PAC-Prognose

Erholung, aber auch Risiken für den IT-Markt

19.02.2010
2010 wird der Fokus bei IT-Projekten auf der Optimierung liegen. Dennoch stehen IT-Service- und Softwareanbieter vor Herausforderungen, erklären die Analysten von PAC.

2010 wird der Fokus bei IT-Projekten auf der Optimierung liegen, während sich die Industrie langsam von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise erholt. Dabei zeichnen sich neue Investitionsfelder ab. Dennoch stehen IT-Service- und Softwareanbieter vor Herausforderungen, erklären die Analysten von PAC.

Die Wirtschaftskrise hatte 2009 gewaltige Auswirkungen auf den weltweiten IT-Markt. Viele Firmen bewerteten ihre Investitionspläne neu, einige Projekte wurden gestoppt, viele verschoben. "Auch Zuliefererverträge wurden neu überprüft, was starken Druck auf die Tagessätze, eine Konsolidierung der Anzahl externer Anbieter und eine Neugestaltung der Festpreisprojekte anhand differenzierterer Kriterien zur Folge hatte", sagt Christophe Châlons, Chief Analyst von Pierre Audoin Consultants (PAC). Da die IT jedoch strategisch immer wichtiger wird, setzten die Unternehmen 2009 eher auf eine Optimierung der IT-Ressourcen beziehungsweise deren Nutzung, statt nur zu sparen.

Auch 2010 wird die Krise laut PAC den IT-Markt noch beeinflussen - zumindest bis Ende des ersten Halbjahres. Und das sind laut PAC die wichtigsten Themen für 2010:

1. Investitionsprioritäten für Anwender

Die Optimierung der IT wird für die Anwender weiterhin höchste Priorität haben. Wie schon 2009 wird dies viele Bereiche betreffen - beispielsweise Server-Konsolidierung und Virtualisierung der Infrastruktur.

2. Konsolidierung

Projekte in der Anwendungsentwicklung und -wartung im Applications-Bereich sollten weiterhin von Konsolidierungsstrategien profitieren. Service-Oriented Architectures (SOA) bieten Unternehmen Flexibilität wenn auch eher durch gezielte Einzelprojekte als breitere Migrations- und Transformationsprojekte. Neben SOA ist vor allem in Europa Open Source eine Schlüsselkomponente des Cloud Computing-Konzepts.

3. Cloud Computing

Die derzeitige Lage sollte für Cloud Computing Modelle ideal sein. Während Zuverlässigkeits-, Sicherheits- und Compliance-Problematiken weiterhin die öffentlichen Cloud-Infrastruktur-Modelle behindern, sollten Projekte im Bereich Planung und Erstellung von privaten Cloud-Infrastruktur-Modellen, sowie Projekte, die private und öffentliche Plattformen miteinander verbinden, florieren. Niedrigpreisstrategien werden generell für Anwenderfirmen interessant bleiben - beispielsweise Standardisierung, Open Source und Offshore.

5. Mobile Applikationen

Die jüngsten Entwicklungen im Bereich mobiles Internet und im Wachstumsmarkt Smartphones werden Firmen zwingen, Applikationen für mobile Plattformen zu konzipieren, um die Ansprüche ihrer Kunden zu befriedigen. So sollten zum Beispiel Projekte im Bereich mobile Zahlungsanwendungen Erfolg haben, sobald es klare Anzeichen für eine Erholung gibt.

6. Collaboration und Prozesse

Bezüglich Prozesseffizienz und Agilität der Unternehmen werden die wichtigsten Themen Collaboration und Workflow, Prozessautomatisierung, -harmonisierung und -verbesserung sein. Einen besonderen Schwerpunkt bilden Vertrieb, CRM, Kundenservice und Informationsmanagement. Social Networking wird wohl auch in einigen Standardprodukten auftauchen.

7. Compliance

Schließlich werden auch Governance-, Risk Management- und Compliance-Themen weiterhin zu beträchtlichen IT-Investitionen führen, vor allem im Bereich Finanzdienstleistungen.

Herausforderungen für IT-Anbieter

Um auf diese Investitionsthemen und -trends reagieren zu können, müssen IT-Anbieter ihre Aktivitäten an den Käufermarkt anpassen:

  1. Kundennähe: Da die Anwenderunternehmen die Zahl ihrer strategischen IT-Anbieter weiterhin verringern, sind für die Anbieter perfekte Kenntnisse der Kundenerwartungen entscheidend.

  2. Innovation: Mit zunehmender wirtschaftlicher Erholung erwarten die Kunden von den Software- und IT-Services-Anbietern Unterstützung in ihrer Positionierung, um von neuen Wachstumschancen profitieren zu können.

  3. Partnerschaften: Nur sehr wenige Anbieter können alles alleine schaffen. Eine facettenreiche Welt erfordert einen Unternehmensverbund mit Softwareherstellern, Technologieanbietern, Telekommunikationsunternehmen und Systemintegratoren - sowie in einigen Fällen Wirtschaftsexperten.

  4. Übernahmen: Im Jahr 2010 werden viele Anbieter ihre Fähigkeiten in bestimmten Technologien, Industrien und/oder lokalen Märkten durch gezielte Übernahmen erweitern.

  5. Industrialisierung: Hier kann man geradezu von Kostenbesessenheit sprechen. Anbieter müssen effizient liefern, schlanke Plattformen nutzen und von Methodiken und innovativen Modellen wie Clouds sowie globalen Standorten profitieren.

  6. Humankapital: 2009 unterbrach den weltweiten Kampf um Talente. Doch nun wird die einsetzende Erholung Engpässe in vielen Kompetenzbereichen ans Licht bringen. Damit die Arbeitskräfte die sich rasch verändernden Technologien bewältigen können, wird es unumgänglich sein, sie kontinuierlich zu schulen. Und um die besten Leute zu motivieren und zu behalten, werden große Anstrengungen erforderlich sein.

Erholung 2010?

Eine Erholung wird im Laufe des Jahres 2010 erwartet, wobei der genaue Zeitpunkt je nach Land unterschiedlich sein wird. Da es noch immer erhebliche Risiken im Bezug auf Arbeitslosigkeit, Kreditverknappung und daraus resultierende Konkursfälle gibt, sind genauere Prognosen verfrüht. Auf jeden Fall werden die durchschnittlichen Preise und Tagessätze unter denen von 2009 liegen und somit die Marktbelebung einschränken, auch wenn für die Umsatzvolumina eine Erholung im Laufe des Jahres 2010 erwartet wird. (CIO) (wl)