HDTV - das Fernsehen der Zukunft und seine Vermarktung

02.01.2008
In diesem Teil der Trend-Studie "Die Zukunft der digitalen Unterhaltungselektronik" zeigt der Bitkom auf, welche Auswirkungen HDTV auf den TV- und gesamten CE-Markt hat.

High-Definition-TV war schon auf der IFA 2005 das beherrschende Thema. In diesem Jahr wurden weitere Rahmenbedingungen für die erhoffte erfolgreiche Vermarktung von HD-TV geschaffen. Mit LCD- und Plasma-TV-Geräten beherrscht die Industrie das Thema High Definition inzwischen technologisch perfekt. Neben der Auflösung des Displays ist ein entsprechender Eingang wie HDMI oder DVI erforderlich, um die Bildsignale von HD-TV-Set-Top-Boxen sowie anderen hochauflösenden Programmquellen verarbeiten zu können.

Wie der Bitkom in seiner Trend-Studie "Die Zukunft der digitalen Unterhaltungselektronik" aufzeigt, liegen Die Vorteile von HD-TV gegenüber dem bisherigen Standard-Fernsehen auf der dand: deutliche Steigerung der Bildschärfe (statt bisher ca. 400.000 Pixel jetzt bis zu 2 Mio. Pixel), natürlichere Farben (bis zu 7 Mio. Farben statt der bisher 2 Mio. Farben bei PAL) sowie verbesserter Klang durch mögliche Unterstützung von Mehrkanal Surround-Sound 5.1

Die Industrie einigte sich unter Federführung der EICTA (European Information, Communication and Consumer Electronics Industry Technology Association) Anfang 2005 auf ein Mindestanforderungs- Label für Geräte, die hochauflösendes Fernsehen wiedergeben können. Das "HD-Ready-Logo" gewährleistet unter anderem, dass das Display mindestens eine native Auflösung von 720 Zeilen hat und die Formate 720p (720 Zeilen im Vollbildverfahren) und 1080i (1080 Zeilen im Halbbildverfahren) annehmen kann. Das Empfangsteil bleibt dabei unberücksichtigt.

Jetzt, nach der IFA 2007 wird - zumindest bei größeren Displays - der Durchbruch der Fernseher mit dem Logo "HD-ready 1080p" erwartet, welches zum 30. August 2007 vorgestellt wurde. Dieses Logo wurde ebenfalls unter der der Führung des EICTA für Geräte entwickelt, die neben weiteren technischen Spezifikationen eine native Auflösung von wenigstens 1080 x 1920 Bildpunkten im Vollbildverfahren haben (1080p). Diese Auflösung entspricht der bestmöglichen Auflösung von Videobildern und ermöglicht noch schärfere und detailreichere Bilder, die dann auch pixelgenau (also ohne das analoge Relikt der Overscan-Darstellung) dargestellt werden können.

Der kritische Konsument wird allerdings fragen: "Kann ich denn schon HD-TV-Programme mit diesen Geräten empfangen? Wer strahlt sie aus?" Hochauflösende Angebote gibt es 2007 vor allem bei Premiere, SAT 1, Pro Sieben und Anixe.HD. MTV hat im Oktober 2007 angekündigt, bereits in 2008 einen paneuropäischen HD-TV-Kanal zu starten. Das vorherrschende Format ist 720p bzw. 1080i.

ARD und ZDF werden – nach aktuellem Stand – erst zur Winterolympiade 2010 mit der schrittweisen Umstellung auf HD-TV beginnen, allerdings aller Voraussicht nach ebenfalls nicht in 1080p. Der Grund für die Zurückhaltung aller Sender ist der bei 1080p nochmals deutlich höhere Bandbreitenbedarf als bei 720p oder 1080i.

Die fehlende Verfügbarkeit massenrelevanter TV-Sendungen in der HD-Qualität führt nach allgemeiner Auffassung der Geräteindustrie zu einer unnötigen Verschiebung von Käufen und zu einer inzwischen spürbaren Verbraucherunzufriedenheit.

Der geringe zur Zeit in deutscher Sprache verfügbare gesendete HD-Content ist hauptsächlich über Satellit, teilweise per Kabel aber auch über VDSL zu empfangen (IP-TV). Mit dem digitalen Antennenfernsehen DVB-T kann HD-TV (noch) nicht empfangen werden. Das wäre mit dem Nachfolger DVB-T2 technisch möglich, die Frage einer eventuellen Umstellung in Deutschland steht erst am Anfang der Diskussion.

Allerdings gibt es - trotz der effizienteren Codierung - angesichts der benötigten wesentlich höheren Bandbreite natürliche Beschränkungen bzgl. einer Einführung von HD-TV in der Terrestrik, da die zur Verfügung stehenden Bandbreiten hier besonders knapp sind.

Ein HD-taugliches (zusätzliches) Empfangsteil ist bei HD-TV in jedem Fall zwingend erforderlich. Einige TV-Modelle haben es bereits eingebaut – manche verfügen auch über integrierte Festplattenrekorder, die bereits Sendungen in HD-TV-Format aufzeichnen können. In Frankreich sollen – bisher als einzigem Land in Europa – HD-taugliche Empfänger in HD-TV-Geräten ab Ende 2008 zwingend vorgeschrieben werden.

HD-interessierte Konsumenten legen sich inzwischen vermehrt Blu-ray- oder HD-DVD-Player zu und können somit Hollywoodfilme in HD kaufen oder leihen. Auf den Nachfolgeformaten der DVD können die Aufnahmen mit maximaler Auflösung (1080p) abgespeichert werden und bieten somit jetzt bereits die höchste derzeit verfügbare Qualität.

Inzwischen besitzen 14,7 Prozent aller deutschen Fernsehhaushalte einen Flachbildfernseher, und davon können 79 Prozent der Geräte hoch auflösende Bilder darstellen – HD ready oder Full HD. Für 2007 wird der Absatz von 4,4 Mio. Flachbildschirmen erwartet (Bitkom); der Anteil der HD-fähigen TV-Geräte dürfte dann auf 83 Prozent (= 3,65 Mio.) steigen.

Die Gesamtausstattung der deutschen Haushalte mit TV-Geräten hat sich 2006 aufgrund der starken Nachfrage nach Flachbildschirmgeräten auf rund 96 Prozent erhöht, entsprechend 37,6 Mio. (ohne Zweit- und Drittgeräte).

Flachbildschirme erhöhten ihren Anteil auf über 15 Prozent. Die Masse der genutzten TV-Geräte – 31,8 Mio. – sind Fernseher mit analoger Technik. Bei fortschreitender Verbreitung digitaler, hoch auflösender Empfangstechnik bietet sich somit in den nächsten Jahren ein enormes Ersatzbeschaffungspotenzial für HD-taugliche Geräte.

Danach dürfte sich die Zahl der HD-TV-Haushalte mit aktiver und passiver Nutzungsmöglichkeit bis 2010 auf 17,8 Mio. erhöhen und somit bereits fast 50 Prozent der Haushalte umfassen. In 2011 wird voraussichtlich mehr als die Hälfte der deutschen TV-Haushalte über ein HD-TV-taugliches Endgerät verfügen, und die Zahl der aktiven Nutzer wird sich – mit der ab 2010 erwarteten starken Ausweitung hoch auflösender TV-Programme – kräftig erhöhen. Die zunehmend von HD-Technologie getriebene Entwicklung im TV-Segment berührt auch andere Produktgruppen der CE.

Marktentwicklung TV-Empfang

Der Fernsehempfang der deutschen Haushalte hat sich in den zurückliegenden Jahren deutlich zum digitalen Empfang hin verschoben. Insgesamt rund 17,85 Millionen deutscher Haushalte schauen heute digital Fernsehen – das sind gut 45 Prozent. 21,75 Millionen Haushalte empfangen ein analoges TV-Signal. Dies ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) im Vorfeld der IFA.

Führend bei der Digitalisierung ist der Satellitenbereich: 10,33 Millionen Haushalte empfangen via Satellit digital. Hier benötigt der Nutzer eine so genannte Set-Top-Box als Empfänger. Aber auch knapp 6 Millionen Kabelhaushalte empfangen bereits digital und haben damit Zugang zu einem umfangreichen Programmangebot.

Dagegen ist die Zahl der Digital-Haushalte, die terrestrisch empfangen – also über Fernsehsender auf der Erde – mit 1,507 Millionen eher bescheiden. Dies entspricht gerade einmal 8 Prozent der Haushalte mit digitalem Empfang bzw. 3,5 Prozent aller Haushalte. Allerdings ist der prozentuale Anteil der Digital-Haushalte innerhalb der Terrestrik mit 77 Prozent vergleichsweise hoch. Der Grund: In fast allen Ballungsgebieten wurden die analogen Fernsehsender abgeschaltet. Knapp 100.000 Haushalte empfangen Fernsehen bereits über das Internet (IP-TV). Dank der so genannten Rückkanalfähigkeit können diese Zuschauer interaktive Zusatzdienste und On-Demand-Angebote besonders einfach nutzen.

Im nächsten Teil der Serie beschäftigen wir uns mit dem IPTV-Markt. (go)