Pragmatismus und Euphorie

Google und Microsoft haben unterschiedliche Sicht auf KI

26.04.2023
Der Hype um ChatGPT verschafft den Quartalszahlen von Tech-Schwergewichten neue Aufmerksamkeit. Wo stehen sie bei KI? Microsoft und Google versuchen, dazu unterschiedliche Botschaften zu vermitteln.
Das langjährige Ringen zwischen Google und Microsoft hat mit KI einen neuen Schauplatz erhalten - dem die beiden aber noch nicht die gleiche Bedeutung zugestehen.
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Google und Microsoft steuern mit Milliarden-Gewinnen aus ihrem Kerngeschäft auf einen Konkurrenzkampf bei Künstlicher Intelligenz (KI) zu. Microsoft will dabei eine Führungsrolle spielen und sei bereit, dafür zu investieren, betonte Finanzchefin Amy Hood nach Vorlage der aktuellen Quartalszahlen. Google-Chef Sundar Pichai stellte Nutzern unter anderem eine bessere Websuche dank KI in Aussicht, spielte das Ausmaß des Wandels aber herunter.

Im vergangenen Jahr hatte die Veröffentlichung des Textbots ChatGPT die Tech-Branche aufgemischt. ChatGPT kann nicht nur Sätze formulieren, die von denen eines Menschen nicht zu unterscheiden sind. Die Software kann auch Fragen beantworten, Texte zusammenfassen und zum Beispiel auch Drehbücher schreiben. Zugleich sind ihre Texte nicht besonders originell und teilweise auch inhaltlich falsch. Das liegt unter anderem an der Funktionsweise des Programms: Es erfasst gewaltige Mengen an Daten und schätzt auf dieser Basis Wort für Wort ein, wie ein Satz wahrscheinlich weitergehen sollte.

Microsoft kooperiert dazu mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI und integriert Software der Firma in seine Produkte, unter anderem in der Cloud. Der Windows-Konzern macht sich unter anderem Hoffnungen, mit Hilfe von ChatGPT die lange Dominanz von Google bei der Websuche brechen zu können. Microsoft-Chef Satya Nadella sprach in der Nacht zum Mittwoch von einem Generationswechsel in dem Geschäft.

Google bleibt gelassen

Google-Manager gaben sich dagegen mit Blick auf den Wandel durch Künstliche Intelligenz betont gelassen. Über die Jahre habe man schon viele Veränderungen bei der Websuche durchgemacht, sagte etwa Sundar Pichai, Chef von Google und Alphabet. Google werde sich von den Wünschen der Nutzer und den eigenen Standards für Qualität leiten lassen. Künstliche Intelligenz komme schon in vielen Angeboten des Konzerns zum Einsatz. Den Einsatz der hauseigenen Antwort auf ChatGPT mit dem Namen Bard werde man schrittweise ausbauen.

Bei allem KI-Hype waren beide Tech-Schwergewichte im vergangenen Quartal aber noch auf ihre angestammten Geschäftsbereiche angewiesen. Microsoft profitierte von der hohen Nachfrage nach Software- und Cloud-Diensten.

Google überzeugt im Cloud-Geschäft

Google bekam die Abkühlung des Online-Werbemarktes deutlich zu spüren. Die Anzeigenerlöse des Internet-Konzerns gingen im Jahresvergleich leicht zurück. Sparmaßnahmen wie der mit Abfindungen verbundene Abbau Tausender Jobs und die Aufgabe von Büroräumen schlugen beim Mutterkonzern Alphabet zugleich mit Kosten von 2,6 Milliarden Dollar zu Buche, denn der Spareffekt greift erst später.

Im Kerngeschäft mit Werbung rund um die Websuche legten die Erlöse um 1,8 Prozent auf 40,36 Milliarden Dollar zu. Bei Youtube sanken die Anzeigeneinnahmen von 6,87 auf 6,69 Milliarden Dollar. Es war der dritte Quartalsrückgang für die Videoplattform in Folge. Laut Finanzchefin Ruth Porat stabilisierte sich das Geschäft zuletzt aber.

Im Cloud-Geschäft stiegen die Erlöse von Google dagegen deutlich von 5,82 auf 7,45 Milliarden Dollar. Die Sparte war mit einem operativen Gewinn von 191 Millionen Dollar auch erstmals profitabel. Dank der Zuwächse im Cloud-Geschäft stieg der Konzernumsatz von Alphabet insgesamt um 2,6 Prozent auf 68 Milliarden Dollar. Das sind nicht die Wachstumsraten, die Anleger früher gewohnt waren. Unterm Strich verbuchte Alphabet dennoch einen Quartalsgewinn von gut 15 Milliarden Dollar. Das sind 8,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Microsoft dagegen steigerte seinen Quartalsgewinn um neun Prozent auf 18,3 Milliarden Dollar. Der Umsatz legte um sieben Prozent auf 52,9 Milliarden Dollar zu. Vor allem das Cloud-Geschäft rund um die Azure-Plattform, die Unternehmen Rechenkapazität und Anwendungen im Internet verkauft, brummte mit einem Umsatzplus von 27 Prozent. (dpa/rs/pma)