Motorola Flipout

Ein Handy in quadratischer Form (ausführlicher Test)

01.10.2010 von Yvonne Göpfert
QWERTZ-Tastatur und quadratische Bauform – das "Flipout" von Motorola hat viele Reize. Wie gut sich der Mini im Alltag schlägt, verrät der Test.

Motorola hat Mut bewiesen. Während Android-Handys üblicherweise wie ein flacher Riegel aussehen, experimentiert Motorola mit einem neuen Formfaktor: dem Quadrat. Dadurch ist das Mini-Handy "Flipout" mit 6,7 cm extrem breit. Vor allem Nutzer mit kleinen Händen sollten daher ausprobieren, ob das Gerät noch gut in der Hand liegt.

Pluspunkte sammelt das kleine Kerlchen als Mode-Accessoire: Das Handy wird mit vier austauschbaren Schalen für die Gehäuserückseite angeboten. Die Cover in den Farben Grün, Orange, Pink und Schwarz liegen jeder Verpackung bei. Wer sein Handy passend zur Krawatte oder Tagesstimmung wählen will, muss also nur in die Schublade greifen.

Tastatur zum Aufdrehen
Flippig ist der Drehmechanismus, der die QWERTZ-Tastatur unter dem Display hervorzaubert. Display und Tastatur sind mit einem Drehgelenk miteinander verbunden. Um das Handy aufzuschieben, reicht es, leicht mit dem Finger gegen den Bildschirmrand zu drücken. Der Mechanismus gleitet dabei so sanft wie eine moderne Küchenschublade – fünf Sterne dafür. Hervor kommt eine fünfzeilige Tastatur, die neben Platz für die Buchstaben von A bis Z samt Umlauten auch noch eine eigene Reihe für die Ziffern von null bis neun bietet.

Obwohl sich die Lettern auf engstem Raum verteilen, kommen Vertipper so gut wie nicht vor. Die Tasten sind gut zu erfühlen und haben einen wohldefinierten Druckpunkt. Nur das Vier-Wege-Steuer-Kreuz, das die Mauspfeile auf dem Handy steuert, ist einen Tick zu flach geraten und lässt sich dadurch schlecht bedienen.

Knackpunkt Mini-Bildschirm
Kleine Handys können keine Vier-Zoll-Bildschirme bieten. Wer sich für das Motorola Flipout interessiert, muss beim Display mit seiner 2,8-Zoll-Bildschirmdiagonale also eindeutig Abstriche machen. Die Konsequenz: Inhalte wirken auf der Minifläche wirklich sehr gedrängt. Das wiegt vor allem deshalb so schwer, weil Motorola mit seiner eigenen Oberfläche "Motoblur" den Startbildschirm mit neuen Nachrichten und Status-Updates von Facebook geradezu zukleistert. Hinzu kommt, dass die Darstellung durch die niedrige Auflösung von 320 x 240 Pixeln zusätzlich an Klarheit einbüßt.

Das Flipout läuft unter dem Betriebssystem Android 2.1, darüber hat Motorola wieder seine Oberfläche Motoblur gepackt. Bis zu sieben Bildschirme lassen sich mit Widgets, also kleinen Programmen, die in einer Art Mini-Browser laufen, oder mit Verknüpfungen belegen. Damit ist das Handy hochgradig an die persönlichen Bedürfnisse anpassbar – wie alle Android-Handys.

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Bedienoberfläche, Datenbackup, Internetzugang

Wer Facebook- und Twitter-Dauernutzer ist, wird von Motorolas Motoblur-Oberfläche begeistert sein. Alle Statusmeldungen und neuen Nachrichten landen per Push direkt auf dem Startbildschirm. Motoblur integriert über Facebook und Twitter hinaus auch Last.fm, Picasa und MySpace. Außerdem sorgt Motorola dafür, dass alle in diesen Diensten gespeicherten Kontaktdaten im Adressbuch angezeigt werden. Das funktioniert jedoch nur, wenn der Anbieter die entsprechende Schnittstelle freigegeben hat. Bei web.de ist dies beispielsweise nicht der Fall, bei Google und Facebook schon. Eigene Einträge kann der Nutzer natürlich ebenfalls vornehmen. Außerdem holt sich das Adressbuch Fotos aus Facebook.

Ferner hat Motorola Widgets zum Ein- und Ausschalten für WLAN, Bluetooth und GPS sowie den Flugmodus aufgespielt. Der Akku-Manager hilft beim Energiesparen, der Daten-Manager protokolliert das Volumen der gesendeten und empfangenen Daten. Wer sein Handy mit Prepaid-Karte nutzt oder im Ausland auf Daten-Roaming angewiesen ist, hat dadurch die Kosten prima im Blick.

Datenbackup via Motoblur
Wer ein Motoblur-Konto anlegt, muss sich keine Sorgen machen, wenn das Handy verloren geht und alle Daten verloren scheinen. Ein Datenbackup auf einem Server von Motorola – neudeutsch: in the Cloud (in der Wolke) – sorgt nämlich dafür, dass Kontaktdaten, Fotos und Nachrichten gespeichert werden.

Wer auf dem Handy den Menüpunkt "Phone Portal" aufruft und sein Handy per WLAN oder USB mit dem heimischen PC verbindet, kann Daten auch via PC verwalten. Dazu muss er im Internet Explorer nur den Link eintippen, den die Software angibt. Andere Browser wie Firefox funktionieren nur lückenhaft. Weiter besteht die Möglichkeit, die Kontakte als .csv-Datei zu exportieren und somit auf das auf dem PC installierte Outlook zu übertragen.

Im Web surfen mit dem Motorola Flipout
Einem Ausflug ins Internet steht nichts im Wege. Der Android-Browser WebKit bildet die Webseiten dank WLAN und HSDPA flott ab – genau wie auf dem PC. Die Lesbarkeit ist auf dem Mini-Display allerdings nicht optimal. Per Multitouch und Zwei-Finger-Zoom kann man die Inhalte auf lesbare Größe ziehen. Mit Flash kommt das Handy jedoch nicht klar. Youtube-Videos kann man dagegen ansehen. Wer sich viel im Netz tummelt, bringt den kleinen Akku allerdings stark in Bedrängnis. Und so muss das Handy beinahe täglich wieder an die Steckdose.

Immer häufiger ist auf Android-Handys auch Quickoffice zu finden. Damit kann der Anwender unterwegs Office-Dokumente lesen. Überarbeiten lassen sich die Daten auf dem Motorola Flipout leider nicht. Dafür erlaubt Motorola die Nutzung von Sprachwahl. Die Trefferquote lag in unserem Test bei 70 Prozent.

Steinzeit-Kamera, MP3-Player, Fazit

Von der Drei-Megapixel-Kamera sollte man nichts erwarten: Weder Autofokus noch LED-Blitz stehen zur Verfügung. Weitere Einstellmöglichkeiten hat sich Motorola gespart. Nur einen Panorama-Assistenten gibt es. Die Bildschärfe lässt zu wünschen übrig, sobald man sich einem Motiv zu stark nähert. Bei feingliedrigen Bildmotiven kann die Kamera Details nicht herausarbeiten.

Immerhin lassen sich die Fotos geotaggen, also mit den GPS-Daten des Aufnahme-Ortes versehen. Dafür sorgt das eingebaute GPS. Wer navigieren will, kann sich das Update von Google Maps im Android Market holen und die kostenlose Sprachnavigation nutzen. Alternativ hat Motorola einen Link auf Telmap gelegt. In unserem Test konnte wir den Kartendienst zwar herunterladen, jedoch nicht aufrufen.

Texterkennung für den MP3-Player
Der MP3-Player auf dem Motorola Flipout kommt mit neuen Funktionen, die beim Android-Standard-Player nicht zu finden sind. Er zeigt beispielsweise Lieder an, die andere Nutzer in der Umgebung gerade hören, sofern die Standorterkennung aktiviert ist.

Weiter bietet der "Verbundene MP3-Player", wie Motorola seine Musikabspielsoftware nennt, Radioempfang und die Möglichkeit, Songtexte aus dem Netz zu ziehen. Die Liedtexte werden zum Takt der Musik eingeblendet. Manchmal stolpert die Datenbank jedoch über die Synchronisationsgeschwindigkeit. Der Text bleibt dann hängen oder hinkt der gerade gesungenen Textzeile hinterher. Prinzipiell ist die Textanzeige aber ein gute Idee – sofern man eine Datenflatrate hat. Andernfalls wird der Service ein teures Vergnügen.

Bei der Sprachqualität kommt das Handy auf zufriedenstellende Werte, der Freisprecher knackt eine Spur zu viel.

Fazit
Das Motorola Flipout ist klein, kompakt und bunt. Einen Pokal gibt es für die Minitastatur, mit der Facebook-Freunde und Chat-Fans schnell ihre Nachrichten auf dem Android-2.1-Handy eingeben können. Musikfans bekommen über den MP3-Player die Möglichkeit, Songs mitzulesen – gut, um Englisch zu lernen oder Herbert Grönemeyer zu verstehen. Nur von der Kamera und der Akkulaufzeit des Motorola Flipout darf man sich nicht allzu viel erwarten. (PC-Welt/tö)

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Testergebnisse und technische Daten

MOTOROLA FLIPOUT

Gesamtnote

gut (2,40)

Testkategorie

Handy

Hersteller

Motorola

Internetadresse

www.motorola.com

Preis (Hersteller-UVP)

349 Euro

BEWERTUNG (0-100 Punkte)

Handy-Basics (30 %)

61

Handhabung (25 %)

74

Ausstattung (20 %)

79

Multimedia (15 %)

60

Connectivity (10 %)

96

Gesamtwertung

72 von 100

TECHNISCHE DATEN

Handy-Basics

Größe

67 x 67 x 17

Gewicht

120 Gramm

Formfaktor

Schiebehandy

Betriebssystem

Android 2.1

Prozessor

600 MHz

Besonderheiten

quadratisches Schiebehandy mit Tastatur

Akku-Laufzeit

Stand-by-Zeit im GSM-Netz in Stunden

365 Stunden

Gesprächszeit im GSM-Netz in Minuten

357 Minuten

Stand-by-Zeit im UMTS-Netz in Stunden

377 Stunden

Gesprächszeit im UMTS-Netz in Minuten

275 Minuten

Netze

GSM 900

ja

GSM 1800

ja

GSM 1900

ja

GSM 850

ja

EDGE

ja

UMTS

ja

HSDPA

ja

HSPA plus

nein

LTE

nein

WiMax

nein

Display

Größe

43 x 57 Millimeter

Auflösung

240 x 320 Pixel

Touchscreen

ja

Handhabung

Mechanische QWERTZ-Tastatur

ja

Ruftonzuordnung pro Kontakt oder Kontaktgruppe

ja

Profile

nein

Flugzeug-Modus

ja

Ausstattung

Schnittstellen

Bluetooth

ja

USB

ja

WLAN

ja

3,5-Millimeter-Klinkenstecker

ja

Speicher

RAM

512 MB

ROM

512 MB

Speichererweiterung

ja

Speicherkarte im Lieferumfang

ja

GPS

GPS-Chip

ja

Multimedia

Fotos

Auflösung

2.048 x 1.536 Pixel

Autofokus

nein

Makro

nein

Motivprogramme

nein

Bildstabilisator

nein

Optischer Zoom

nein

Videos

Auflösung

352 x 288 Pixel

Bildstabilisator

nein

Musik

Anzahl Formate

7

Headset im Lieferumfang

ja

UKW-Radio

ja

Connectivity

Browser

ja

Push-E-Mail

ja

E-Mail-Anhänge

ja

Instant Messaging

ja