Afrika-Connection

Gauner erfinden falschen Distributor

25.07.2013 von Armin Weiler
Mit gefälschten Internet-Seiten renommierter IT-Unternehmen haben sich Gauner hunderttausende von Euro erschlichen. Nun sind neue Betrüger-Webseiten aufgetaucht.
Vorsicht bei dieser Seite: Der Distributor Symbol Technologies ist eine Fälschung.

Fahndungserfolge gegen international operierende Verbrecherringe sind rar, insbesondere wenn die Täter in Nigeria oder an der Elfenbeinküste sitzen. IT-Händler und Distributoren mussten in der Vergangenheit die leidvolle Erfahrung machen, dass Ware im Namen von bekannten Firmen bestellt wurde, diese dann durch einen Trick umgeleitet wurde und so von der Bildfläche verschwand. Bei den Nachforschungen stellte sich dann heraus, dass die entsprechenden Firmen überhaupt nicht geordert hatten, und dass die Lieferanten auf den Namensschwindel hereingefallen waren.

Nun sind wieder gefälschte Internet-Seiten aufgetaucht, die den Schluss nahe legen, dass die "Afrika-Connection" wieder aktiv ist. Wie das französische Distributionsportal ITdistri.com gegenüber ChannelPartner bestätigt, wurde dieses Mal nicht einfach eine Seite eines Unternehmens kopiert, sondern ein Unternehmen zu betrügerischen Zwecken komplett neu erfunden. Es handelt sich dabei um einen vermeintlichen Distributor "Symbol Technologies" mit der zugehörigen Seite www.symboltechnologies.fr. Ein Unternehmen mit diesem Namen gab es allerdings schon einmal: Symbol Technologies war ein auf Geräte zur mobilen Datenerfassung spezialisierte Firma mit Hauptsitz in Holtsville, USA. Die deutsche Niederlassung befand sich in Dietzenbach. 2007 übernahm Motorola das Unternehmen. In Frankreich existiert der Firmenname noch aus operativen Gründen.


Hier bestellten die Betrüger im Namen von Immotique Distribution Waren im Wert von über 80.000 Euro.

Mit dieser Mail wollen die Gauner ihren Betrug anbahnen.

Überprüft man die Domain siifrance.com landet man auf dieser Seite. Angeblich wird die Internetpräsenz gerade überarbeitet und soll in vier Tagen wiederöffnet werden.

Die Adresse der SII Group gibt es tatsächlich, die Telefonnummer führt aber zu den Betrügern.

So sieht die originale SII-Seite aus.

Hier die echten Kontakdaten der SII Group.

Ein weiterer Betrugsversuch: Hier wird der Mobilfunk-Etailer Ascendeo missbraucht.

Die Domain der E-Mail-Adresse ascendeo-sas.fr führt ins Leere.

Das Original ist unter ascendeo.net zu finden.

Vorsicht! Auch die Internet-Seite www.symboltechnologies.fr ist eine Fälschung.

Die AGBs wurden einfach von einem anderen Distributor kopiert. Dabei vergaßen die Gauner zweimal, den Namen zu ersetzen.

Aus früheren Betrügereien der Afrika-Connection: So sah die originale Internet-Seite unter www.bestware.fr von Best'Ware in Frankreich aus.

Die von den Betrügern angegebenen www.bestware-france.fr führt ins Nirgendwo.

So sieht die Original-Seite von Conectis aus.

Bei der Fälschung ist außer den Bildern, die nicht geladen werden, kein Unterschied zu erkennen.

Die Kontakt-Seite verweist aber auf unterschiedliche E-Mail-Adressen, hier das Original...

... und hier die Fälschung.

Gar keinen Unterschied erkennt man bei der Riso-Seite, hier das Original...

... und hier die Fälschung.

Den Unterschied erkennt man bei den Kontaktdaten: Falls es telefonische Rückfragen gibt, wird anstatt der hier abgebildeten Original-Telefonnummer...

... die Fälschung angezeigt.

Mit solchen E-Mails werden die Betrügereien angebahnt. In diesem Fall wird Immotique Distribution missbraucht.

Hier muss Textorm als Namensgeber herhalten.

Name-Napping auch bei RCO.

Der französische Distributor ECP warnt Kunden auf seiner Homepage.

Französisch mit afrikanischem Akzent

Jedes Unternehmen in Frankreich hat eine SIRET-Nummer, etwa vergleichbar mit der deutschen Umsatzsteuernummer. Um eventuelle Anfragen glaubhaft erscheinen zu lassen, haben sich die Gauner der SIRET-Nummer der übernommenen Symbol Technologies bemächtigt. Auch bei der Gestaltung der Web-Präsenz gingen die Betrüger äußerst akribisch vor, um den Anschein erwecken, dass es sich um ein seriöses Unternehmen handelt. So wurde die Seite mit einem kompletten Produktportfolio ausgestattet, die Kontaktnamen sind auf dem Business-Netzwerk LinkedIn zu finden und es wurden extra die allgemeinen Geschäftsbedingungen ("Conditions générales de ventes") eingestellt. Diese Bedingungen wurden allerdings einfach vom französischen Distributor Memodis geklaut, erkennbar daran, dass zweimal vergessen wurde, "Memodis" durch "Symbol Technologies" zu ersetzen.

Die angegebenen Telefonnummern sind IP-basiert. Die Anrufe landen auf einem Voice-Server. Alle Anfragen werden auf eine Mailbox geroutet, nur bei der Bestellannahme bekommt man einen reellen Ansprechpartner der Französisch mit einem für Muttersprachler auffällig afrikanischen Akzent spricht. Für Personen, die nicht so gut Französisch sprechen, ist dies allerdings nicht so leicht erkennbar.

Kontaktdaten verifizieren
Da die vorherigen Punkte durch die gefälschten Firmenadressen nicht immer greifen, ist es wichtig, die angegebenen Kontaktdaten genau zu überprüfen. Dabei reicht es nicht, nur auf die in E-Mails angegebenen Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder Webseite zu reagieren, denn auch die können gefälscht sein. Werden Sie misstrauisch, wenn bereits versendete Ware auf dem Weg umgeleitet werden soll.
Kreditversicherung
Hat das Unternehmen einen durch Kreditversicherer abgesicherten Kreditrahmen?
Branchenverzeichnisse überprüfen
Gibt es das anfragende Unternehmen wirklich? Ist es in anerkannten Branchenverzeichnissen (in Frankreich beispielsweise www.societe.com, www.pagesjaunes.fr oder www.itdistri.com) aufgeführt?
Viele Fehler
Wenn eine Anfrage beispielsweise in schlechtem Englisch oder Deutsch gestellt wird, ist Vorsicht geboten. "Die Gauner sind oft nicht rechtschreibsicher", weiß Alain Godet vom europäischen Distributionsverzeichnis ITdistri.com.

Es ist anzunehmen, dass die Betrüger nun im Namen von Symbol Technologies bestellen. "sind die Produkte erst einmal an den Strohmann geliefert, verschwinden die Betrüger und verkaufen die Ware auf dem Grau- oder Schwarzmarkt mit einer Marge von 100 Prozent", vermutet Alain Godet von ITdistree.com.

Sollte Sie bereits diesen oder ähnlichen Betrügereien aufgesessen sein, oder einen Verdacht hegen, kontaktieren Sie neben den Strafverfolgungsbehörden auch ChannelPartner, damit wir vor diesen Praktiken warnen können. (awe)