Gartner-Forecast

Europas Unternehmen investieren nur vorsichtig in IT

12.04.2010 von Karin Quack
Die IT-Ausgaben wachsen in diesem Jahr währungsbereinigt um etwa 1,6 Prozent. Die europäischen Unternehmen hängen dem Aufschwung allerdings noch hinterher.
Die "reifen" Märkte brauchen länger für den Aufschwung.
Foto: Gartner Inc.

Es geht bergauf mit der IT-Industrie. Diese Einschätzung legt jedenfalls der aktuelle "Spending Forecast" des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Gartner Inc. nahe. Demzufolge erreichen die weltweiten IT-Ausgaben im laufenden Jahr einen Gesamtwert von 3,4 Billionen Dollar und damit eine Steigerung um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Allerdings dürften sich etwa vier Prozentpunkte auf den erwartet schwächeren Dollar zurückführen lassen. Folglich schätzt Gartner das Wachstum in den jeweiligen Landeswährungen auf etwa 1,6 Prozent. Aber auch das wäre ein Fortschritt gegenüber der Negativentwicklung der vergangenen Jahre, die sich beispielsweise 2009 in einem Minus von 1,4 Prozent im Vergleich zu 2008 äußerte.

Ein großer Teil des Wachstum geht auf die wiedererweckte Kauflust der Endanwender zurück. Die IT-Investitionen der Unternehmen hingegen werden in diesem Jahr auf dem Stand des vergangenen verharren, so Richard Gordon, Research Director bei Gartner und Mitautor der Marktstudie. Vor allem in den "reifen" Märkten, sprich: Westeuropa und Nordamerika, hielten die Finanzchefs noch den Daumen auf dem Geldbörsen. Bedarf für neue IT und entsprechende Nachfrage lasse sich derzeit vor allem in den Zukunftsmärkten wie dem Mittleren Osten und Afrika, Asia/Pacific und Lateinamerika beobachten. Osteuropa hingegen hinke derzeit sogar hinter Europa und Nordamerika her, weil die Wirtschaft dort besonders hart von der Krise der Finanzmärkte heimgesucht worden sei.
Der Hardwaremarkt erholt sich

Der Hardwaremarkt erholt sich

Nach dem Einbruch 2009 berappeln sich die Hardwareumsätze wieder.
Foto: Gartner Inc.

Die Hardwareanbieter vor allen anderen können sich über eine Erholung ihres Marktes freuen. Nachdem die Umbrüche dort zuletzt um 12,5 Prozent nachgegeben hatten, werden sie sich in diesem Jahr wieder berappeln. Gartner prognostiziert ihnen ein Wachstum um 5,7 Prozent. Dieser Mini-Boom rühre zu einem großen Teil von verstärkten PC-Käufen der Endanwender her. Die Investitionen der Unternehmen in neue Desktops werden demgegenüber nur ein Fünftel des prognostizierten Wachstums ausmachen - und das auch nur, weil die Organisationen voraussichtlich gegen Ende des Jahres mit dem Umstieg auf Windows 7 beginnen werden, so Co-Autor und Reseach Director George Shiffler.

Die Server-Investitionen konzentrieren sich zunächst vor allem auf kleinere Maschinen. Langfristig werden sie wohl deutliche heruntergefahren - aufgrund von Virtualisierung, Konsolidierung und möglicherweise auch den Umstieg auf Leistungen aus der Cloud. Dafür sieht Gartner einen wachsenden Bedarf an Speicherplatz, der sich einem schnellen Wachstum dieses Marktsegments niederschlagen werde. Ursache dafür sei die ungehemmte Zunahme der Unternehmensdaten.

Nicht ganz so spektakulär fällt der Aufschwung in den Branchen IT-Services, Software und Telecom aus. Das liegt zum Teil aber nur daran, dass sie keine derart heftigen Einbrüche zu beklagen hatten wie der Hardwaremarkt. Hier gingen die Absätze im vergangenen Jahr nur um 3,4 bis 4,5 Prozent zurück. Laut Gartner werden sie in diesem Jahr um 5,1 (Software und Telecom) beziehungsweise 5,7 Prozent (Services) zunehmen. Die Software- und Service-Provider erzielen also auch gegenüber 2008 ein Umsatzwachstum - im Gegensatz zu den Hardwareanbietern, denen die Marktforscher die Rückkehr auf den Stand des vorletzten Jahres nicht vor 2014 zutrauen.