HP-Druckerchefin Jaimi Cyrus

"Es gab viele Turbulenzen um HP"

01.11.2011 von Armin Weiler
Seit Mitte des Jahres hat Jamie Cyrus den Posten als Deutschland-Geschäftsführerin der Hewlett-Packard-Druckersparte IPG inne. In einem ersten Interview spricht die gebürtige Amerikanerin über ihre ersten Monate im Amt.
Nach Heiko Meyer ist mit Jaimi Cyrus bei HP wieder eine Frau an der IPG-Spitze.

Seit Mitte des Jahres hat Jamie Cyrus den Posten als Deutschland-Geschäftsführerin der Hewlett-Packard-Druckersparte IPG inne. In einem ersten Interview spricht die gebürtige Amerikanerin über ihre ersten Monate im Amt.

Frau Cyrus, Sie sind jetzt rund ein halbes Jahr als Geschäftsführerin für die HP-Druckersparte IPG im Amt. Können Sie schon ein erstes Fazit ziehen?

Jaimi Cyrus: Mein erstes Fazit fällt sehr gut aus. Allerdings ist die Geschäftslage schwieriger als ich es erwartet habe. Ich habe aber hochmotivierte Mitarbeiter, ein sehr erfahrenes Management-Team und viel Engagement und Leidenschaft für das Business vorgefunden. Das sind perfekte Vorraussetzungen, Erfolge auch in einer schwierigen Umgebung zu erzielen. Für mich war es ein guter Wechsel.

Sie hatten sicher auch schon Gelegenheit, mit den Händlern zu sprechen. Wie waren da Ihre Erfahrungen?

Cyrus: Meine ersten Gespräche verliefen ausgesprochen positiv - auch vor dem Hintergrund unserer gesamten aktuellen Situation. In den letzten Wochen gab es viele Turbulenzen um HP. Deshalb war es sehr wichtig, mit möglichst vielen Partnern direkt zu sprechen und dabei Missverständnisse aufzuklären. Ich habe festgestellt, dass es eine große Vertrauensbasis gibt. Das ist ein guter Ausgangspunkt für unsere intensive Zusammenarbeit. Ich bin auch sehr erfreut über die Toleranz mir gegenüber als Nicht-Deutsche. Ich werde überall sehr freundlich empfangen.

Bei ihrem Amtsantritt gab es aber auch einige kritische Stimmen. Es bestanden gewisse Vorbehalte auch auf Händlerseite, da jemand mit US-Background in die HP-Deutschlandspitze berufen wurde. Denken Sie, dass diese Vorbehalte nun ausgeräumt sind?

Cyrus: Das ist eine gute Frage. Mit Sicherheit kann man das vermutlich nie pauschal beantworten. Zweifler wird es immer geben. Doch ich bin sehr zuversichtlich, dass es mir gelingt, eventuelle Vorbehalte auszuräumen. Ich habe auch den Vorteil, dass viele unserer Händler mich schon kennen. In meiner vorherigen Rolle war ich für den gesamten EMEA-Händlerbereich zuständig. Auf unseren jährlichen Partnerkonferenzen habe ich schon viele unserer deutschen strategischen Partner kennen lernen können, das hat sicherlich geholfen. Etwas anders ist das bei den kleineren Partnern und neuen Partnern. Das müssen wir mit der Zeit angehen. Ich kann leider nicht alle Händler in den ersten paar Monaten persönlich treffen. Alles in allem spüre ich aber eine große Unterstützung für HP und mir persönlich gegenüber auch.

Gibt es auch gewisse Vorteile durch Ihren amerikanischen Background?

Cyrus: Auf jeden Fall. Allerdings wird HP-intern gerne bestritten, dass ich Amerikanerin bin. Ich habe mehr von meinem Leben in Europa verbracht als in den USA. Für die Leute in den USA bin ich Europäerin, für die Leute hier bin ich Amerikanerin. Ich sitze sozusagen zwischen zwei Stühlen, was aber nicht unangenehm ist. Der Vorteil dabei ist, dass man sehr schnell unterschiedliche Perspektiven mitbekommt und aufgreifen kann. Das heißt, wenn ich mit meinen Kollegen in den USA arbeite, kann ich amerikanisch agieren, mit der bestimmten Tonart, die man braucht, um gewisse Dinge voran zu treiben. Gleichzeitig kann ich hier in Deutschland etwas von meinen weltweiten und europäischen Erfahrungen einfließen lassen. Mein Blickwinkel ist breiter, das sehe ich auf alle Fälle als hilfreich für meine Arbeit an.

Amerikanerin oder Europäerin? Jaimi Cyrus ordnet sich dazwischen ein.

Kommen wir zu den generellen HP-Themen: Welchen Herausforderungen wird sich HP in absehbarer Zeit stellen müssen?

Cyrus: Für den Gesamtkonzern gesehen, ist es die erste Herausforderung, wieder Stabilität herzustellen. In den letzten Wochen unter Führung von Meg Whitman hat das oberste Priorität. Und ich bin mir sicher, dass wir es relativ schnell schaffen.


Die Unsicherheiten waren ja stark von der PC-Sparte PSG getrieben. In wie fern hat IPG darunter gelitten?

Cyrus: Wir haben nicht gelitten. Natürlich wurden wir gefragt, was HP vorhat und ob es auch Diskussionen über eine Veränderung bei der Druckerorganisation gibt. Aber aufgrund unserer guten Beziehungen zu unseren Partnern konnten wir diese Missverständnisse rasch ausräumen. Unsere Kunden halten uns die Treue. Und wir haben eine klare Botschaft: Die IPG Strategie ist langfristig angelegt und ändert sich nicht.

Von Händler und Distributoren wird bei HP immer wieder bemängelt, dass es Probleme im Workflow und in der Verfügbarkeit gibt, sowohl bei der Hardware, als auch bei Supplies und Ersatzteilen. Mitarbeiter führen das auf europäische und weltweite Strukturen zurück. Kann es sein, dass ein so großer Konzern einfach auch unflexibel ist?

Cyrus: Die Verfügbarkeit ist generell gut. Es gibt aber eine momentane Knappheit bei Farb-All-In-Ones weil das Marktwachstum unerwartet groß ist und wir nicht exakt die Stückzahlen liefern können, die wir bräuchten. Das Thema Unflexibilität ist ein anderes und es ist sicher so, dass ein großes Unternehmen wie HP mehr Prozesse braucht, um seine Geschäft zu managen. Wir versuchen aber immer wieder erneut, diese kundennah und flexibel zu gestalten.

Laut Informationen aus der Distribution liegt die eine oder andere Lieferschwierigkeit auch daran, dass es HP die Produkte zwar gibt, man aber nicht weiß, wo sie sind. Plötzlich tauchen Produkte dann doch unverhofft auf, aber im schlechtesten Fall hat der Händler oder Kunde bereit umgeplant. Die Händler wünschen sich hier mehr Verlässlichkeit.

Cyrus: Es ist immer gut, solche Rückmeldungen zu hören. Ich möchte es trotzdem etwas anders darstellen. Diese Beschreibung zeigt eher unsere Flexibilität. Wir versuchen wirklich alles, wenn die Nachfrage da ist. Das können wir nicht immer auf Knopfdruck machen, aber es kann schon sein, dass wir in einer anderen Region Ware finden, die wir dann hierzulande dem Markt zur Verfügung stellen.

Wie können Sie in Deutschland etwas unabhängiger von internationalen Strukturen werden, die Sie hierzulande manchmal etwas ausbremsen?

Cyrus: Wir sind eine internationale Firma und arbeiten weltweit eng vernetzt zusammen. Meine Aufgabe ist es, hier in Deutschland die Bedürfnisse unserer Kunden und Partner zu verstehen und entsprechend in unsere Planungen einfließen zu lassen. Dazu gehört auch, die Nachfrage richtig einzuschätzen. Dabei sind wir übrigens auch auf die Hilfe unserer Partner angewiesen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelhafte Verfügbarkeit von Ersatzteilen.

Cyrus: Da hatten wir eine ziemlich lange Durststrecke, das stimmt. Aber das ist nicht mehr der Fall. Wir haben das Problem gelöst. Es hat allerdings etwas länger gedauert. Jetzt sind wir auf einem guten Weg. Natürlich hängt auch dieses Problem damit zusammen, wie die Nachfrage eingeschätzt wird. Wenn es dann wirklich ein Problem gibt, bei dem man über eine längere Zeit hinweg mit falschen Planungszahlen gearbeitet hat, braucht man sehr lange, um die Produktion hochzufahren.

In einer Umfrage vom Beratungsunternehmen Peakom in Zusammenarbeit mit ChannelPartner haben wir Händler zu ihren Erfahrungen mit Partnerprogrammen befragt. HP hat mehr negative als positive Nennungen bekommen. Allgemein wurde an Partnerprogrammen bemängelt, dass sie zu komplex und unflexibel sind. Muss man Partnerprogramme nicht einfacher gestalten?

Cyrus: Auf jeden Fall. Auch in meiner vorherigen Position war es eines meiner wichtigsten Ziele, zu schauen, wo man Programme vereinfachen kann. Aber es gibt auch Gründe, warum man eine gewisse Komplexität braucht, beispielsweise aus Compliance-Erwägungen. Ich weiß, dass das immer ein Kritikpunkt ist, aber es ist wichtig, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen. Wir wollen diese Sicherheit für unsere Partner und unsere Kunden haben. Das erfordert eine gewisse Komplexität,die wir nicht abschaffen können. Ein weiterer Punkt ist, dass wir noch genügend Flexibilität bewahren, um Partner auch für ihren besonderen Einsatz belohnen zu können. Es ist nicht ganz einfach, hier die richtige Balance zu finden. (awe)

Channel Excellence Award 2012: Drucker.
Auf Grundlage der GfK-Studie "Channel Survey IT Deutschland" wurden von ChannelPartner die besten Druckerhersteller als "Preferred Vendor 2012" ausgezeichnet.
Platz 10: Der Xerox-Deutschland-Sitz ist direkt am Rheinufer in Neuss bei Düsseldorf.
Seit Anfang 2011 steht Jo van Onsem als General Manager an der Spitze von Xerox Deutschland.
Platz 9: Die Ricoh-Hauptverwaltung in Hannover.
Uwe Jungk, Chief Executive Officer und Vorsitzender der Geschäftsleitung von Ricoh Deutschland.
Platz 8: OKI hat sich in der Hansaallee in Düsseldorf niedergelassen.
Terry Kawashima ist seit 1. Dezember 2010 Geschäftsführer der OKI Systems (Deutschland) GmbH.
Platz 7: Die Lexmark-Deutschland-Zentrale ist im hessischen Dietzenbach.
Seit 1. Juni 2009 ist Hartmut Rottstedt Geschäftsführer von Lexmark Deutschland.
Platz 6: Epson hat sich in Meerbusch niedergelassen.
Dort ist auch der Arbeitsplatz von Epson-Geschäftsführer Henning Ohlsson.
Platz 5: Unweit der Mainmetropole Frankfurt steht in Schwalbach das "Samsung House".
An der Spitze der Samsung Electronics GmbH steht Sunny Lee.
Platz 4: Gleich gegenüber vom Epson-Gebäude steht die futuristische Deutschland- und Europazentrale von Kyocera Mita.
Reinold Schlierkamp ist Geschäftsführer der Kyocera Mita Deutschland GmbH und Vorstand von Kyocera Mita Europa.
Platz 3: Die Canon-Zentrale steht in Krefeld.
Canon-Geschäftsführer Jeppe Frandsen.
Platz 2: Brother mit der Deutschlandzentrale in Bad Vilbel.
Lothar Harbich ist Geschäftsführer der Brother International GmbH.
Platz 1: Der auf Grundlage der GfK-Studie "Channel Survey IT Deutschland" von ChannelPartner vergebene <a href="http://www.channelpartner.de/cea">"Channel Excelence Award"</a> ging im Bereich Drucker an Hewlett-Packard. Hier sehen Sie das Firmengebäude in Böblingen.
Frank Obermeier ist der neue Chef der fusionierten HP-Drucker- und PC-Sparte PPS.