Der Preis ist heiß!

Großer Vergleichstest: AMDs DirectX-10-Mittelklasse im Spiele-Härtetest

15.08.2007 von Hendrik Weins
Nach den teuren High-End-Modellen bringt AMD endlich günstigere DirectX-10-Karten auf den Markt. Wir vergleichen Ati Radeon HD 2600 XT und HD 2400 XT mit der Geforce-8-Konkurrenz.

Nach den teuren High-End-Modellen hat AMD mitlerweile günstigere DirectX-10-Karten auf den Markt gebracht. Die Karten sind für Office-Anwender aufgrund des niedrigen Preises interessant. Und wie sieht es beim Spielen aus? Unsere Schwesterpublikation Gamestar hat die beiden Modelle "Ati Radeon HD 2600 XT" und "HD 2400 XT" unter die Lupe genommen und mit der "Geforce-8"-Konkurrenz von Nvidia verglichen.

von Hendrik Weins, Gamestar

Testbericht

Bei Einführung einer neuen Grafikkarten-Generation, kommen zuerst die teuren, extrem schnellen Karten auf den Markt. Nachdem dann die zahlungskräftigen Kunden viel Geld für die neueste Technik ausgegeben haben, erscheinen die langsameren, aber auch günstigeren Schwestermodelle.

Im Gamestar-Test des Monats vergleicht die Redaktion daher nicht nur die Spiele-Power von Ati Radeon HD 2400 und HD 2600 mit einem Großteil der Geforce-8-Konkurrenz, sondern wir schauen vor allem auf das Preis-Leistungs- Verhältnis der Grafikkarten.

DirectX-10-Radeons

Monate nach Nvidia hat nun auch ATI in der Mittelklasse mit DirectX-10-Hardware angegriffen. Radeon HD 2400 XT und 2600 XT kosten in den Varianten mit 256 MByte Videospeicher nur 70 beziehungsweise 120 Euro. Die langsameren »Pro«-Modelle waren zum Testzeitpunkt noch nicht erhältlich, sollen aber demnächst im Laden liegen. Im Vergleich zum großen Bruder HD 2900 XT unterscheiden sich die kleinen Radeons nicht nur im Chip- und Speichertakt, sondern vor allem in der Anzahl der DirectX-10-Shader. Schuften in der Radeon HD 2900 noch 320 dieser Recheneinheiten, so muss die HD 2600 mit 120 und die HD 2400 mit lediglich 40 Shadern auskommen. In anspruchsvollen und Shader-lastigen Spielen wie dem Strategiespiel Company of Heroes vermindert das die Leistung erheblich.

Die HD 2600 XT gibt es in zwei Varianten, einmal mit modernem GDDR4-Grafikspeicher, und einmal mit älterem und etwas langsamerem GDDR3. Die MSI "RX2600XT-T2D512EZ" setzt im Gegensatz zu ATIs Referenzkarte auf GDDR3, hat dafür aber üppige 512 MByte Video-RAM anstelle von nur 256 MByte.

Beim Energieverbrauch und der Lautstärke gleichen sich die Mitglieder der Radeon-HD-Familie kaum. Fiel die HD 2900 XT noch durch ihren Stromhunger und den höllischen Lüfter auf, halten sich die kleineren Modelle angenehm zurück. Grund: eine verkleinerte Bauweise der Grafikchips. Die sogenannte Strukturgröße sank bei der HD 2600 und 2400 von 80 auf 65 Nanometer. Das reduziert die Stromaufnahme und damit die Wärmeentwicklung – die Karten kommen mit einem vergleichsweise kleinen Lüfter aus. Auch ein eigener Stromstecker ist unnötig, weil den Platinen die vom PCI-Express-Steckplatz gelieferte Leistung genügt.

Video-Funktionen

Radeon HD 2600 und HD 2400 können im Gegensatz zum großen Bruder HD 2900 XT einen Großteil der Rechenarbeit bei der Wiedergabe von hochauflösenden Videos übernehmen – der Prozessor wird entlastet. Zudem unterstützen die Karten per Adapter die Multimediaschnittstelle HDMI (High Definition Multimedia Interface), allerdings nur in der Version 1.2. Selbst der Ton wird von der Grafikkarte übermittelt. Dazu greift die Karte den Audiostrom direkt an der installierten Soundkarte ab und gibt ihn zusammen mit dem Bild über den HDMI-Adapter aus. Moderne, audiophile Surround-Sound-Formate wie Dolby Digital Plus oder DTS HD bleiben aber außen vor, weil sie HDMI 1.3 verlangen.

Leistung in DirectX 10

Wer in den letzten Monaten die technischen Entwicklungen aufmerksam verfolgt hat, weiß, dass es momentan nur ein Thema bei den Grafikkarten gibt: Direct3D 10, kurz DirectX 10. Mittlerweile sind auch einige kompatible Spiele auf dem Markt. Company of Heroes nutzt ab Patch 1.7 die zusätzlichen Grafikspielereien, von Call of Juarez gibt es lediglich einen Benchmark, und nur Lost Planet protzt von Anfang an mit Bombast- Grafik. Zwar beteuern Hardware- Hersteller, dass ihre Produkte besonders für DirectX 10 optimiert sind, die Performance in erhältlichen DX-10-Titeln lässt aber noch zu wünschen übrig. In unseren Benchmarks brechen jedenfalls selbst die schnellsten Karten im DX-10-Betrieb teils unspielbar ein. Im Moment können die HD-2000-Karten von ATI aber etwas besser mit der neuen Schnittstelle umgehen als die Geforce- Konkurrenz von Nvidia.

Lediglich Radeon HD 2900 XT und Geforce 8800 GTS überspringen in Company of Heroes im DirectX- 10-Modus die 30-fps-Hürde. Während in 1.280x1.024 die HD 2900 XT noch 31,5 Bilder pro Sekunde auf den Monitor bringt, fällt eine HD 2600 XT mit 14,2 fps deutlich ab – die HD 2400 XT ruckelt mit 4,7 fps vor sich hin. Im Benchmark von Call of Juarez liefert auch die HD 2600 XT annehmbare Bildraten von 30,4 fps in 1.024x768. Alle anderen Mittelklasse- oder Einsteigerkarten sind völlig überfordert – zumindest mit maximalen Grafikdetails.

DirectX-10-Benchmarks

Company of Heroes Leistungstest

Grafikkarte

1024x768

1280x1024

AMD HD 2900 XT

44,0

31,5

Geforce 8800 GTS 320

36,1

28,6

AMD HD 2600 XT

16,8

14,2

MSI RX2600XT

16,1

15,1

Geforce 8600 GTS

12,4

11,6

Geforce 8600 GT

10,8

9,4

AMD HD 2400 XT

6,2

4,7

Geforce 8500 GT

6,4

4,8

Call of Juarez Benchmark

Grafikkarte

1024x768

1280x1024

AMD HD 2900 XT

53,4

31,8

Geforce 8800 GTS 320

46,3

18,9

AMD HD 2600 XT

30,4

23,1

MSI RX2600XT

30,0

24,2

Geforce 8600 GTS

11,3

6,4

Geforce 8600 GT

9,5

5,8

AMD HD 2400 XT

12,7

4,9

Geforce 8500 GT

7,6

4,0

Leistung in DirectX 9

Anders als unter DirectX 10 beeindruckt uns vor allem die Radeon HD 2600 XT mit guten Ergebnissen unter DirectX 9. Das Strategiespiel Company of Heroes profitiert besonders stark von der Architektur der neuen Radeon-Modelle. Selbst eine 50 Euro teurere Geforce 8600 GTS bleibt hinter der HD 2600 XT deutlich zurück. Auch die HD 2400 XT kann in diesem Benchmark die ähnlich teure Geforce 8500 GT deklassieren und erreicht sogar beinahe die Leistung der Geforce 8600 GT. Allerdings verlieren alle Radeon- HD-Modelle mit aktivierten Bildverbesserungen wie Kantenglättung oder dem anisotropen Texturfilter extrem viel Leistung.

Geforce- Karten stecken die zusätzliche Belastung wesentlich besser weg. So fällt die Bildwiederholrate einer Radeon HD 2600 in Company of Heroes von guten 64,9 fps auf knapp 42 fps – ein Einbruch von 35 Prozent! Eine Geforce 8600 GTS büßt bei identischen Einstellungen nur etwa fünf Prozent ein, auch wenn die Leistung klar unterhalb einer HD 2600 XT liegt. In F.E.A.R. hingegen dominiert die Geforce 8. Eine Geforce 8600 GT leistet in 1.280x1.024 etwa 15 Prozent mehr als eine ungefähr gleich teure Radeon HD 2600 XT; die HD 2400 XT rangiert weit unterhalb einer 8500 GT (siehe Benchmarks).

Abseits der reinen Geschwindigkeit spielt auch die Bildqualität eine wichtige Rolle. Wie schon bei der Radeon HD 2900 XT arbeiten auch bei den kleineren Varianten Kantenglättung und der anisotrope Texturfilter tadellos. Im Vergleich zur Geforce-8- Serie fallen hier die sauberen Objektkanten ins Auge.

DirectX-9-Benchmarks

Company of Heroes Leistungstest

Grafikkarte

1.280x1.024

1.280x1.024, 4xAA / 8xAF

1.680x1.050

1.680x1.050, 4xAA / 8xAF

AMD HD 2900 XT

111,5

64,8

99,8

59,4

Geforce 8800 GTS 320

82,2

75,8

72,1

56,6

AMD HD 2600 XT

64,9

42,1

46,1

28,4

MSI RX2600XT

61,4

43,8

45,9

28,9

Geforce 8600 GTS

34,1

30,8

32,1

18,4

Geforce 8600 GT

29,2

25,4

27,1

15,4

AMD HD 2400 XT

25,8

16,9

17,6

11,1

Geforce 8500 GT

15,0

12,8

13,4

7,8

F.E.A.R. Performance-Test

Grafikkarte

1.280x1.024

1.280x1.024, 4xAA / 8xAF

1.680x1.050

1.680x1.050, 4xAA / 8xAF

AMD HD 2900 XT

161

108

130

88

Geforce 8800 GTS 320

154

99

140

86

AMD HD 2600 XT

55

27

42

20

MSI RX2600XT

52

29

40

22

Geforce 8600 GTS

83

36

61

24

Geforce 8600 GT

62

27

46

19

AMD HD 2400 XT

24

10

17

8

Geforce 8500 GT

32

16

24

10

Frames pro Euro

Das Gamestar-Performance-Rating ist der Durchschnitt aller Benchmark-Ergebnisse einer Karte und erlaubt einen schnellen Leistungsvergleich. Um herauszufinden, welche Karte das beste Preis-Leistungs- Verhältnis bietet, hat dei Redaktion das Performance-Rating in Relation zum Kaufpreis gesetzt. Ein Beispiel: Die Radeon HD 2600 XT bringt im Schnitt etwa 34,2 Bilder pro Sekunde auf den Monitor und kostet 120 Euro. Teilt man nun das Performance-Rating durch den Kaufpreis, erhält man »Frames pro Euro«. Im Fall der neuen HD 2600 XT also 0,29 Frames pro Euro, was ihr den Spitzenplatz in dieser Disziplin einbringt. Nur die deutlich teurere, aber auch wesentlich leistungsfähigere Geforce 8800 GTS mit 320 MByte kommt mit 0,28 Frames pro Euro an diesen Wert heran.

Der Radeon HD 2600 XT-Referenzkarte von ATI muss sich die bereits erhältliche RX2600XT von MSI geschlagen geben (0,26 fps pro Euro). Die Radeon HD 2400 XT liegt mit 0,19 Frames pro Euro zwar knapp unter der 50 Euro teureren Geforce 8600 GT (0,20 fps/Euro), leistet im Schnitt aber auch nur die Hälfte. Schlusslicht ist die Geforce 8500 GT, die gemessen am Kaufpreis von 80 Euro am wenigsten Leistung auf den Monitor bringt (0,16 fps/Euro).

Unterm Strich

Die aggressive Preispolitik von ATI kommt allen Spielern zugute – die neuen Mittelklasse-Modelle der HD-2000-Serie haben ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Vergleich zu Nvidias Mittelklasse aus Geforce 8500 und 8600 können sich die Radeon HD 2400 und HD 2600 gut behaupten. Je nach Spiel liegt mal die eine oder andere Karte mehr oder weniger deutlich vorne. Ob die Radeon nun GDDR3-Videospeicher oder das modernere GDDR4 benutzt, macht lediglich einen Leistungsunterschied von etwa drei bis fünf Prozent aus. Und unter DirectX 10 lassen die Radeons die Nvidia- Konkurrenz momentan noch eindeutig hinter sich – bei maximalen Details allerdings ohne ruckelfreie Bildfolgen.

(gamestar/bb)