Grundkurs Heimvernetzung - Teil 2

02.11.2006 von Thomas Papadhimas
Lesen Sie in zweiten Teil der Serie unserer Kollegen der Schwesterzeitschrift DigitalWorld alles über das vernetzte Wohnzimmer. Diesmal geht es um die Vernetzung zwischen PC und TV

Lesen Sie in zweiten Teil der Serie unserer Kollegen der Schwesterzeitschrift DigitalWorld alles über das vernetzte Wohnzimmer. Den ersten Teil können Sie hier nachlesen.

Digitale Fotos, MP3-Songs und Videos wollen gemütlich von der Couch aus konsumiert werden. Neben den potenten Abspielgeräten brauchen Sie das richtige Netzwerk und den Kitt zwischen PC und Wohnzimmer: UPnP oder auch Universal Plug and Play genannt.

Das Protokoll UPnP ermöglicht beliebigen Endgeräten, auf einen zentralen Rechner zuzugreifen, auf dem – in unserem speziellen Fall – Filme, Fotos und Musik liegen. Dafür muss auf dem PC eine Server- Software installiert werden – schon können alle UPnP-Geräte ihn ansprechen. Dafür ist nicht einmal ein Kabel notwendig, alles funktioniert auch über WLAN. Daten werden nur einmal gespeichert und müssen nicht mühsam mit jedem Client synchronisiert werden.

HEIMVERNETZUNG MIT UPNP: Universal Plug and Play setzt auf standardisierte Netzwerkprotokolle und Dateiformate. Alle Geräte, die UPnP verstehen, können über Standard-Netzwerkprotokolle, etwa TCP/IP, Bilder, Musik sowie Videos empfangen und wiedergeben. UPnP lässt sich mit jedem IP-fähigen Betriebssystem nutzen und ist somit plattformunabhängig. Dadurch kann es nicht nur auf PCs, sondern auch auf kleinen Geräten wie Sat-Receivern, NAS oder Konsolen laufen. Dem UPnP-Konsortium gehören bis heute 799 Unternehmen an. Darunter sind die treibenden Größen Intel und Microsoft.

Streaming

Welche Formate man streamen kann, hängt in erster Linie von der Server-Software ab. Die meisten Programme bieten die Formate an, die durch die UPnP-Vorgaben fest definiert sind. Die Software von Nero geht einen Schritt weiter, sie wandelt nicht kompatible Formate um, bevor sie übers Netz laufen. Diese Umrechnung muss jedoch schnell gehen und erfordert entsprechende Hardware.

Minimum ist eine aktuelle CPU, am besten ein schnelles Dual-Core-Modell, und mindestens ein Gigabyte Speicher. Nur das gewährleistet einen kontinuierlichen Datenstrom. Wer diese Aufgabe von einem alten, ausgemusterten Rechner ausführen lässt, muss damit rechnen, dass die Wiedergabe stark ruckelt oder ganz aussetzt.

Grundsätzlich lassen sich alle gängigen Audio-, Video und Fotoformate streamen. Wer mit einer Digicam fotografiert, speichert seine Fotos sowieso im JPEG-Format, und Musik ist als MP3-, WMA-, AAC- oder M4A-Datei käuflich.

LEGAL ERWORBENE MUSIK: Probleme gibt es bei kopiergeschütztem Material. Sowohl Client als auch Server müssen DRM (Digital Rights Management) unterstützen, ansonsten laufen gekaufte Songs aus Online-Musik-Shops nicht übers Netz. Das gilt sowohl für Stücke im WMA-Format als auch für Lieder aus iTunes. Letztere können nur wenige Media-Server im Haus verteilen, WMA ist in dieser Hinsicht das wesentlich besser etablierte Format.

Nicht nur gekaufte Musik lässt sich im Haus verteilen, auch Web-Radio kann man überall hören. Die Auswahl an Online-Sendern ist riesig. Da viele Stationen nicht kommerziell arbeiten, haben die Anbieter bei der Songauswahl freie Hand – viele Sender kommen sogar ohne Werbung zur Refinanzierung aus. Außerdem ist hier nicht nur langweiliges Pop-Gedudel angesagt. Es gibt für jede Sparte eigene Sender: Egal ob Heavy Metal, türkische oder religiöse Programme. Im Internet kommt jeder auf seinen Geschmack. Damit verschiedene Sender parallel im Haus empfangen werden können, ist eine breitbandige Internet-Anbindung nötig.

GESCHWINDIGKEIT IST ALLES: Je nach Geschwindigkeit des Internet-Anschlusses können mehrere Sender gleichzeitig gehört werden. Mit einem ISDN-Anschluss kann man maximal einen Stream deutlich unter 64 KBit anhören – da gibt‘s aber nur sehr wenige Sender.

Die meisten Stationen liefern mit 128 KBit aus; ein DSL-1000-Anschluss schafft dementsprechend etwa eine Handvoll Sender unter optimalen Bedingungen. Auch die Geschwindigkeit des Netzwerks ist wichtig. WLAN nach 802.11g reicht zwar für fast alles, aber nur solange dieser Datentransfer der einzige im Netz ist. Für Videodateien sollte es eher ein 100-MBit-Netzwerk sein. Bei mehreren Teilnehmern kommen Sie schnell in den Bereich, wo nur noch Gigabit-Ethernet lästige Ruckler beseitigen kann.

PowerLAN

Bei einem WLAN ist die Installation kein Problem, bei kabelgebundenen Netzwerken wird der Heimwerker betriebsam: Hier müssen Kabel verlegt, Löcher gebohrt und Stockwerke überwunden werden.

Eine Alternative sind PowerLAN-Adapter. Diese übermitteln die Daten über das hausinterne Stromnetz.

Dabei wird lediglich ein Adapter in die Steckdose gesteckt und über ein Ethernet-Kabel mit dem Gerät verbunden. Nominell sind bis 200 MBit/s möglich.

Server

Nur wenn eine Server-Software läuft, sind alle Daten im Netzwerk verfügbar. Je besser diese programmiert wurde, desto reibungsloser ist der Betrieb. Ein gutes Programm sollte schnell neue Dateien indizieren, umfangreiche Einschränkungen bieten, aber nicht zu verspielt sein. Bei den Server-Programmen hat der Anwender derzeit die Wahl zwischen drei Kaufprogrammen von Ahead, Twonkyvision und On2Share sowie einem kostenlosen Tool von Microsoft. Zudem liefern die Hersteller der Netzwerkspieler in der Regel ein eigenes Programm mit.

WINDOWS MEDIA CONNECT: ( www.microsoft. com) ist ein kleines Tool, das sich unauffällig in die Windows-Oberfläche integriert. Die Bedienung ist kinderleicht und erfordert fast keine Vorkenntnisse. Nach der Installation kann der Anwender sogar einzelnen Clients den Zugriff erlauben oder verbieten. Windows Media Connect funktioniert auch mit der Xbox 360. Steht die Konsole im Wohnzimmer, kann man diese einfach als Media-Receiver nutzen. Ein Nachteil: Windows Media Connect spielt nicht so viele Dateiformate wie die anderen Lösungen ab, es ignoriert zum Beispiel VOB-Dateien.

TWONKYVISION TWONKYMEDIA: Twonkyvisions Server-Programm gibt es als Music- und Media-Variante unter www.twonkyvision.de. Erstere ist kostenlos, verbreitet aber nur Audiodateien im Netzwerk. Die Media-Variante ist auch für Fotos, Internet-Radio und Videos zuständig. Der Server lässt sich komplett über ein Web-Interface steuern, somit kann ihn jeder Rechner im Haus konfigurieren oder abschalten. Die Software erlaubt umfangreiche Einstellungen und berücksichtigt sogar kleine Hardware-Fehler aktueller Geräte, beispielsweise ermöglicht Twonkyvision das Abspielen von Divx auf einem Netgear MP115. Besonders für große Installationen mit mehreren Teilnehmern empfiehlt sich Twonkyvision wegen der hohen Geschwindigkeit.

NERO MEDIAHOME: Die Server-Software von Ahead ist im Programmpaket von Nero enthalten. Sie erlaubt vielfältige Einstellungen, ist aber auch etwas speicherhungrig. Dafür kann Mediahome Audio- und Videodateien direkt in ein bestimmtes Format decodieren, um etwa einem Streaming-Client genau das Format anzuliefern, das er am besten decodieren kann. Die Indizierung bei Nero ist aufwendig und dauert ziemlich lange. Bei vielen Dateien ist die Software vergleichsweise langsam.

MEDIA CENTER: Wer einen Wohnzimmer-PC mit der Windows Media Center Edition nutzt, kann damit ebenfalls auf einen UPnP-Server zugreifen. One2-Share bietet ein Plug-in für den Windows Media Player. Das macht jeden MCE-PC zu einem UPnP-Client. Auch die nötige Server-Software gibt es unter www.one2share.com. Um Daten zu streamen, gibt es noch das VLCMedia- Plug-in. Es kann jedoch nur in Echtzeit streamen und bietet keine Server-Funktionen. In Verbindung mit einer DreamBox kann VLC sogar das aktuelle Fernsehprogramm über das Netzwerk bringen.

Rechte

Durch eine Netzwerkverbindung alleine kann man jedoch nicht auf die Dateien und Ressourcen der anderen Rechner zugreifen. In beiden Fällen wird generell zwischen Lese- und Schreibzugriff unterschieden.

Bei der Benutzerfreigabe ist es möglich, dass Benutzer 1 den Inhalt nur lesen darf, während Benutzer 2 lesen, schreiben und löschen darf. Ordner oder ganze Festplatten können jedoch auch für alle Benutzer freigegeben werden.

Das ist schnell und effektiv, erlaubt jedoch weniger Feinheiten in den Einschränkungen. Bei einem UPnP-Server ist meist nur eine ordnerbezogene Freigabe möglich, die einzelnen Clients zählen also nicht als Benutzer.

Fazit

Dank des UPnP-Standards sind keine tiefgreifenden Netzwerkeinstellungen und Expertenkenntnisse notwendig.

UPnP-Geräte werden einfach über Kabel oder WLAN in ein Netzwerk integriert und kommunizieren automatisch miteinander, um sich abzustimmen. Sobald ein UPnP-Gerät eine gültige Netzwerkadresse besitzt, meldet es sich bei den anderen Netzwerkteilnehmern an und gibt die eigenen Eckdaten und Hardware-Eigenschaften weiter.

Der UPnP-Server, auch Kontrollpunkt genannt, kann diese Informationen verarbeiten und mit bestimmten Kommandos sogar Geräte steuern. So wäre es theoretisch möglich, mit dem Lichtschalter seine kompletten Netzgeräte hochfahren zu lassen, denn UPnP beschränkt sich nicht nur auf Audio- und Video-Streaming, sondern hat auch Ansätze für eine komplette Haussteuerung.

Damit die Geräte reibungslos zusammenarbeiten, kann der Server auch bestimmte Statusinformationen der vorhandenen Clients abonnieren. So erfährt der Server in Sekundenschnelle, welche Geräte im Netz ihren Status ändern. (digitalworld/cm)

Glossar

CLIENT: Der Teilnehmer eines Netzwerks. Jedes Gerät, das sich in einem Netzwerk befindet und Datenverarbeitung betreibt, nennt sich Client. Ein Switch ist beispielsweise kein Client. Ein Streaming-Client kann sowohl ein Rechner als auch ein DVD-Player oder Sat-Receiver mit UPnP-Funktionalität sein.

DHCP: Ein DHCP (Dynamic Host Confi guration Protocol) teilt Rechnern im Netzwerk IP-Adressen zu. Normalerweise verteilt ein DHCP auch die Subnetzmaske, die Gateway und die DNS-Adresse. Das ermöglicht eine schnelle und einfache Netzwerkkonfiguration.

DNS: Ein so genannter Domain Name Service beziehungsweise ein Domain Name Server setzt Internet-Adressen in IP-Nummern um. Gibt man am UPnP-Client (oder Web-Browser) www.digitalworld.de ein, wandelt der zuständige DNS die Adresse in 217.111.81.110 um und leitet die Daten dorthin weiter.

GATEWAY: Ein Gateway verbindet verschiedene Netzwerke miteinander. Im Heimnetzwerk verbindet er das lokale Netz mit dem Internet – der Router übernimmt diese Aufgabe. Viele UPnP-Geräte verlangen die Angabe eines Gateways als IP-Adresse.

IP: Die IP-Adresse ist eine eindeutige Nummer für einen PC im Netzwerk. IP steht für Internet Protocol, eine IP-Adresse besteht aus vier Zahlen zwischen 0 und 255. Das ermöglicht 4.294.967.296 verschiedene Adressen und sieht zum Beispiel so aus: 164.132.15.3.

MBIT: Das Maß für die Geschwindigkeit eines Netzwerkes. Es gibt 10 MBit (1,25 MB pro Sekunde), 100 MBit (12,5 MB pro Sekunde) und 1 GBit (= 1000 MBit, 125 MB pro Sekunde).

PING: Ein Ping ist ein kleines Datenpaket, das vom Empfänger einfach zurückgeschickt wird. Damit kann man plattformübergreifend feststellen, ob ein bestimmter Zielcomputer im Netzwerk verfügbar ist und wie schnell die Verbindung zu ihm ist.

SERVER: Es gibt Hardware- und Software-Server. Hardware-Server sind allein dazu bestimmt, Daten an die Clients zu verteilen. Durch ein Server-Programm kann auch ein herkömmlicher PC als Server fungieren. Bei UPnP kann das Server-Programm laufen und trotzdem jemand parallel am PC arbeiten.

SUBNETZMASKE: Eine Subnetzmaske dient dazu, Netzwerksegmente voneinander zu trennen. Sie wird wie eine IP-Adresse gebildet. Das Netzwerk im Erdgeschoss kann beispielsweise die Subnetzmaske 255.255.255.255 besitzen und das im ersten Stock die 255.255.255.1 . Durch logische Verknüpfung mit der IP-Adresse wird die Zugehörigkeit eines Teilnehmers zu einem Subnetz festgestellt.