Teile der x86-Server-Sparte gehen an Lenovo

IBM und Lenovo – warum der Server-Deal richtig ist

23.01.2014 von Bernhard Haluschak
Lange wurde spekuliert, jetzt ist es offiziell: IBM verkauft Teile der x86-Server-Sparte an Lenovo. Davon können beide Hersteller profitieren.
Foto: Lenovo

Seit rund einem Jahr flammten immer wieder Gerüchte auf, IBM wolle seine x86-Server-Sparte an Lenovo verkaufen. Jetzt ist es soweit: Die beiden Hersteller sind sich einig und kommen ins Geschäft.
Schon einmal - im April 2013 - schien die Übernahme kurz bevorzustehen. Damals wurden sogar konkrete Summen bekannt. So berichtete Bloomberg von einem Verkaufspreis, der zwischen 2,5 und 4,5 Milliarden US-Dollar liegen solle. Andere Quellen gingen von weit höheren Summen aus. Doch am 1. Mai 2013 platze der fast sicher geglaubte Mega-Deal, da sich die Parteien nicht über die Kaufsumme hätten einigen können.
Allerdings kehrten beide Parteien offensichtlich wieder an den Verhandlungstisch zurück: Der Deal ist nun unter Dach und Fach, Lenovo will Teile der x86-Server-Sparte übernehmen.

Betrachtet man die Fakten, die die Grundlage für die Verhandlungen gewesen sein dürften, wird schnell deutlich, dass beide Seiten von dem Deal profitieren. Die ChannelPartner-Schwesterpublikation TecChannel hat die wichtigsten Informationen zusammengetragen.

IBM-Chefin Ginni Rometty ist schon seit Längerem unzufrieden mit der finanziellen Performance der Server-Sparte. Im Visier stand dabei immer das System-x-Server-Geschäft. Genaue Profit-Zahlen veröffentlicht IBM nicht. Es wird jedoch schon länger spekuliert, dass der Hersteller vor allem mit Commodity-Produkten wie Ein- und Zwei-Wege-Tower- und Rack-Servern mit x86-Technologie jedes Quartal viele Millionen Dollar verliert. In seiner mehr als hundertjährigen Geschichte hat sich IBM immer wieder von unprofitablen Geschäftseinheiten getrennt. Im Jahr 2002 verkaufte der Konzern beispielsweise seine Festplattensparte an Hitachi. 2005 ging die milliardenschwere PC-Sparte an Lenovo.
Der Umsatz der gesamten System- und Technology-Sparte, unter dessen Dach auch das gesamte Server-Geschäft gebündelt ist, ist seit Langem rückläufig und war im vierten Quartal 2013 um 26 Prozent eingebrochen. Die Umsätze der System-x-Sparte gingen um 16 zurück, die Power-Systems sogar um 31 Prozent. Insofern passt der Deal sehr gut in die Gesamtstrategie der IBM-Führung.

Lenovos Server-Geschäft ist in jüngster Zeit schnell gewachsen. Der chinesische Hersteller fährt eine aggressive Expansionsstrategie und will vor allem in den Vereinigten Staaten und Europa Boden gutmachen. Mit IBMs System-x-Sparte gewönne das Unternehmen auch den zugehörigen Channel und die Marke und würde damit auf einen Schlag zum drittgrößten Server-Hersteller der Welt aufsteigen. IBM andererseits möchte Zugang zu chinesischen Provinzen und Staaten, um seine Smarter-Planet-Beratungsleistungen und zugehörige Big-Data-Plattformen anbieten zu können. Der Server-Verkauf könnte IBM vieles auf diesem Weg erleichtern.

IBM werde vorerst an der Weiterentwicklung seiner Power-CPUs (Unix/Linux-Server) sowie an den System-z-Prozessoren (Großrechner) festhalten, spekuliert der CPU-Experte Timothy Prikett Morgan. Dazu gehöre auch der Umstieg auf eine Strukturbreite von 22 Nanometern und der damit verbundene Fertigungsprozess. Auf lange Sicht aber, so Morgan, wird sich IBM dies aber nicht mehr leisten wollen. Jeder Sprung auf eine kleinere Strukturbreite koste den Hersteller Milliarden von Dollar; deshalb sei es unwahrscheinlich, dass IBM den Wechsel auf einen 14- oder gar 10 Nanometer-Fertigungsprozess aus eigener Kraft stemmen wolle. Lenovo dagegen könnte diese Aufgaben als Partner in Zukunft womöglich übernehmen.

Die Geschichte der IBM
Hollerith Tabulator
Diese Tabulatoren wurden von Herrman Hollerith erfunden und für das amerikanische statistische Bundesamt gebaut. Sie wurden in dieser Konstellation erstmals 1890 für eine US-weite Volkszählung eingesetzt. Holleriths Patente kaufte später die Computing Tabulating Recording Co., die wiederum 1924 in International Business Machines (IBM) umfirmierte.
Thomas J. Watson Sr.
Der 1874 geborene Watson wurde 1914 zunächst zum Generalbevollmächtigten und 1915 zum Präsidenten der Computing-Tabulating-Recording Company. Er benannte das Unternehmen 1924 in IBM um. Watsons provisionsbasierender Vertrag sicherte ihm fünf Prozent des Gewinns der IBM (nach Steuern). Das macht ihn später zum bestbezahlten Manager der USA. Watson galt als genialer Verkäufer und großer Mitivator. Er schreckte allerdings auch nicht vor unsauberen Methoden zurück, um die Konkurrenz zu bekämpfen. Das brachte der IBM bereits 1932 ihr erstes Anti-Trust-Verfahren ein. In einem Wikipedia-Beitrag ist genauer nachzulesen, was Watson für die IBM erreicht hat und wie er dabei vorgegangen ist. Er übergab die Führung des Unternehmens 1956 an seinen ältesten Sohn Thomas J. Watson Jr.
Elektrische Schreibmaschine
Diese elektrische Schreibmaschine, Model 01 IBM Electric Typewriter kam 1935 auf den Markt. Sie wurde zur ersten erfolgreich verkauften Maschine ihrer Art. Bereits zwei Jahre vorher war die IBM in diesen Geschäftszweig eingestiegen und hatte die Produktionsstätten von Electromatic Tyopewriters Inc übernommen. Im folgenden Jahr steckte IBM die unerhörte Summe von einer Millionen Dollar in das Redisign des Models „Electromatic Typpewriter“ Ergebnis war Model 01 – trotz der vielen Entwicklungsdollars immer noch keine Schönheit, aber erfolgreich.
Lochkarten-Maschinen
Diese Damen und Herrn bedienen elektrische Buchhaltungsmaschinen (frühe 50er Jahre). Die Maschinen auf der linken Seite (IBM 523 gang summary punch) konnte 80 Lochkarten in der Minute verarbeiten, die in der Mitte abgebildeten Hochgeschwindigkeits-Sortierer (IBM 82) brachten es auf eine „Prozessorgeschwindigkeit“ von 650 Lochkarten pro Minute.
NORC
Der Naval Ordnance Research Calculator (NORC) wurde 1954 an die amerikanische Marine ausgeliefert. Er schaffte 15000 arithmetische Berechnungen pro Sekunde und galt damit als der schnellste Supercomputer seiner Zeit.
Thomas J. Watson Jr.
Watson Jr führte die IBM durch eine Phase stürmischen Wachstums. Unter seiner Ägide wurde aus der IBM nicht nur eine der zwölf größten Unternehmen der Welt, er führte sie auch ins eigentliche Computerzeitalter. Als er 1956 sein Amt antrat, zählte das Unternehmen 72500 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 892 Millionen Dollar. Als er 1971 abtrat, beschäftigte Big Blue 270 000 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von 8.3 Milliarden Dollar. Das Fortune Magazin nannte ihn laut IBM-Quellen sogar „den größten Kapitalisten, der je gelebt hat."
IBM 7090
Dieser 1959 eingeführte Großrechner war nicht mehr mit Röhren, sondern vollständig mit Transistoren ausgestattet. Mit der 7090 wurden die Mondflüge des Apollo-Programms simuliert. Der Rechner konnte 229 000 Berechnungen pro Sekunde durchführen und kostet damals rund 2, 9 Millionen Dollar oder 63 500 Dollar Miete pro Monat.
System /360
Der Name war Programm: Die Zahl 360 im Produktnamen stand für die 360 Grad eines Kreises, was wiederum als Hinweis auf die universelle Einsetzbarkeit dieses Systems zu verstehen ist. Das im April 1964 eingeführte System /360 stellte die erste Familie kompatibler Universalrechner dar. Das neue Prinzip der Kompatibilität bedeutete, dass die verschiedenen Rechner der Familie, die gleichen Prozessoren und das gleiche Betriebssystem nutzten und so Rechner ausgetauscht werden konnten, ohne wie früher notwendig, sämtliche Peripheriegeräte auszutauschen und sämtliche Programme neu zu schreiben. Für Anwenderunternehmen machte das die Computerei sehr viel billiger und nützlicher als früher. Aber es band sie auch sehr eng an die IBM, die diese Bindung vor allem für ihre Ziele ausnutzte. Schließlich konnten Kunden der IBM sich nur durch hohe zusätzliche Investitionen wieder von IBM-Equipment lösen. Die Einführung der /360 gilt noch heute als einer der bedeutendsten, wenn nicht als der wichtigste Meilenstein in der Entwicklung der IBM.
Solid Logic Technology (SLT)
Der integrierte Schaltkreis wurde erstmals im System /360 eingesetzt. Die Schaltkreis-Module waren dichter gepackt, schneller und sie verbrauchten weniger Energie als Rechner, die auf Transistoren aufgebaut waren.
IBM 1800
Das IBM im November 1964 eingeführte IBM 1800 Datenerfassungs- und Kontrollsystem verfügte über eine bahnbrechende Innovation: Ein Speichersystem, das 512 000 Worte pro magnetischer Speicherplatte speichern konnte. Außerdem hatte die 1800 steckbare Schaltkreise, die es Anwendern erlaubten, mit der Maschine Hunderte verschiedener Produktionsprozesse zu überwachen.
IBM Datenbank DB/2
Das Konzept der relationalen Datenbank wird seit 1970 implementiert. In ihnen werden Informationen in leicht interpretierbaren Tabellen organisiert. Die Methode wurde in der IBM Datenbank DB/2 erstmals kommerziell verwendet.
T. Vincent Learson
T. Vincent Learson folgte als CEO und Chairman auf Thomas Watson Jr. Er führte die IBM vergleichsweise kurze eineinhalb Jahre von Juni 1971 bis Januar 1973.
Frank T. Cary
Frank T. Cary besetzte den Chefsessel der IBM acht Jahre lang - von 1973 bis 1981. Trotz dieser gegenüber seinem Vorgänger vergleichsweise langen Verweildauer, kann selbst die IBM wenig Bemerkenswertes über ihn erzählen.
System /34
Bereits 1977 kündigte die IBM das System /34 an, eine - verglichen mit dem Mainframe - preisewerte Maschine für die verteilte Datenverarbeitung. /34 stellt den ersten Ausflug der IBM in die sogenannte mittlere Datentechnik dar, in der sie trotz der Nachfolgesysteme /36, /38 und vor allem der AS/400 nie eine solche Dominanz gewann, wie im Mainframe-Geschäft. Der Erfolg dort war höchstwahrscheinlich auch der Grund für die durchwachsene Bilanz im mittleren Marktsegment. Die Mainframe-Befürworter sahen die Midrange-Maschinen als einen Angriff auf ihre Kundenbasis, den sie mit allem Mitteln versuchten abzuwehren.
John R. Opel
John R. Opel überstand nur vier Jahre an der Spitze der IBM – von 1981 bis 1985.
Personal Computer (IBM 5150)
Im August 1981 stellte IBM den Personal Computer (IBM 5150) vor. Erstmals stammten die meisten Komponenten nicht von der IBM, vor allem die wichtigsten nicht, der Prozessor (8088) kam von Intel und das Betriebssystem (PC-DOS) von einem kleinen, 22 Mann starken Unternehmen – von Microsoft. IBM setzte auf verfügbare Komponenten weil sie schnell ein Pendant zu den Microcomputern brauchte, die erfolgreich verkauft wurde – das war vor allem der Apple II. Geplant war definitiv nicht, ein Standardsystem zu schaffen (IBM-kompatibel), an dem sich andere Hard- und Softwarehersteller orientieren konnten und das die Welt eroberte. So gesehen hat IBM unfreiwillig einen Milliarden-Markt eröffnet ohne selbst davon zu profitieren. Die Monopole von Microsoft und Intel haben ihren Ursprung in IBMs Produktinnovation.
John F. Akers
John F. Akers führte die IBM in die größte Krise ihrer Geschichte. Von seinem Vorgänger übernahm er 1985 ein kraftstrotzendes Unternehmen, das zu seiner Amtsaufgabe 1993 über fünf Milliarden Dollar Verluste machte und kurz vor seiner Zerschlagung stand.
AS/400
Die AS/400 stellte den teilweise erfolgreichen Versuch der IBM dar, das sogenannte Midrange-Geschäft wieder in den Griff zu bekommen. Als die AS/400 1988 auf den Markt kam, wurde sie als leicht bedienbare hochintegrierte Maschine für den Mittelstand positioniert. Gleichzeitig hatte die IBM weltweit Tausende Partner für das System gewonnen, die entsprechende Businss-Software für die AS/400 anboten. Damit war ein funktionierendes Ökosystem geschaffen, das die AS/400 enorm erfolgreich machte.
RS/6000 SP2
Nachdem sich die IBM-Nomenklatura lange gegen den Unix- und Workstationtrend gewehrt hatte, kam 1990 endlich der RISC-Rechner RS/60000 unter dem IBM-Unixderivat AIX auf den Markt – zunächst als Workstation, später auch als Server. Bezeichnend für die nachhaltige Macht der Mainframe-Fraktion innerhalb der IBM ist folgende Tatsache: IBM-Forscher hatten das sehr effiziente Reduced Instruction Set Computing bereits in den frühen 70ern entwickelt. Man zeigte 1975 sogar einen experimentellen RISC-Rechner, aber die Innovation wurde quasi totgeschwiegen.
System 390
Es handelte sich um die Nachfolgeserie der IBM /370 und wurde 1990 vorgestellt. Die Rechnerfamilie bestand aus acht wassergekühlten und zehn luftgekühlten Mainframes, letzteres ein Novum in der IBM-Welt.
PS/1
Der PC wurde im Juni 1990 vorgestellt er stellt IBMs Versuch dar, im Endverbrauchermarkt wieder Fuß zu fassen. Der DOS-kompatible PS/1ließ sich als Rechner für den Privatgebrauch genauso einsetzen wie als Business-Rechner für einen Kleinbetrieb. Er basierte auf der 80286-Prozessortechnologie von Intel, klotzte mit 1 MB Hauptspeicher und wies ein internes Modem auf. Allerdings galten die ersten PS/1 Modelle wegen fehlender ISA-Erweiterungssteckplätze als nur schwer ausbaubar.
Think Pad
Die Think Pad Laptopserie wurde 1992 vorgestellt. Sie galt als sehr robust, schlicht, aber schick designed und absolut verlässlich. An dem neuen Trackpoint-Device(der rote Knopf in der Mitte der Tastatur) schieden sich die Geister. Das Butterfly-Modell sorgte wegen seiner beim Aufklappen expandierenden Tastatur für Furore.
Louis V. Gerstner
Louis V. Gerstner übernahm 1993 die Geschäfte vom glücklosen John Akers. Gerstner rettete die IBM. Er teilte sie nicht, wie von Akers geplant, in verschiedene Unternehmen auf, sondern suchte gerade aus dem breiten Portfolio der IBM neue Erfolge zu erzielen. Das schaffte er und richtete die IBM mit einem deutlichen Fokus auf das Servicegeschäft aus. Als er die Führung der IBM in die Hände seines Nachfolgers, Samual J. Palmisano, legte, hatte die IBM ihre existenzbedrohliche Krise längst überwunden. Außerdem war sie durch geschicktes Zugehen auf Partner, Kunden und Öffentlichkeit vom „bad guy“ der IT zum „good boy“ geworden, der sich glaubhaft für offene Standards einsetzte und sich für Opensource-Software einsetzte.
Deep Blue
Im ersten Schachturnier (1996) zwischen Mensch (Weltmeister Garry Kasparov) und Computer gewann die Maschine nur ein Spiel von sechs . 1997 gewann Deep Blue das gesamte Turnier gegen Kasparov. Deep Blue basierte auf einer um Spezialhardware erweiterten IBM RS/6000 SP2. Das System konnte 200 Millionen Züge pro Sekunde berechnen oder 50 Milliarden Positionen innerhalb der drei Minuten, in denen ein Schachspieler in einem Turnier ziehen muss.
Samual j. Palmisano
Samual J. Palmisano steht der IBM seit 2002 vor. Bis vor kurzem hat er die Company streng auf Servicekurs gehalten, aber in den vergangenen fünf Jahren gleichzeitig kräftig in Software investiert. Wenn er abtritt wird man von ihm wahrscheinlich sagen, er habe die IBM in eine Software-Company und in ein multizentrisches globales Unternehmen verwandelt. Ob er auch als der IBM-Boss in die Geschichte eingeht, der das Unternehmen als eine Kraft etabliert hat, die weit über die IT-Branche hinausreicht, bleibt abzuwarten.
Watson
Mit dieser Maschine schlug die IBM in der US-Quiz-Show Jeopardy zwei menschliche Ratefüchse und bewies damit, wie weit die IBM auf dem Gebiet der entscheidungsunterstützenden Systeme fortgeschritten ist. IBM will die Watson zugrunde liegende Software künftig in ihren Business Intelligence Systemen zur Verfügung stellen. Früher nannte man das auch künstliche Intelligenz, aber der Begriff ist inzwischen aus der Mode gekommen. „Entscheidungsunterstütztend“ klingt auch nicht so gefährlich wie künstliche Intelligenz. Da fragt man sich schließlich sofort, wann die künstliche, die organische überholt hat.

Lenovo hat seine Server-Sparte am 30. September 2008 ins Leben gerufen. Unter dem Label "ThinkServer" begann der chinesische Hersteller mit vier Systemen. Besucht man heute die Lenovo-Server-Webseite, entsteht der Eindruck, als habe sich in den vergangenen fünf Jahren nichts geändert. Im Lenovo-Portfolio finden sich heute wie damals nur einige Tower- und Rack-Server. Richtig "große" Unternehmenslösungen bietet Lenovo nicht an. So ist es nicht verwunderlich, dass der Hersteller auch nicht zu den Top-Sechs der weltweiten Server-Anbieter gehört. Laut aktuellen IDC-Analysen tummeln sich auf den ersten drei Plätzen IBM (35,6 Prozent), HP (24,8 Prozent) und Dell (15,1 Prozent) mit jeweils zweistelligen Marktanteilen. Dahinter folgen in einem respektablen Abstand die Mitbewerber Oracle (4,1 Prozent), Fujitsu (3,4 Prozent) und Cisco (3,3 Prozent).

Wie profitiert Lenovo von den IBM-Servern?

Lenovo offeriert im hart umkämpften Server-Markt ein übersichtliches Portfolio an x86-Systemen. Im Einzelnen sind das aktuell zwei Tower-Server und vier Rack-Systeme. Die Tower-Geräte wie TS130 und TS430 sind als Single-Socket-Systeme ausgelegt und bieten je nach Modell unterschiedliche Ausstattungsmerkmale. Bei den Rack Servern RD330, RD430, RD530 und RD630 handelt es sich um Zwei-Sockel-Rechner mit Intel-Xeon-Prozessoren, die für unterschiedliche Anwendungsszenarien konzipiert wurden. Neben den kundenspezifischen Ausstattungskonfigurationen bietet der Hersteller auch umfangreiche Garantie- und Support-Leistungen an, die sehr granular an die Kundenwünsche angepasst werden können. Leistungsfähigere Systeme in Form von Vier-Sockel-Servern, wie sie beispielsweise IBM im Programm hat, bietet der Hersteller aber nicht an.

Somit adressiert Lenovo mit seinen Produkten eine im Verhältnis zum gesamten Server-Markt relativ kleine Zielgruppe. Darüber hinaus fehlt Lenovo in der DACH-Region schlichtweg der Kundenstamm, der für eine erfolgreiche Server-Strategie erforderlich wäre. Die Übernahme der einschlägigen IBM-Nutzer ergibt vor diesem Hintergrund durchaus Sinn.

Bildergalerie: Lenovo ThinkServer Portfolio
Lenovo Rack-Server 1HE
Lenovo ThinkServer RD330
Lenovo Rack-Server 2HE
Lenovo ThinkServer RD430
Lenovo Rack-Server 1HE
Lenovo ThinkServer RD530
Lenovo Rack-Server 2HE
Lenovo ThinkServer RD630
Lenovo Tower-Server
Lenovo ThinkServer TS130
Lenovo Tower-Server
Lenovo ThinkServer TS430

IBMs Server-Angebot ist im Vergleich zu Lenovo wesentlich vielfältiger. Im Bereich System-x- Tower-Server stehen den Kunden vier Modelle (System x3100 M4, System x3200 M3, System x3400 M4 und System x3500 M4) zur Auswahl. Die ersten beiden Systeme arbeiten mit nur einem Prozessor, die restlichen zwei können mit bis zu zwei Intel-CPUs bestückt werden. Je nach Modellvariante kann der Kunde auch hier die Konfiguration entsprechend seinen Erfordernissen definieren, inklusive Garantie- und Support-Optionen.

Bildergalerie: IBM System x Portfolio
IBM Rack-Server
System x3250 M2
IBM Rack-Server
System x3250 M3
SX3350
System x3350
IBM Rack-Server
System x3530 M4
IBM Rack-Server
System x3550 M3
IBM Rack-Server
System x3550 M4
IBM Rack-Server
System x3630 M4
IBM Rack-Server
System x3650
IBM Rack-Server
System x3650 M3
IBM Rack-Server
System x3650 M4
IBM Rack-Server
System x3750 M4
IBM Rack-Server
System x3850 X5 Express
IBM Rack-Server
System x iDataPlex dx360 M4
IBM Tower-Server
System x3500 M4
IBM Tower-Server
System x3400 M3

Besonders umfangreich ist das Angebot an IBM-Rack-Servern. Insgesamt bietet der Hersteller aktuell zehn Rack-Systeme an. Davon lassen sich zwei nur mit einer CPU betreiben, sechs erlauben eine Bestückung mit bis zu zwei Prozessoren, die restlichen zwei Systeme erlauben eine Konfiguration mit bis zu vier Recheneinheiten. Bis auf ein Gerät, das mit AMD-CPUs bestückt ist, arbeiten alle übrigen Server mit entsprechenden Intel-Prozessoren. In diesem Segment kann der IBM-Kunde ebenfalls unterschiedliche Systemonfigurationen frei bestimmen und je nach Anwendungsszenario das System mit entsprechenden Features und Support-Optionen ausstatten. Interessant ist die Tatsache, dass IBM für diese Systeme einen breiten Kundenstamm hat. Dieser reicht von kleinen mittelständischen Unternehmen bis hin zu Enterprise-Partnern sowie RZ-Ausrüstern. Die beiden letztgenannten Kundengruppen sind zum Beispiel bei Lenovo unterrepräsentiert.

Bildergalerie: IBM BladeCenter Portfolio
IBM Blade-Server
IBM BladeCenter E
IBM Blade-Server
IBM BladeCenter H
IBM Blade-Server
IBM BladeCenter S
IBM Blade-Server
IBM BladeCenter HT

Ob das Segment der x86-Blade-Server Bestandteil der Verhandlungen zwischen IBM und Lenovo war, ist nicht bekannt. Nach unserer Einschätzung ist dies aber eher unwahrscheinlich, da IBM sich offenbar nur von den sogenannten "Commodity-Systemen" trennt. Auch benötigt IBM die Blade-Systeme, um das PureFlex- und Flex-System-Angebot aufrechtzuerhalten beziehungsweise weiterzuentwickeln. Denn gerade solche vorintegrierten und flexiblen Gesamtlösungen stoßen bei den IT-Verantwortlichen zurzeit auf großes Interesse. Entsprechende Produkte hat Lenovo nicht im Angebot.

IBM-Ankündigung vom 16. Januar 2014 -
IBM System x
Rack-Server x3650 M4 BD
IBM System x
Rack-Server x3850 X6
IBM System x
Rack-Server x3950 X6
IBM Storage
FlashSystem 840
IBM PureSystems
Flex System x880 X6 BD
IBM Hard- und Software 01.2014
Neues und Updates

Fazit: Vorteile für IBM und Lenovo

Mit der am 23. Januar 2014 angekündigten Übernahme der System-x-Sparte erweitert Lenovo sein Portfolio an Server-Systemen entscheidend. Das chinesische Unternehmen könnte auf einen Schlag zum weltweit drittgrößten Server-Hersteller aufsteigen. IBM andererseits hat ein Sorgenkind weniger und kann sich auf das Kerngeschäft mit leistungsfähigen Unternehmens-Servern konzentrieren. Zudem fließt mit 2,3 Milliarden US-Dollar, die Lenovo für die Übernahme der Sparte auf den Tisch legt, auch eine hübsche Summe in Big Blues Kasse. Unterm Strich gehörte es schon immer zu IBMs Strategie, sich von Sparten mit Commodity-Produkten zu trennen.

Spannend am Deal ist aber vor allem die Frage, ob IBM-Kunden auch dem "neuen Hersteller" aus China Vertrauen schenken werden. Gerade im Server-Umfeld sind langfristige Planungssicherheit sowie ein zuverlässiger Service und Support für die Kunden oft entscheidend. Sollte sich Lenovo diesbezüglich auf ähnlich hohem Niveau wie IBM bewegen, könnte der Hersteller durchaus ein ernstzunehmender Konkurrent für HP und Dell werden.