Sicherheitszeichen beachten

Hersteller kämpfen gegen Supplies-Fälscher

26.10.2011 von Armin Weiler
Dass die Originalhersteller mit Tinte und Toner viel Geld verdienen, ist unbestritten. Zieht man die aufwendigen Entwicklungskosten und eine eventuelle Quersubventionierung des Druckers ab, kann mit relativ geringem Einsatz eine große Gewinnspanne realisiert werden.
"Der europäische Zollbericht weist allein acht Prozent für die Druckindustrie im Jahr 2010 aus, bezogen auf Zollbeschlagnahmungen an den europäischen Grenzen", Monika Jacoby, Pressesprecherin bei Kyocera.

Dass die Originalhersteller mit Tinte und Toner viel Geld verdienen, ist unbestritten. Zieht man die aufwendigen Entwicklungskosten und eine eventuelle Quersubventionierung des Druckers ab, kann mit relativ geringem Einsatz eine große Gewinnspanne realisiert werden. Das lockt nicht nur Anbieter an, die durch legale Nachbauten oder wiederbefüllte Patronen unter eigenem Label eine preisgünstige Alternative bieten, auch Fälscher haben diesen Markt für sich entdeckt.

Auch wenn die Druckerhersteller nicht gerne über dieses Thema sprechen: Das Aufkommen dieser Fälschungen ist gewaltig, aufgrund der weltweiten Finanzkrise mit steigender Tendenz. "Der europäische Zollbericht weist allein acht Prozent für die Druckindustrie im Jahr 2010 aus, bezogen auf Zollbeschlagnahmungen an den europäischen Grenzen", weiß Monika Jacoby, Pressesprecherin bei Kyocera. Doch das sind nur die Fälschungen, die vom Zoll entdeckt werden. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer mindestens doppelt so hoch ist. Dabei entgehen den Unternehmen nicht nur die Einnahmen. Die in der Regel minderwertigen Fälschungen werden nicht als solche erkannt. Fehlfunktionen, schlechte Druckqualität oder Totalausfälle der Drucker werden dann dem Originalhersteller angelastet und schaden auf Dauer dem Image.

"Wir schulen regelmäßig die zuständigen Behörden über Merkmale und bekannte Einfuhrwege von Fälschungen", Elahinija, Leiter Marketing bei Epson

Wie groß das Fälschungsaufkommen bei den einzelnen Marken ist, darüber halten sich die Hersteller bedeckt, dass es aber ein ständiges Ärgernis für die Unternehmen ist, darüber sind sich alle einig. "Zu der Menge der gefundenen Fälschungen von Epson-Original-Verbrauchsmaterialien können wir keine Auskunft geben", sagt Schahin Elahinija, Leiter Marketing bei Epson. Allerdings wissen auch die Spezialisten nicht wirklich, in welchen Umfang die Fälschungen im Umlauf sind. "Der Fälschungsmarkt ist noch unübersichtlicher als der Markt der Fremdanbieter", erläutert Britta Hoffmann, Business Unit Manager Printing bei Brother. Hoffmann betont dabei die Mitverantwortung des Handels, der sich gegen das Risiko absichern muss. Dies ist aber manchmal leichter gesagt als getan. Selbst auf Supplies spezialisierte Distributoren sitzen mitunter Fälschungen auf. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.

Fälschungen aus China

"In Verdachtsfällen zögern wir auch nicht, die Polizei und den Zoll hinzuzuziehen, um Fälschungen aus dem Verkehr zu ziehen." Christine Zech, Marketing Supplies Manager bei Hewlett-Packard

Immer wieder werden Fälscherwerkstätten ausgehoben, doch der Kampf der Druckerhersteller gleicht dem des Herakles mit der Hydra: Hat man einen Kopf abgeschlagen, wachsen zwei wieder nach. Nach Ermittlungserkenntnissen sitzen die Fälscher häufig in China. Entsprechend schwer ist es, ihnen beizukommen. Die Strafverfolgungsbehörden müssen sich dann auf diejenigen konzentrieren, die die Ware hierzulande in Verkehr bringen. Hierbei arbeiten Hersteller und Ermittler eng zusammen. Aber auch in Europa werden Werkstätten ausgehoben.

In zwei aktuellen Fällen kamen Lexmark-Ermittler Fälschern in Griechenland und in der Türkei auf die Spur. "Konsequentes Handeln und die gute Zusammenarbeit mit dem Handelskanal haben dabei geholfen, die Anzahl der Fälschungen zu reduzieren", gibt sich Birgit Houscht, Director Supplies D-A-CH bei Lexmark, optimistisch. "In Verdachtsfällen zögern wir auch nicht, die Polizei und den Zoll hinzuzuziehen, um Fälschungen aus dem Verkehr zu ziehen", warnt Christine Zech, Marketing Supplies Manager bei Hewlett-Packard, die Supplies-Kriminellen. Auch bei Epson setzt man auf die enge Zusammenarbeit mit den Ermittlern: "Wir schulen regelmäßig die zuständigen Behörden über Merkmale und bekannte Einfuhrwege von Fälschungen", berichtet Marketingleiter Elahinija.

Sicherheitsmerkmale entlarven Fälschungen

"Der Fälschungsmarkt ist noch unübersichtlicher als der Markt der Fremdanbieter", Britta Hoffmann, Business Unit Manager Printing bei Brother.

Ein wichtiger Bestandteil des Kampes gegen die Fälschungen ist die Information des Handels. Gibt man allerdings zu offensiv Auskunft über die zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen, läuft man Gefahr, dass man damit auch den Fälschern in die Karten spielt. "Ein guter Indikator ist zum Beispiel das in die Verpackung eingebaute Hologramm, das sogenannte Color Shifting Label, das nur sehr schwer nachzuahmen ist. Es gibt noch weitere Merkmale, die wir hier aber nicht im Einzelnen aufführen möchten", erklärt Epson-Manager Elahinija.

Bei Kyocera versucht man in einem weltweiten Projekt, der Fälschungen Herr zu werden: "Die Strategie besteht im Wesentlichen aus technischen Sicherungsmaßnahmen, Marketingaktivitäten und der Ausschöpfung juristischer Möglichkeiten zur Bekämpfung von Produktpiraterie", erläutert Kyocera-Sprecherin Jacoby.

Hewlett-Packard informiert in einem Merkblatt darüber, wo auf den Verpackungen Sicherheitslabels angebracht sind.

Auch bei HP setzt man auf Prävention und auf die Aufklärung von Kunden und Händlern. So stellt der Hersteller einen umfangreichen "Leitfaden zur Bekämpfung von Produktfälschungen" bereit, der hier heruntergeladen werden kann.

Eine wesentliche Maßnahme zur Vorbeugung nennen fast alle Druckerhersteller: Händler sollen ihre Verbrauchsmaterialien nur bei den autorisierten Supplies-Distributoren beziehen. "Wer sein Verbrauchsmaterial ausschließlich bei einem autorisierten Distributor kauft, braucht sich mit einem solchen Thema nicht zu beschäftigen", so die Brother-Managerin Hoffmann abschließend. (awe)