Noch immer wird das Thema Datensicherung von vielen Privat- und kleinen Geschäftskunden vernachlässigt. Unsere Schwesterpublikation PC-Welt zeigt, wie man mit einfachen Mitteln eine wirkungsvolle Backup-Strategie aufsetzen kann.
Beim Stichwort "Backup" bekommen die meisten PC-Benutzer ein schlechtes Gewissen. Sie empfinden die Datensicherung als notwendiges Übel und schieben sie wie den Zahnarztbesuch so lange hinaus, bis es richtig weh tut.
Das richtige Backup-Medium
Persönlichen Texte, Tabellen, Datenbanken und Präsentationen, aber auch Foto- und Musiksammlungen sind viel wichtiger als das PC-Betriebssystem. Auch wenn es lästig ist: Windows können Sie jederzeit neu installieren. Wenn aber die Festplatte streikt, sind die Benutzerdateien unwiederbringlich verloren.
Für diese wertvollen oder sogar unverzichtbaren Dateien brauchen Sie stets zwei aktuelle Kopien. Eine davon bewahren Sie am besten räumlich getrennt auf. Dann haben Sie auch nach einem Brand, Wasserschaden oder Diebstahl noch ein Backup zur Hand.
Das ist ein Soll für private Sammlungen von Bildern, Texten, Videos und Musik, aber ein Muss für Geschäftsdaten: So beträgt die Aufbewahrungspflicht von geschäftlichen E-Mails sechs Jahre, digitale Buchhaltungsunterlagen sind gar zehn Jahre zu lagern.
Welche Medien Sie für die beiden Sicherungen verwenden, hängt wesentlich vom Umfang der Daten ab
Backup-Medien um Überblick
CDs und DVDs haben selbst für private Daten zu geringe Speicherkapazität. Es ist unzumutbar, bei der Datensicherung Scheiben wechseln und beschriften zu müssen. Ein automatisches und zeitgesteuertes Backup scheidet vollständig aus.
Blu-ray-Discs avancieren bei mittelständischen Unternehmen laut aktuellen Umfragen zu den beliebtesten Backup-Datenträgern. Ganz nachvollziehbar ist der Trend nicht, weil die Brenner (130 bis 400 Euro) und 50-GB-Rohlinge (ab 8,50 Euro) nach wie vor relativ teuer sind. Außerdem zwingen 25 oder 50 GB Speicherplatz selbst private Sammler schon zum Scheibenwechseln. Punkten können Blu-ray-Discs - wie alle Marken-CDs und -DVDs - nur mit ihrer langen Haltbarkeit bei kühler, trockener Lagerung ohne Sonnenlicht.
USB-Festplatten sind die preisgünstigsten und komfortabelsten Backup-Medien. 1 TB Speicher gibt’s ab 60 Euro. Die Platten bieten ausreichend Platz auch für große Datenmengen, sind wieder beschreibbar und auch beim Synchronisieren von Daten schnell. Die Benutzer können den Datenbestand gut kontrollieren und transportieren. Festplatten haben nur die beunruhigende Eigenschaft, jederzeit - auch noch neuwertig - ohne Warnsignale ausfallen zu können.
USB-Sticks bieten die meisten Vorzüge der USB-Festplatten, sind dabei aber robuster und langlebiger. Allerdings bieten sie kaum genügend Speicherplatz für die meisten Backup-Aufgaben. Und große Sticks mit mehr als 64 GB sind unangemessen teuer: Für 128 GB werden rund 300 Euro fällig. Maximal fassen USB-Sticks derzeit 256 GB.
NAS-Geräte sind als pures Backup-Medium eigentlich unterfordert. Wenn sie aber zusätzlich andere Funktionen erfüllen, etwa auch als Musik- und Videolager, als Druck- oder Internetserver dienen, sind einfachere NAS-Geräte eine erschwingliche Lösung. Fallen größere Datenmengen an, ist ein Gigabit-Netzwerk zu empfehlen. Alle neueren NAS-Geräte haben ab Werk einen entsprechenden Anschluss.
Online-Speicherplatz eignet sich nicht zur automatisierten Datensicherung. Selbst die 25 GB im kostenlosen Skydrive von Microsoft dürften für die meisten privaten oder geschäftlichen Backups zu wenig sein. Gravierendere Nachteile sind die meist beschränkte maximale Dateigröße und vor allem die langsame Datenübertragung ins Internet.
Internetdienstleister wie Strato mit seinem HiDrive machen es immerhin möglich, den Speicherplatz als virtuelles Laufwerk im PC einzubinden. Damit können Sie die zu kopierenden Dateien zumindest per Software oder Script auswählen.
So sichern Sie Benutzerdaten per Script
Um die Daten eines privaten Kunden oder eines kleinen Betriebs zuverlässig zu sichern, brauchen Sie keinen Lehrgang über Backup-Strategien und nicht mal eine spezielle Software. Die Datensicherung soll einfach, transparent und preisgünstig sein. Dafür reichen zwei Backup-Datenträger wie USB- oder NAS-Platte oder die Kombination aus beiden und simple Windows-Scripte.
Am einfachsten ist die Aktion, wenn alle Dateien in einem einzigen Ordner oder auf einer Partition liegen und ohne Ausnahme gesichert werden sollen. Hier genügt im Idealfall ein einziges Kommando, um alles auf den Backup-Datenträger zu kopieren oder eine vorhandene Sicherung zu aktualisieren:
robocopy c:\daten x:\daten /e
In diesem Beispiel ist c:\daten die Original-Datensammlung. Das Backup soll im gleichnamigen Ordner auf Laufwerk X landen. Gibt es bereits eine Sicherung unter x:\daten, dann kopiert Robocopy nur die neuen und geänderten Dateien.
Geben Sie den Befehl am besten in der Kommandozeile ein, die bei Windows Eingabeaufforderung heißt. Er funktioniert aber auch im "Ausführen"-Fenster, das Sie mit der Windows-Taste und Taste R starten.
Das Programm Robocopy gehört bei Windows 7 und Vista zum Standardumfang. Bei Windows XP können Sie alternativ diesen Befehl verwenden:
xcopy c:\daten x:\daten /k/r/e/i/s/c/h/y/d
Da Robocopy aber deutlich leistungsfähiger ist als Xcopy, sollten Windows-XP-Benutzer sich das Programm besorgen. Es ist Bestandteil der kostenlosen Windows Server 2003 Resource Kit Tools, erhältlich über diese Internetadresse.
Mit Robocopy können Sie dafür sorgen, dass die Dateien auf den Backup-Datenträgern stets exakt mit dem Originalbestand übereinstimmen:
robocopy c:\daten x:\daten /mir
Dieser Befehl kopiert ebenfalls neue und geänderte Dateien ins Backup-Verzeichnis, entfernt dabei aber die überzähligen Dateien: Dateien, die Sie mittlerweile im PC gelöscht haben, verschwinden nach der Synchronisierung mit Robocopy auch aus dem Backup.
PC WELT empfiehlt, der Sicherung immer einen Probelauf mit dem zusätzlichen Schalter /L vorausgehen zu lassen. Dann zeigt Robocopy zunächst alle Aktionen nur an, ohne sie tatsächlich auszuführen.
Robocopy besitzt außerdem alle erdenklichen Optionen, mit denen Sie festlegen, was nicht mitgesichert werden soll. So können Sie mit /XF *.iso *.cab etwa alle Dateien mit den Datei-Endungen ISO und CAB ausschließen, mit /XD Temp* alle Ordner, deren Name mit "Temp" beginnt. Zu empfehlen ist ferner /R:1 /W:10 oder auch /R:0 /W:0. Mit den beiden Kombinationen minimieren Sie die Wiederholungsversuche (/R für Repeat) oder aber die Wartezeit (/W für Wait) bei Fehlern.
Wenn Sie mehrere Ordner berücksichtigen wollen, verwenden Sie einfach mehrere derartige Kommandozeilen. Dann lohnt es sich aber in jedem Fall, Kommando für Kommando zu testen und dann mit einem Textprogramm wie Notepad in eine Datei zu schreiben und zu speichern. Die Datei-Endung txt ändern Sie noch in bat oder cmd und haben damit ein so genanntes Batchscript: Nach einem Doppelklick auf das Dateisymbol arbeitet das Script alle enthaltenen Befehle automatisch ab.
Achten Sie bei USB- und verbundenen NAS-Laufwerken darauf, dass diese zuverlässig den Laufwerksbuchstaben erhalten, den Sie in den Kommandozeilen verwenden.
So sichern Sie Benutzerdaten mit Klickkomfort
Wer sich mit Robocopy- oder Xcopy-Befehlen nicht anfreunden kann, sollte ein einfaches Synchronisierungsprogramm einsetzen. In die engere Wahl kommen Puresync und Freefilesync. Das ebenfalls beliebte Synctoy 2.1 von Microsoft ist nicht zuverlässig.
Die klickfreundliche Oberfläche dieser Programme kann aber leicht über eins hinwegtäuschen: Es ist schneller falsch geklickt als falsch geschrieben. Außerdem kann ein einfaches Programm wie Freefilesync im Funktionsumfang mit Robocopy nicht mithalten, etwa mit dessen Filtermöglichkeiten. PC WELT empfiehlt diese quelloffene Gratis-Software dennoch, da sie mit überragender Geschwindigkeit arbeitet, sich einfach bedienen und sogar portabel, also ohne Installation nutzen lässt.
Freefilesync einsetzen: Nach dem Start des Programms tragen Sie links oben die Datenquelle, Schaltfläche "Auswählen", und rechts oben den Zielordner ein, Schaltfläche "Auswählen". Ein Klick auf das grüne Zahnrad öffnet ein Fenster, in dem Sie den Kopiermodus festlegen. "<Automatik>" kopiert, aktualisiert und löscht in beide Richtungen und eignet sich nicht für die Datensicherung. "Spiegeln ->>" entspricht der Option /mir bei Robocopy: Freefilesync kopiert und aktualisiert hier nicht nur, sondern löscht auch überzählige Dateien im Zielordner. Am sichersten ist "Aktualisieren ->" ohne Löschen. Fortgeschrittene Benutzer können weitere Kopiermodi festlegen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Nachdem Sie den Modus ausgewählt haben, gehen Sie zunächst links oben auf die große Schaltfläche "Vergleichen". Das Programm listet jetzt alle Kopier- und gegebenenfalls Löschaktionen auf. Bei Bedarf schließen Sie hier noch einzelne Dateien aus. Wenn Sie es mit großen Datenmengen zu tun haben, können Sie sehen, ob der Kopierjob generell passt. Ist dies der Fall, klicken Sie auf die Schaltfläche "Synchronisieren".
Bewährte Synchronisierungsläufe können Sie links unten unter "Konfiguration" in eine Datei mit der Endung .ffs_gui speichern und später jederzeit wieder laden. Ein weiterer Schritt zur Automatisierung ist die Option "Erweitert, Batch-Job erstellen". Damit konfigurieren und speichern Sie eine Kopieraufgabe in eine Datei mit der Endung .ffs_batch. Wenn Sie eine solche Datei mit der Maus auf das Freefilesync-Programmsymbol ziehen, läuft die Aktion automatisch ab. Bei installiertem Freefilesync reicht der Doppelklick auf die Datei.
Paragon Backup einsetzen: Um Datensicherungen mit Paragon Backup & Recovery 11 anzulegen, starten Sie das Programm, wählen "Smart Backup" und "Weiter". Verwenden Sie die Option "Andere Dateien und Ordner". Navigieren Sie dann zum Ordner und klicken auf "Weiter". Nach der Auswahl des Speicherorts starten Sie nach mehrfachem "Weiter" die Sicherung. Zwischendurch können Sie noch Filter und Kommentare setzen.
Alle Dateien eines Sicherungsvorgangs landen in einer Archivdatei mit der Endung .pfi. Die Paragon-Software kann bei Bedarf das komplette Archiv, aber auch einzelne Dateien extrahieren. Einziger Nachteil: Auf einem PC ohne Paragon-Software kommen Sie an Ihre Daten nicht heran.
So sichern Sie den PC-Inhalt mit Windows 7
Windows 7 bringt das nötige Werkzeug mit, um den kompletten PC zu sichern und sämtliche Dateien wiederherzustellen. Bevor Sie sich an das Backup machen, sollten Sie sicherstellen, dass Sie ein Notfallsystem haben. Das ist in der Regel dann der Fall, wenn Sie eine startfähige Windows-Installations-DVD besitzen. Fehlt diese, öffnen Sie mit der Windows-Taste das Startmenü und geben in das Suchfeld "Sichern" ein. Klicken Sie dann auf den Punkt "Sichern und Wiederherstellen" und auf "Systemreparaturdatenträger erstellen". Den Brenner erkennt Windows automatisch, Sie müssen nur einen CD-Rohling einlegen und "Datenträger erstellen" wählen.
Systemabbild anlegen: Die Systemsicherung finden Sie ebenfalls im Punkt "Sichern und Wiederherstellen" der Systemsteuerung. Sie nennt sich "Systemabbild erstellen". Der Assistent fordert dann für dieses so genannte Image ein Sicherungsziel, im Idealfall eine externe Festplatte. Windows 7 Ultimate akzeptiert auch einen Netzwerkpfad. Nach zwei Mal "Weiter" klicken Sie auf "Sicherung starten". Der Sicherungsvorgang kann mehrere Stunden dauern.
Systemabbild zurückschreiben: Starten Sie den PC mit der früher erstellen Notfall-CD/DVD. Eventuell müssen Sie den Start von CD/DVD vorher noch im BIOS des PCs einstellen. Wählen Sie dann im Hauptmenü die Option "Systemabbild-Wiederherstellung". Nach kurzer Suche findet das Notfallsystem Systemabbilder auf lokalen oder auf USB-Festplatten automatisch. Dann wählen Sie das jüngste Abbild, klicken auf "Weiter" und warten die Wiederherstellung ab. Dabei wird die komplette Partition oder Festplatte durch die Daten der Sicherung überschrieben.
Nachteile des Systemabbilds: Das Image-Programm von Windows 7 beschränkt sich auf das Wesentliche und ist deshalb einfach zu bedienen. Ein großes Manko ist aber die Tatsache, dass Windows 7 die Startpartition immer komplett mitsichert anstatt nur die Startumgebung zu berücksichtigen. Daher müssen Sie im ungünstigsten Fall Hunderte von unnötigen GB mitsichern, wenn System- und Startpartition nicht identisch sind. Ein Nachteil ist ferner, dass Sie völlig auf die automatische Suche des Notfallsystems angewiesen sind: Falls es das Image nicht selbst findet, haben Sie keine Möglichkeit, es manuell auszuwählen.
Die Vor- und Nachteile der Datensynchronisierung
Die Tipps Benutzerdaten per Script und Benutzerdaten mit Klickkomfort zeigen, wie Sie Benutzerdateien synchronisieren. Die Vorteile dieser Methode liegen auf der Hand:
+ Der Zeitaufwand und die Kosten sind gering.
+ Die Daten liegen einzeln verfügbar auf dem Backup-Datenträger.
+ Da Sie die Backup-Platten regelmäßig nutzen, können Sie deren Zustand laufend kontrollieren.
Dennoch handelt es sich streng genommen nicht um ein Backup, sondern um eine überschreibende Datensynchronisierung. Das bringt auch etliche Nachteile gegenüber einer inkrementellen Backup-Strategie:
- Sie müssen Fehler in Ihrem Quelldatenbestand frühzeitig bemerken - jedenfalls vor dem Backup. Ein kritischer Blick in die Aktionsliste des Synchronisierungsprogramms ist immer zu empfehlen. Stutzig sollten Sie werden, wenn diese Liste viel umfangreicher ist, als erwartet. Andernfalls überschreiben Sie beim Backup die älteren, aber fehlerfreien Dateien mit fehlerhaften.
- Die beschriebene Methode bietet keine Versionssicherung: Nach dem Backup sind alle Daten auf demselben Stand. Wenn Sie Zwischenstufen bestimmter Daten sichern wollen oder müssen, brauchen Sie eine andere Strategie.
Im Privathaushalt oder Kleinbetrieb ist das aber nur selten nötig. Hier genügt es in der Regel, die Datei mit "Speichern unter" im betreffenden Programm erneut abzuspeichern. Vergeben Sie dabei denselben Namen und eine zusätzliche Versionsziffer.
Speziell für Word und Excel von Microsoft können Sie das PC-WELT-Makro pcwBackup verwenden. (PC-Welt/haf)