Sequentielles Wachstum

Handy-Weltmarkt leicht im Aufwind

04.11.2009
Aufs Jahr gesehen mit sechs Prozent immer noch im Minus, ist der weltweite Handy-Markt vom zweiten zum dritten Quartal 2009 laut IDC um 5,6 Prozent gewachsen.

Aufs Jahr gesehen mit sechs Prozent immer noch im Minus, ist der weltweite Handy-Markt vom zweiten zum dritten Quartal 2009 laut IDC mit 287,1 Stück um 5,6 Prozent gewachsen. Während Nokia sich trotz leichter Einbrüche im Jahresvergleich sich immer noch an der Spitze halten konnte, haben die koreanischen Riesen Samsung und LG auf den Plätzen zwei und drei sehr stark zugelegt, Sony Ericsson und Motorola hingegen hohe Einbußen hinnehmen müssen.

"Seit Ausbruch der Wirtschaftskrise zeigt der Handymarkt erstmals wieder Zeichen einer Besserung", sagt IDC-Senioranalyst Ramon Llama. Ihm zufolge im Wesentlichen dazu beigetragen haben Channel-Promotions zum Abverkauf älterer Modelle zu attraktiven Preisen.

Im vierten Quartal wird sich das Abwerfen der Altlasten für die Anbieter in höheren Profiten durch Launch ihrer Flaggschiffe niederschlagen, um die anhaltende Nachfrage bedienen zu können, so der Marktforscher.

Wirtschaftskrise wirft weiter ihre Schatten

Llamas Kollege Will Stofega merkt an: "Obwohl einige Regionen noch mit den Problemen im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise ringen, hat das dritte Quartal geholfen, den Channel zu bereinigen und die nötigen Zeichen für eine zusätzliche Verbesserung der Lage im vierten Quartal zu setzen." Weiter fügt er hinzu, dass die Anbieter trotz der Aussicht auf eine langsamere wirtschaftliche Erholung gut beraten sind, sowohl ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu erhöhen als auch ihr Produktportfolio breit anzulegen, um sich im Fall der Markterholung die beste Wettbewerbssitution zu sichern.

In Nordamerika haben Smartphones und Prepaid-Handys das Wachstum vorangetrieben, der kanadische Markt ist aber trotz zweistelliger Wachstumszahlen im Smartphone-Bereich im Vergleich zum zweiten Quartal und zum Vorjahr weiter eingebrochen.

Lateinamerika hat sich immer noch nicht von der Wirtschaftskrise erholt, was sich auch in den Handy-Verkaufszahlen niederschlägt. Erschwerend kommt hinzu, dass in Mexiko als einer der wichtigsten Märkte der Region massive Steuererhöhungen anstehen, welche auch die Telekommunikationsunternehmen treffen werden.

Zuwächse in Westeuropa

Der westeuropäische Markt zeigt dagegen deutliche Zeichen einer Erholung. Sowohl die Verkäufe von Smartphones als auch die von traditionellen Handys haben sich im Jahres- und Quartalsvergleich positiv entwickelt. Als Gründe dafür sieht IDC die Preiserosion in den Smartphone- und Einsteigerhandy-Segmenten ebenso wie neue Feature Phones von LG und Samsung im Midrange-Segment.

In Fernost hat sich das dritte Quartal für die Handy-Anbieter schlechter entwickelt als erwartet. Selbst so wichtige Schlüsselmärkte wie China, Indien und Indonesien sind leicht eingebrochen, was zeigt, dass die Erholung länger dauern wird als von den Marktforschern erwartet. Die Smartphone-Verkäufe in der Region sind aber übers Jahr gesehen gut zweistellig gewachsen.

Koreas Riesen geben Gas

Nokia sah sich im dritten Quartal einem fortgesetzten Druck ausgesetzt und musste einen Umsatzeinbruch von 20 Prozent für sich verbuchen. Selbst in der wichtigen Bastion der Smartphone hat das finnische Unternehmen Federn lassen müssen und viel an die oben genannten beiden koreanischen Riesen verloren. Sein Smartphone-Marktanteil ist von 41 auf 35 Prozent gesunken. Das hat Nokia aber nicht davon abgehalten, durch Zukäufe (Doplr) und Investitionen (Plum Ventures) seinen Service-Arm zu stärken.

Samsung sieht sich mit 60 Millionen Handys und Smartphone im dritten Quartal auf einen guten Weg, das Jahresverkaufsziel von 200 Millionen zu erreichen. Zum Erfolg beigetragen haben nicht nur Touchscreen- und QWERTY/Z-Modelle, sondern auch günstige Einsteigerhandys für Länder der Dritten Welt. Im vierten Quartal will das koreanische Unternehmen strategische neue Smartphones auf Android- und Linux-Basis auf den Markt bringen.

LG Electronics hat im dritten Quartal erstmals die 30-Millionenmarke passiert, fast die Hälfte der verkauften Mobiltelefone kosten allerdings weniger als 100 US-Dollar. Neue Android- und Windows-Modelle sowie eine Profilverbesserung in Indien und China im vierten Quartal sollen die Zukunft für eine bessere Wettbewerbsposition ebenen.

Für Hideki Komiyama war das dritte Quartal das letzte als Präsident von Sony Ericsson. Unter seiner Ägide hat das Unternehmen stark an der Kostensenkung und Erhöhung der Profitabilität gearbeitet. Was ihm aber fehlt, sind günstige Einstiegsprodukte zum Abferdern der Rezession, weshalb die Verkaufszahlen im Jahresvergleich um über 45 Prozent eingebrochen sind.

Motorola ist derweil mit noch größeren Einbrüchen auf Platz fünf abgerutscht. Neben fortgesetzten Kostensenkungsmaßnahmen will das Unternehmen nun lang erwartete Produkte wahrmachen, so das Android-getriebene Cliq/Dext-Smartphone wie auch das Droid.

Handy-Weltmarkt Q3/09 (in Mio. laut IDC)

Anbieter

Stückzahl Q3/09

Stückzahl Q3/08

Marktanteil Q3/09

Marktanteil Q3/08

+/- J/J

Nokia

108,5

117,9

37,8

38,6

-8,0%

Samsung

60,2

52,0

21,0%

17,0%

+15,9

LG

31,6

23,0

11,0%

7,5%

+37,3%

Sony Ericsson

14,1

25,7

4,9%

8,4%

-45,2%

Motorola

13,6

25,4

4,7%

8,3%

-46,4

Andere

59,1

61,5

20,6%

20,1%

-3,9%

Gesamtmarkt

287,1

305,4

100%

100%

-6,0%

2010 will Motorola noch mehr in Richtung Smartphones und weg von traditionellen Handys gehen und erhofft sich davon eine bessere Margensituation. Laut TSR (Tech Siciety Research) haben Smartphones Ende August 2009 schon 17 Prozent des Handy-Weltmarktes ausgemacht. (kh)