Auch wenn Apple versucht, Kritik an den Antennenleistungen des iPhone 4 zu unterdrücken, häufen sich die Berichte über Empfangsprobleme. Unsere Schwesterpublikation Macwelt hat den Empfang von iPhone 3GS und iPhone 4 in der Praxis getestet.
Speedtest mit Todesgriff
Wir lassen das iPhone 4 in der Disziplin "Datenübertragung" gegen seinen direkten Vorgänger, das iPhone 3GS antreten. Beide Geräte sind mit der aktuellen iOS-Version 4.0.1 ausgestattet und voll aufgeladen. Um Störungen zu verhindern, schalten wir sämtliche Push-Notifications, den Email-Empfang und den Wifi-Chip aus. Damit ist gesichert, dass wir ausschließlich die 3G- respektive Edge-Geschwindigkeit der Handys messen und eventuelle Wlans nicht dazwischenfunken.
Als Testsoftware nutzen wir die App "Speedtest" von Xtremelabs. Das Programm testet die Downloadrate, die Uploadrate und die Netzlatenz (Antwortzeit des Servers). Sämtliche Testläufe führen wir dreimal hintereinander durch, um Streuungen so weit wie möglich auszuschließen. Die Mittelwerte aus den drei Messungen ergeben das jeweilige Endergebnis.
Testszenarien
Um die Antennenleistung beim Senden und Empfangen unter möglichst praxisrelevanten Bedingungen zu testen, setzen wir drei Szenarien auf: Als "Best Case" begeben wir uns in die Nähe eines Handymastes. Der Mast liegt in einer Entfernung von etwa 200 Metern in Sichtweite. Wir befinden uns im Freien und der Mast wird durch keinerlei Gebäude oder Bäume verdeckt (fünf Balken Feldstärke).
Im zweiten Szenario sitzen wir in einer typischen Büroumgebung in der Nähe des Fensters. Der Handymast ist etwa 600 Meter entfernt und durch ein weiteres Bürogebäude verdeckt (drei Balken Feldstärke).
Der Worst Case tritt meist dann auf, wenn man sich tief im Gebäudeinneren in einem fensterlosen Raum aufhält. Wir wählen dazu einen fensterlosen Küchenraum, in dem beide iPhones gerade noch 3G-Empfang zeigen (ein Balken Feldstärke).
In allen drei Testzenarien halten wir beide iPhone-Modelle einmal locker mit spitzen Fingern und einmal fest in der linken Hand (Todesgriff), um Einflüsse der Handhaltung zu dokumentieren. Insgesamt lassen wir die Testsoftware also 36 Mal durchlaufen (drei Szenarien, zwei Handhaltungen, zwei iPhone-Modelle, drei Iterationen), was Summa summarum 108 Messwerte ergibt.
Ergebnisse
Nach der Auswertung aller Messungen sind die Ergebnisse eindeutig: Beide Modelle reagieren auf die Griffhaltung. Das iPhone 4 ist hier allerdings deutlich empfindlicher als das iPhone 3GS. Besonders, wenn man sich in einiger Entfernung zum nächsten Handymast aufhält, sinkt die Datenrate des iPhone 4 beim "Todesgriff "stark ab. In den meisten Fällen schaltet das iPhone 4 hier auf Edge zurück, während das iPhone 3GS noch im 3G-Netz funkt. Beim Worst-Case-Szenario schalten jedoch beide Geräte auf Edge herunter, wenn man den Todesgriff verwendet. Die Datenraten sinken hier teilweise auf unter 100 Kilobit pro Sekunde.
Hält man beide Geräte mit spitzen Fingern, liegt das iPhone 4 knapp vorn oder gleichauf mit dem iPhone 3GS. Beim Upload ändert sich das Bild. Das iPhone 4 ist dank HSUPA in den meisten Fällen deutlich schneller als das iPhone 3GS. Allerdings nur, wenn man nicht den Todesgriff verwendet. Dann bricht auch die Uploadrate des iPhone 4 spürbar ein und fällt hinter die des iPhone 3GS zurück.
Komplette Netzausfälle verzeichnen wir nur zweimal im Test. Beim Worst-Case-Szenario verliert das iPhone 4 zweimal kurz die Verbindung, ist aber nach wenigen Sekunden wieder online.
Fazit
Ohne Zweifel: Das Antennendesign des iPhone 4 ist empfindlicher als das des iPhone 3GS. Der Todesgriff führt beim iPhone 4 zwar nur sehr selten zu kompletten Signalverlusten, die Handhaltung "spitze Finger" bringt aber deutlich höhere Datenraten. Die Bumper, die Apple allen iPhone-4-Kunden anbietet, haben also durchaus Ihren Sinn. (Macwelt/haf)