Erneute Lieferengpässe zu erwarten

Folgen des Corona-Lockdowns in Shanghai

20.04.2022 von Peter Marwan
Shanghai ist nicht nur ein wichtiger Containerhafen, sondern auch ein wichtiger Produktionsstandort für Auftragsfertiger wie Pegatron, Compal und Quanta Computer. Der Lockdown wird sich daher erneut auf die Lieferketten auswirken.
Vom stadtweiten Lockdown in Shanghai waren rund 25 Millionen Menschen betroffen - und zahlreiche wichtige Lieferanten und Auftragsfertiger der IT-Branche.
Foto: Graeme Kennedy - shutterstock.com

Im Rahmen ihrer "Null-Covid-Strategie", bei der jede infizierte Person rigoros isoliert wird, hatte die chinesische Regierung Ende März fast 25 Millionen Einwohner im Raum Shanghai unter Quarantäne gestellt. Dadurch mussten auch zahlreiche Fabriken schließen und staute sich der Schiffsverkehr am Containerhafen - wieder einmal. Das Bild von der schönen, aufstrebenden Metropole hat dadurch gewaltige Risse bekommen. Und auch, wenn jetzt von ersten Lockerungen berichtet wird, werden die Auswirkungen auch in der IT-Branche noch lange spürbar bleiben.

Bereits an Ostern hatte Reuters berichtet, dass mit Lieferverzögerungen bei Apple-Produkten sowie bei Notebooks von Dell und Lenovo zu rechnen sein dürfte. Apple-Zulieferer Pegatron hatte zuvor erklärt, er werde den Betrieb in seinen Fabriken in Shanghai und Kunshan coronabedingt einstellen müssen. Lieferketten-Experten zufolge werden dort das iPhone 13, das iPhone SE Series sowie andere, ältere Modelle hergestellt.

Nur einen Tag später erklärte auch Quanta Computer, das rund drei Viertel aller weltweit hergestellten Macbooks produziert, dass es seine Fabriken schließen musste. Laut Ming-Chi Kuo, einem Apple-Beobachter bei TF International Securities, beschäftigt Quanta in Shanghai an acht Standorten insgesamt rund 40.000 Personen. Kuo berichtete, dass davon ab 22. April rund 15 Prozent wieder arbeiten sollen, vorrangig wohl in der MacBook-Produktion. Ihm zufolge ist Quanta der einzige Lieferant der High-End-MacBook-Pros, deren Lieferzeiten sich bereits um drei bis fünf Wochen verlängert hätten.

Während Apple und Lenovo sich nicht zu den Auswirkungen des Lockdowns in Shanghai äußern wollten, räumte Dell US-Medien gegenüber Logistik-Probleme und Verzögerungen ein - insbesondere bei Notebooks. Wie lang diese im Detail ausfallen, könnten Kunden, Partner und Dell-Vertrieb jeweils in den Tools einsehen, die sie über den Bestellprozess informieren.

Aber auch rund 30 andere taiwanische IT-Firmen, die im Raum Shanghai produzieren, kündigten Fabrikschließungen an. Dazu gehörten Asia Electronic Material, EFUN Technology und Unimicron Technology. Asia Electronic Material ist ein wichtiger Lieferant von Bauteilen für Laptops, Smartphones und Digitalkameras. EFUN Technology ist Zulieferer für die Produktion von LCDs.

Unimicron Technology beliefert unter anderem Apple und Intel mit IC-Substraten und Leiterplatten. Unimicron bemüht sich Reuters zufolge darum, die Auswirkungen der Schließung seiner zwei Werke in Kunshan gering zu halten. Allerdings trugen die im vergangenen Jahr rund 13 Prozent zum Gesamtumsatz des Unternehmens bei - dürften also nicht so ohne weiteres zu ersetzen sein.

Compal Electronics, das in Kunshan unter anderem PCs und Notebooks für Dell und Lenovo fertigt, musste seine Produktion dagegen nicht einstellen. An dem Standort werden etwa die Hälfte aller von Compal weltweit gefertigten Rechner assembliert. Ein Ausfall hätte also deutlich spürbare Folgen.

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