Vorbereitung für Apple-TV?

Foxconn kauft sich bei Sharp ein

27.03.2012 von Armin Weiler
China wird für Apple immer mehr zum Schlüsselmarkt. Sein wichtigster Auftragsfertiger Foxconn greift jetzt dem Elektronik-Riesen Sharp unter die Arme. Tim Cook reiste als erster Apple-Chef nach Peking und traf sich mit Funktionären. Worum es ging, blieb unbekannt.
Der Foxconn-Einstieg bei Sharp schürt die Spekulationen über einen Apple-Fernseher.

In der Elektronik-Branche entsteht eine neue Allianz im Schatten von Apple: Der Auftragsfertiger Foxconn steigt beim japanischen Elektronik-Konzern Sharp ein. Apple könnte damit den langersehnten Gegenpol zu Samsung bekommen - seinem bisher wichtigsten Bildschirm-Lieferanten, aber auch erbitterten Widersacher. Vor dem Deal reiste Tim Cook als erster Apple-Chef nach Peking und traf dort chinesische Funktionäre. Apple hat mehrere Sorgen in China wie den Streit um den iPad-Namen und die Debatte um Arbeitsbedingungen in den chinesischen Werken des iPhone- und iPad-Herstellers Foxconn.

Die taiwanische Foxconn-Mutter Hon Hai und andere Unternehmen der Gruppe werden nach dem Deal etwa zehn Prozent an Sharp halten, wie das japanische Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Preis liegt bei gut 66 Milliarden Yen (600 Mio Euro).

Angesichts der zunehmenden Spekulationen über einen Apple-Fernseher ist auch interessant, dass sich Foxconn-Gründer Terry Gou massiv an der Sharp-Tochter SDP beteiligt, die auf große LCD-Bildschirme spezialisiert ist.

Nach dem Deal will Foxconn bis zu 50 Prozent der Display-Produktion aus dem großen Sharp-Werk Sakai abnehmen, hieß es jetzt. Wie andere große Hersteller von LCD-Bildschirmen leidet Sharp unter massiven Überkapazitäten: Der lange boomende Markt für Fernsehgeräte schwächelt. Auch die Fabrik in Sakai war zuletzt nur etwa zur Hälfte ausgelastet. Sharp kündigte unter anderem deshalb für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr seinen bisher höchsten Verlust von 290 Milliarden Yen (2,6 Mrd Euro) an.

Vieles weist darauf hin, dass Apple bei der Allianz im Hintergrund die Strippen ziehen könnte. Apple hatte laut Informationen aus der Branche bereits massiv in die Display-Produktion bei Sharp investiert, um sich stärker von Samsung zu lösen.

Zu Cooks China-Besuch gab sich eine Apple-Sprecherin verschlossen und bestätigte nur, dass er mit chinesischen Regierungsvertretern zusammengekommen sei. Das Unternehmen erwäge größere Investitionen und rechne mit noch schnellerem Wachstum auf seinem größten Markt außerhalb der USA.

Bislang wurde nur bekannt, dass Cook mit dem Pekinger Bürgermeister Guo Jinglong zusammentraf. Es sollte angeblich auch Gespräche mit den chinesischen Telekommunikationsanbietern China Unicom und China Telecom geben.

Proview Shenzhen, das Apple wegen des Markennamens iPad verklagt hat, hofft auf Verhandlungen mit Cook während seines Besuchs. "Wir wollen einen Kompromiss", beteuerte der Proview-Anwalt Xie Xianghui gegenüber der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Bisher sei Apple aber nicht an sie herangetreten. Auf die Höhe der finanziellen Forderungen wollte sich der Anwalt nicht einlassen. In Presseberichten war von Millionen die Rede. Apple beharrt darauf, den Namen 2009 rechtmäßig von Proview erworben zu haben.

Der Besuch von Cook löste Spekulationen unter chinesischen Apple-Fans aus, ob der Computerkonzern seine Produktpolitik ändern könnte. Es gibt Unmut, dass neue Produkte in China immer erst nach dem Start in den USA und anderen Ländern auf den Markt kommen, was den Schwarzmarkt blühen lässt. Beim Start des neuen iPhone gab es auch Krawalle vor einem Apple Store, als dieser wegen eines Ansturms von Kunden und Schwarzhändlern aus Sicherheitsgründen nicht öffnete.

Der neue Apple-Chef Cook hat die Bedeutung Chinas als Zukunftsmarkt mehrfach hervorgehoben. Apple steht aber wegen den Arbeitsbedingungen, unter denen seine Geräte in China hergestellt werden, in der Kritik. Nach Selbstmorden vor einem Jahr bei Foxconn kommt das taiwanische Unternehmen nicht aus den Schlagzeilen heraus.

Unter der neuen Leitung von Cook wurde die Kommission einer Arbeitsrechtsorganisation für Ermittlungen in die Fabriken von Foxconn entsandt. Cook kennt die Werke gut: Er war jahrelang für das operative Geschäft zuständig, baute auch die Zulieferkette neu auf und hatte China in seiner damaligen Funktion schon mehrmals bereist. Sein Vorgänger, der im Oktober gestorbene legendäre Konzernchef Steve Jobs, hatte China nie besucht. (dpa / awe)