Hürden bei der Installation von Vista

13.03.2007 von Dirk Kleeschulte
Die Firma The Campus GmbH schult Windows-Systemadministratoren und Microsoft-Partner. Dortiger Marketingleiter Dirk Kleeschulte, erklärt worauf bei der Migration auf Vista zu achten ist. Dabei kommt auch die Lizenz-Problematik zur Sprache.
Wird Vista nicht innerhalb eines Montans aktiviert und damit rechtmäßig lizenziert, schaltet das System die Benutzeroberfläche Aero ab.
Foto: Ronald Wiltscheck

Die Firma The Campus GmbH schult Windows-Systemadministratoren und Microsoft-Partner. Dortiger Marketingleiter Dirk Kleeschulte, erklärt worauf bei der Migration auf Vista zu achten ist. Dabei kommt auch die Lizenz-Problematik zur Sprache.


Endlich, seit Januar dieses Jahres ist das neueste Betriebssystem aus dem Hause Microsoft verfügbar. Nach mehr als fünf Jahren Entwicklungszeit soll es mit seinen mehr als 1000 neuen Merkmalen XP als Client-Betriebssystem ablösen. Nach internen Beurteilungen sind die anstehenden Änderungen nur mit denen zu vergleichen, die die Einführung von Windows 95 für die Anwender bedeutete.

Daher ist es für IT-Profis durchaus sinnvoll, sich bereits jetzt einen Überblick über die Grundlagen und Specials dieses Systems zu verschaffen, auch wenn die Einführung von Vista auf den Client-Systemen erst im Zusammenhang mit der Migration auf den "Longhorn"-Server geplant sein könnte. Zumal mindestens im privaten Bereich durch die Anschaffung neuer Hardware erste Kontakte mit Vista unausweichlich sind.

Der Blick hinter die Kulissen

Bei der Präsentation der neuen Produkte Vista und Office 2007 beim Kunden wird zunächst das "Look & Feel" der Systeme im Vordergrund stehen. Doch haben die Anwender die Motivation und Begründung für die neuen Oberflächen verstanden, erkennen sie sehr schnell die vielfältigen Möglichkeiten die Office 2007 gerade im Bereich der grafischen Gestaltung zu bieten hat. Wer das "warum" versteht und akzeptiert hat, verkürzt ganz aktiv seine Eingewöhnungszeit. Und ganz entgegen der landläufigen Meinung beträgt diese für einen geübten Anwender nur einen halben Tag - sowohl bei Vista als auch bei Office 2007.

Seit sechs Wochen ist Windows Vista im Handel. Unternehmenskunden halten sich noch zurück.
Foto: Ronald Wiltscheck

Dennoch wird sich das Themenspektrum bei Vista nicht nur an der bereits viel diskutierten Oberfläche bewegen. Denn was den Entscheidern auf den Nägeln brennt, sind vielmehr die internen Änderungen des Systems und deren Auswirkungen auf die bestehende IT-Infrastruktur.

Beunruhigende Neuerungen bei Vista?

Bereits die Installation von Vista im Unternehmen verläuft anders als bisher: Das neue Microsoft-Betriebssystem kann nicht mehr - wie noch die Vorgänger XP und Windows 2000 über RIS (Remote Installations Service) verteilt werden. Der Grund liegt in der veränderten Art der Installationsdateien. Es handelt sich jetzt um WIM-Imagedateien, die auf der Vista-DVD vorhanden sind oder mit Image-X erzeugt werden und sich durch Antwortdateien individualisieren lassen.

Statt mit RIS werden diese Images dann über die WDS (Windows Deployment Services) verteilt. Allerdings besteht nicht die Notwendigkeit, ab jetzt einen RIS-Server und zusätzlich einen WDS-Server zu betreiben, denn auch Windows XP/2000 und der Windows Server 2003 unterstützen die WIM-Technologie.

Die WDS stehen für einen Windows Server 2003 als Download zur Verfügung, im Longhorn-Server werden sie standardmäßig vorhanden sein. Wer bislang RIS nicht benutzt hat, muss auch jetzt WDS nicht benutzen: Nach wie vor können die Installationsdateien in einer Netzwerkfreigabe zur Verfügung gestellt werden, um Installationen manuell zu starten.

Noch viel größer ist allerdings die Verunsicherung der IT-Gemeinde bei der Frage nach der neuen Art der Lizenzierung des Vista-Clients. Wer die entsprechenden Foren im Internet besucht, findet dort abenteuerliche "Wahrheiten". Tatsache allerdings ist, dass mit Vista und Office 2007 ein neues Lizenzmodell eingeführt wird, das der Produktpiraterie Einhalt gebieten soll.

Den Vista-Launch in München Ende Januar 2007 hat sich Microsoft einiges kosten lassen.
Foto: Ronald Wiltscheck

Wenn man es ehrlich betrachtet - abseits jeglicher ideologischer Argumente - so muss man einfach zur Kenntnis nehmen, dass Menschen geforscht, entwickelt und gearbeitet haben, um dieses Betriebssystem (und alle anderen Vorgängerversionen ebenso) fertig zu stellen. Und ob man Vista oder auch XP nun optisch gelungen oder zu bunt findet oder sonst irgendeine Kritik vorzubringen hat: Diese Menschen sind von Microsoft für ihre Arbeit bezahlt worden. Warum also sollte dann das erstellte Produkt verschenkt werden?

Was ändert sich bei der Lizenzierung?

Für Großkunden gab es bislang von Microsoft so genannte Volumenlizenzen, so dass XP-Installationen nicht aktiviert werden mussten. Recherchen der letzten Jahre haben zutage geführt, dass es gerade diese Lizenzschlüssel sind, mit denen illegale Kopien frei geschaltet wurden. Der nun erforderliche Aktivierungsprozess, Stichwort: Volume Activation 2.0, dem alle Versionen von Vista unterliegen, erfordert eine Aktivierung des Betriebssystems innerhalb von 30 Tagen.

Wie die Aktivierung selbst erfolgt, hängt von dem vorhandenen Volumenlizenzschlüssel ab. Mit dem MAK (Mulitple Activation Key) werden einzelne PCs über eine direkte Verbindung mit Microsoft Servern über das Internet aktiviert. Dies ist im Grunde das Verfahren, das der Privatanwender bei der Installation von XP oder Office 2003 durchlaufen musste, außer dass der MAK eine bestimmte Anzahl von Aktivierungen erlaubt.

Die Alternative für Großkunden ist, PCs mit dem Vista Betriebssystem im eigenen Netzwerk zu aktivieren. Hierzu ist ein KMS-Key (Key Management Service) nötig. Der Dienst KMS wird auf einem Server im eigenen Netzwerk installiert und mit dem KMS-Key aktiviert. Vista-Clients verbinden sich mindestens alle sechs Monate mit diesem Server, um ihre Vista-Kopie zu reaktivieren.

Um diesen Dienst zu nutzen, muss es mindestens 25 Vista-Clients oder 5 Longhorn-Server im Unternehmen geben. Bei einer geringeren Anzahl ist keine Aktivierung über KMS möglich. Für Windows Server 2003 wird dieser Dienst ab Frühjahr 2007 zur Verfügung stehen. Ziel des neuen Verfahrens ist es, zu verhindern, dass Vista-Kopien (samt PC) ein Unternehmen verlassen und trotzdem für das Unternehmen lizenziert bleiben.

Bei vielen Gelegenheiten (etwa bei Download von Dokumentvorlagen oder Cliparts von Microsoft-Webseiten) wird auch jetzt schon geprüft, ob der Benutzer über eine legale Kopie der Software verfügt. Ist dies für das Office 2007 nicht der Fall, können zunächst die gewünschten Dateien nicht heruntergeladen werden. Bei Vista gibt es im Fall einer nicht legalen Installation eine "Schonzeit" von 30 Tagen, danach werden bestimmte Funktionen, wie zum Beispiel die Benutzeroberfläche Aero oder einige Spyware-Filter des Defender deaktiviert. Außerdem wird der Benutzer regelmäßig durch Pop-up Meldungen daran erinnert, seine Kopie zu legalisieren.