Neuer Servervorstoß

HP stellt neue Itanium-Rechner plus Partnerprogramm "AllianceONE" vor

28.04.2010
HPs langjährige Liaison mit Intels Itanium-Serverchips tritt in ein neues Stadium. Das Partnerprogramm "AllianceOne" soll Soft- und Hardwareanbieter auf die Plattform bringen - und es stellt den - vielleicht letzten - Versuchs HPs dar, der proprietären Serverlinie einen neuen Schub geben zu können.

Von Wolfgang Leierseder

HPs langjährige Liaison mit Intels Itanium-Serverchips tritt in ein neues Stadium. Das Partnerprogramm "AllianceOne" soll Soft- und Hardwareanbieter auf die Plattform bringen - und es stellt den - vielleicht letzten - Versuchs HPs dar, der proprietären Serverlinie einen neuen Schub geben zu können. Denn seit dem Markteintritt der Itanium-Chips im Jahr 2001 - man erinnere sich an den Namen "Merced" und die ihn begleitenden großen Ankündigungen einer Post-RISC-Serverarchitektur - hat sich die Reihe derer, die diesen Unix-Konkurrenten, unterstützen, stark gelichtet. Zudem sind auch immer weniger Software-Anbieter bereit, eigene Betriebssystemversionen für die Intel-Server zu unterstützen, wie die jüngsten Ankündigungen von Microsoft und Red Hat deutlich gemacht haben.

Schließlich ist allein HP, das seit 1995 zusammen mit Intel die Architektur des 64 Bit-Microprozessors entwickelt hat, als Itanium-Anbieter übrig geblieben. Die Konsequenz: Die Zukunft des Prozessors wird seit Jahren von vielen in Frage gestellt, und bei HP dürfte manchmal Katerstimmung aufkommen, erinnert man sich daran, dass man zugunsten dieses Prozessors die eigenen PA-RISC-Prozessoren aufgegeben hat.

Doch HP wäre nicht das IT-Schwergewicht, das es ist, wenn es so einfach klein beigeben würde. Im Gegenteil: Das Unternehmen stellte jetzt auf seiner Kundenmesse "Technology@Work" in Berlin neue Itanium-Rechner vor. Die unter dem Namen "Integrity" segelnden Server sollen als Bestandteil der von HP propagierten "Converged-Infrastructure"-Strategie Kunden durch die jetzt neu realisierte Serverarchitektur überzeugen.

Von x86 bis zum Superdome: eine Serverplattform

HP hat nämlich mit den neuen Itanium-Servern 9300 dafür gesorgt, dass Unternehmen erwarten können, eine einheitliche Technik-Basis von x86-Systemen bis zu den Hochleistungs-Superdome-Rechnern zu erhalten. Konkret bedeutet das für Kunden, dass sie Superdome 2-, Itanium- und x86-Blades in einem 19 Zoll-Schrank je nach Anwendungsbedarf frei konfigurieren können.

Dazu hat HP eigenen Angaben zufolge auch sein Blade-Konzept neu konzipiert. Die sogenannte "Blade-Scale-Architecture" umfasst nun Server, Speicher- und Netzwerk-Techniken. Letztere beinhalten die durch den 3Com-Kauf zum Portfolio gestoßenen Netzkomponenten, vor allem Core-Switches der H3C-Reihe. HP unterstreicht, dass bei der "Converged-Infrastructure"-Strategie standardisierte Komponenten zum Zuge kommen, so dass es für den Kunden einerlei ist, ob er Entry- oder Highend-Komponenten einsetzt - ihre Zusammenarbeit sei garantiert.

Das lässt sich anhand der vorgestellten Superdome-2-Systemen zeigen, mit denen HP erstmals nach zehn Jahren ein neues Serverkonzept in die Waagschale wirft.

So können sich in einem 19-Zoll-Rack Industriestandardeinschübe (Blades) für Prozessor-, Speicher- und Netzwerkkomponenten genutzt und zugleich parallel verschiedene Betriebssysteme - das ehrwürdige OpenVMS, HP-UX, Linux und Windows - betrieben werden. Die Superdome-2-Architektur ermöglicht des Weiteren, sich deutlich mehr als bisher der so genannten RAS-Eigenschaften (Reliability, Availability, Sustainability) zu bedienen. So können bis zu Acht-Sockel-Unix-Blades eingesetzt werden. Via Blade-Link-Technik können die Rechner von Zwei- auf Vier- und Acht-Sockel-Systeme - BL860c i2, BL870c i2 und BL890c i2 - erweitert und entsprechend neu konfiguriert werden. HP spricht in diesem Zusammenhang von Leistungsverbesserungen beziehungsweise Optimierungen von bis zu 450 Prozent. Das Ganze bei halber Stellfläche, deutlichen Verbesserungen bei der Kühlung und Stromverbrauch sowie einem gemeinsamen Management.

Zudem hat HP sein Unix-Betriebssystem HP-UX 11i aufgemöbelt. Die Version 3 bietet dem Unternehmen zufolge automatisiertes Workload-Management an sowie ein schnelles Failover. Je nach Geschäftserfordernissen könne die Leistungsstärke der Systeme vermittels virtueller Server angepasst werden.

Des Weiteren hat HP eine Unix-Version seiner Provisoning-Software "BladeSystem Matrix" entwickelt. Mit dieser Software können in einem System einheitlich unterschiedliche Server, Storage- und Netzwerkkomponenten abgerechnet werden.

Nicht zuletzt machte HP sich auch für das neue Partnerprogramm "AllianceOne" stark. Es soll Hard- und Softwareanbieter sowie Integratoren von den Vorzügen der Itanium-Strategie überzeugen und dafür sorgen, dass diese Anbieter für die Integrity-Plattform (weiter) entwickeln. HP zufolge sind eine Reihe namhafter Software-Anbieter wie Avaya, Citrx, IBM, Microsoft, Oracle, SAP und VMware bereits an Bord, ferner Hardware-Anbieter wie zum Beispiel F5, Fortinet und Riverbed.

Klar wurde bei der Ankündigung, dass HP sich nicht nur gegenüber Konkurrenten wie IBM und dessen Power 7-Rechner, Oracle/Sun und dessen Sparc-Angebote sowie die nicht genannte Cisco und deren "Unified Computing"-Server positioniert, sondern sich auch gegenüber den immer mächtiger Intel- und AMD-Server in Stellung bringt. Zudem sollen Kunden aus dem Mainframe-Bereich abgeworben werden, wie Martin Fink, Senior Vice President und General Manager, Enterprise Servers, Storage and Networking bei HP Enterprise Business, erklärte. In den Mittelpunkt stellte er allerdings die Möglichkeit für Unternehmen, ihre geschäftskritischen Applikationen "auf einem System unter einem einheitlichen Management laufen" lassen zu können. Schließlich klagten viele Unternehmen, ihre IT-Infrastruktur sei zu teuer. Dem wolle HP abhelfen. (wl)