Medion Akoya P4210 D

Ein fast überteuerter Volks-PC bei Aldi (ausführlicher Test)

16.07.2012 von Friedrich Stiemer
Für 500 Euro war Anfang Juli ein neuer Komplett-PC bei Aldi zu haben. Wir haben uns das Gerät angesehen.
Für die gängigsten Anwendungen bestens geeignet: der Aldi-PC "Akoya P4210D" von Medion

Am 9. Juli gab es bei Aldi Süd wieder einen Aldi-PC zu ergattern. Auch bei diesem Modell wollte der Discounter und sein Partner Medion vor allem mit einem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis Käufer locken. Medion hat dabei eine nagelneue Trinity-APU (Advanced Processing Unit) von AMD mit vier Kernen und einer integrierten Grafikeinheit verbaut – in Verbindung mit der gesonderten Grafikkarte kommt sogar ein kleiner Grafik-Verbund zu Stande.

Darüber hinaus können die Käufer auch noch auf flotte Schnittstellen wie USB 3.0, eSATA, n-WLAN und HDMI zurückgreifen, um schnell Daten auszutauschen oder gar Filme oder Musik im Haus zu streamen. Wir haben den "Medion Akoya P4210 D" (UVP: 499 Euro) auf Herz und Nieren getestet und verraten Ihnen, wie viel Leistung man vom neuen Aldi-PC erwarten darf und ob man seinen alten PC in Rente schicken kann.

Rein optisch unterscheidet sich der Midi-Tower-PC nicht von seinen Vorgängern Akoya P5350 D und P5330 D (--> Testbericht lesen), da das völlig gleiche Gehäuse mit Klavierlack-Front in den Ausmaßen 18 x 39 x 39 Zentimetern (B x H x T) zum Einsatz kommt. Auch an der mitgelieferten Tastatur und Maus hat sich nichts geändert – der Rechner sieht seinen Vorgängern zum Verwechseln ähnlich.

Besondere Aufmerksamkeit verdient aber der verbaute Prozessor: Der AMD A8-5500 stammt aus der neuen Serie-A (Codename Trinity) und rechnet mit vier Kernen, die variabel zwischen 3,2 und 3,7 GHz takten. Hinzu kommt, dass der Prozessor auch über eine Grafikeinheit verfügt – in diesem Fall die GPU Radeon HD 7560D von AMD. Die integrierte Grafik schöpft Kraft aus 256 Radeon-Grafikkernen mit einer Taktrate von 760 MHz und unterstützt obendrein noch DirectX 11.

So voll bepackt kann es sich natürlich nicht mehr um eine ordinäre CPU handeln, sondern AMD nennt seine neuen Chips "APU" (Advanced Processing Unit). Der Cache ist zweistufig, wovon der Level-2-Pufferspeicher runde 4 MB misst. Die A8-Modelle verfügen auch über interessante Techniken: So sorgt AMD Quick Stream für eine Priorisierung Ihres Internet-Datenverkehrs, um Streams flüssiger abzuspielen. Auch der Multi-Monitor-Betrieb Eyefinity gehört zur Ausstattung.

Für die neuen APUs sind auch neue Mainboard-Chipsätze nötig wie der A75 oder A85X. Einzeln zu kaufen gibt es die APUs und Mainboards aber noch nicht. Erst im Herbst diesen Jahres können Sie sich daraus einen PC basteln, vorerst beliefert AMD nämlich nur OEMs. Das für den Medion Akoya P 4210 D eingesetzte Mainboard MS-7800 kommt wieder von MSI und nutzt den A55-Chipsatz.

Grafikleistung mal zwei?

AMD kombiniert die integrierte Grafik mit der dedizierten Grafikkarte.

Ein Leistungsplus verspricht die Möglichkeit, die dedizierte DirectX-11-Grafikkarte AMD Radon HD 7670 mit der integrierten Grafik zu koppeln, um einen kleinen Crossfire-Grafikverbund zu erhalten. Ob und inwieweit Sie einen Performance-Schub erwarten können, klären wir auf der zweiten Seite mit verschiedenen Benchmarks.

Die Karte kommt von MSI und bedient sich nicht des Grafikprozessors der GNC-Architektur, die auf der AMD Radeon HD 7970 ihr Debut feierte. Die GPU der Grafikkarte selbst taktet mit 800 MHz, der physikalische Speichertakt des 1 GB großen DDR5-Speichers beläuft sich auf 1.000 MHz. Der Speicherdurchsatz liegt damit bei etwa 4 Gbit/s, das Speicherinterface ist 128 Bit groß. Für aufwändige Spiele ist die Grafikkarte nicht geeignet, aber Einsteiger können sich mit der Leistung zufrieden geben.

Hard- und Software

Schnittstellen, optisches Laufwerk und Kartenleser.

Die 1 TB große Festplatte stellt wiederum Seagate und trägt die Modellbezeichnung ST1000DM003, die Medion schon im Akoya P5350 D verbaute. Die HDD arbeitet sie mit schnellen 7.200 Umdrehungen pro Minute und kann einen 64 MB großen Pufferspeicher aufweisen. Die verfügbaren 931 GB verteilt Medion wieder auf zwei Partitionen: auf eine rund 880 GB große Boot-Partition (C:) und eine Recovery-Partition (D) mit rund 50 GB Kapazität.

Der DDR3-Arbeitsspeicher beläuft sich auf 4 GB, die sich auf jeweils zwei 2 GB-Speicherriegel aufteilen und somit im Dual-Channel-Modus arbeiten. Damit sind auch beide RAM-Module belegt, eine Nachrüstung kann nur erfolgen, wenn Sie die Riegel ersetzen. Hierbei handelt es sich auch um den gleichen Arbeitsspeicher aus den Vorgänger-Modellen: Die PC3-10700-Module weisen eine Taktfrequenz von 667 MHz auf, die Latenzzeiten betragen 9-9-9-24.

Beim Multi-Format-DVD-Brenner des Akoya P4210 D handelt es sich wieder um den TSSTcorp CDDVDW SH-216AB von Samsung. Angebunden ist das optische Laufwerk über SATA und beschreibt alle gängigen CD- und DVD-Formate, die Discs lassen sich aufgrund fehlender Lightscribe-Technik jedoch nicht beschriften.

Für die Soundausgabe beim Aldi-PC übernimmt auch wieder Realtek mit einem Onboard-HD-Audiochip, dieses Mal unterstützen die Schnittstellen auch ein 7.1-Soundsystem, da genügend Anschlüsse an der Rückseite bereit stehen – beim Vorgänger-Modell hat es über die anaolgen Buchsen nur für ein 5.1-System gereicht. Weiterhin befinden sich auf der Hauptplatine ein Gigabit-Netzwerkanschluss und ein 802.11n-WLAN-Chip von Realtek, um flott drahtlos zu funken.

Das Netzteil FSP350-60EMDN kommt wieder von der namensgebenden FSP Group aus Taiwan und leistet maximal 350 Watt. Davon entfallen maximal 300 Watt auf die zwei 12-Volt-Schienen, die 18 beziehungsweise 20 Ampere liefern. Für die 3,3-Volt-Schiene sind 15 sowie 21 Ampere vorgesehen und für das 5-Volt-Pendant 0,3 respektive 2,5 Ampere, die kombiniert für bis zu 103 Watt Nennleistung spezifiziert sind.

Software-Lieferumfang: gewohnt umfangreich

Der Lieferumfang ist gewohnt prall gefüllt mit allerhand Programmen und Tools – ob sie alle wirklich nützlich sind, muss jeder für sich entscheiden. Als Betriebssystem fällt Medions Wahl wieder auf Windows 7 Home Premium mit installierten Service Pack 1 in der 64-Bit-Variante – eine Recovery-DVD gibt es ebenfalls. Die andere Software und Treiber des Aldi-PCs befinden sich nicht nur auf der Treiber-DVD, sondern lassen sich auch auf der Recovery-Partition finden. Auf der gleichen Partition befindet sich auch bereits ein komplettes Backup des Betriebssystems zum Zeitpunkt der Auslieferung, um den Computer bei Software-Problemen schnell wieder zurückzusetzen.

Darüber hinaus ist die weitere Software schon fast üblich bei den Aldi-PCs: Die Sicherheitssuite Kaspersky Internet Security 2012 ist mit einer kostenlosen 90-Tage-Lizenz vorinstalliert. Im sogenannten Medion Mediapack 2 sind vier Vollversionen des Software-Herstellers Ashampoo: Burning Studio, Photo Commander, Photo Optimizer und Snap. Für Büroaufgaben lässt sich Microsoft Office 2010 Starter nutzen, das aber nicht über alle Funktionen des Office-2010-Paketes verfügt. Zum Beispiel fehlen auch Powerpoint und Outlook. Für reinen Schriftverkehr reicht die Starter-Version aber aus.

Schnittstellen: Medion lässt sich nicht lumpen

Endlich wieder mehr Anschlüsse.

Wie auch schon bei den Vorgänger-Modellen verfügt das Front-Panel an der Oberseite über USB 3.0, USB 2.0 und Audio-Buchsen. Für die externen Medion-Festplatten gibt es auch wieder den Datenhafen 3, um die Platten schnell und einfach anzuschließen. Andere externe Festplatten lassen sich leider nicht anstöpseln. Der Kartenleser liest und beschreibt alle gängigen Speicherkartenformate und kann außerdem noch eine eSATA-Schnittstelle vorweisen.

Die Grafikkarte bietet einmal HDMI, einmal DVI und einmal VGA. An der Rückseite gibt sich der Hersteller endlich wieder spendabler: Neben den Audio-Anschlüssen finden Sie 2x USB 3.0, 4x USB 2.0 sowie einen HDMI- und VGA-Anschluss, da auch das Mainboard dank der APU über eine eigene Bildschirmausgabe verfügt. Darunter befinden sich noch zwei P/S2-Buchsen zum Anschließen einer Tastatur und Maus.

Benchmarks, Leistungen und Stromverbrauch

Überraschend leistungsschwach.

Die neue APU AMD A8-5500 testen wir mit Cinebench 11.5 auf ihre Leistungsfähigkeit – und sind enttäuscht: Bei voller Auslastung aller vier Kerne kommt der Prozessor auf gerade einmal 2,62 Punkte, der Medion Akoya P5350 D erreichte mit seinem Intel Core i5-2320 schon fast 4 Punkte. Hier wird klar, dass sich die APU bei voller Auslastung nicht gerade mit Ruhm bekleckert und hinter Intel-CPUs zurückbleibt. Für den Heimgebrauch genügt die Leistung aber.

Die etwa 1 TB große Seagate-Festplatte erreicht unter Crystaldiskmark beim sequenziellen Lesen/Schreiben Transferraten von knapp 200 MB/s – ein guter Wert! Beim zufälligen Lesen und Schreiben von 512-KB-Blöcken liegen die Werte bei rund 61 MB/s respektive 113 MB/s und kann auch damit punkten. Beim Schreiben und Lesen von 4-KB-Daten bleibt das Ergebnis stets über guten 1,6 MB/s.

Um die Spiele-Leistung zu testen, stellen wir Games Battlefield 3 und Dirt 3 auf die höchsten Einstellungen und messen die Bilder pro Sekunde in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel). Doch über eins sollte man sich von vornherein klar sein: Der Medion Akoya P4210 D ist nicht fürs Gaming ausgelegt – hierfür sollte man sich woanders umschauen. Da wir zur integrierten Grafikeinheit noch die dedizierte Grafikkarte dazu schalten können, testen wir einmal im Dual-Grafik-Modus und einmal ohne zugeschalteter APU-Grafikeinheit.

Doch in beiden Spielen erhalten wir keine bessere Performance, wenn wir beide Grafikeinheiten in den Verbund schalten: Battlefield 3 zuckelt mit 15 Bildern pro Sekunde über den Monitor, Dirt 3 ist knapp spielbar mit 31 Bilder pro Sekunde, egal ob wir die Grafikkarte zuschalten oder nicht. Anders sieht es im synthetischen Benchmark 3D Mark 11 aus: Hier steigt die Punktzahl von 556 auf ganze 800 im Extreme-Modus.Doch zum Spielen mit aufwändigen PC-Games reicht die Leistung nicht.

Erst wenn man rigoros die Grafikeinstellungen herunterfährt, kann man flüssig zocken. Alles in allem ist die Grafik-Performance aber um einiges besser als noch beim Medion Akoya P5350 D, bei dem man die getesteten Spiele nur in einstelliger Bildwiederholfrequenz spielen konnte. Weniger komplexe Games stellen den Akoya P4210 D also nicht vor eine große Herausforderung.

Multimedia- und allgemeine Leistung: flotter als der Vorgänger

Gerne würden wir den Akoya P4210 D synthetisch auf seine Büro- und Multimedia-Tauglichkeit testen, indem wir den Benchmark PC Mark 7 im Modus "Overall Performance" durchlaufen lassen. Leider streikt das Testprogramm und wir können es nicht zum Laufen bringen. Hier stellen die neuen Treiber das Hindernis dar, die die Software zum Stolpern bringen. Denn genau wie bei CPU-Z und GPU-Z liefert die Hardware zu neue Daten, die bisher nicht eingepflegt wurde.

Stattdessen beschränken wir uns auf unser persönliches, aber wenn auch subjektives Benutzererlebnis: Auf dem Desktop gibt es selten Ruckler, Programme öffnet das System ohne lange Wartezeiten. In den Multimedia-Anwendungen wie dem Windows Media Player geht die Bedingung flüssig von der Hand. Da überrascht es nicht, dass auch Textverarbeitung kein Problem ist.

Bei der OpenGL-Leistung ist der neue Aldi-PC ebenfalls besser geworden und kommt in Cinebench 11.5 auf fast 50 Bilder pro Sekunde – das ist die doppelte Bildwiederholfrequenz zum Vorgänger Akoya P5350 D! Hier glänzt das AMD-Gespann, bestehend aus integrierter und dedizierter Grafik.

Stromverbrauch: hungriger Geselle

Im Leerlauf zieht der Medion Akoya P4210 D etwa 51 Watt, was etwas mehr ist als noch bei seinem Vorläufer. Bei ausgeschaltetem Grafik-Verbund klettert der Stromverbrauch auf 98 Watt, mit zugeschalteter Grafikkarte messen wir ganze 130 Watt – zu viel für die gezeigte Leistung. Im Modus "Energie sparen" zeigt uns das Messgerät circa 2,5 Watt an, heruntergefahren sind es vorbildliche 0 Watt – so soll es sein!

Fazit

Der Aldi-PC Akoya P4210 D von Medion bietet ausreichende Leistung für den Großteil der Bevölkerung – darunter fällt weder das Gaming, noch das professionelle Bearbeiten von Bilder und Videos. Und genau das ist es, was Aldi verkaufen möchte – einen Volks-PC. Für die gängigsten Anwendungen wie Textverarbeitung oder Filme streamen ist der Aldi-PC bestens geeignet. Auch für das eine oder andere Spielchen zwischendurch reicht die Leistung aus, so lange es nicht Gaming-Kracher wie Crysis oder Battlefield 3 sind. Das dicke Software-Paket und die mitgelieferte Peripherie sorgen für weitere positive Punkte.

Enttäuscht sind wir aber dennoch von der Leistung der CPU: Der brandneue AMD A8-5500 zieht im Vergleich zum Intel Core i5-2320 eindeutig den Kürzeren, obwohl die AMD-APU höher taktet. Ebenfalls mehr hatten wir uns von der Dual-Grafik erwartet, aber in praktischen Tests unserer Spiele konnten wir keinen Leistungsschub feststellen. Erst im synthetischen Test hat sich ein deutlicher Unterschied gezeigt.

Ein weiterer deutlicher Unterschied ist auch der Stromverbrauch, der abhängig von den aktivierten Grafikeinheit zwischen 98 und ganzen 130 Watt pendelt. Das ist zu hoch für die schlechte Praxis-Leistung. Für knapp 500 Euro ist der neue Aldi-PC aber kein richtiges Schnäppchen, sondern befindet sich damit knapp an der Grenze zum überteuerten Komplett-Rechner.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt. Autor: Friedrich Stiemer (tö)
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