SDN

Google lässt sich ungewohnt tief in die Netzkarten schauen

21.08.2015 von Thomas Cloer
Die Netze in Googles Rechenzentren sind schon ein ziemliches Geschäftsgeheimnis. Jetzt hat der Konzern einigen Einblick in seine SDN-Entwicklung gewährt.

Auf der Fachkonferenz ACM Sigcomm 2015 in London hat Google ein spannendes Forschungspapier (PDF-Link) präsentiert. Darin beschreibt der Konzern seinen Weg von herkömmlichen Switches im Jahr 2004 zur Entwicklung eigener Netz-Hardware ein Jahr später und deren Evolution seither. 2005 hätten vermutlich noch nicht allzu viele Firmen über die Entwicklung eigener Daten-Switches nachgedacht, schreibt das "Wall Street Journal", Google konnte aber damals schon absehen, dass sich sein Bandbreitenbedarf alle zwölf bis 15 Monate verdoppeln und es mit kommerziell verfügbarer Ausrüstung unweigerlich in Kosten- und Betriebsprobleme hineinlaufen würde.

Angeregt vom eigenen Erfolg beim Einsatz von Commodity-Servern für High-Performance Computing entschloss sich Google dazu, auch in Sachen Netz auf Marke Eigenbau zu setzen. Dieser Schritt (und vergleichbare anderswo) führten zu einem deutlichen Innovationsschub beim sogenannten Software-Defined Networking.

Dass Google jetzt mehr über seine Netztechnik verrät, liegt unter anderem daran, dass es seine Infrastruktur öffnet und im Rahmen der Google Cloud Platform anderen als Dienstleistung anbietet. "Eine hervorragende Distributed-Computing-Infrastruktur setzt ein Weltklasse-Netz voraus, das die Server miteinander verbindet", erklärte Google Fellow Amin Vahdat dem "CIO Journal". Google wolle, dass Entwickler in anderen Unternehmen verstünden, dass sie auf der Infrastruktur von Google Jobs wie Big Data Analytics mit zuverlässiger Geschwindigkeit und Leistung ablaufen lassen könnten.

Als ein weiterer Aspekt wolle Google die Ergebnisse seiner Forschung und Entwicklung im Netzbereich mit der akademischen Gemeinschaft teilen - es gebe schließlich nicht viele Firmen, die in solch riesigem Maßstab arbeiteten. "Wir habe ein paar große Herausforderungen bei Verfügbarkeit, Konfiguration und Verwaltung der Infrastruktur und bei der Vorhersagbarkeit allgemein", sagt Forscher Vahdat, der vorher an der University of California in San Diego arbeitete. Man hoffe nun, bei dem ein oder anderen Problem vielleicht Hilfe aus der Wissenschaft zu bekommen.

Google schafft einem Blogpost zufolge mit der aktuellen "Jupiter"-Ausbaustufe seiner Netze aus preiswerten Standardkomponenten mittlerweile mehr als 1 Petabit/s Bisection-Gesamtbandbreite. Konkreter bedeutet das, dass jeder der 100.000 Server in einem der lagerhallengroßen Google-Data-Center mit jedem anderen in einem zufälligen Muster mit 10 Gigabit/s Durchsatz kommunizieren kann.

Die Geschichte von Cisco
Vom Kabelschacht in die Chefetage
Vom Infrastruktur-Lieferant für Netzwerke zum Allround-Anbieter. So lässt sich die bewegte Geschichte von Cisco Systems zusammenfassen. In unserer Bildergalerie blicken wir zurück.
2015 - Robbins kommt
Das Eigengewächs Chuck Robbins führt von jetzt an Cisco als CEO. Ganz unbeaufsichtigt ist er nicht: Übervater John Chambers zieht als Aufsichtsratschef weiter die Fäden im Hintergrund.
2015 - Chambers geht
Mit John Chambers geht eine der Ikonen des Silicon Valley von Bord. Er war 20 Jahre ununterbrochen im Amt und hat 168 Firmen zugekauft. Er übergibt an seinen Zögling Chuck Robbins, der seit 1997 im Unternehmen ist.
2014 - Sourcefire gekauft
Den auf Sicherheitsequipment spezialisierten Anbieter lässt sich Cisco 2,7 Milliarden Dollar kosten.
2013 - Tuszik neuer Deutschland-Chef
Mit Oliver Tuszik bekommt Cisco einen neuen Deutschland-Chef, der zuvor sein Geld an der Spitze des Systemhauses Computacenter verdiente.
2013 - Unter Verdacht
Hat Cisco Backdoors für die amerikanischen Geheimdienste in seine Router eingebaut? Während dies nur ein nicht bestätigter Verdacht ist, ist etwas anderes sicher: Die Geschäftserfolge lassen weiter nach.
2012 - Übernahme NDS
Rund fünf Milliarden Dollar lässt sich Cisco NDS kosten, einen Anbieter von TV-Software.
2011 - Gary Moore
Chief Operating Officer Gary Moore kündigte 2011 massive Einsparungen mit Massenentlassungen an.
2010 - Carlo Wolf
2010 wird Carlo Wolf neuer Geschäftsführer von Cisco in Deutschland, Vorgänger Michael Ganser wechselt ins „Central Theatre“.
2009 - Flip camcorder
Mit den Flip-Camers der 2009 übernommenen Pure Digital Technologies will John Chambers den Endkundenbereich stärken. Doch der Erfolg bleibt aus.
2009 - UCS-Familie
Mit Unified Comuting System (UCS) nahm Cisco den Servermarkt ins Visier und propagierte ein völlig neues Design für Rechenzentren.
2009- Cisco UCS
Firmenchef Chambers sorgte mit UCS 2009 für einen Paukenschlag: Mit eigenen Rechnern wurden die Platzhirsche IBM, HP und Dell attackiert.
2007 - IP-Traffic
Einschätzungen, wie sich der IP-Verkehr von 2007 bis 2011 entwickeln könnte.
2005 - Michael Ganser
Er wird 2005 Chef der deutschen Cisco-Niederlassung.
2003 - IP phone 7970G
VoIP-Telefonie mit 7970G, das sogar über einen Touch-Screen-Monitor verfügt.
2003 - Phone 7920
Drahtlose Voice- und IP-Kommunikation (VoIP) mit dem „7920“ von 2003.
2003 - Ciscos Expansionspläne
2003 hat Cisco Linksys übernommen und damit den Einstieg in das Geschäft mit privaten Endkunden vorbereitet.
2002 - MDS-Familie
Mit der MDS-9000-Familie bediente Cisco den Speichermarkt und griff die damaligen Größen McData und Brocade an
2002 - MDS-9000
Mitte 2002 kündigte Cisco an, in den Markt für Speichernetze einzusteigen.
1999 - Aironet 1200
Mit der Übernahme von Aironet Wireless Communications 1999 begann Cisco. Lösungen für drahtlose Kommunikation anzubieten. Aironet 1200 war die Basisstation für innerbetriebliche Funknetze.
1999 - The 12000
Der Router „Cisco 12000“ entwickelte sich zum Verkaufsschlager. Er konnte innerhalb eines Jahres mehr als 1000mal verkauft werden.
1996 - Andreas von Bechtolsheim
Er kreuzte zweimal Ciscos Wege: Zuletzt als Gründer von Granite Systems, das 1996 übernommen wurde. Von Bechtolsheim blieb einige Zeit bei Cisco und entwickelte die Catalyst-4000-Familie weiter.
1996 - Skizze Tag Switching
Tag-Switching, eine Neuerung, von der insbesondere die großen Carrier profitieren sollten. Den Nachfolger, Multiprotocol Label Switching (MPLS), nutzten viele für ihr Netzdesign.
1995 - John Chambers
Er kam 1991 zu Cisco, wurde 1995 President und CEO von Cisco.
1993 - Cisco 7000
Die „clean machine“ wurde der Router Cisco 7000 genannt, eine Weiterentwicklung der erfolgreichen AGS-Serie.
Catalyst-Familie
Die erfolgreichen Swichtes aus der Catalyst-Familie – ein Dauerbrenner für Cisco.
Maria Mazzola
Er war Chef von Crescendo Communications, das erste Unternehmen, das von Cisco übernommen wurde. Dessen „Catalyst“-Switche entwickelten sich für Cisco zum Verkaufsschlager. Mazzola blieb viele Jahre als Entwicklungschef bei Cisco.
1988 - John P. Morgridge
Er kam 1988 als President und CEO zu Cisco und brachte die Company 1990 an die Börse. Morgridge blieb bis 1995 Firmenchef, bevor er in den Aufsichtsrat wechselte.
1986 - Cisco erstes Produkt AGS
Als Advanced Server Gateway (AGS) vermarktete Cisco ab 1986 den ersten Multiprotokoll-Router, der auf den Entwicklungen der Blue Box in Stanford aufbaute.
Stanford University
Hier schlug die Geburtsstunde von Cisco: Sandy Lerner und Leonard Bosack arbeiteten beide hier bevor sie Cisco gründeten.
William Yeager
Yeager schuf das Herzstück für die Blue Box , das Netzwerkbetriebssystem NOS (Network Operating System), das sogar schon multitaskingfähig war.
Leonard Bosack
Mitbegründer von Cisco war an der Entwicklung der „Blue Box“ beteiligt.
Sandra Lerner
Mitbegründerin von Cisco, verließ 1990 das Unternehmen.
1985 MEIS
Das erste eigene Produkt von Cisco war MEIS, das Massbus Ethernet Interface Subsystem, das DEC-Großrechner verband. Es wurden nur wenige Exemplare geliefert.

"Cisco ist der dominierende Netzausrüster, aber das hier sagt doch in mancher Hinsicht dem Enterprise, dass große, kritische und resiliente Netze auch auf anderer Hardware laufen können", kommentiert der Forrester-Research-Analyst Andre Kindness die Google-Angaben. Cisco sieht das naturgemäß etwas anders. "Die SDN- und 'White-Box'-Bedrodhung für Cisco ist gewiss übertrieben worden", erklärte ein Firmensprecher. "Unsere Netzgeschäfte wachsen solide, und im Data Center - wo SDN am meisten diskutiert wurde - sind wir mit unserer eigenen SDN-Lösung 'Application Centric Infrastructure' übers Jahr um 200 Prozent gewachsen."

Laut IDC ist Cisco mit Abstand noch größter Anbieter von Hardware, die Computer miteinander verbindet. Der Konzern aus San Jose hatte demnach im ersten Quartal dieses Jahres in der Kategorie 10-GbE-Switches einen Marktanteil von mehr als 61 Prozent.

Blicke auf und in Rechenzentren von Google



























































Google verbaut in seinen Geräten im freien Handel erhältliche Netz-Chips von Herstellern wie beispielsweise Broadcom. Und alle bisherigen fünf Generationen der Google-Netze arbeiten mit einer Struktur, die auf die Telefonnetze der 1950er Jahre zurückgeht. "Jupiter" hat mittlerweile eine 100-fach höhere Kapazität als das allererste Google-SDN "Firehose" (das nie produktiv eingesetzt wurde) - auch dank der ausgefuchsten Kontrollsoftware, mit der das Netz verwaltet wird.

Während Google "nur" Netz-Silizium aus dem Regal kauft und seine Switches damit selbst baut, greifen andere Hyperscale-Firmen auch zu kompletten "White-Box"-Switches von asiatischen Herstellern wie Quanta aus Taiwan. Letztlich liefen aber alle Anwender in diesem Bereich in die gleichen Probleme hinein, sagt Google-Forscher Vahdat. "Google war damit vielleicht ein bisschen früher konfrontiert. Die Bandbreite, die Sie im Data Center brauchen, um all ihre Daten zu verarbeiten, ist enorm und wächst weiter."

Die Geschichte von Google
Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden.
Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte.
Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz.
Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot.
Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte.
Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär.
... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google.
Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht.
Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden.
Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert.
Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird.
Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau.
Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum.
Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden.
Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen.
Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website.
Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück.
Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben.
Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt.
Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent.
Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten.
Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos.
Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.