Mittlere Risikobereitschaft besser

Hohe Risikofreude gefährdet Unternehmenserfolg

26.06.2008 von Armin Weiler
Risikobereitschaft hat nicht nur Auswirkungen auf die Entscheidung für oder gegen die Selbstständigkeit, sondern auch auf die spätere Entwicklung des Unternehmens.

Risikobereitschaft hat nicht nur Auswirkungen auf die Entscheidung für oder gegen die Selbstständigkeit, sondern auch auf die spätere Entwicklung des Unternehmens. Mittlere Risikobereitschaft bestimmt demnach bei Selbstständigen meist die Überlebensfähigkeit ihres neu gegründeten Unternehmens. Risikoaversion aber auch zu ausgeprägte Risikofreude führen dagegen eher zu Misserfolg und kurzer Lebensdauer der neuen Firma, wie das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in einer aktuellen Erhebung zeigt. Der langfristige Erfolg könne am ehesten durch Zurückhaltung hinsichtlich der eigenen Risikobereitschaft oder die Kombination aus riskanten und sicheren Projekten erzielt werden.

"Schon in einer vorangegangenen Studie hat sich gezeigt, dass jene Personen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eher risikoliebend sind", sagt Marco Caliendo, Studienautor und IZA-Arbeitsmarktexperte. Unter den untersuchten Unternehmern waren wiederum 60 Prozent der mittleren Risikobereitschaft und jeweils 20 Prozent den anderen beiden Gruppen zuzuordnen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 7,5 Prozent scheiterten Unternehmer mit mittlerer Risikobereitschaft im jeweils folgenden Jahr der Untersuchung. Deutlich höher (12,5 Prozent) lag die Wahrscheinlichkeit für das Ausscheiden aus der Selbstständigkeit dagegen bei geringer bzw. hoher Risikofreude. "Eine Erklärung weshalb risikoscheue Unternehmer scheitern ist für uns, dass zu niedrige Erträge erzielt werden, wenn man kein Risiko eingeht", so Caliendo. Für sehr risikoaverse Unternehmer würde deshalb eine Arbeit in abhängiger Beschäftigung oft zu einer Besserstellung führen. Wagt man sich dagegen mit einer riskanten Geschäftsidee in die Selbstständigkeit, führe dies meist auch zu hohen Erwartungen hinsichtlich des Ertrages, die jedoch nicht immer erfüllt werden können und damit ebenfalls Misserfolg einbringen.

Innerhalb des untersuchten Zeitraumes blieben die prozentuelle Verteilung der verschiedenen Risikogruppen stabil. In den nächsten Jahren könnte die Zahl risikoscheuer Unternehmer laut Caliendo jedoch zunehmen. "Im Untersuchungszeitraum gab es viele Programme für Arbeitslose zur Reintegration in den Arbeitsmarkt wie etwa die Ich AG. Bei dieser Personengruppe spielt die Risikoeinschätzung jedoch eine eher geringe Rolle, was den gesamten Durchschnitt des Risikoprofils in den kommenden Jahren senken könnte", erklärt der Studienautor. Dazu trage auch die steigende Anzahl von Frauen bei, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Diese seien generell risikoscheuer und würden tendenziell eher ungern Fremdfinanzierungen annehmen.

Die Studienautoren untersuchten Daten des sozio-ökonomischen Panels aus den Jahren 2000 bis 2005, dabei wurden mehr als 7.000 Einzeldaten auf jährlicher Basis über das Verhalten von Selbstständigen erhoben. Die Einteilung der Unternehmer erfolgte in die drei Kategorien risikoscheu, mittlere Risikobereitschaft und sehr risikofreudig. Allein im Untersuchungszeitraum führte Misserfolg in 700 Fällen zum Scheitern der neuen Selbstständigkeit. (pte/mf)