Gigant stürmt Aktienmarkt

Facebook will 12 Milliarden an der Börse holen

04.05.2012
Der Börsengang wird mit Einnahmen von bis zu 11,8 Milliarden Dollar größer als erwartet. Und das Online-Netzwerk dürfte mit 96 Milliarden Dollar doppelt so viel wert sein wie der weltgrößte PC-Hersteller Hewlett-Packard.

Facebook steuert auf einen Börsengang der Superlative zu. Statt der erst angekündigten 5 Milliarden Dollar will das weltgrößte Online-Netzwerk bis zu 11,8 Milliarden Dollar einnehmen (9 Mrd Euro), wie aus dem neuen Börsenprospekt hervorgeht. Es ist der mit Abstand größte Börsengang einer Internetfirma. Der Wert des gesamten Unternehmens könnte 96 Milliarden Dollar erreichen. Gründer und Chef Mark Zuckerberg wird das Unternehmen weiter unter fester Kontrolle behalten.

Die einzelne Facebook-Aktie soll zwischen 28 und 35 Dollar kosten. Der genaue Preis wird später festgelegt. Etwas mehr als die Hälfte der Einnahmen fließt dem Unternehmen zu. Den Rest streichen die Alteigentümer ein, die sich von einem Teil ihrer Anteile trennen.

Darunter ist auch Zuckerberg. Er verkauft 30 Millionen seiner insgesamt knapp 534 Millionen Aktien und könnte damit gut eine Milliarde Dollar einnehmen. Damit will er fällige Steuern begleichen. Zugleich wird der 27-Jährige seine Firma weiter fest im Griff behalten, dank "Super-Aktien" mit zehnmal mehr Stimmrechten. Sein verbleibender Anteil könnte auf dem Papier anfangs rund 18 Milliarden Dollar schwer sein. Die dominierenden Stimmrechte machen den wahren Wert von Zuckerbergs Aktien jedoch kaum messbar.

In einem ersten Schritt wechseln gut 337 Millionen Aktien den Besitzer. Die Gesamtzahl der Facebook-Aktien weist das Börsenprospekt mit 2,14 Milliarden aus. Damit würde das Soziale Netzwerk im besten Fall auf einen Wert von rund 75 Milliarden Dollar kommen. Selbst zum günstigeren Aktienkurs wären es noch etwa 60 Milliarden Dollar.

Allerdings rechnete die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag vor, dass durch Optionen oder Aktien, die im Zusammenhang mit dem Kauf des Bilderdienstes Instagram ausgegeben werden, am Ende 2,74 Milliarden Anteilsscheine im Umlauf sein dürften. Das triebe den Gesamtwert von Facebook auf bis zu 96 Milliarden Dollar hoch.

Google nahm bei seinem Börsendebüt im Jahr 2004 rund 1,7 Milliarden Dollar ein und kam auf eine Bewertung von 23 Milliarden Dollar. Heute ist der Suchmaschinen-Primus rund 200 Milliarden Dollar schwer. Facebook überträfe aktuell aber zum Beispiel den weltgrößten Computerhersteller Hewlett-Packard (48 Milliarden Dollar) oder auch den weltgrößten Autobauer General Motors (35 Milliarden Dollar) vom Wert her locker.

Facebook hatte die langwierige Prozedur des Börsengangs Anfang Februar offiziell begonnen. Das "Wall Street Journal" hatte vor einigen Tagen bereits den 18. Mai als wahrscheinlichen Termin für die Aktienplatzierung genannt.

Allerdings kann sich an den Einzelheiten noch einiges ändern. Zuerst einmal geht das Management um Gründer Mark Zuckerberg auf die sogenannte "Roadshow", um Investoren die Aktien schmackhaft zu machen. Danach steht auch fest, wie gefragt die Anteilsscheine wirklich sind, und Facebook kann einen endgültigen Ausgabekurs festlegen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist alles möglich - auch, dass das Unternehmen den Börsengang in letzter Minute absagt.

Das weltgrößte Online-Netzwerk mit rund 900 Millionen Nutzern gilt als künftiger Börsenstar. Zwischenzeitlich war sogar über einen Gesamtwert von mehr als 100 Milliarden Dollar spekuliert worden. Zuletzt zeichnete sich allerdings eine Verlangsamung des Wachstumstempos ab.

Inwiefern Privatinvestoren Aktien kaufen können, ist noch nicht klar. 20 bis 25 Prozent der Anteilsscheine könnten über Online- Wertpapierhändler wie TD Ameritrade oder E*Trade verkauft werden, die sich an Privatleute richten, schrieb die "New York Times". Diese Plattformen richten sich aber an US-Investoren, deutsche Kleinanleger dürften es somit zunächst schwer haben, an Aktien zu kommen.

Als eines von insgesamt 33 Häusern mischt die Deutsche Bank beim Börsengang mit. Wie viele Aktien sie erhält, ist aber unklar. Spätestens, wenn die Anteilsscheine vermutlich ab Mitte Mai frei an der Börse gehandelt werden, kann jedoch jedermann zuschlagen. Die Frage ist nur, wie teuer dann der Einstieg beim weltgrößten Online-Netzwerk wird.

(dpa/kv)