Ein Jahr neues Widerrufsrecht

Händler verschonen Verbraucher

18.06.2015 von Christian Töpfer
Vor über einem Jahr, am 13. Juni 2014, ist das neue Widerrufsrecht in Kraft getreten. Seither sind die Kosten der Rücksendung grundsätzlich vom Online-Käufer zu übernehmen. Doch es zeigt sich, dass nur wenige Verbraucher die Kosten für die Retouren tragen müssen.

Nach einem Jahr kann man ein Fazit der überarbeiteten EU-Verbraucherrechterichtlinie 2011/83/EU ziehen. Die anfängliche Vermutung, der Verbraucher müsse fortan bei jedem Widerruf die Rücksendekosten tragen, hat sich nicht bestätigt. Der Großteil der Online-Händler zeigt sich kulant und übernimmt die Kosten. Dennoch haben einige Online-Shops ihre kundenfreundliche Strategie überdacht.

Das hat eine Studie von Idealo ergeben, einem Internet-Preisvergleichsportal. Dafür wurden aus den 100 klickstärksten Online-Shops bei idealo die 50 Shops mit den höchsten nationalen Alexa Traffic Ranks herangezogen.

Deutsche Online-Händler sind besonders kundenfreundlich: Ein Jahr nach Inkrafttreten des neuen Widerrufsrechts müssen nur wenige Verbraucher die Kosten für die Retouren selbst tragen.
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Obwohl Online-Händler laut der neuen Widerrufsregelung ihren Kunden die Retourenkosten auferlegen können, zeigen sich die meisten Anbieter kulant: 88 Prozent der untersuchten Online-Shops übernehmen die Versandgebühren im Falle eines Widerrufs. Im vergangenen Jahr waren es noch 94 Prozent gewesen.

Warenwertgrenze und Rückgabefrist

Nach wie vor knüpfen einige Händler den kostenlosen Rückversand an bestimmte Bedingungen, wie etwa die Verwendung des mitgelieferten Rücksende-Etiketts. Die vorher gängige Praxis, die Rücksendekosten erst ab einem Warenwert von 40 Euro zu übernehmen, wird kaum noch angewendet. Immerhin acht Prozent der untersuchten Online-Shops halten aber indirekt an der sogenannten 40-Euro-Klausel fest und setzen eine Warenwertgrenze als Bedingung für die Kostenübernahme. Kurz nach der Gesetzesneuerung waren es noch 16 Prozent gewesen.

Eindeutige Sache: In ungefähr neun von zehn Fällen übernimmt der Online-Händler die Kosten für die Retouren.
Foto: Idealo

Im internationalen Vergleich schneiden die deutschen Händler besonders großzügig ab. Verbraucher in Frankreich, Spanien oder Großbritannien müssen die Rücksendekosten meist selbst tragen. Von den spanischen Online-Shops lassen ganze 86 Prozent die Versandkosten im Widerrufsfall vom Kunden tragen.

Die gesetzliche Rücksendefrist im Widerrufsfall beträgt 14 Tage. Rund ein Viertel der Shops gibt sich auch in diesem Punkt kundenfreundlich und bietet eine freiwillig verlängerte Rückgabefrist an – meist 30 Tage.

Die größten Paketdienste in Deutschland im Vergleich – Hintergrund, Umsatz, Kennzahlen, Zusteller
DHL
<b>Hintergrund:</b> DHL gehört seit 202 zur Deutschen Post AG. Die Buchstaben stehen für die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Firmengründer Dalsey, Hillblom und Lynn. DHL betreibt in Deutsch­land 33 Paketzentren, 200 Zustellbasen und 3.000 Zustellstützpunkte. Kunden können in rund 12.000 Filialen und über 2.650 Packstationen Pakete in Empfang nehmen und an mehr als 29.000 Stellen abgeben. Firmensitz: Bonn <br><br> <b>Umsatz:</b> 3,75 Milliarden Euro (2013; Deutschland) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 1,02 Milliarden Pakete in Deutschland (2013) <br><br> <b>Zusteller:</b> DHL beschäftigt bundes­weit rund 62.000 Zusteller. Mit der Gewerk­schaft Verdi wurde vereinbart, maximal 990 der 39.800 Bezirke an Subunternehmer zu vergeben
DPD
<b>Hintergrund:</b> DPD gehört seit 2001 zur französischen GeoPost. Als Dynamic Parcel Distribution wurde DPD 1976 von 18 deutschen Speditions­firmen gegründet. DPD betreibt in Deutschland 75 Depots, in mehr als 5.000 Paket­shops können Kunden Pakete abholen und versenden. Firmensitz (D): Aschaffenburg <br><br> <b>Umsatz:</b> 4,39 Milliarden Euro (2013; Gesamtkonzern) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 320 Millionen Pakete pro Jahr in Deutschland <br><br> <b>Zusteller:</b> DPD lässt seine Pakete ausschließ­lich von Subunternehmen ausliefern. Die etwa 1.000 System­partner beschäftigen mehr als 8.000 Zusteller.
GLS
<b>Hintergrund:</b> Gehört zur britischen Royal Mail. Wurde 1989 als German Parcel gegründet und 1999 von der Royal Mail über­nommen und fortan unter dem Dach von General Logistics Systems weitergeführt. GLS-Kunden stehen deutsch­land­weit rund 5.000 Paket­shops zur Verfügung. Das Standort­netz besteht aus 60 Depots, 18 davon dienen zusätzlich als regionale Verteilzentren. Firmensitz (D): Neuenstein. <br><br> <b>Umsatz:</b> 1,96 Milliarden Euro (2013/14; Konzernumsatz) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 404 Millionen Pakete pro Jahr weltweit <br><br> <b>Zusteller:</b> GLS wickelt die gesamte Paket­zustellung in Deutsch­land über Subunternehmen ab. Rund 4.500 Lieferfahr­zeuge sind dafür im Einsatz.
Hermes
<b>Hintergrund:</b> Hermes gehört zur Otto Group Hamburg. Unter dieser Marke agieren elf Gesell­schaften, die welt­weit handels­nahe und logistische Dienst­leistungen erbringen. Für die Zustellung von Paketen bis 31,5 kg ist die Hermes Logistik-Gruppe Deutschland GmbH (HLGD) verantwortlich. Sie betreibt sechs Hauptumschlagbasen, 59 Niederlassungen und mehr als 500 Sat-Depots. Firmensitz: Hamburg. <br><br> <b>Umsatz:</b> 2,08 Milliarden Euro (2013; Gesamtkonzern) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> ca. 300 Millionen Pakete pro Jahr in Deutschland <br><br> <b>Zusteller:</b> Die Sendungen werden an ca. 400 selbständige Zusteller (Subunternehmer) weitergegeben, die rund rund 10.000 Fahrer beschäftigen und 87 Prozent des Auftrags­volumens für Hermes zustellen. Bei Hermes selbst arbeiten ca. 570 Fahrer in Festan­stellung.
UPS
<b>Hintergrund:</b> Gehört zu United Parcel Service of America. UPS betreibt in Deutschland 72 Paketzentren, und verfügt über rund 2.500 Access-Point-Stand­orte, an denen Kunden Pakete abholen können. Firmensitz (D): Neuss <br><br> <b>Umsatz:</b> 44,5 Milliarden Euro (2013; Konzernumsatz) <br><br> <b>Transportvolumen:</b> 4,3 Milliarden Pakete pro Jahr weltweit <br><br> <b>Zusteller:</b> Die Gewerk­schaft Verdi geht davon aus, dass etwa 40 Prozent der Aufträge an Subunternehmer gehen, den Rest bewältigen Vollzeit-Angestellte von UPS.