Kyocera-Geschäftsführer Reinhold Schlierkamp

"Green IT erlebt eine Rennaissance"

10.06.2016 von Armin Weiler
Die Digitale Transformation mit ihrem Ressourcenbedarf bringt das Thema "Green IT" wieder auf die Tagesordnung, meint Reinhold Schlierkamp, Geschäftsführer bei Kyocera Document Solutions.
''Der größte Stromfresser ist die IT-Infrastruktur'', Reinhold Schlierkamp, Geschäftsführer bei Kyocera Document Solutions.

Kyocera hat wie kaum eine andere IT-Firma die Umwelt thematisiert. Allerdings haben mittlerweile andere Themen "Green IT" in den Hintergrund gedrängt. Bedauern Sie das?

Reinhold Schlierkamp: Das Thema Green IT erlebt derzeit im Rahmen der digitalen Transformation eine Renaissance, denn der größte Stromfresser ist die IT-Infrastruktur, wie Computer, Maschinen oder Server. Green IT ist zwar medial in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund getreten, stellt aber für die Unternehmen eine sehr große Herausforderung dar. Es gibt also keinen Anlass diese Situation zu bedauern, sondern motiviert uns jetzt an dieser Stelle weiterzumachen und aktiv aufzuklären.

Gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO, der Deutschen Umwelthilfe sowie den GreenTec Awards arbeiten wir daran, den Arbeitsplatz der Zukunft so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich zu gestalten und diesem wichtigen Thema eine breite mediale Sichtbarkeit zu geben.

Mittlerweile setzten auch andere Druckerhersteller auf die Umweltkarte. So werden unter anderem offensiv die Vorteile von Tintenstrahltechnologien in Bezug auf Energieverbrauch, Kosten, Emissionen und Abfallmenge herausgestellt. Hat Kyocera als Verfechter der Laserdrucktechnologie nun ein einstiges Alleinstellungsmerkmal verloren?

Schlierkamp: Ökologische sowie Nachhaltigkeitskriterien spielen bei der Auswahl von Systemen eine immer größere Rolle. Die Hersteller haben deswegen ihre Produktkonzepte entsprechend überarbeitet.

Wir sind nach wie vor mit unserem umweltfreundlichen Konzept sehr gut aufgestellt. Unsere langlebige Ecosys-Technologie, die die Abfallmenge bis zu 75 Prozent reduziert, ist nach wie vor im Markt einzigartig. Wir entwickeln unsere Tonertechnologie kontinuierlich weiter, so dass die Systeme weniger Strom verbrauchen. Unsere Systeme erfüllen die harten Kriterien für den Blauen Engel. Wir verzichten komplett auf Styroporschäume und unsere Transportverpackungen sind aus Recyclingkartonage. Darüber hinaus ist die Papierverarbeitung besser als bei Tintentechnologie, besonders bei Recyclingpapier.

Kyocera-Chef Reinhold Schlierkamp hält zusammen mit Schauspielerin und Moderatorin Désirée Nosbusch die Laudatio der Kategorie ''Green Office'' bei den GreenTec Awards.

Ein weiterer Punkt auf der Umweltagenda im Büro ist die Verringerung des Druckvolumens bis hin zu einem papierlosen Büro. Wird es Ihnen als Hersteller von Druckgeräten nicht Angst und Bange?

Schlierkamp: Diese Marktentwicklung ist ja nicht neu und wir beschäftigen uns schon seit vielen Jahren damit unser Geschäftsmodell ständig den Anforderungen unserer Kunden anzupassen. Kyocera forciert deswegen diese Aktivitäten im neu gegründeten Geschäftsbereich DMS/ECM und bündelt hier das Technologie- Know, das der Hersteller durch den Kauf des ECM Anbieters Ceyoniq erworben hat. Wir wollen durch die Neu- und Weiterentwicklung innovativer Lösungen im Bereich Dokumenten und Workflow Optimierung dafür sorgen, jegliche Kundenanforderung optimal erfüllen zu können. Das papierlose Büro wird es aus unserer Sicht nicht geben, allerdings liegt der Schwerpunkt der Unternehmen aufgrund der digitalen Transformation zunehmend auf der Verarbeitung von Dokumenten und Informationen. Hier sind wir bestens gewappnet.

Werden neue Technologien im Zuge der Digitalisierung auch in Ihren Konzern die Rückgänge durch vermindertes Druckvolumen kompensieren können?

Schlierkamp: Als innovativer Technologiekonzern sind wir es gewöhnt die Herausforderungen des Marktes anzunehmen und daraus neue lukrative Geschäftsfelder zu entwickeln. Das beweisen wir weltweit seit fast 60 Jahren.

Kazuo Inamori hat bei der Firmengründung vor fast 60 Jahren den Umweltschutz quasi in die Unternehmensrichtlinien geschrieben. Wie kommen Sie als deutsche Vertriebsniederlassung dieser Verantwortung nach?

Schlierkamp: Auch wir als deutsche Vertriebsniederlassung haben hier ein integriertes Nachhaltigkeits-und Umweltkonzept Konzept ausgearbeitet.

Wir kooperieren schon seit den Gründertagen mit der Deutschen Umwelthilfe und engagieren uns seit jeher im Bereich Natur- und Umweltschutz.

Darüber hinaus vergeben wir seit nunmehr zehn Jahren den Kyocera Umweltpreis für grüne Technologien. In Kooperation mit dem Fraunhofer IAO haben wir den Preis dieses Jahr anlässlich unseres 30-jährigen Bestehens im Rahmen der GreenTec Awards in der Kategorie "Green Office" im Wert von 25.000 Euro verliehen. Damit zeichnen wir umweltfreundliche Bürotechnologien und Konzepte in der Wirtschaft aus. Darüber hinaus gab es in diesem Jahr wieder den Händler-Sonderpreis "Grüner Handel" im Wert von 5.000 Euro.

Auch die Fachhandelspartner werden im Zuge der Partner-Auditierung "Green IT" zertifiziert, derzeit trifft das auf mehr als 40 Partner zu. Die Kriterien hierfür werden von uns kontinuierlich verschärft, um die Umweltleistungen zu dokumentieren und zu verbessern.

Inzwischen gibt es mit der Initiative "Print Green" auch für den Verbrauch des Toners eine nachhaltige Lösung: Durch die Unterstützung der Klimaschutzorganisation Myclimate produziert Kyocera Document Solutions seit drei Jahren in der Klimabilanz CO2-neutralen Toner. Durch unser Engagement konnten seit 2013 bereits mehr als 53.000 Menschen erreicht und über 11.000 neue Kocher installiert werden. Das trug zu einer CO2-Ersparnis von knapp 64.000 Tonnen bei - dies entspricht der Menge, die benötigt wird, um etwa 9.200 Mal von Frankfurt nach Sydney hin- und zurückzufliegen. Da die Produktion sowie der Vertrieb der effizienten Kocher vor Ort erfolgen, entstanden im Rahmen des Projekts zudem 121 feste Arbeitsplätze.