iPhone-Konkurrenz

HTC Touch Diamond im Test

09.07.2008 von Markus Pilzweger
Es muss nicht immer iPhone sein - auch andere Hersteller haben schicke Smartphones. Die Kollegen von "PC-Welt" haben das HTC Touch Diamond getestet.
HTC Touch Diamond

Viele Jahre war das taiwanesische Unternehmen HTC lediglich als Auftragsfertiger für die großen Handy-/Smartphone-Anbieter tätig. Langsam aber sicher erkämpft sich die Firma einen Namen in der Branche und bei den Konsumenten. Verantwortlich dafür sind eigene Modelle mit pfiffigem Design und interessanten Funktionen. So war es beispielsweise HTC, das das erste Handy mit Touchscreen auf den Markt gebracht hat, wenige Wochen vor dem Erscheinen des iPhone. Neuestes Flaggschiff in der Klasse der schicken Smartphones ist das HTC Touch Diamond, das wir ausführlich testen konnten.

Ausstattung

Das HTC Touch Diamond ist mit nahezu allem vollgepackt, was in der Welt der Smartphones derzeit angesagt ist: Es bietet ein 2,8-Zoll-Display mit VGA-Auflösung (480x640 Pixel), 256 MB ROM, 192 MB RAM, 4 GB Speicher, integriertes GPS, UMTS, HSDPA, WCDMA, GSM, GPRS, EDGE, Bluetooth, Wifi (802.11 b/g), USB, verfügt über eine integrierte Digitalkamera mit 3,2 Megapixel Auflösung und kann auch Videos aufzeichnen. Daneben lassen sich Videos oder Musik-Dateien wiedergeben. Dabei werden die Formate MP3, AAC, AAC+, WMA, WAV und AMR-NB unterstützt. Im Lieferumfang enthalten sind Ohrhörer, ein USB-Anschlusskabel, Netz-Adapter sowie ein Ersatz-Stylus. Ebenfalls mit an Bord ist Windows Mobile 6.1 Professional. Die Fülle an Ausstattungsmerkmalen ist besonders beeindruckend, wenn man sich die Größe des Smartphones vor Augen führt. Es misst 102 mm (L) x 51 mm (W) x 11.35 mm (T) und ist damit sogar ein wenig schmaler, als das iPhone. Das Gewicht beträgt 110 Gramm (mit Akku).

Bedienkomfort / Funktionen

Wie auch das iPhone lässt sich das HTC Touch Diamond bequem per Berührung steuern. Hierfür ist die so genannte Touchflo-3D-Technik zuständig. So bewegen Sie sich etwa auf der Handy-Oberfläche vor oder zurück, indem Sie mit dem Daumen auf dem Display nach rechts oder nach links streichen. Kontakte oder Bilder werden wiederum durchgeblättert, indem Sie den Finger auf dem Touchscreen nach oben oder unten führen. Die Steuerung über diese Technik ist bereits nach kurzer Zeit kein Problem mehr und sehr angenehm und intuitiv. Alternativ lässt sich das Gerät auch über die mittig angebrachten Navigations-Buttons steuern. Mit weiteren vier Buttons lassen sich die Home-Zone (Uhrzeit, Kalender, Gesprächs-Historie) aufrufen oder Telefongespräche einleiten. Seitlich angebracht sind zwei Buttons für die Lautstärkensteuerung des Smartphones.

Während die Touchflo-Technik im Bereich der Handy-Funktionen durchaus Sinn macht, greift man bei Windows-Mobile-Anwendungen schnell zum Stylus. Mit diesem sind die kleineren Buttons leichter zu treffen und es arbeitet sich insgesamt schneller und effektiver als mit dem Finger.

Die Ersteinrichtung des HTC Touch Diamond gestaltete sich überaus unproblematisch: SIM-Karte einlegen und den passenden Provider wählen - fertig. Das Gerät ruft dann selbstständig die nötigen Einstellungen für den Internet-Betrieb beim Provider ab und richtet das Smartphone ein. Auch die Synchronisation mit dem PC verlief ohne nennenswerte Probleme. Kontakte, Aufgaben, Termine oder Mails haben Sie somit auch unterwegs schnell zur Hand.

Sehr praktisch ist das integrierte GPS und in diesem Zusammenhang die Verknüpfung mit Google Maps. Sind Sie in einer fremden Stadt, genügt ein Klick und Sie wissen, wo Sie sich gerade befinden. Verspüren Sie Hunger, genügt es etwa das Suchwort "Pizza" einzugeben und Google Maps verrät Ihnen in der Nähe befindliche Lokalitäten inklusive Routenangaben. Die Standort-Ermittlung kann auch über die Lage zu Handy-Sendemasten erfolgen, ist aber nicht so genau wie GPS.

Schicke Effekte bei Kontakten

Zu den Funktionen der eigentlichen Smartphone-Oberfläche gehören Kontakte, SMS, Mail, Internet, Fotos und Videos, Musik, Wetter und Einstellungen. Die meisten Funktionen sind sehr schick in Szene gesetzt, so fliegen neue Mails in einem Briefkuvert auf den Schirm, oder Bilder klappen beim Stöbern effektvoll auf. Je nachdem, wie das HTC Touch Diamond gehalten wird, wird automatisch ein Breitbildmodus aktiviert.

Dank Windows Mobile bietet sich das Touch Diamond auch für alle Aufgaben an, die beim mobilen Arbeiten anfallen: Mails, Termine oder Aufgaben sind im Handumdrehen mit dem PC synchronisiert, wer möchte, schafft sich dank Push-Mail eine Blackberry-Alternative. Etwas ungünstig ausgefallen ist dabei das Design der Touchscreen-Tastatur, die teils bis zur Hälfte des Bildschirms einnimmt und so Formularfelder verdeckt. Dafür kann diese auch auf eine Qwertz-Tastatur eingestellt werden, so dass das Tippen wesentlich einfacher ausfällt, als bei herkömmlichen Handy-Tastaturen.

Besonders hervorzuheben ist noch das Display, das mit seiner VGA-Auflösung viele Konkurrenz-Angebote blass aussehen lässt. Die Darstellung ist gestochen scharf, auch die Ausleuchtung erlaubt sich keinerlei Schwächen. Und selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen war das Display noch einigermaßen lesbar. Auch die Sprachqualität hat uns überzeugt. Der Klang war sehr angenehm und ausgewogen.

Die integrierte Kamera ist kein Ersatz für eine herkömmliche Digitalkamera, für den schnellen Schnappschuss zwischendurch aber durchaus geeignet. Auf Grund des fehlenden Blitzes sind Aufnahmen mit schlechten Lichtverhältnissen kaum möglich, zudem neigen die Bilder zu Bildrauschen. Vollkommen ungeeignet ist die Video-Funktion, außer Sie filmen statische Objekte. Bei schnellen Schwenks wurden die Aufnahmen extrem ruckelig, auch hier ist die Funktion eher als nettes Gimmick zu verstehen.

Verarbeitung

Wer Freude an eckigen Formen hat, wird mit dem HTC Touch Diamond seine Freude haben: Klare Linien dominieren das Design, auf der Rückseite des Geräts ist ein Diamantschliff angedeutet. Es liegt sehr gut in der Hand und passt dank der geringen Größe fast überall hinein. Der Rahmen besteht aus Edelstahl, die Rückseite besteht aus Plastik in Klavierlackoptik. Die Vorderseite wird komplett vom Bildschirm und der Button-Leiste eingenommen.

Allerdings gibt es in Sachen Verarbeitung auch ein paar Negativ-Punkte. So hat beispielsweise beim Testgerät der Bildschirm auf der rechten und der oberen Seite nicht bündig mit dem Rahmen abgeschlossen. Hier sammelten sich bereits nach kurzer Zeit kleine Schmutzreste - unschön und in dieser Preisklasse nicht akzeptabel. Darüber hinaus liegt der USB-Anschluss offen, HTC hat hier leider auf eine Schutzkappe verzichtet. Größter Schwachpunkt ist allerdings der Akku des HTC Touch Diamond. Dieser ist mit einer Kapazität von 900 mAh zu schwachbrüstig ausgelegt, was aber wohl den geringen Maßen des Smartphones geschuldet ist. Wer unterwegs viel Surft oder nebenbei Musik hört, wir sein Touch Diamond fast täglich an die Ladestation stecken müssen, ansonsten sind ein paar Tage drin. Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang bereits Neuigkeiten: So sollen in Kürze leistungsfähigere Akkus mit 1350 mAh beziehungsweise 1800 mAh auf den Markt kommen, die die Laufzeit des Touch Diamond deutlich verlängern dürften. Dies geht allerdings auf Kosten der Dicke des Geräts, die neuen Akkus kommen mit einer neuen Geräterückseite, die die Original-Rückseite ersetzt und das Smartphone ein paar Millimeter dicker machen wird. Kostenpunkt: rund 50 Euro.

Fazit

Wer keine Lust auf den iPhone-Hype hat, aber dennoch ein schickes Smartphone mit Touchscreen sucht, das sich darüber hinaus noch nahtlos in das Windows-Office einbinden lässt, sollte sich das HTC Touch näher ansehen. Es bietet im Grunde alles, was man für das mobile Arbeiten benötigt, angefangen von Wifi über Blutooth bis hin zu GPS und verfügt über ein elegantes Design mit einer pfiffigen Steuerung. Nicht so gut gefallen hat uns, dass das System zuweilen recht träge reagiert hat. Manchmal dauerte es ein oder zwei Sekunden, bis eine Aktion ausgeführt wurde. Auch der Musik-Player bereitete Probleme: Von Zeit zu Zeit wurden über die Ohrhörer keinerlei Bässe wiedergegeben, hier half letztlich nur ein Neustart des Smartphones.

Von kleineren Mängeln abgesehen ist das HTC Touch Diamond ein sehr ausgereiftes Gerät. Hätte HTC von Haus aus einen stärkeren Akku verbaut, wäre es nahezu perfekt. Ein derart mit Technik vollgepacktes Smartphone hat allerdings auch seinen Preis: rund 500 Euro kostet das HTC Touch Diamond derzeit ohne Vertrag. Mit Vertrag beginnen die Preise beispielsweise bei O2 bei 190 Euro. Dort firmiert das HTC Touch Diamond unter O2 Xda Diamond.

Alternativen

Die Suche nach Alternativen zum HTC Touch Diamond gestaltet sich schwierig, es kommt darauf an, welche Funktion sie bevorzugen. Möchten Sie ein schickes Handy mit einer funktionalen Touchscreen-Steuerung, bleibt letztlich fast nur noch das iPhone übrig. Liegt Ihr Fokus eher auf den Windows-Mobile-Funktionen, bieten sich Geräte wie das Samsung SGH-i760 oder das SGH-i780 oder das Xperia X1 von Sony Ericsson an. (PC-Welt/mbf)