Lightroom 3.4.1 vs. Capture One 6.2.2

Duell der RAW-Giganten (Vergleichstest)

02.09.2011 von Thomas Hafen
Adobe Photoshop Lightroom 3 3 und Capture One 6 sind viel mehr als reine RAW-Entwickler. Wir sagen Ihnen, welches Programm diese Aufgabe besser löst, ob die Funktionsfülle auf Kosten der Übersichtlichkeit geht und wie beide Lösungen ihre Hauptaufgabe - nämlich das Einwickeln von RAW-Dateien - lösen.

Adobe Photoshop Lightroom 3 und Capture One 6 sind viel mehr als reine RAW-Entwickler. Sie wollen den kompletten Foto-Workflow abdecken - vom Import der Bilder, über die Organisation der Datenbestände bis zur Ausgabe für den Druck, als Diashow oder Webgalerie. Wir sagen Ihnen, welches Programm diese Aufgabe besser löst, ob die Funktionsfülle auf Kosten der Übersichtlichkeit geht und wie beide Lösungen ihre Hauptaufgabe - nämlich das Entwickeln von RAW-Dateien - lösen.

Nur wenige Jahre ist es her, da war Capture One der Raw-Konverter der Wahl für alle anspruchsvollen Fotografen. Die hervorragende Konvertierungsqualität mit ihrem typischen "cleanen" Look überzeugte vor allem Mode- und Lifestyle-Fotografen. Doch Funktionsangebot, Bedienkonzept und Schnelligkeit konnten schon bald mit der Konkurrenz nicht mehr mithalten. Vor allem Adobe Photoshop Lightroom überholte Capture One mit einem wesentlich größeren Funktionsumfang und einer besseren Bedienbarkeit. Hinzu kam in Version 3 von Lightroom 3 eine deutlich verbesserte Raw-Konverter-Engine. Für Mac-Nutzer bietet außerdem Apple mit Aperture eine Alternative, die vor allem durch ihre Integration in das Betriebssystem und den unschlagbaren Preis von 63 Euro punkten kann.

Mit Version 6 bietet nun Capture One viele Funktionen, die aus Lightroom und Aperture bekannt sind und die das Programm zu mehr als einem reinen Raw-Konverter machen. Dazu gehören eine verbesserte Importfunktionen, erweiterte Module für die Druckvorbereitung und Diashows, eine integrierte Schwarz-Weiß-Konvertierung, die Unterstützung von Filmdateien, Intelligente Sammlungen - Smart Albums genannt - und die Möglichkeit, lokale Anpassungen vorzunehmen. Das Programm läuft nun auch nativ als 64-Bit-Applikation und unterstützt Grafikbeschleunigungsverfahren wie OpenCL. Ob dies der Geschwindigkeit bei der Raw-Konvertierung zugute kommt, muss unser Test zeigen. Aber Capture One kann auch Dinge, welche die Konkurrenz nicht beherrscht: Die Korrektur stürzender Linien, beispielsweise, sowie die App "Capture Pilot", mit der sich Bilder beim sogenannten Tethered Shooting (die Kamera ist beim Fotografieren direkt oder per WLAN an einen Rechner angeschlossen) unmittelbar nach der Aufnahme an iPhone oder iPad darstellen und kontrollieren lassen.

Capture One 6 in drei Versionen

Capture One ist in den Varianten "Express", "Pro" und "DB" erhältlich, die alle in einer Download-Datei angeboten werden. Wer also nur die Express-Version verwendet, muss trotzdem die komplette Installationsdatei herunterladen. Dafür wird bei einem späteren Upgrade auf die Pro-Version kein weiterer Download oder eine zusätzliche Installation fällig. Nutzer der Express-Version müssen unter anderem auf das erwähnte Tethered Shooting und die Korrektur stürzender Linien verzichten, eine Übersicht über die Versionsunterschiede finden Sie auf der Phase-One-Homepage. Capture One DB hat denselben Versionsumfang wie die Pro-Variante, kann aber nur Daten von Digital-Rückteilen der Hersteller Phase One, Leaf und Mamiya verarbeiten.

Bilder-Import

Capture One 6 - Importdialog

Sowohl Lightroom 3 als auch Capture One 6 öffnen automatisch einen Import-Dialog, wenn eine Speicherkarte an den Rechner angeschlossen wird. Capture One 6 hält nach wie vor an dem Konzept fest, spezielle Ordner für den Input ("Aufnahmeordner"), den Output ("Ausgabeordner"), ausgewählte Bilder ("Auswahlordner") und einen eigenen Papierkorb anzulegen. Lightroom 3 dagegen gibt dem Nutzer keine Struktur vor. Auch bei Capture One 6 kann man allerdings die Vorgaben übergehen und einen anderen Ordner für den Import auswählen. Beide Programme erlauben es, automatisch datumsbasiert Unterordner anzulegen, beim Import einen manuell benannten Unterordner anzulegen oder die Fotos parallel auf einer zweiten Festplatte beziehungsweise einem anderen Ordner zu sichern.

Auch die automatische Umbenennung der Dateien und Zuordnung eines Bildstils beherrschen beide Programme. Insgesamt sind die Dialoge aber in Lightroom 3 verständlicher. Was zum Beispiel "Stile packen" oder "Voreinstellungen integrieren" in Capture One 6 bedeuten, erschließt sich nicht. Weder Online-Hilfe noch Handbuch geben darüber keine Auskunft. Unschön auch die mangelhafte Lokalisierung in Capture One 6: Deutsch und Englisch ("Styles" / "Stile") wird vermischt, manche Beschreibungen brechen einfach ab ("Bilder nach dem Kopieren lö").

Lightroom 3 - Importdialog

Darüber hinaus ist der Importordner von Lightroom 3 wesentlich umfangreicher. Während Capture die Metadaten-Eingabe auf Copyright und eine Beschreibung begrenzt, lassen sich bei Lightroom 3 alle IPTC-Felder ausfüllen und als Vorgaben gespeichert auch auf weitere Importe anwenden. Leider fehlt in Lightroom 3 eine "Speichern unter"-Option für die Metadaten-Vorgaben. Ein bestehender Vorgabensatz lässt sich also nur überschreiben, wenn man ihn verändert hat, nicht aber unter neuem Namen ablegen. Sämtliche Import-Einstellungen inklusive Ordner, Dateibenennung und Metadaten lassen sich zusätzlich als Import-Vorgabe speichern. Lightroom 3 kann außerdem direkt eine Kopie der Bilder auf einem zweiten Datenträger anlegen. Das kann Capture One 6 auch - allerdings muss man dazu im Import-Dialolg erst auf den kleinen Pfeil neben "Speicherorte" klicken und aus dem Aufklappmenü "Backup einschalten" auswählen.

Die Funktionsfülle von Lightroom 3 ist nicht ohne Tücken und die Menüs sind durch zum Teil redundante Funktionen unübersichtlich. So kann der Anwender sowohl im Metadaten- als auch im Importdialog Stichwörter vergeben, was schnell zu Fehlern führen kann. Lightroom 3 vergisst nach jedem Import die Stichwörter, die im Importdialog vergeben wurden - sofern der Anwender diesen nicht in einer Import-Vorgabe gespeichert hat.

Capture One 6 benötigt für den Import von 100 RAW-Dateien (Canon EOS 5D Mark II, ca. 30 MB pro Bild) auf einem iMac Core i5, 2,66 kHz, 4 GB RAM 10 Minuten, 33 Sekunden. Bei Lightroom 3 dauert der Import unter denselben Bedingungen 6 Minuten 16 Sekunden (Einstellung Vorschau minimiert).

Bild-Verwaltung

Capture One 6 - Neue Sitzung anlegen

Wie bereits beschrieben, verwendet Capture One 6 standardmäßig eigene Ordner für importierte, ausgewählte, entwickelte und abgelehnte Bilder. Der Anwender kann mehrere Sitzungen mit jeweils eigenen Ordnern und Alben anlegen. Das ist besonders für Profis interessant, die so für jeden Auftrag eine eigene Arbeitsumgebung kreieren können. Eine solche neue Umgebung legt der Nutzer mit dem Befehl "Neue Sitzung" aus dem "Datei"-Menü an. Er kann dann den Namen für die Sitzung und die jeweiligen Ordner vergeben und auswählen, ob Bilder direkt von einer an den Rechner angeschlossenen Kamera übernommen werden sollen ("Tethered Shooting".) Wenn der Anwender in mehreren Projekten arbeiten möchte, kann er die neue Sitzung über das gleichnamige Auswahlfeld in einem neuen Fenster öffnen.

Wer die starre Workflow-orientierte Vorgehensweise nicht mag oder nicht braucht, kann aber auch direkt auf die Dateistruktur seiner Festplatte zugreifen und Bilder in jedem beliebigen Ordner auswählen. Jeder Ordner lässt sich per Rechtsklick über das Kontexmenü als Aufnahme-, Auswahl-, Ausgabeorder oder Sitzungspapierkorb festlegen. Besonders häufig verwendete Ordner lassen sich zudem als "Sitzungsfavoriten" speichern.

Lightroom 3 - Dateiverwaltung

Lightroom 3 basiert dagegen auf Datenbanken. Im Unterschied zu Capture One 6 zeigt das Programm nur die Ordner an, die der Nutzer in Lightroom 3 importiert hat. Wird ein Ordner außerhalb von Lightroom 3 verschoben oder umbenannt, findet das Programm die Dateien nicht mehr, der Nutzer muss dann mit dem Befehl "Speicherort des Ordners aktualisieren ..." den Bezug wiederherstellen. Für Capture One 6 ist das Umbenennen oder Verschieben von Ordnern dagegen kein Problem, alle Änderungen sind sofort im Bibliothek-Fenster sichtbar.

In beiden Programmen kann man Bilder bewerten oder mit einer Farbe markieren sowie Metadaten wie Stichwörtern, Exif- und IPTC-Dateien verändern. Über den Zusatzmodul-Manager lässt sich der Funktionsumfang von Lightroom 3 durch Module von Drittanbieter erweitern. Häufig verwendete Metadatensätze lassen sich als Vorgabe speichern.

In beiden Programmen kann der Anwender Bilder organisieren, indem er sie einer "Sammlung" (Lightroom 3) beziehungsweise einem "Album" (Capture One 6) hinzufügt. Das Einsortieren kann auch automatisch über definierte Filterkriterien erfolgen, die so entstehenden Datensätze heißen dann entsprechend "Smart Sammlung" beziehungsweise "Intelligentes Album".

Lightroom 3 speichert die Zusatzdaten in seiner Datenbank, kann sie aber auch in XMP-Sidecar-Files exportieren und synchron halten. Diese Funktion gibt es auch in Capture One 6. Sie lässt sich unter "Voreinstellungen ? Bild" finden. Leider ist auch hier die Lokalisierung mangelhaft. Statt "Sidecar XMP automatisch synchronisieren wie in der - sonst sehr guten - Online-Hilfe beschrieben heißt der Befehl "Sidecar XMP automatisc Synchronisation vollständig".

Lightroom 3 - Solomodus

Insgesamt geht die Bilderverwaltung in Lightroom 3 durch das Dreispaltenlayout flotter von der Hand. Während der Nutzer in der linken Spalte immer die Ordnerstruktur im Blick hat, kann er in der rechten die Metadaten editieren. Lightroom 3 merkt sich zudem die zuletzt eingegebenen Begriffe und schlägt passende Wörter vor, wenn man mit der Eingabe beginnt. Leider lässt sich nicht definieren, wie viele Einträge sich das Programm merkt.

Die Strukturierung der Bibliotheksfunktionen in aufklappbare Untermenüs trägt vor allem auf kleineren Bildschirmen zur Übersichtlichkeit bei. Dann ist vor allem der "Solomodus" praktisch, den man durch einen Rechtsklick in eine freie Fläche der rechten Spalte aus dem Kontextmenü auswählen kann. Ist er aktiv, bleibt immer nur ein Untermenü ausgeklappt. Sobald der Nutzer ein neues öffnet, schließt sich das zuvor benutzte.

Wer seine Bilder in Capture One 6 verwalten möchte, kommt um das Zusatzprogramm "Expression Media" nicht herum, das weitere 99 Euro kostet. Die Bilddatenbank war früher als "iView Media" bekannt, wurde dann von Microsoft gekauft und in "Expression Media" umbenannt. Nach einigen Jahren bei Microsoft, in denen das einmal führende Programm kaum weiter entwickelt wurde, hat sich nun Phase One der Lösung angenommen. Nutzer der alten Version erhalten die aktuelle Variante zu vergünstigten Konditionen ab 39 Euro.

Capture One 6 - Lupe

Das Sichten der Bilder geht in beiden Programmen mit der erwähnten Hardware flott. Vorschaubilder in der Größe 1.600 x 1.067 Pixel werden praktisch in Echtzeit angezeigt. Das Rendern der 1:1-Ansicht geht in Capture One 6 deutlich schneller als in Lightroom 3. Das Programm benötigt zirka zwei Sekunden, bei Lightroom 3 dauert es etwa doppelt so lange. Allerdings kann der Anwender die 1:1-Anzeige in Lightroom 3 beschleunigen, indem er sie vorab mit dem Befehl "Vorschauen ? 1:1-Vorschauen rendern" aus dem Menü "Bibliothek" erstellen lässt. Der Wechsel zwischen Vollansicht und 1:1-Vorschau ist in Lightroom 3 besser gelöst: Der Nutzer muss einfach auf das Bild klicken, um von einer in die andere Ansicht zu wechseln. In Capture One 6 muss er dagegen zunächst das "Vergrößern"-Werkzeug (drittes von links in der mittleren Palette) wählen. Je nach Einstellung zoomt das Programm dann ein oder aus. Mit gedrückter Alt-Taste wird die Zoomrichtung umgedreht. Mit den Tastenkombinationen "Command-0" / "Command-Alt-0" auf dem Mac beziehungsweise "Strg-0" /Strg-Alt-0" auf Windows-PCs kann man zwischen den Modi Vollbild und 1:1-Ansicht hin- und herwechseln. Anders als in Lightroom 3 gibt es in Capture One 6 die auch aus Aperture bekannte Lupe. Man findet sie in einem Aufklappmenü, das sich öffnet, wenn in dem man auf das "Vergrößern"-Symbol klickt und die Maustaste gedrückt hält. Die Lupe ist in drei Größen verfügbar, der Zoomfaktor lässt sich in Stufen zwischen 25 und 200 Prozent einstellen.

Bildbearbeitung

Lightroom 3 - Modul Entwickeln

Die eigentliche Bildbearbeitung folgt in den Programmen vollkommen anderen Philosophien, so dass sie nur schwer zu vergleichen ist. Bei Lightroom 3 sind sämtliche Einstellungen im Modul "Entwickeln" vereint, während sie bei Capture One 6 über die Register "Farbe", "Belichtung", "Objektivkorrektur", "Bildaufbau", "Details", "Lokale Anpassungen" und "Anpassungen" verteilt sind. Auch die Exporteinstellungen sind auf einer eigenen Registerkarte, während sie bei Lightroom 3 aus dem Datei-Menü aufgerufen werden.

Beide Programme liefern bereits zahlreiche Stilvorlagen mit, die eine schnelle Bildkorrektur ermöglichen. Die Anwendung ist allerdings bei Lightroom 3 wesentlich benutzerfreundlicher gelöst. Der Nutzer sieht in einem Vorschaufenster, welche Auswirkung eine Stilvorlage - in Lightroom 3 Vorgabe genannt - auf das Bild hätte, wenn der Nutzer mit der Maus über die Vorgabenliste fährt. Alle Stilvorlagen sind in einer Liste im linken Menü untergebracht und lassen sich deshalb leicht durchsuchen. Lädt man allerdings noch viele zusätzliche Vorgaben, von denen es zahlreiche frei verfügbar im Internet gibt, wird das Menü recht unübersichtlich.

Capture One 6 - Stile

Capture One 6 ordnet die Vorgaben im Register "Anpassungen" in diverse Untermenüs und unterscheidet zudem zwischen "Stilen" und Voreinstellungen". Während Stile Vorgaben aus unterschiedlichen Registerkarten enthalten können, bezieht sich eine Voreinstellung immer nur auf einen Aspekt, also beispielsweise Farbe, Schärfe oder Rauschunterdrückung. Auch hier gibt es eine Vorschau. Wenn man mit der Maus über die Voreinstellungen fährt, sieht man die möglichen Änderungen direkt im Bild.

Weißabgleich und Hautton: Beide Programm ermöglichen eine Weißabgleich per Regler oder Pipette. Capture One 6 Pro bietet zusätzlich die Möglichkeit, einen Hautton zu bestimmen. Man wählt dazu in der Registerkarte "Farbe" aus dem Unterregister "Hautton" aus einer Reihe vordefinierter Hauttöne - die wieder einmal nicht lokalisiert wurden, sondern englische Namen tragen, den passenden aus oder definiert per Auswahlpipette einen bildspezifischen neuen. Dieser lässt sich speichern und später wieder verwenden. Die Auswirkung des Hauttonreglers auf unsere Beispielbilder war allerdings minimal und praktisch kaum sichtbar.

Farbkontrolle und Belichtung

Capture One 6 - Farbeditor

Farbkontrolle: Mit dem "Farbeditor" kann Capture One 6 einzelne Farbbereiche verändern. Dazu wählt man mit der Auswahlpipette den zu korrigierenden Farbbereich. Dieser wird in einem Farbkreis angezeigt. Die Breite des ausgewählten Bereichs lässt sich noch verändern, indem man im Farbkreis das gewählte "Kuchenstück" kleiner oder größer macht. Ist das Auswahlkästchen "Ausgewählten Farbbereich anzeigen" markiert, zeigt Capture One 6 die betroffenen Bereich im Bild farbig den Rest schwarz-weiß an. So lässt sich sehr genau kontrollieren, welcher Bereich des Bildes von der Korrektur betroffen ist.

Eine ähnlich exakte Farbkontrolle erzielt man in Lightroom 3 mit dem Untermenü "HSL" auf der rechten Seite. Aktiviert man den Farbwähler und klickt auf einem Punkt im Bild, kann man dessen Farbe, Sättigung und Luminanz durch Hoch- oder Runterscrollen mit der Maus verändern. Farbbereich mit gleicher oder ähnlicher Farbe werden mit beeinflusst. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile: In Capture One 6 lassen sich die betroffenen Bildteile leichter erkennen und selektieren, dafür ist das Arbeiten in Lightroom 3 flotter.

Lightroom 3 - Lichterwiederherstellung

Belichtung: Bei den Belichtungseinstellungen gibt es wenig Unterschiede. Lightroom 3 hat ein paar Regler mehr, darunter den für "Dynamik" und für die Steuerung der Gradationskurve. Capture One 6 versteckt die Einstellungen für Lichterwiederherstellung und Schattenaufhellung in einem Untermenü mit dem irreführenden Namen "HDR", was der Funktionalität aber keinen Abbruch tut. Beide Programme können moderate Über- oder Unterbelichtung von ein bis zwei Blendenstufen problemlos ausgleichen. Bei heftigen Lichterabrissen geht Lightroom 3 moderater zu Werke. Das Ergebnis ist zwar auch nicht ganz ohne Farbverfälschungen - die giftig grün leuchtenden Bereichen in den überbelichteten Bereichen, die Capture One 6 produziert, bleiben aber aus.

Schwarz-Weiß-Konvertierung

Capture One 6 - Split Tones

Capture One 6 bringt in Version 6 eigene Regler für die Schwarz-Weiß-Korrektur mit. Das Verfahren ist selbst erklärend: Man klickt auf das Kästchen "Black & White aktivieren" und verändert dann mit den Farbreglern die Ausprägung der einzelnen Kanäle. Um gezielt zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen, sollte man sich mit der Wirkung von Farbfiltern auf Schwarz-Weiß-Bilder auskennen. Immerhin liefert Capture One 6 einige Schwarz-Weiß-Stile mit, die zum Einstieg ganz nützlich sind.

Die Schwarz-Weiß-Bilder kann der Anwender mit der Teiltonung-Funktion (Split Tones) nachkolorieren. Farbe und Sättigung lassen sich für Lichter und Schatten getrennt voneinander einstellen. Wo Capture One 6 die Grenzen zwischen beiden Bereichen zieht, ist weder erkenn- noch konfigurierbar.

Lightroom 3 - Split Tones

In Lightroom 3 funktioniert die Schwarz-Weiß-Konversion ebenfalls über Regler für die einzelnen Farbkanäle. Bei der Teiltonung lässt sich anders als in Capture One 6 die Grenze zwischen Lichter und Schatten stufenlos verändern. Lightroom 3 bringt außerdem wesentlich mehr Vorgaben mit - ob man das gut findet oder verwirrend, ist Geschmacksache.

Korrektur von Objektivfehlern und stürzenden Linien

Lightroom 3 - Objektivkorrektur

Während Lightroom 3 eine Vielzahl von Objektiv-Profilen der gängigen Hersteller mitliefert, bietet Capture One 6 Pro diese Hilfe nur für Zeiss- und Hasselblad-Objektive. Die meisten Nutzer, die Capture One 6 nicht mit einem Digitalrückteil des Herstellers oder einer Hasselblad-Mittelformatkamera verwenden, müssen sich mit dem "Generic"-Profil zufrieden geben und das Bild manuell korrigieren. Immerhin lassen sich Objektive mithilfe der "Lens-Cast-Calibration-Funktion selbst kalibrieren.

Capture One 6 - Trapezkorrektur

Überlagern und Trapezkorrektur: Im Reiter "Bildaufbau" bietet Capture One 6 neben den Werkzeugen zum Freistellen und Ausrichten mit "Überlagern" und ""Trapezkorrektur" zwei Optionen, die es in Lightroom 3 nicht gibt. Mit "Überlagern" kann der Anwender zwei Fotos übereinander legen. Das ist vor allem dann von Bedeutung, wenn man direkt in Capture One 6 Pro aufnimmt. So kann der Fotograf schon beim Shooting kontrollieren, ob sich beispielsweise eine Person an der richtigen Bildposition für ein vorgegebenens Cover-Layout befindet. Aber auch bestehende Aufnahmen lassen sich aneinander anpassen.

Als erstes muss der Anwender ein Bild auswählen, das als Montagefläche dienen soll. Dies geschieht entweder per Drag und Drop oder indem man hinter "Datei" auf die drei Punkte (…) klickt und aus dem Dateimanager ein Bild auswählt. Die Einpassung des Motivs in die Vorlage erfolgt nun, indem der Nutzer entweder über die Schieberegler Position und Größe der Vorlage verändert oder diese mit dem Overlay-Handwerkzeug direkt verschiebt. Das Ganze dient aber nur zur Kontrolle. Bei der Ausgabe wird nämlich durch das eigentliche Bild verarbeitet, nicht aber die Vorlage. Das Einpassen selbst muss also in einem anderen Programm erfolgen.

Für die meisten Nutzer dürfte die Trapezkorrektur weit spannender sein, mit der sich stürzende Linien korrigieren lassen. Auch hier führen zwei verschiedene Vorgehensweisen zum Ziel. Entweder der Anwender verschiebt die Regler für Vertikale und Horizontale Korrektur und optimiert das Ergebniss mit den Einstellungen für Stärke und Aspekt, der das Bild dehnt oder staucht. Oder er klickt auf die Symbole für vertikale, horizontale oder komplette Trapezkorrektur, setzt die vier Ausrichtungspunkte, um die vertikalen bzw. horizontalen Linien zu markieren, und klickt dann auf anwenden.

Schärfe, Rauschentfernung und lokale Anpassungen

Capture One 6 - Schärfe und Rauschentfernung

Schärfe und Rauschentfernung: Mit Version 3 hat Adobe die Schärfe- und Rauschreduzierung in Lightroom 3 deutlich verbessert. Dennoch ist es nicht ganz einfach mit den verfügbaren Reglern "Betrag", "Radius", "Details" und "Maskieren" ein optimales Schärfeergebnis zu erzielen. Immerhin gibt es für zwei typische Fälle ("Landschaft" und "Portrait") Standardvorgaben die für ganz gute Ergebnisse sorgen.

Die Schärferegler "Stärke", "Radius" und "Schwellenwert" in Capture One 6 entsprechen dagegen den von der Unschärfemaske bekannten Einstellungsmöglichkeiten. Besonders praktisch ist dabei die Schärfemaskierung, die scharfe Bereiche im Bild grün anzeigt. So lässt sich gezielt die Schärfe an den richtigen Stellen überprüfen. Bei der Rauschunterdrückung gibt es gibt es bei beiden Programmen wenig Unterschiede. Beide verfügen über Regler für Luminanz- und Farbrauschen, Lightroom 3 bietet Regler für den Details-Schutz, beim Luminanzrauschen auch für den Kontrast. Capture One 6 nennt die entsprechenden Einstellungen "Oberfläche" und "Feines Korn". Im Unterschied zu Lightroom 3 bietet Capture One 6 zusätzlich die Möglichkeit, Moiré-Effekte und Hotpixel zu eliminieren, wie sie bei Langzeitbelichtungen vorkommen.

Capture One 6 - Lokale Anpassung

Lokale Anpassungen: Sowohl Capture One 6 6 als auch Lightroom 3 3 bieten die Möglichkeit, Bildteile gezielt zu bearbeiten. Adobe ist dabei in der Zwickmühle, denn die Bearbeitungsmöglichkeiten in Lightroom 3 sollen natürlich Photoshop nicht überflüssig machen. Wohl deshalb gibt es in Lightroom 3 keine Ebenen, das wesentlichste Einstellungselement von Photoshop. Stattdessen lassen sich lokale Korrekturen mit einem Verlaufswerkzeug und dem Korrekturpinsel vornehmen. Beides ist recht mühsam und mit viel Versuch und Irrtum verbunden. Capture One 6 verwendet dagegen Anpassungsebenen, die sich beliebig kombinieren lassen. Das führt schneller und zielsicherer zu Ergebnissen als die Werkzeuge in Lightroom 3. Leider lässt sich die Transparenz der einzelnen Ebenen nicht verändern, sonst wäre das Werkzeug noch flexibler zu nutzen.

Export von Jpeg- und Tiff-Dateien

Capture One 6 - Export

Capture One 6 Pro bietet die Möglichkeit, verschiedene Ausgabeversionen derselben Datei in einem Arbeitsgang zu erzeugen. Die Einstellungsoptionen dafür finden sich im Ausgabe-Dialog. Jede Verarbeitungsvorgabe definiert, in welchem Datei-Format, in welcher Größe, Auflösung und - bei Tiff - Farbtiefe das entwickelte Bild gespeichert werden soll. Auch ein Wasserzeichen als Text oder Bild lässt sich definieren.

Der Anwender kann die einzelnen Vorgaben frei benennen und per Auswahlkästchen definieren, ob sie auf ein Bild angewendet werden sollen oder nicht. Zur bessere Übersicht kann er außerdem die nicht ausgewählten ausblenden. Für jede Vorgabe lässt sich festlegen, nach welcher Regel die Dateien benannt und in welchem Ordner sie gespeichert werden sollen. So kann er beispielsweise bei der Ausgabe die unterschiedlichen Formate automatisch in die Unterordner "Web" und "Print" sortieren lassen.

Auch Lightroom 3 bietet die Möglichkeit, Vorgaben zu definieren. Wieder einmal wirkt das Menü im Adobe-Programm übersichtlicher, verständlicher und benutzerfreundlicher. Eine Möglichkeit, mehrere Ausgabenformate gleichzeitig auszugeben, gibt es allerdings nicht.

Exportgeschwindigkeit: Bei der Ausgabegeschwindigkeit unterscheiden sich die beiden Programme nicht wesentlich. Um 10 Bilder zu exportieren (Jpeg, volle Größe, höchste Qualität) benötigt Capture 1:33 Minuten, Lightroom 3 ist nach 1:05 Minuten fertig.

Bildqualität im Vergleich

Bildqualität: Die Ausgabequalität ist natürlich von vielen Faktoren abhängig und auch Geschmackssache. Deshalb lässt sich hier sicher kein unumstößliches Urteil bilden. Die Ausgabe aus Lightroom 3 wirkt ein wenig schärfer als die aus Capture One 6, dafür werden hier die Farben neutraler wiedergegeben. Auch das Lightroom 3-Bild gewinnt noch einmal deutlich an Schärfe, wenn man es in Phoshop CS5 nachtbearbeitet (Selektiver Schärfefilter). Bei der Wiederherstellung massiv überbelichteter Bildpartien liefert wieder Lightroom 3 ein besseres Ergebnis. Die Nachbearbeitung in Photoshop CS 5 zeigt wenig Wirkung - was bei einem Jpeg mit 8 Bit Farbtiefe auch nicht verwundert. Auch bei der Rauschreduzierung zeigt Lightroom 3 ein überzeugenderes Ergebnis, das sich mit einer Nachbearbeitung in Photoshop noch optimieren lässt. Zum besseren Vergleich können Sie den Qualitätsvergleich in voller Auflösung (3.000 x 3000 Pixel) herunterladen.

Ausgabe als Diashow oder Print

Capture One 6 - Lokale Anpassung

Diashow: Das Diashow-Modul gibt es nur in Lightroom 3, aber nicht in Capture One 6. Mit ihm lassen sich Fotos als Diashow ausgeben. Der Anwender kann Basisfunktionen wie Hintergrund, Text, Bildgröße, Ansichtsdauer und Musikunterlegung wählen. Das Ergebnis lässt ich prüfen, abspielen oder als PDF-, Jpeg- oder Video-Diashow exportieren. Größtes Manko: Die Optionen für die Übergänge sind sehr eingeschränkt. Der Anwender kann nur die Dauer für die Bilddarstellung und die Überblendung zum nächsten Bild festlegen (in Lightroom 3 "Verblassen" genannt). Zwischen zwei Dias lässt sicht noch eine einfarbige Fläche einblenden, deren Farbe der Nutzer frei festlegen kann - das war's auch schon, Effekte wie sie beispielsweise iPhoto im Dutzend bereitstellt, gibt es nicht.

Drucken: Mit Version 6 bietet Capture One 6 nun auch die Möglichkeit, direkt aus dem Programm heraus Bilder zu drucken. Man öffnet den Druckdialog, indem man aus dem "Datei"-Menü den Befehl "Drucken ..." wählt, oder die Tastenkombination Strg-P / Command-P drückt. Nun lassen sich unter anderem Seitengröße, Ausrichtung, Platzierung, Zahl der Bilder pro Seite, Farbprofil und Schärfe auswählen, Anmerkungen eingeben sowie ein Wasserzeichen definieren. Vorlagen für häufige Anwendungsfälle wie Vollbild drucken oder Kontaktabzüge erstellen liefert Capture One 6 mit.

Dieselben Funktionen und Optionen finden sich in Lightroom 3 3 im "Drucken"-Modul, das zusätzlich noch die freie Platzierung von Bilder per Drag & Drop ermöglicht.

Ausgabe als Web-Galerie

Lightroom 3 - Web-Galerien

Für die Web-Darstellung wählt man in Capture One 6 6 den Befehl "Web-Kontaktabzug erstellen" aus dem "Datei"-Menü. Wie der Name schon sagt, will der Hersteller kein vollwertiges Webgalerie-Modul liefern, sondern dem Nutzer die Möglichkeit bieten, schnell für einen Kunden Kontaktabzüge bereit- und online zu stellen. Die Auswahlmöglichkeiten sind entsprechend gering. Der Anwender kann zwischen vier verschiedenen Stilen wählen, einen Titel und eine kurze Beschreibung vergeben sowie Copyright-Informationen und einen Weblink definieren. Bei der Bildunterschrift kann er zwischen einigen wenigen Angaben wie Datum, Dateiname oder Variantenname auswählen oder eine laufende Nummer vergeben. Unverständlicherweise steht die eigentlich sinnvollste Möglichkeit, nämlich die zuvor eingegebene Bildunterschrift zu nutzen, nicht zur Wahl. Schließlich lassen sich noch Größe und Qualität der Web-Bilder und der Hintergrund der Galerie verändern. Zur Veröffentlichung muss der Nutzer die Galerie zunächst lokal speichern. Ein direktes Hochladen per FTP-Server ist nicht möglich.

Im Unterschied zu den sehr basalen Einstellungsmöglichkeiten in Capture One 6, kann man sich mit dem Web-Galerie-Modul in Lightroom 3 ganze Nachmittage beschäftigen. Das Programm liefert nicht nur selbst unzählige HTML- und Flash-Vorlagen für die Web-Präsentation mit, es verfügt auch über eine Schnittstelle, über die sich Templates anderer Entwickler einbinden lassen. So kann der Anwender nicht nur eine Galerie erstellen, sondern auf Index-Seiten, die dann mehrere Galerien verlinken. Selbst Vorlagen für komplette Webauftritte auf Lightroom 3-Web-Galerie-Basis gibt es. Eine der besten Quellen für Vorlagen ist die Webseite "The Turning Gate". Leider sind dort die meisten Vorlagen mittlerweile kostenpflichtig. Die fertigen Galerien lassen sich lokal speichern oder per FTP auf einen Web-Server hochladen.

Fazit und Empfehlung

Keine Frage: Lightroom 3 ist das rundere, bedienerfreundlichere und besser lokalisierte Programm. Es ist außerdem deutlich stabiler - zumindest unter Mac OS X 10.7 Lion stürzt Capture One 6 häufig ab. Capture One 6 punktet im Detail, viele seiner raffinierten und nützlichen Funktionen lassen sich aber erst nach intensivem Studium der Online-Hilfe oder der im Phase-One-Blog zu findenden Tutorials nutzen.

Beide Programme sind auf aktueller Hardware schnell genug, damit das Arbeiten Freude macht, wobei Capture One 6 einen Tick rascher reagiert. Für ambitionierte Amateurfotografen ist Lightroom 3 sicher die bessere Wahl - die Einarbeitung in Capture One 6 dauert einfach zu lange. Für Berufsfotografen sind die ausgereifte Tethered-Shooting-Funktion inklusive Echzeit-Bildanzeige auf dem iPad, die Ebenenfunktion, die Korrektur stürzender Linien und vor allem die Möglichkeit, projekt- beziehungsweise kundenorientierte Workflows aufzusetzen, wichtige Punkte, die für Capture One 6 sprechen. (haf)