Schön, laut, gut?

HTC Sensation XL im Praxistest

01.11.2011 von Jakob Ginzburg
Mit seinem großen Bildschirm, der schlanken Bauform und dem weißen Gehäuse zieht das HTC Sensation XL alle Blicke auf sich. Doch reicht das aus? Was das HTC Sensation XL noch so bietet, hat Computerwoche ausführlich getestet.

Die erste Berührung mit HTC Sensation XL ruft gemischte Gefühle hervor: Auf der einen Seite ist das Smartphone ungewohnt groß, andererseits liegt es dank des nur 9,9 Millimeter schlanken Gehäuses sehr angenehm in der Hand. Das weiße Design überzeugt auf ganzer Linie, denn das Sensation XL sieht edel und modern aus. Mitbewerber, wie Apple mit dem "iPhone 4S" oder BlackBerry mit dem "Touch2", ziehen hier den Kürzeren. Dazu trägt ohne Frage die kühle Rückseite aus Aluminium bei, die auch einen gewissen Komfort beim Halten des Smartphones in der Hand bietet.

Sensation XL
HTC Sensation XL
Der große 4,7-Zoll-Bildschirm und das Design setzten neue Maßstäbe. Die weiße Farbe wirkt frisch und modern.
HTC Sensation XL
Die Rückseite lässt sich abnehmen und legt die Innereien des Smartphones frei...
HTC Sensation XL
Die berührungsempfindlichen Tasten reagieren gut und fließen makellos in das Design ein.
HTC Sensation XL
Der Licht- und Proximity-Sensor, sowie die 1,3 Megapixel Kamera sind unterhalb dem Lautsprecher angebracht. Naben dem HTC-Logo ist eine LED verbaut, die den Ladestatus anzeigt.
HTC Sensation XL
Die Rückseite ist aus Aluminium und lässt sich abnehmen. Die wenigen Elemente aus Kunststoff fühlen sich weich und angenehm an.
HTC Sensation XL
Das HTC Sensation XL ist eines der ersten Smartphones mit Beats-Technologie. Unterhalb des grellen Logos befinden sich die Antennen.
HTC Sensation XL
Die Rückseite wird von einer 8 Megapixel Kamera mit Doppel-LED geschmückt, sowie einem Lautsprecher.
HTC Sensation XL
Dank F2.2/28-mm-Objektiv macht das Smartphone beeindruckend gute Fotos auch bei schlechten Lichtverhältnissen.
HTC Sensation XL
... eine Möglichkeit zum Erweitern der Speicherkapazität durch microSD Karten sucht man aber vergebens, im HTC Sensation XL ist diese in Form von 16 GB fest verbaut.
HTC Sensation XL
Die Tasten zur Lautstärkeregelung sind angenehm groß und lassen sich leicht drücken.
HTC Sensation XL
Die Beleuchtung der Tasten ist recht minimalistisch gestaltet und eignet sich nur für besonders schlechte Lichtverhältnisse.

Die Android-typischen, berührungsempfindlichen Tasten haben eine weiße Hintergrundbeleuchtung, die bei lichtarmen Verhältnissen überzeugen kann, bei direkter Sonneneinstrahlung oder bei künstlichem Bürolicht aber kaum erkennbar ist. Neben dem guten Telefon-Lautsprecher sind vorne der Licht- und Proximity-Sensor, sowie die Frontkamera mit 1,3 Megapixel angebracht. Die Rückseite wird von einer 8-Megapixel Kamera mit Doppel-LED, einem Lautsprecher in Mono-Qualität und dem Beats Audio by Dr. Dre geschmückt. Seitlich sind die Lautstärke-Regler und der microUSB-Anschluss für Datenaustausch und zum Laden des Gerätes angebracht.

Veraltete Technik mit Kompromissen

Die schöne Fassade des HTC Sensation XL fängt bei einem genaueren Blick auf die technische Ausstattung schnell an zu bröckeln. So wird das Smartphone nur von einem 1,5 starken Single-Core-Prozessor aus Qualcomms Snapdragon-Familie betrieben, bietet trotz 4,7 Zoll großem Bildschirm lediglich eine Auflösung von 480 x 800 Pixeln und nutzt nur 768 MB als Zwischenspeicher. Werte, mit denen HTC 2010 überzeugen konnte, heute aber den Mitbewerbern hinterherhinkt.

Fairerweise muss man zugeben, dass das System mit "nur" einem Prozessor schneller und flüssiger arbeitet, als manch ein Dual-Core Smartphone. Mit dem Hinblick auf den kommenden Mobile World Congress, auf dem führende OEMs erste Quad-Core-Smartphones vorstellen wollen, ist es aber nur ein kleiner Trost. Ebenfalls bitter stößt der 16 GB großer, integrierter Speicher auf, von dem nur etwas über 12 GB für die freie Benutzung zur Verfügung stehen, der aber nicht erweitert werden kann. Für ein Multimedia-Smartphone, wie es das Sensation XL ohne Frage ist, kann dieser Umstand verhängnisvoll sein. Besonders wenn man bedenkt, dass die Filme aus der digitalen Videothek "HTC Watch" gerne bis zu zwei GB groß sein können, wird man stets auf die Auswahl seine Medienbibliothek achten müssen.

Kein Grund zum Beschweren gibt hingegen die Kamera auf. Dank des 2,8-Millimeter-Objektivs und der f 2,2 Blende lassen sich beeindruckende Fotos und Videos aufnehmen. Dabei stellen schlechte Lichtverhältnisse kein Problem mehr dar, Schnappschüsse gelingen dank schneller Auslösezeit des Objektivs auf Anhieb. Mit dem neuen Bearbeitungs-Modus können die geschossenen Bilder dann auch schnell - wenn auch minimalistisch - bearbeitet werden.

Zielgruppe Musikliebhaber

Neben dem HTC Sensation XE, einer verbesserten Version des originalen HTC Sensation, ist das HTC Sensation XL das zweite Android-Smartphone mit Beats-Technologie, die von dem Rapper und Musik-Produzenten Dr. Dre mitentwickelt wurde. Seit Sommer dieses Jahres ist HTC Anteilseigner von Beats Audio und will in Zukunft weiterhin ein unvergleichliches akustisches Erlebnis bieten. Die mitgelieferten Kopfhörer - im freien Handel immerhin knapp 200 Euro teuer - können besonders bei Bässen überzeugen. Musikliebhabern wird der Name Beats Audio aber sowieso schon ein Begriff und die Qualität bekannt sein. Die Marke hat, zumindest in den USA, mehrere namhafte Preise abgeräumt und konnte den Umsatz im Vergleich zu Mitbewerbern vervielfachen.

Ebenfalls mit an Bord ist Bluetooth 3.0 mit A2DP für kabellose Stereo-Headsets. Vor allem in Verbindung mit SRS Surround-Sound macht Musikhören und Filmeschauen besonders viel Spaß. Das Soundprofil unterscheidet sich dabei ein wenig von dem Beats Audio Soundprofil, welches beim Einstecken des mitgelieferten uBeats Kopfhörers in die 3,5-Millimeter-Klinke automatisch ausgewählt wird. Neu ist die Unterstützung von PBAP für den Telefonbuchzugriff bei Fahrzeugen mit einer Bluetooth-Schnittstelle. Per DLNA und entsprechend optionalem Zubehör kann das Sensation XL auch als Medien-Center für den heimischen Fernseher benutzt werden.

Das volle Softwarepaket

Softwareseitig macht das HTC-Smartphone eine gute Figur: HTC Sense wurde auf Version 3.5 aktualisiert und bietet nun an machen Stellen einen besseren Bedienkomfort, sowie mehr Einstellungsmöglichkeiten. Office-Dokumente können mit dem mitgelieferten "Polaris Office" betrachtet werden, als PDF Lösung ist der Adobe Reader vorinstalliert.

Sensation -Screenshots
HTC Sense 3.5
Der vom HTC Flyer bekannte Notizblock findet auch auf dem HTC Sensation XL Einzug. Der Funktionsumfang ist angenehm groß: Sprachaufnahme, Zeichnen und das Verwalten von Anhängen ist möglich.
HTC Sense 3.5
Das neue HTC Sense 3.5 bietet an vielen Stellen eine überarbeitete Benutzerführung. Hier wurden die Kontakte, Gruppen und die Anrufhistorie in das Telefon implementiert.
HTC Sense 3.5
Leider macht die geringe Bildschirmauflösung von 480x800 an manchen Stellen Probleme. Das ist aber nur ein Einzelfall.
HTC Sense 3.5
Der neue Datenzähler listet den Datenverkehr übersichtlich auf.
HTC Sense 3.5
Mit der Aufgaben-App können nun ToDo- und Einkaufslisten bequem verwaltet werden.

Neu, und hierfür gebührt HTC viel Lob, ist der "Nutzung Zähler". Dieser zeichnet den Datenverkehr, sowie ein- und ausgehende Anrufe oder SMS-Nachrichten des Smartphones auf und stellt diesen übersichtlich dar. Die neue Aufgaben-App erweist sich im Alltag als hilfreiches Tool mit großzügigem Funktionsumfang. Als Antwort auf Apples Facetime, das sich übrigens kaum durchgesetzt hat, implementiert HTC den Service "Tango", mit dem systemübergreifend kostenlose Video-Gespräche geführt werden können. Dazu ist aber eine Anmeldung bei Tango nötig, die direkt in der App durchgeführt werden kann. Vom HTC Flyer, dem 7-Zoll-Tablet von HTC, erbt das Sensation XL die Notizblock-Anwendung mit integrierter Diktier- und Zeichen-Funktion.

Fazit

Zwar ist das HTC Sensation XL schön und hochwertig verarbeitet - das gute Aussehen kann aber nicht über die recht schwache Hardware hinwegtäuschen. Ein Dual-Core-Prozessor und eine höhere Auflösung wären wünschenswert gewesen, auch wenn das System im Test rasend schnell lief. Für ein Multimedia-Smartphone reicht die verbaute Hardware mehr als aus, wer aber Beats Audio und Dual-Core in einem Gerät haben will, greift lieber zum HTC Sensation XE. Beide Geräte sind bei führenden Online-Händlern für faire 540 Euro zu haben.