Handwerks-Primus baut sich auf

20.03.2003
Das Handwerkspaket "Hwp-Win" von Sage KHK sorgte lange Zeit für Unmut. Nachdem die Schwachpunkte behoben sind, kauft der ERP-Hersteller jetzt einen seiner stärksten Widersacher. Mit dessen Händlern, Expertise und Kunden wollen die Frankfurter zum Marktführer avancieren.

Die Kriegskasse von Sage KHK scheint prall gefüllt zu sein. Nach der Übernahme von Gandke & Schubert und dem Lohnspezialisten S + P hat die Tochtergesellschaft der Sage Group jetzt die auf Kunden aus dem Handwerk spezialisierte Primus Software übernommen. Wie viel Geld die Frankfurter an den einstigen Wettbewerber überwiesen, wollte Peter Dewald, Geschäftsführer bei Sage KHK, nicht verraten. Der ERP-Hersteller habe aber 100 Prozent der nicht börsennotierten Aktiengesellschaft übernommen.

Das bestehende Handwerksgeschäft von Sage KHK "Hwp-Win" sowie das PC-Kaufmann-Handwerkspaket und das Geschäft der Primus Software AG (Primus Handwerk) werden in der neu gegründeten Sage KHK Business Unit "Handwerk" zusammengeführt.

Künftige Strategie bleibt noch unklar

Primus-Gründer Roland Piske leitet künftig die neue Geschäftseinheit. Der gelernte Metallbauer und Industriekaufmann kennt das Handwerksgeschäft aus eigener Erfahrung. Neben einer Messebaufirma führte Piske auch einen Dachdeckerbetrieb. Der Bruder des Unternehmensgründers, Sven Piske, bisheriger Finanzvorstand der Primus AG, soll in der Handwerks-Unit von Sage KHK die Verantwortung für Vertrieb und Marketing übernehmen.

Die 1990 gegründete Primus Software mit Sitz in Dreieich hat laut eigenen Angaben einen Stamm von 11.000 Kunden sowie ein Vertriebsnetz von 250 Fachhändlern. Die Markennamen"Hwp-Win" und "Primus 2000" werden den Angaben zufolge erhalten bleiben. Dachmarke für alle Anwendungspakete wird Sage sein, die Produkte von Primus werden entsprechend Sage Primus Handwerk genannt.

Primus-Fibu wird eingestellt

Primus-Fachhandelspartner sollen laut Sage KHK weiterhin die bestehenden und neuen Lösungen vermarkten. Ob und unter welchen Voraussetzungen Vertriebspartner von Hwp-Win beziehungsweise Primus 2000 das jeweils andere Produkt vermarkten können und wie diese künftig positioniert werden, ließ Sage-KHK-Geschäftsführer Dewald jedoch offen.

Der ERP-Hersteller teilte aber mit, dass die Produktlinien von Sage KHK und Primus unabhängig voneinander weitergeführt und entwickelt werden. Zumindest für drei Jahre. Darüber hinaus wollte sich Roland Piske nicht festlegen. Beide Handwerkspakete laufen unter Windows, aber nur Hwp-Win unterstützt derzeit die Microsoft-Datenbank "SQL-Server".

Piske sieht zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, Primus 2000 für den Datenbankserver der Redmonder auszulegen. Für eine Einplatzlizenz seines Hauptmoduls verlangte er bislang 790 Euro. Mit Funktionserweiterungen könnten aber bis zu 4.000 Euro zusammenkommen, wobei jeder weitere Arbeitplatz mit 15 Prozent der Kaufsumme zu Buche schlug. Das Hauptpaket von Hwp-Win kostet laut Preisliste für die "Line 100" 1.995 Euro. Für Erweiterungen wie "Kasse" oder "Nach-Kalkulation" fallen jeweils 995 Euro an. Eine Client-Lizenz für die Vollversion des SQL Server schlägt nochmal mit 595 Euro zu Buche.

Ob beide Produkte langfristig am Markt überleben oder nur eines, ist noch offen. Fest steht aber, dass im Gegensatz zu den "CAD-Produkten" von Primus deren DOS-basierte Finanzbuchhaltungs-Software nicht mehr weiterentwickelt wird. "Wir werden unseren Kunden eine Upgrade-Angebot zur Sage-Fibu machen", betont Piske.

www.sagekhk.de

www.primus.de

ComputerPartner-Meinung

Der klar definierte Handwerksmarkt lässt für zwei Produktlinien aus einem Haus keinen Spielraum. Da Hwp-Win bereits Microsoft "SQL Server" unterstützt und höhere Preise realisiert, wird sich das Sage-KHK-Produkt durchsetzen. Mit dem Know-how, der installierten Basis und dem Vertriebskanal von Primus haben die Frankfurter aber das Potenzial, sich als die Nummer eins im Handwerksgeschäft zu etablieren. (hei)