Fachkräftemangel: Deutschland hat zu wenig Hochschulabsoventen

12.09.2006
Nach dem PISA-Schock kommt nun noch dieser: Laut einer OECD-Studie fällt Deutschland bei der Zahl der Akademiker im internationalen Vergleich weit zurück. Der Fachkräftemangel in der Bundesrepublik dürfte wird sich zukünftig noch verstärken.

Nach dem PISA-Schock kommt nun noch dieser: Laut einer OECD-Studie fällt Deutschland bei der Zahl der Akademiker im internationalen Vergleich weit zurück. Der Fachkräftemangel in der Bundesrepublik dürfte wird sich zukünftig noch verstärken.

Zwischen den Jahren 2000 und 2004 ist der Anteil der Hochschulabgänger in Deutschland zwar von 19,3 auf 20,6 Prozent leicht gestiegen, im OECD-Schnitt ist er aber von 28 auf knapp 35 Prozent nicht nur viel höher, sondern auch weit stärker gewachsen.

Nur die Tschechische Republik, Österreich und die Türkei haben unter den 30 führenden Industrienationen noch weniger ausgebildete Akademiker und Akademikerinnen als Deutschland.

Andreas Schleicher, Bildungsexperte der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (kurz OECD), warnt, dass wegen der geburtenschwachen Jahrgänge, die in Deutschland küftig die Schule verlassen, der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften nicht befriedigt werden könne. Eine strategische Perspektive, wie sie Finnland und Japan entwickelt haben, ist für Schleicher in Deutschland nicht erkennbar.

Gut steht Deutschland traditionell da, was die Zahl der jungen Leute mit Abitur oder abgeschlossener Lehre angeht. 85 Prozent der 25- bis 34-Jährigen haben hierzulande einen solchen Sekundarstufe-II-Abschluss, ein Wert, der nur in sieben OECD-Ländern signifikant übertroffen wird.

Lobende Worte findet die OECD-Studie auch, dass in Deutschland wie in anderen Ländern auch Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt wurden.

Aber unterm Strich fließen in Deutschland vom Bruttoinlandsprodukt mit 5,3 Prozent weniger in die Kassen als im OECD-Durchschnitt von 5,9 Prozent.

Da abzusehen ist, dass die Zahl der deutschen Schüler bis 2020 um 17 Prozent oder um mehr als zwei Millionen zurückgeht, gibt es bereits Begehrlichkeiten von Bund, Ländern und Kommunen, die frei werdenden Mittel für Bildungsaufgaben anderweitig zu verteilen. Es handelt sich für den Gesamzeitraum bis 2020 laut Schätzungen immerhin um fast 100 Milliarden Euro.

Dem Gerangel um diese sogenannte "Kinderschwundprämie" hat Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gestern, am 11. September 2006, eine Abfuhr erteilt: "Das Geld muss als Zukunftsinvestition in der Bildung bleiben und darf nicht einfach für neue Ampeln oder Verkehrsverteiler verbraucht werden." Ihr Forderung an Bund, Ländern und Kommunen ist es, diese Milliarden in bessere Kindergärten, Ganztagsschulenb und Hochschulen zu investieren. Vor allem in die Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung müsse in Deutschland mehr Geld fließen. (kh)