Analystenmeinung

Drei Milliarden Dollar Gewinn: Sieht so eine Krise aus?

27.04.2009
Microsoft erzielt drei Milliarden Dollar Quartalsgewinn und spricht von Krise. Was Steve Janata von der Experton Group dazu meint.

3 Mrd. $ Gewinn

Microsoft erzielt drei Milliarden Dollar Quartalsgewinn und spricht von Krise. Steve Janata, Senior Advisor & Channel Program Manager bei der Experton Group, meint dazu:

Wenn die Gewinn-Situation der führenden Hersteller der IT-Branche ein Indikator für die gesamtwirtschaftliche Situation sein würde, dann gäbe es eigentlich nur zwei mögliche Folgerungen:

  1. Wir befinden uns gar nicht in der größten Weltwirtschaftskrise seit den 30-iger Jahren,

    oder

  2. Die Realitäten in Köpfen von Finanz-Analysten haben sich derart verschoben, dass ärztliche Behandlung dringend angeraten ist.

Microsoft hat gerade verkündet, dass der Konzern im dritten Quartal einen Umsatz- und Gewinnrückgang hat hinnehmen müssen. Der Gewinn fiel um rund ein Drittel auf "lediglich" 2,98 Milliarden Dollar. Das empfand man in der Finanzwelt als "enttäuschend".

Oracle wies im letzten Quartal einen operativen Gewinn von 1,9 Milliarden Dollar aus, IBM einen Nettogewinn für sein viertes Quartal von 4,4 Milliarden Dollar, HP machte 1,85 Milliarden Dollar Nettogewinn.

Cash im Überfluß

Hinzu kommen bei diesen Unternehmen Cash-Positionen, mit denen sich zusammen genommen locker die Haushalte sämtlicher afrikanischer Staaten über mehrere Jahre hin bestreiten ließen. Jetzt kann man natürlich behaupten, dass dies nur die eine Seite sei, schließlich ist der Umsatz beispielsweise von Microsoft verglichen mit dem Vorjahresquartal gesunken. Allerdings sind die Umsätze der Redmonder zuvor 34 (!) Jahre lang nur gestiegen.

Und von den Margen der IT-Branche wollen wir erst gar nicht sprechen, denn diese werden höchstens noch im Pharma- oder Energiesektor erwirtschaftet.

Steve Janata

Der Autor

Steve Janata ist Senior Advisor & Channel Program Manager bei der Experton Group

Die Branche hat also absolut keinen Grund zu jammern. Und eigentlich auch kein Motiv mit Stellenstreichungen zu versuchen, die realitätsfernen und überzogenen Erwartungen der Analysten zu erfüllen. Stattdessen wäre es an der Zeit, ein Zeichen zu setzen und zu investieren und Innovationen zu treiben. Wenn nämlich Konzernen, die sich in einer solchen komfortablen Situation befinden, nur wenig mehr einfällt als Stellen zu streichen, dann werden sie schnell zum Teil des Problems, statt Teil der Lösung. Und die IT hätte eigentlich das Potenzial viel zur Lösung der derzeitigen Probleme beizutragen. (rw)