Great Place to Work

"Homeoffice wird der Normalzustand für Knowledge Worker"

04.01.2022 von Alexandra Mesmer
Timo Elbert, Chef von Evora IT, ist überzeugt: Work-Life-Balance wird künftig eine größere Rolle spielen, da viele auch nach Corona im Homeoffice arbeiten werden und die höhere Sichtbarkeit des Privaten zu mehr Verständnis führt.
93 ITK-Unternehmen hat Great Place to Work in diesem Jahr zu besten Arbeitgebern gekürt. So viele wie nie zuvor. Evora IT aus Walldorf ist eines von ihnen.
Foto: Evora IT Solutions GmbH

Wie haben sich die Arbeitsbedingungen bei Evora IT verändert?

Timo Elbert: Da wir als Unternehmen bereits vor Corona ein sehr gut funktionierendes virtuelles Arbeitsmodell hatten, konnten wir auf diese Erfahrungen bauen und das Tagesgeschäft lief weitestgehend normal weiter. Die größte Veränderung betraf die Art der Zusammenarbeit mit Kunden: weniger Reisen, weniger soziale Kontakte, und Projekte, bei denen man die Beteiligten womöglich noch nie in Person getroffen hatte. Neu war die Homeoffice-Situation für einige Back-Office Mitarbeitende, die zuvor gewohnt waren im Büro zu arbeiten. Auch die frühere Trennung des Privaten und Beruflichen ging ein Stück weit verloren. Dass man nun die Familie rund um die Uhr um sich hat, Kinder und Haustiere bei Online-Meetings auftauchen, ist eine Herausforderung und Bereicherung zugleich.

Timo Elbert, Geschäftsführer bei Evora IT: "Es gibt eine unerwartete Offenheit gegenüber virtuellen Veranstaltungsformaten, mit der die professionellen Veranstalter nie gerechnet hätten."
Foto: Evora IT Solutions GmbH

Wie beleben Sie ihre Arbeits- und Teamkultur?

Elbert: Alles, was Evora ausmacht und trotz verteilter Belegschaft stark gemacht hat, wurde weiter ausgebaut und wo nur möglich "virtualisiert". Team-Meetings wurden interaktiver gestaltet, Social Games wie ein digitaler Adventskalender ins Leben gerufen, die "International Co-Working Week" komplett digital umgesetzt. Wir haben vieles ausprobiert, einiges wie die täglichen "Lunch Hangouts" oder wöchentlichen Yoga-Stunden hat sich überholt. Die zwei-wöchentlichen Team-Updates "Powwow" mit individuellen Konzepten und Moderation und die alle sechs Wochen stattfindenden Co-Working Online-Events sind geblieben.

Gemeinsame Feiern sind für die Kultur vieler von Great Place to Work ausgezeichneten Arbeitgeber wichtig. Wie haben Sie das gelöst?

Elbert: Die virtuelle Weihnachtsfeier mit von Evora finanziertem Essen im Kreis der Familie, moderierte Cocktail-Abende sowie Quiz- und Escape-Room-Spiele werden allen Beteiligten sicher positiv in Erinnerung bleiben. Die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen an sich war schon zuvor stark virtuell geprägt und hat sich daher kaum verändert. Die mittlerweile zehn in der Corona-Zeit hinzugewonnenen Mitarbeitenden gehören genauso zum Team, fühlen sich involviert und bescheinigten uns, dass unser "virtuelles Onboarding" auch in diesen schwierigen Zeiten gut funktioniert.

Ihre Prognose: Wie werden Sie nach Corona arbeiten?

Elbert: Wir gehen davon aus, dass in Zukunft weniger Reisetätigkeit stattfindet, einfach weil es günstiger und effizienter ist sowie die wertvolle Zeit der Consultants besser nutzt. Die Kunden haben gelernt, dass man sich nicht für alle Besprechungen vor Ort treffen muss. Intern werden mit Sicherheit wieder echte Vor-Ort-Events stattfinden, das fördert den Zusammenhalt und das Team-Gefühl. Aber "zurück auf Vor-Corona" wird es nicht gehen, dafür haben sich die modernen Collaboration-Tools einfach zu gut bewährt. Wir beobachten eine unerwartete Offenheit virtuellen und hybriden Konferenz-Formaten gegenüber, mit der die professionellen Veranstalter zuvor nie gerechnet hätten.

Was heißt das in Zukunft für die Work-Life-Balance?

Elbert: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird eine größere Rolle spielen, Homeoffice keine Sonderform, sondern der normale Zustand für die Knowledge Worker werden. Die höhere Sichtbarkeit des Privaten steigert die Akzeptanz und Verständnis für die Situation und Bedürfnisse von Kolleginnen und Kollegen, Kunden und Partnern. Diese Einblicke sollten wir nicht als Störung abtun, sondern wertschätzen. Wir haben so die Chance, die Beziehungen besser zu pflegen und wertvoller zu gestalten.