetzwerks etc. kann er ein attraktives Zusatzgeschäft generieren."

Smart Home
digitalStrom Smart Home
IP-gestützte und per Smartphone-App gesteuerte Systeme ebenen den Weg für neue Anwendungen und Player.
Beacon-Testlauf
... Mobile Marketing,
Paypal Beacon
Aktuell liegt das Hersteller-Interesse an (i)Beacons noch stärker bei den Themen Mobile Payment ...
Qualcomm Gimbal
... und Mobile Shopping.
(i)Beacon von Estimote
Die Sendemodule für Bluetooth Low Energy werden von Hersteller wie Estimote angeboten.
digitalStrom und iBeacon
Von kontextbezogener Gebäudesteuerung mit iBeacon meint digitalSTROM, dass je nach Abstand vom Sendesignal unterschiedliche Aktionen definiert werden können, Licht ein und Licht aus zum Beispiel.
Intel Puma 6 Plattform
Intel hat auf der CeBIT 2014 die neue Puma-6-Plattform vorgestellt ...
Hitron Box auf Basis von Puma 6
... und demonstriert, wie mit entsprechenden Multi Service Gateways verschiedene Smart-Home-Anwendungen zur Heimsteuerung, Heimsicherheit, Energieeffizienz und Unterhaltung gleichzeitig betrieben werden können.
Mehr Komfort durch RWE SmartHome
Der Energieriese RWE gehört mit RWE SmartHome sicherlich zu den führenden Anbietern nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa.
Heimsteuerung via NFC-Tag
Auch mit NFC ist es möglich, bestimmte Befehle auszulösen oder Daten auszutauschen.
Samsung Smart Home
Samsung will mit einer eigenen Plattform Fernseher, Kühlschränke, Waschmaschinen, PC-Systeme, Tablets und Smartphones alle unter das Dach von Smart Home stellen.
Nest
Das Design der Nest-Thermometer verrät die Handschrift des ehemaligen Apple-Designers und Mitgründers Tony Fadell.
Nest
Kurz nach der Übernahme von Nest Labs durch Google im Januar 2014 mussten die Protect genannten Rauchmelder wegen fehlerhafter Software vorübergehend vom Markt genommen werden.
Nest
Die Thermostate sind vorerst auch nur auf Nordamerika und Großbritannien beschränkt.
digitalStrom: Das Haus und die Cloud
digitalStrom verbindet das vernetzte Zuhause mit der Cloud ...
digitalStrom: Das vernetzte Haus
... setzt aber innerhalb des Hauses auf Verkabelung.
digitalStrom Klemmen
Was hier aussieht wie Lüsterklemmen, sind in Wirklichkeit Mikrocomputer von digitalSTROM für die relativ günstige Einrichtung und Nachrichtung von Smart Home.
Tobit Puppenstuben-GPS
Tobit spricht bei Apples iBeacon von "Puppenstuben-GPS" und hat so auf der CeBIT 2014 den Einzug in die eigene chayns-App angekündigt.

Heizung und Sicherheit

Das Gebiet der Anwendungsszenarien ist groß. "Anfangs lag der Schwerpunkt beim Thema Smart Home im Bereich der Heizungssteuerung verbunden mit den angrenzenden Feldern Licht- und Jalousiesteuerung. Mittlerweile wurde das Thema massiv rund um die Bereiche Sicherheit und Alarmanlagenfunktionalität erweitert", weiß Jens Dreising von Also. Zudem gebe es ja das "vernetzte Haus" schon länger, mit den entsprechenden Themen Powerline, WLAN, zentrale Speicherungsmöglichkeiten oder auch an die Möglichkeit, den Fernseher in das heimische Netzwerk mit einzubinden. "Aktuell sind bereits viele gute Lösungen erhältlich, diese erfordern aber zum Teil immer noch weitreichendes Know-how vom Anwender, und daher ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass ein Großteil der aktuellen Szenarien auf schaltbaren "plug & play" Steckdosen beruht", ergänzt Tech-Data-Mitarbeiter Jörg Richter. Der Trend gehe aber eindeutig zu Lösungen in den Bereichen Energiemanagement und physikalische Sicherheit. "Eine intelligente und effiziente Heizungssteuerung wird durch die Heimvernetzung genauso möglich wie die einfache Überwachung der eigenen vier Wände. Besonders das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis der Menschen bietet viel Potenzial für SmartHome Anwendungen - vom elektronischen Schloss über die protokollierte Zugangskontrolle, bis zur Videoüberwachung in Echtzeit per Smartphone", umreißt Richter die Einsatzgebiete.

Fehlende Standards

'Nicht alle Lösungen und Smart Home-Produkte sind miteinander kompatibel. Hier besteht noch deutliches Verbesserungspotential', Jens Dreising, Head of BU Consumer/Festnetz bei Also.
Foto: Also

Ein großes Hindernis sehen die Distributoren jedoch bei fehlenden Standards und mangelnder Kompatibilität der unterschiedlichen Produkte: "Nicht alle Lösungen und Smart Home-Produkte sind miteinander kompatibel. Hier besteht noch deutliches Verbesserungspotential", stellt Jens Dreising fest. "Aktuell ist es so, dass sich noch kein Standard etabliert hat und viele Produkte nicht ad hoc miteinander kommunizieren können", bestätigt Jörg Richter. Sobald es um einen ganzheitlichen Lösungsansatz im Bereich der Automatisierung geht, benötige man einen guten Überblick über die verschiedenen Systeme und häufig noch Programmier-Knowhow. "Bei der Hausautomatisierung ist es erforderlich, dass man sich mit den einzelnen Bereichen, wie Heizung, Beschattung, Lichtschaltung und Entertainment auseinandersetzt. Erst wenn man verstanden hat, wie eine Heizung arbeitet, und wie Heizkurven im Zusammenhang mit Gebäudegegebenheiten stehen, wird man in der Lage sein, durch Hausautomatisierung Optimierungen im Komfort und im Energieverbrauch zu erzielen", sagt Richter. Vielen klassischen IT-Anbietern fehle aber noch das Verständnis für diese Gebäudetechnik.

Nicht zuletzt deshalb unterstützen die Distributoren ihre Fachhandelskunden mit dem entsprechenden Informations- und Schulungsangebot. So bietet beispielsweise Tech Data seinen Resellern Unterstützung in Form von Trainings und bei Bedarf auch durch Workshops. "Wir vermitteln dem Partner einen Überblick über die aktuellen Möglichkeiten und den damit ebenso verbundenen Aufwendungen. Unsere Business Development Manager stehen zusätzlich zur Verfügung, wenn es um die Projektierung von Hausautomatisierung geht. Gemeinsam erarbeiten wir mit dem Vertriebspartner individuelle Lösungen", erklärt BU-Chef Dreising. Auch bei Also können die Händler auf Beratung, Schulungen und Informationsmaterial zugreifen. Zudem bietet Grossist "attraktive Starterkits" an.

Smart Home
Anwenderfreundliche Gebäudeautomation von HomeBrace
Die Firma HomeBrace aus Urbach hat eine sehr anwenderfreundliche Art der Gebäudesteuerung für Android und iOS entwickelt.
Eaton
Basis der auch für gehandicapte Personen geeigneten Lösung sind Aktoren und Sensoren von Eaton.
Eaton
Hier die Funktionsweise im Detail.
Die Crême – ein Niedrigenergiehaus in Dortmund
Laut Jung-Manager Turgut kamen die meisten Aufträge früher von Unternehmen oder wie bei diesem Niedrigenergiehaus bei Privatneubauten im Luxussegment. Das habe sich aber deutlich geändert, auch wenn solche Sahnestückchen sicherlich mehr Spaß machen einbringen dürften.
Lockende „Steuer-Inseln“
Fernbedienungen über Fernbedienungen, und alle meist reine Insellösungen. Zum starken Motiv für die Vernetzung wird die Rollo- und Lichtsteuerung (rechts im Bild). Appetit auf Smart Home machen auch netzwerkfähige Geräte wie TV- und AV-Receiver (links mit passender Smartphone-App).
Jung mit Connected Living
So sieht die Firma Jung die intelligente Heimvernetzung mit ihrem eigenen KNX-System. Im Zentrum ist das Haus, darum gruppieren sich die Themenwelten Licht, Haushalt, Pflege, Energiemanagement, Sicherheit, Verdunklung und Klimatik sowie Unterhaltung und Multimedia.
Smartphone an Steckdosenleiste
Über das „grüne“ Label EnerGenie vertreibt Gembird unter anderem die WLAN-IP-Steckdosenleiste EG-PMS2-WLAN mit vier von sechs über eine mitgelieferte Smartphone-App programmierbaren Steckplätzen.
Tobit nimmt etwas Gas weg
Tobit war lange Zeit eine der treibenden IT-Kräfte im Smart-Home-Geschehen und ist mit dem Informationsserver David sowie mit...
Tobit Bedienung
...ConceptHotel, ConceptHome...
Tobit Eingang
...und der Erlebnisgastronomie Bamboo...
Tobit Grün
...auch immer noch aktiv...
Tobit Rot
..., aber nicht mehr mit derselben Geschwindigkeit wie früher.
Miele@home wird drahtlos
Bisher hat Miele bei der Vernetzung der Haushaltsgeräte mit Miele@home-Kommunikationsmodulen auf eigene Powerline-Verbindungen gesetzt.
Miele Übersicht
Mit Blick auf die Qivicon-Plattform geht die Edelmarke aktuell aber zur ZigBee-Funkübertragung über.
Miele Infoservice
ABB, Bosch, Cisco und LG vereint
Parallel zur Qivicon-Initiative haben sich ABB, Bosch, Cisco und LG darauf verständigt, einen gemeinsamen offenen Standard ins Leben zu rufen, um über ein Home Gateway alle wie auch immer angeschlossenen Geräte eine Sprache sprechen zu lassen.
Samsung bindet alles ein
Hier zeigt der koreanische Samsung, wie er neben Cloud-Services, Smartphones, Tablets
Samsung Waschmaschine
und Haushaltsgeräten praktisch aus einer Hand auch Wearables und Smart TVs ins Smart Home integrieren will. Kommandozentrale für die Waschmaschine kann dabei auch die kleine Smart Watch sein.
Ebbe im Kühlschrank
Höchste Eisenbahn einzukaufen, zeigt diese von Siemens auf der IFA 2013 demonstrierte Blick auf den traurigen Kühlschrankinhalt. Die kümmerliche Neige Bier weckt Gedanken an „Ein Mann sieht rot“.
Siemens Energiemanager
Kein Zukunftsszenario mehr: Den Energiestatus des Geschirrspülers mit dem Tablet abfragen.
Siemens Einkaufsliste
Auch die Einkaufsliste auf dem Smartphone gehört dazu...
Siemens Kochideen etc.
natürlich auf Basis von Kochvorschlägen...
Siemens Übersicht
...die ebenfalls ein Teil der mobilen Übersicht sind - auf dem Smartphone....
Siemens Übersicht
...oder dem Tablet.
Siemens Übersicht
Die Sorge, dass der Herd angelassen wurde, ist ebenfalls Vergangenheit. Auch weiß man nun, wann zuhause die Wäsche fertig ist.
Smart heizen
Auch Heizungsbauer Buderus hat eine klare Vorstellung von seinem Beitrag zum Smart Home
RWE rechnet mit riesigem Marktwachstum
Der Energieriese RWE (hier mit Lösungen von Buderus) rechnet für die Heimautomatisierung bis 2025 mit einem Marktvolumen von 20 Milliarden Euro in Deutschland.
Solarstrom intelligenter nutzen
Wie sich Solarstrom künftig intelligenter nutzen lässt, zeigt diese schematische Grafik von Miele. Fehlt nur noch das Elektroauto als mobiler Stromspeicher.
RWE Steuersystem
Natürlich lässt sich auch hier alles per Tablet kontrollieren und steuern.
Liebherr: Einer für alle
Über ein als Zubehör erhältliches PLC-Modul und HomeDialog lassen sich bis zu sechs Kühlgeräte von Liebherr durch ein zentrales Mastergerät steuern.
digitalSTROM
Die Nachrüstlösungen von digitalSTROM können über bestehende Schalter, über das Internet oder das Smartphone genutzt werden.
AVM
Auch Fritzbox-Anbieter AVM hat seine Ideen und Produkte zum Smart Home.
AVM FritzPowerline
Dazu zählen die AVM FritzPowerline-Adapter
Belkin
Hier eine smarte Steckdose von Belkin.
Energenie
Energenie ist bekannt für seine programmierbaren IP-Steckdosenleisten.